Bestimmungen der Vorlage seien allerdings zu weitgehend.
Nach längerer Debatte wird die Vorlage einer Kommission überwiesen.
Nächste Sitzung: 10. Januar; Brausteuervorlage.
Füttern von Unkräutern in ungekochtem Zustande müsse gewarnt werden, denn häufig bekämen die Mutterschweine mit denselben Mutterkorn, worauf gewöhnlich Abortus eintrete. Beim Ferkeln sind die Tiere in Ruhe zu lassen, namentlich müssen fremde Personen ferngehalten werden. Dem Auffressen der Ferkel könne dadurch vorgebeugt werden, daß man die Jungen alsbald nach der Geburt entferne und erst dann wieder zulasse, wenn die Mutter wieder beruhigt und ihr das Saugenlassen Bedürfnis geworden ist. Vor dem Zerdrücken der Schweine schütze man sich am ehesten durch das Brennenlassen einer Laterne während derMcht. Ein warmer Stallffei zum Gedeihen der Tiere eine Hauptbedingung, wie auch die Darreichung einer gesunden Nahrung und pünktliche Wartung. Vor schroffem Futterwcchsel und Darreichung von saurer Milch müsse er dringend warnen. Den Ferkeln dürfe absolut nur frischgemolkene Milch gegeben werden. Hauptsache seien auch feste Futterstoffe. Nach 6 Wochen sei es Zeit zum Verkauf der Ferkel. Mit einem Fingerzeig zur Gewichtsermittlung der Tiere ohne Wage, deren Benützung wo eine vorhanden, aber selbstverständlich zu empfehlen ist, schloß Redner seinen Vortrag. Lebhaften Beifall lohnte denselben für die gemeinverständliche Belehrung, und Hr. Oberamtmann Vogt sprach ihm namens der Versammlung noch besonderen Dank aus. — Hierauf hielt Hr. Pfarrer Knittel einen Vortrag über dieVor- teile der Organisation des bäuerlichen Kreditwesens. Der gewandte Redner wußte seinen Vortrag mit vielem gesunden Humor zu durchwürzen und von Anfang bis zu Ende die Aufmerksamkeit der Zuhörer zu fesseln. Einleitend betonte Redner, daß die Gründung von Darlehenskassen, deren wir schon eine große Zahl im Lande besitzen (ca. 470), das wirksamste Mittel gegen die wucherische Ausbeutung des kleinen Landwirts sei. Die zwei Hauptfeinde der Bauern seien wirklich der Kapitalismus und der Sozialismus. Durch treues Aushalten, emsiges Streben und Erleichterung des Kredits habe er die wirksamsten Waffen sich dieser Feinde zu wehren. Die Darlehenskassen leihen ihr Geld zu billigem Zinsfuß aus, es sei jederzeit Geld zu bekommen, auch böten sie eine sichere Kapital-Anlage. Durch gemeinschaftliche Einkäufe u. a. m. wirken sie ferner allenthalben mit vielem Segen. Die Alters-u.Jnvaliditätsverstcherung unterwarf Redner einer abfälligen Beurteilung; sie passe nicht für unsere bäuerlichen Verhältnisse. Dringend erforderlich sei, daß der Bauer mehr schreie über seine Lage, über seine Wünsche und Bedürfnisse, aber nicht blos wie es leidige Gewohnheit sei, nachts zu später Stunde hinter dem Bierglas. Auch sonst gab der Redner aus dem praktischen Leben gegriffene und für das praktische Leben des Bauern bestimmte lehrreiche Winke frisch von der Leber weg. Er erntete den begeistertsten Beifall aller seiner Zuhörer und ebenfalls den besonderen Dank des Hrn.
Vereinsvorstandes. Wegen der vorgeschrittenen Zeit kamen die Gegenstände 1 u. 4 der Tagesordnung nicht mehr zur Verhandlung. Durch die Veranstaltung der beiden Vorträge, die zweifelsohne gute Früchte tragen werden, hat der Verein sich seinen Mitgliedern sehr verdient gemacht, worüber nur eine Stimme der Anerkennung bei allen Teilnehmern herrscht.
* Nagold, 15. Dez. Seit langen Zeiten
bestanden in hiesiger Stadt mit 3500 Einwohnern 17 Bierbrauereien von kleinerem und größerem Umfang. Kein Wunder daher, daß durch die erdrückende Konkurrenz der großen Bierfabriken von Nah und Fern sich Geschäfte der Kleinbrauer abbröckelten und ihren Betrieb (> an der Zahl) einstellten. So kam es auch, daß dieser Tage die über die Grenzen unseres engeren Vaterlandes rühmlich bekannte Saut- ter'sche Bierbrauerei zum Verkauf gebracht wurde und in die Hände eines unternehmenden Kapitalisten, welcher, wie man hört, Kaufläden in dem günstig gelegenen großen Gebäude einzurichten beabsichtigt, um den verhältnismäßig sehr billigen Preis von 47 600 Mk. überging, bittere Aussichten für das Bierbrauereikleingewerbe ! (Schw. M.)
