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Erscheint wöchentl. S««lr DimStag, Donnerstag und LamStag und kostet in Wensteig 90 ^ im Bezirk SO «ußerhald l das Quartal.
EtnrückungSprei» der Ispalt. Zeile für Altensteig I und nah« Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ 1Z<)2
bei mehrmaliger je 8 auswärts je 8 j '
Amtliches.
Bers etzt wurde seinem Ansuchen gemäß aus das erledigte Revieramt Blaubeuren, Oberförster Haug in Liebenzell.
Für Schmiede, welche eine Prüfung im Hufbeschlag erstehen wollen, finde» an nachstehenden Lehrwerkstätten für Hufschmiede solche Prüfungen statt und zwar: in Reutlingen am 9, Dez. d. I., in Ravensburg am 14. Dez., in Ulm am 15. Dez., in Heilbronn am 21. Dez., in Hall am 22. Dez. Näheres ist aus der diesbezüglichen Bekanntmachung im „St.-Anz." Nro. 246 ersichtlich.
Gestorben: Kirchenrat Tr. v. Wassermann. Stuttgart; Forstreferendär Lang, Eningen u. A.; Schullehrer a. D. Riegel, Stuttgart; Kaufmann Hauff, Göppingen- Reutlinge».
D Das Ministerium Loubet ist bedenklich ins Wanken gekommen und sein Sturz ist nur noch eine Frage der Zeit. Wäre die französische Deputiertenkammer nicht so lange vertagt gewesen, so würde das Kabinett Loubet jetzt schon der Vergangenheit angehören. Es geht an seiner eigenen Energielosigkeit zu Grunde und dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach einem Ministerium Platz machen, das einen ausgesprochen antisoztaltstischen Charakter haben und seine Bestimmung darin suchen wird, die blaue Republik vor der roten zu retten.
Es sind besonders zwei Steine des Anstoßes, über die das Ministerium stolpert. Der eine ist der Schweizer Handelsvertrag, der andere der Streik in Carmaux. In der Kammer herrscht in allen Zoll- und Handelssachen der Hochschutzzöllner Meline, der in Frankreich etwa die Rolle spielt wie Mac Kinley in Nordamerika. Meline hat sich gegen den Schweizer Handelsvertrag ausgesprochen und so ist es gar keine Frage, daß der Vertrag die Zustimmung der Kammer nicht finden wird. Da sich aber Loubet schon für den Vertrag gebunden hat, so ist der Sturz seines Kabinetts ziemlich sicher.
Selbst aber wenn diese Klippe glücklich umschifft werden könnte, wenn Loubet etwa den Handelsminister über Bord werfen würde, dann bliebe immer noch der unangenehme Streik in Carmaux übrig. In Carmaux ist ein Arbeiter namens Calvignac zum Maire gewählt worden. Seine kommunalen Pflichten nötigen ihn nun, mehrere Tage der Woche „blau" zu machen, was aber wieder seinen Arbeitgebern nicht gefällt. Sie haben den Maire einfach aus seinem Arbeitsverhältnis entlassen und die Folge davon war, daß das ganze Personal ausständig wurde. Sozialistische und radikale Deputierte eilten herbei und schürten natürlich ; hier galt es, einen Grundsatz durchzufechten und da mußten von beiden Seiten energische Anstrengungen gemacht werden, um den Sieg zu erringen. Bisher haben die Arbeiter ausgehalten und sind auch, von Ausnahmen abgesehen, nicht zu Thätlichkeiten übergegangen.
Die Regierung weiß nun nicht, wie sie sich diesem Streik gegenüber verhalten soll. Sie hat die Truppen aus Carmaux zurückgezogen, um die Gemüter nicht noch mehr zu verbittern. Jetzt heißt cs wieder, zwei Schwadronen sollen nach Carmaux gehen. Jedenfalls thut die Regierung den Sozialisten viel zu viel, den Anti- soztalisten ab»r viel zu wenig — auf jeden Fall jedoch gebricht es ihr an Entschiedenheit.
