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Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donnerstag u. Samstag u. kostet bei der Erped., sowie im OA.- Bezirk Nagold 90^, außerhalb 1 das Quartal.

Samstag dm 14. Januar

Einrückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8

1893.

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(Weiterverwendung des bisherigen Frachtbrief­

formulars.- Laut Bekanntmachung des K. Ministeriums. Abt. f. d. Verkehrsanstalten, dürfen die früheren Fracht­briefe im Lrkalverkehr der württ. Bahnen bis SO. Juni weiter verwendet werden unter der Bedingung, daß der Transport weder unter Jnteressendeklarationen erfolgt, noch bie Ausstellung eines Frachtbnefduplikats verlangt wird, und daß seitens der Aufgeber die im alten Formulare enthaltene Hinweisung auf das Betriebsreglement durch eine solche auf die Verkehrsordnung handschriftlich abge- «ndert wird,

Ueb ertragen wurde das erledigteKameralamt Alten­steig dem Hauptsteuerverwalter Schmidt in Stuttgart.

2 Aus Frankreich.

Am Dienstag ist die französische Depu- tiertenkammer nach den Neujahrsferien wieder zusammengetieten; derZuckerbäckerfriede" ist aus, der Skandal tritt wieder in sein Recht.

So wenig auch bisher von den heillos vielen Anschuldigungen erwiesen ist, die sich mit der GesamlbezeichnungPanamaskandal" be­zeichnen lassen, so steht doch soviel schon unum­stößlich fest, daß mit dem Panamagelde in ganz unverantwortlicher Weise gewirtschaftet worden ist und daß die Pferde, die an der vollen Krippe standen, ganz unmäßig gefressen haben. 178 Abgeordnete und Senatoren sind verdächtig, zweiKarren" voll sind schon davongefahren, d. h. sind als schwer verdächtig den Gerichten ausgeliefert worden, die Kuratoren der Gesell­schaft und mehrere ihrer Agenten sitzen hinter Schloß und Riegel, und am Montag hat man auch den ehemaligen Arbeitsminister Baihut verhaftet, der unter dem Verdacht steht, eine Million FrankSchweigegelder" genommen zu haben. Als Baihut Arbeitsminister war, schickte die Regierung einen ihrer Techniker nach Panama, der über den Fortgang der Kanal arbeiten Bericht erstatten sollte. Dieser Bericht lautete trostlos genug; nach ihm waren noch zwei Milliarden zur Vollendung des Baues notwendig. Baihut unterschlug diesen Bericht und infolgedessen gaben die Hunderttausende kleiner Rentiers, die Frankreich aufweist, ihr dißchcn Geld fortgesetzt für Panama-Aktien her.

Doch wie schon gesagt, Verdächtigungen sind noch keine Beweise und die Beweise zu schaffen, dürfte auch nicht leicht sein, selbst wenn die behaupteten Thatsachen wahr sind. Die zurückgesetzten Leute, wie Constans und neuer­dings Rouvicr, schüren das Feuer immer von neuem. Die Verhaftung Baihuts zieht weitere Kreise. Als der Genannte Arbeitsminister war, hatte der jetzige Präsident Carnot das Finanz­portefeuille inne. Die Versuche, Herrn Carnot als beteiligt an der Korruption darzustellcn, Lehren daher immer wieder. Da der Kammer­präsident von den gegen ihn erhobenen An­schuldigungen sich nicht hinreichend gereinigt hat, so beabsichtigen viele Mitglieder der Rechten, denen eine Anzahl Opportunisten sich anschließen wollen, den Führer der Schutzzöllner, MÄine, als Präsidenten an Floquets Stelle in Vor­schlag zu bringen. Das höchste Interesse erregt natürlich die auf Rouvier zurückgeführte Be­hauptung, daß auch dem russischen Botschafter v. Mohrenheim ein ansehnliches Panama-Trink­geld in die Hand gesteckt worden sei. Der Ent- hüllungsetfcr schont weder Tote noch Lebende. Die Ankündigung des ehemaligen Polizeipräfekten Bndrieux, nach dem Panama-Falle würden andere dunkle Angelegenheiten, z. B. die Kon­version der tunesischen Obligationen erörtert werden, richtet sich auch gegen den lange im Grabe ruhenden ehemaligen Diktator Gambetta, den Urheber der Expedition nach Tunis, dem

vor zehn Jahren nachgesagt worden ist, daß er, bevor dieses Unternehmen durchgeführt wurde, große Partien jener Obligationen gekauft habe, was ihm viele Millionen eingebracht haben soll.