*Herrenalb, 14. Dez. In den letzten Tagen ist man auch hier der Frage betreffend die elektrische Beleuchtung näher getreten. Von verschiedenen Fabriken wurden Voranschläge eingefordert; ein Konsortium von Privaten, an dessen Spitze Hofrat Dr. Suchier steht, hat sich gebildet. Der Bedarf an Lampen wurde auf ca. 500 Flammen für die verschiedenen Etablissements festgestellt. Die Wasserkraft ist für tine billige Rechnung hiezu vorhanden. Wenn die Kosten nicht zu groß werden, wird sich auch die Stadt an der Sache beteiligen.
" Oberndorf, 17. Dezbr. Von der hier grassierenden Diphtheritis wurde in besonders schmerzlicher Weise die Familie des in der hiesigen Waffensabrik beschäftigten Schlossers Saurter heimgesucht, welcher innerhalb der kurzen Zeit von 14 Tagen 3 Kinder im Alter von 13, 9 und 3 Jahren durch diese Krankheit entrissen wurden.
* D e württ. Eisenbahnverwaltung hat einen zweiachsigen .Koupewagen III. Klasse zum Krankentransport einrichten lassen. Der Krankenwagen enthält ein größeres Mittelkoupe, das mit einem vollständigigen Ruhebett und einem ausziehbaren Schlafstuhl ausgestattet und mit Doppelthüren versehen ist, so daß der Kranke direkt auf Bett oder Tragbahre von jeder Seite eingeschoben werden kann. Außerdem enthält der Wagen ein Koupe I. Klasse mit 3 Sitz» Plätzen und ein Koupe II. Klasse mit 7 Sitzplätzen, sowie einen Abort. Die verschiedenen Räume sind untereinander mit Thüren verbunden.
* (Verschiedenes.) Der Frhrl. v. Raß- ler'sche Gutsjäger Bronner in Börsttngen hat dieser Tage im Neckar eine Fischotter von seltener Größe gefangen; dieselbe mißt von der Schnauze bis zum Schwänzend.' 1,48 Meier.
Laudesaachrichteu.
- Altensteig, 19. Dezbr. Der landw. Bezirks-Verein Nagold hielt gestern nachmittag im Gasthaus zum Waldhorn in Eb Hausen eine überaus zahlreich besuchte Plenarversammlung ab. Der Vorstand des Vereins, Herr Oberamtmann Vogt, eröffnete die Versammlung und erteilte zuerst dem Hrn. Professor Sieglin von Hohenheim das Wort zu seinem Vortrag über Schweinezucht. Hr. Sieglin führte nun über sein Thema im wesentlichen folgendes aus: Wie schon in der grauen Vorzeit so sei auch heute noch das Schwein von großer wirtschaftlicher Bedeutung. Da es die Fähigkeit habe, sich allen Verhältnissen an- zubequemen, treffe man es m allen Ländern der Erde. Bedauerlich sei, daß für die Schweinezucht viel zu wenig geschehe und doch sei der Nutzen derselben ein bedeutender. Das Schwein nütze sein Futter, das es in großer Menge verzehre, von allen Tieren am besten aus, da es eine große Verdauungsfähigkeit besitze. Vom gleichen Quantum fester Nahrungssubstanz könne z. B. beim Schwein ein Nutzeffekt an Fleisch von 25°/», und beim Rindvieh von nur 10°/« konstatiert werden. Redner verbreitete sich dann eingehend über den Wert der einzelnen Raffen. Für die passendste in unserer Gegend hält er eine selbstgezüchtete Kreuzung von unserer Landraffe mit der großen Jorkshire-Rasse. Ihre Vorzüge seien große Genügsamkeit, frühe Reife, große Fruchtbarkeit und bei reichlicher Ernährung eine große Mastfähigkeit. Wer aber sein Geld wolle fliegen sehen, der solle sich nur Meißener Zuchtschweine kaufen. Auch die Sucht, daß vielfach beim Ankauf nur auf die Farbe und zu wenig auf den Bau der Tiere gesehen werde, kritisierte er abfällig. Nun ging Redner auf die Zuchtmethode über. Zur Deckung sollten immer von Zeit zu Zeit von auswärts ächte Jorkshire- Eber bezogen werden, weil durch die sich steigernde Verwandtschaft die Nachzucht ausarte, und die Fruchtbarkeit notleide. Auch müsse er vor zu häufiger Kreuzung und vor zu baldiger Benützung junger Eber zur Deckung ernstlich warnen. Zur Erzielung einer höheren Fruchtbarkeit empfehle sich eine mehrmalige Deckung an einem Tage. Ganz fette und zu magere Schweine seien zur Zucht nicht geeignet. Dringend empfehle es sich den Zuchtschweinen zu einer täglichen Bewegung im Freien Gelegenheit zu geben; es werde dadurch viel gewonnen, namentlich auch rechtzeitige Deckung. Ganz vorzüglich für das Gedeihen der Schweine sei die Weide im Laubwald; kein Forstmann werde hiegegen Einspruch erheben. Vor dem
„Komm, setze dich zu mir, mein wildes Mädchen," sagte sie; „aber ganz nahe — so!"