Man sollte meinen, die Aufgabe der Regierung gegenüber diesem Streik ist von selbst gegeben; sie hat Gewehr bei Fuß ruhig abzuwarten und etwaige Ausschreitungen hintanzuhalten. Aber bei dem Wunsch, es jedem recht zu machen, verdirbt sie es mit allen Parteien. Der Grund dafür sind die im nächsten Jahre stattfindenden Wahlen. Loubet hat Carnot veranlaßt, mehrere
Führer, die thatsächlich Ausschreitungen begangen hatten und deshalb zu Freiheitsstrafen verurteilt worden waren, zu begnadigen. Auch das ist als ein Zeichen von Schwäche ausgelegt worden und zwar gerade von denen, welchen die Amnestie die Freiheit wiederbrachte. Fällt Loubet, so kann man sich aus ein Ministerium gefaßt machen, das den Sozialisten energisch entgegentritt; damit allerdings würde dann auch ein Kampf entbrennen, der für lange Jahre hinaus entscheidend sein wird.
LaadeSuachrichteu.
* Friedrichshafen, 20. Okt. (Erkrankung der Königin Olga ) Der gestrige Tag verlief bei gesteigertem Nahrungsbedürfnis und wiederholtem ruhigem Schlaf für Ihre Majestät befriedigend, dagegen war die Nachtruhe durch Anfälle von Beklemmungen und Schwäche sehr gestört. Die zurzeit vorherrschenden Erscheinungen, die eines gewissen beunruhigenden Charakters nicht entbehren, sind auf Störungen in
der Thätigkeit der Nieren zurückzuführen.
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' Altensteig, 21. Okt. Das Jahr 1892 zeichnet sich durch jähe Witterungsumschläge u. besonders durch abnorme Temperaturverhältnisse eigenartig aus. Hat schon das Frühjahr mit seinen raschen Uebergängen von eisig kalten Nord- zu warmen Südwinden hierin ersprießliches geleistet, so war es namentlich der Sommer, der sich durch eine Gluthitze auszeichnete, wie in diesem Jahrhundert in unserem Klima noch keine auftrat, nebenbei ist die große Trockenheit zu erwähnen. Der Herbst wollte nun auch seine besonderen Eigenarten haben; er brachte anhaltendes Sudelwetter, schließlich Schneefall und heute, sage am 21. Oktober, einen Frost, daß die Fenster bis oben gefroren sind. Da nun also der Herbst auch seine besondere Launen hat, ist als Abwechslung zu erwarten, daß wir noch einen schönen Altweibersommer bekommen. Heuer ist ja alles möglich — Am Sonntag den 30. Okt. hält der landw. Bezirksverein in Nagold eine Hauptversammlung ab, bet welcher wichtige Beratungsgegenstände auf der Tagesordnung stehen. Es wird ein neuer Vorstand gewählt werden, auch der Gauausschuß und der Vereinsausschuß hat sich einer Neuwahl zu unterziehen. Bedauerlich ist, daß seither unser Hinterer Bezirk blos durch 3 Mitglieder im Ausschuß, der 12 Mitglieder zählt, vertreten war, wodurch unsere Interessen nicht immer mit Erfolg geltend Igemacht werden konnten. Es wäre deswegen angezeigt, daß sich die Vereins- Mitglieder recht zahlreich an der Versammlung beteiligen würden. Zudem bietet ja jetzt die Bahn bequeme Gelegenheit zum Besuch der Versammlung.
* Neuenbürg. Am 10. d. Mts. kam zu dem Wagner Faas in Bernbach ein Mensch im Alter von etwa 33 Jahren, der sich für den Sohn der Schwester der Faas'schen Ehefrau, der Witwe Scheel in New-Aork ausgab. Er brachte vor, daß er einige Zeit in Bernbach sich aushalten wolle, um seine deutschen Verwandten zu besuchen, daß er von seiner Mutier 1400 Dollars mitbekommen und noch weiteres Geld zu erwarten habe, wenn er länger bleiben wolle. Er sprach über Familienverhältnifse, die er — wie später sich herausstellte — bei anderen Personen in der Nähe erkundet hatte, und hatte zum Schluffe selbstverständlich wieder nicht so viel deutsches Geld bei sich, um seinen mit Geschenken für die Verwandten gefüllten Koffer
in Frankfurt a. M. zu erheben. Faas gab ihm zu diesem Zwecke 60 Mk., begleitete ihn auf die nächste Eisenbahnstation und verabredete mit ihm, am nächsten Nachmittage, bis wohin der Neffe sicher zurück zu sein versprach, ihn ebenda zu erwarten. Am andern Tage kam wohl der erwartende Faas, nicht aber der erwartete Neffe und von den erhofften Geschenken hat der erste sowenig wie von leinen hingegebenen 60 Mk. etwas wieder gesehen.