Wo Aas ist, da sammeln sich die Adler. Nun thut man allerdings den französischen Thronanwärtern samt und sonders zu viel Ehre an, wenn man sie mit Adlern vergleicht, im übrigen aber machen sie jenes Sprichwort wahr. Der Graf von Paris, der vom Papste fallen gelassen worden ist, läßt seinen Krönungsmantel ausbürsten; er war jüngst auf spanischem Boden und wo er sich gegenwärtig befindet, ist unbe­kannt. Es heißt, der Graf wolle abdanken. Aber von seinem leichtsinnigen Sohne, den er zur schleunigen Rückkehr aus überseeischen Län­dern aufgefordert hat, ist auch nicht viel zu erwarten. Prinz Viktor Napoleon, der Sohn PlouPlons, wartet die Dinge in Brüssel ab. Daß er einen Theaterkoup versuchen wird, wie sein Oheim zur Zeit ln Straßburg und Boulogne, ist nicht zu erwarten. Er rechnet aber mit dem Umstande, daß einem jeden Franzosen ein Teil chauvinistischen Cäsartsmus im Blute steckt. Das Jahr 1893 bringt zwei für die Fa­milien der Orleans und Napoleoniden wichtige Erinnerungen. Vor hundert Jahren leuchtete zuerst das militärische Genie Napoleons auf, indem derselbe als Befehlshaber der Artillerie vor Toulon diesen Platz den Engländern und Spaniern entriß. Mit dieser That war der Kriegsruhm des eisten Napoleon begründet. Hundert Jahre sind aber auch verflossen, seit­dem Philipp Egalit«, der Stammvater der heutigen Orleans, sein mit dem Verrat an der eigenen Famlie schmachvoll bedecktes Haupt unter das Beil der Guillotine legen mußte.

Und noch ein dritter Anwärter auf das Erbe der Herrschaft in Frankreich ist vorhan­den : der Sozialismus. Am Sonntag hat der­selbe in Carmaux wieder einen Wahlsieg errungen. Zwar muß noch Stichwahl statt­finden, aber bei diesek fällt dem Sozialismus zweifellos der Sieg zu.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 10. Jan. Erste Beratung des Gesetzentwurfs wegen Erhöhung der Brausteuer (in Norddeutschland, mit entsprechenden Mehr­leistungen auf andern Gebieten inSüddeutschland).

Schatzsekretär v. Maltzahn: Die Re­gierungen wollen mit den 3 dem Reichstage zugegangenen Steuervorlagen die Mehrausgaben infolge der Militärvorlage decken, nicht mehr und nicht weniger. An eine umfassende Steuer­reform ist dabei keineswegs gedacht, dafür wäre der Zeitpunkt allzu ungünstig. Der sofortige Mehrbedarf in der Höhe von 46Vr Millionen ist durch die 3 Vorlagen voll gedeckt. Die Deckung der späteren Mehrausgaven aus der Militärvorlage muß späteren Erörterungen Vor­behalten bleiben. Vergleicht man die Belastung durch die Brausteuer in Bayern, Baden und Württemberg mit der Belastung in der nord­deutschen Brausteuergemeinschaft, so kann die Erhöhung in der letzteren bei dem gegenwärtigen hohen Nutzen nicht unbillig erscheinen. Dem Gastwirte kann die demselben vorgeschlagene Mehrbelastung wohl zugemutet werden.

Goldschmidt (freis.) weist mit beson­derer Bezugnahme auf die in Bayern und Württemberg erfolgten Steuererhöhungen und deren ungünstige Folgen, die Schädlichkeit der geplanten Brausteuererhöhung für das Brau­gewerbe nach.