Das junge Mädchen folgte der Aufforderung gern; fragend blickte es die Gräfin an.
„Du hast wir etwas zu sagen, Mama?"
„Ja, mein Kind!" erwiderte ernst Franziska.
„Und welch' ernstes Gesicht du machst, Mamachen! Beinahe könnte ich mich fürchten. Ich thäte es auch, wenn ich nicht wüßte, daß ich bei meiner lieben Mama so gut geborgen bin wie an keinem anderen Orte der Welt. Aber sage, ist es Ernst oder Scherz, was du mir zu sagen hast?"
„Ernstlicher als du jemals ahnest, Sabine!"
Sabine machte ein äußerst verwundertes Gesichtchen.
„O, Mama, jetzt ist mir aber wirklich der Schrecken durch die Glieder gefahren. Ich bin so erschrocken, daß ich nicht einmal mehr davonlaufen könnte, auch wenn ich wollte. Ich würde es auch sonst thun, um nichts zu hören. Muß es denn sein, Mama — das Schreckliche. Sie mußte doch lachen. „Du weißt, heute ist mein neunzehnter Geburtstag.
„Eben deshalb, Sabine; endlich ist die Zeit gekommen, wo du erfahren mußt, was sich nicht mehr länger hinausschieben läßt. Sei ruhig, mein Kindchen, und denke bei allem, was ich dir zu hören gebe, daß dir das Herz deiner Mama immer bleibt, in gleicher Liebe; dahin kannst du fliehen in allen Stunden deines Lebens."
„Ach, Mama, Mama! Du erstickst mir ja das Lachen durch solche Worte; ich werde traurig und das bin ich gar nicht gern."
Wirklich traten Thräuen in die Hellen Augen Sabinens.
„Nicht weinen, Sabinchen! Sei mein mutiges Mädchen — und nun höre!"
Durch Thränen lächelte Sabine.
„Sprich, Mama, und quäle mich nicht länger; es ist gewiß nicht so schlimm. Und dann — heute ist doch mein neunzehnter Geburtstag; ich bin jetzt schon eine große Dame. Das ist recht thöricht, daß ich nicht zu allem lache."
Der Kobold blitzte wieder aus ihren Augen.
„Sage mir, Sabine, hast du Kurt recht lieb?" fragte Franziska.
Das junge Mädchen blickte verwundert auf.
„Du fragst noch, Mama? Ob ich ihn lieb habe! O, nicht nur das; ich bin stolz auf mein liebes Brüderchen!"
„Ich danke dir, mein Kind!" sagte mit gerührter Stimme die Gräfin. „Und mich hast du auch ein wenig gern, Sabine?"
„Ein wenig? O, über alle Maßen, Mama! Mama!" jauchzte das junge Mädchen und lag am Halse Franziskas, die tiefbewegt das Haar des Mädchens küßte.
„Alles ist dann gut, mein Liebling, und nichts wird sich ändern, wenn du erfahren hast, was dir mitzuteilen unumgänglich nötig ist. Es ist die Zeit gekommen, Sabine, wo du — dich verheiraten solltest."
„Ich?!" rief das junge Mädchen und es lief wie rotes Blut über ihr Gesichtchen. „Mama, das ist ja gar nicht möglich; ich will ja gar nicht! Dann müßte ich ja fort, müßte mich von dir, von Kurt trennen — nein, Mama! Schicke den Freier nur wieder heim und laß mich hier bei dir und Kurt."
Schon wieder kamen ihr beinahe die Thränen. Die Mama quälte sie heute aber auch zu viel.
„Und wenn ich d r nun sage, daß du bei Kurt bleiben, aber dennoch dich vermählen sollst?" (Fortsetzung folgt.)
Auslöiung des Nänels in Nr?. 148:
Ahn — Bahn — Dahn — Kahn — Wahn — Lahn — Hahn — Jahn — Zahn-