* Kaum ist die Schramberger Bahn eröffnet, so werden auch schon Stimmen laut über die Unzulänglichkeit der Bahnhofanlage in Schramberg. Der „Schr. Anz." schreibt nämlich: Der Hauptzugang zum Bahnhof führt über das Zufahrtsgeleise der Steingutfabrik, welches aber bei den meisten Zügen mit zur An- und Abfahrt benützt werden muß, was ein störender und gefährlicher Zustand genannt werden darf. Für den Güterverkehr dürfte sich die Geleiseanlage schon jetzt als nicht ausreichend erweisen; die Güterhalle ist entschieden zu klein. Auch bezüglich des Personenverkehrs, wird die Bahn, da bei den „sekundären" Verhältnissen derselben eine bestimmte Länge der Züge bezw. eine gewisse Wagenanzahl nicht überschritten werden kann und darf, namentlich an Sonn- und Feiertagen, wo der Verkehr ein lebhafter ist, nicht allen Ansprüchen genügen können, obwohl die Betriebsverwaltung es an nichts fehlen läßt. Die Herren Betriebsoberinspektor Knapp und Finanzrat Stadlinger kamen bereits nach Schramberg, um sich über gewisse Verhältnisse der Bahn zu unterrichten. (Es scheint daselbst auch recht gespart worden zu sein.)
'Glems, OA. Urach, 18. Okt. Wegen Verdachts, die 55 Jahre alte Ehefrau des Fabrikarbeiters Chr. Fauth, während sie in das Haus einzutreten im Begriff war, niedergeschlagen zu haben, so daß sie sofort eine Leiche war, wurde ein 18 Jahre alter Bursche aus Glems verhaftet. Nach einigen Tagen meldete sich jedoch, wie dem „St. A." geschrieben wird, der Sohn der Getöteten mit dem Geständnis, daß er seine Mutter erschlagen habe im Zorn über deren Trunk- und Händelsucht. Die Mutter habe noch in der Woche vor ihrem Tod feinem Vater heimlich Aepsel beseitigt, um den Erlös dafür zu vertrinken und als ihm dies sein Vater in der Traubenwirtschaft am 9. Oktober nachmittags mit der Aufforderung erzählt habe, die Mutter wegzuschaffen, habe er die Wirtschaft verlassen, um seiner Mutter den Kopf zu verschlagen. Er habe das Haus verschlossen gefunden; als er aber kurze Zeit gewartet habe, sei die Mutter gekommen und nun habe er mit dem rasch ergriffenen Prügel ihr einen Schlag auf den Kopf versetzt. Sohn und Vater Fauth sind verhaftet. Untersuchung wegen Mords bezw. Anstiftung zum Mord ist eingelettet.
* (Verschiedenes.) In Schwenningen ist die Uhrenfabrik von Chr. Stäle sowie ein Nachbargebäude abgebrannt. — InWinnen- den saßen mehrere dort in Arbeit stehende Handwerksgesellen in heiterer Laune in einer Wirtschaft beisammen, als plötzlich einer derselben einen Revolver aus der Tasche zog und auf den neben ihm Sitzenden einen Schuß abfeuerte, welcher denselben in die Hand traf, wo die Kugel stecken blieb. Hoffentlich trifft den übermütigen Schützen eine empfindliche Strafe.
'Baden-Baden, 18. Okt. Der Großherzog ist an heftiger Erkältung erkrankt und muß hier im Schloß das Bett hüten.