Der bayrische Finanzminister v. Riede sagt, daß die Exemplifizterung auf Süddemsch- land unzulässig sei; der Rückgang der dortigen kleinen Brauereien sei nicht der Steuererhöhung, sondern anderen Ursachen zuzuschreiben.

Hug (Zentr.) bekämpft die Vorlage unter Hinweis auf die Steuerverhältnisse Badens.

Gamp (frei-kons.) billigt sie, hat aber einzelne Bedenken; er würde eine Champagner-, Quittung- und Jnseratensteuer vorziehen. Daß die Biersteucuer auf die Konsumenten abgewälzt werde, dafür würden sich schon Mittel finden.

Nachdem noch der Abg. Rösike (nat.- ltb.) in längerer Rede die Schädlichkeit der ge­planten Steuererhöhung nachgewiesen hat, wird die Sitzung vertagt.

* Berlin, 11. Jan. Fortsetzung der 1. Beratung der Brausteuernovelle. Grillenberger (Soz.) spricht gegen die Bierverteuerung, die zugleich eine Bterverschlechterung herbeisühren würde. Die Biersteuer treffe als neue indirekte Belastung besonders die unteren Klassen. Die norddeutschen Brauereien arbeiten mit ungerecht­fertigtem Prosit. Damit die Dividenden nicht heruntergehen, braue man leichteres Bier und setze die Arbeitslöhne herab. Auch die Münchner Bierbraueretgehilfen führen ein Sklavenleben. Die Zahl der Brauereien habe erheblich abge­nommen. Auch in Bayern gehe der Bierver­brauch zurück und nehme der Schnapsgenuß zu; der Generalbericht der bayr. Sanitätsverwaltung bestätigte das. Es sei eine Ungerechtigkeit, das Brauereigewerbe besonders zu belasten. Warum ziehe man nicht die Bergwerkbesttzer, die Eisen­werke heran? Redner empfiehlt eine Equipagen­steuer, eine Einjährig - Freiwilligen - Steuer. Letztere könnte allein bis 15 Mill. abwerfen. Ferner eine zehnprozentige Steuer auf Riesen­vermögen; diese würde allein alle Militäraus­gaben decken. Er empfiehlt die Ablehnung der Brausteuernovelle, und zwar ohne Kommisstons­beratung. Der bayrische Finanzminister v. Riedel bemerkt, seme gestrigen Angaben be­ruhten auf amtlichen Quellen. Die Erhöhung des Malzaufschlags in Bayern habe nicht eine dauernde Erhöhung des Bierpreises herbeige­führt. Das Bier sei auch nicht schlechter ge­worden, der Verbrauch nicht zucückgegangen. Man müsse berücksichtigen, daß von 1879 ab die Pfalz, wo wenig Bier getrunken werde, in die bayr.Brausteuergemeinschafceinbe;ogen worden sei. Auch nach Erhöhung des Malzaufschlags in Bayern habe die Produktion der kleineren Brauereien nicht abgeuommen. Staatssekretär v. Maltzahn erklärt, ein Surrogvtverbot sei in die Vorlage nicht ausgenommen, weil man nicht tiefer, als unbedingt notwendig, in die bestehenden Verhältnisse eingretfen wollte.

Württembergischer Landtag. Kammer der Abgeordneten.

Stuttgart, 1. Jan. (1. Sitzung.) Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt der Alters­präsident Deutler des Hinscheidens Ihrer M. der Königin Olga m tiefempfundenen Worten; rhrAndenken werde im Volke dauernd erhalten bleiben. Hierauf berichtet Freiherr von Gemmingen Namens der Lcgitimations-Komm ssion über die Legitimation der neu emgetretenen Mitglieder. Leibbrand-Obcrndorf, Commerell-Neuenbürg und Hartmann-Oehringcn. Die Abgeordneten werden für legitimiert erklärt. Die Kammer schreitet nun zur Wahl des Präsidenten. Gewählt wird der seitherige Präsident von Hohl mit 82 von 84 Stimmen. Präsident von Hohl spricht seinen