Tieren herrührte, aßen, teils leichter, teils schwerer erkrankt. Eine gründliche Untersuchung der Krank­heit wäre den betreffenden Viehbefitzern um so mehr zu gönnen, da sie aus der deutschen Vieh- verstcherung keine Entschädigung erhalten, wenn nur Maul- und Klauenseuche festgestellt ist.

* Freudenstadt, 10. Okt. Letzte Nacht ist das Wohnhaus des Schreinermeisters Driß- ler abgebranut. Die Bewohner des Hauses, die sich schon im tiefsten Schlaf befanden, als der Brand entdeckt wurde, mußten sich durchs Fenster retten. Von den Habseligkeiten konnte fast gar nichts dem Flammenmeer entrissen werden. Da die Nachbargebäude hart an den Brandherd angrenzten, so war die Aufgabe der Feuerwehr wegen des heftigen Sturmes keine geringe. Doch gelang es derselben glücklich, das Feuer auf seinen Herd zu beschränken. Der Abgebrannte ist versichert.

* Von der Kinzig, 10. Okt. Daß die Schramberger das »Festen" auch verstehen, haben sie aus Anlaß der gestrigen Eröffnung der Bahn SchiltachSchramberg gezeigt, durch die das industriereiche Städtchen nun auch in den Weltverkehr einbezogen ist. Eine Schilde­rung des Schmuckes, in den sich Schramberg geworfen, würde zu weit führen: kein Haus ohne Fahnen, Guirlanden und Kränze und erst die prächtigen Ehrenpforten, worunter ein Uni­kum, ganz gebildet aus Erzeugnissen der Por­zellan- und Majolikafabrik von Villeroy und Boch! Von hervorragenden Persönlichkeiten waren u. a. erschienen Ministerpräsident Dr. v. Mittnacht, Finanzminister v. Rieke, Regie­rungsdirektor v. Leibbrand, Finanzminister Ell- stätter, Geh.-Rat v. Eisenlohr. Bei der Ein­fahrt des Zuges waren sämtliche Vereine nebst der gesamten Schuljugend am Bahnhof ausge­stellt, wo Stadtschultheiß Holzwarth die Re­gierungsvertreter und Festgäste begrüßte, worauf Excellenz von Mittnacht dem Wunsche Ausdruck verlieh, es möchten sich alle an diese Bahn geknüpften Hoffnungen für Schramberg und Umgebung erfüllen. Am Festessen imLamm" nahmen gegen 200 Personen teil; Toaste wur­den ausgebracht von Stadtschultheiß Holzwarth auf den König, an Höchstwelchen ein Huldi­gungstelegramm abging, von Exzellenz v. Mitt­nacht (welcher auch der um das Zustandekommen der Bahn hochverdienten Männer, Moriz Mohl und v. Leibbrand mit warmen Worten gedachte), auf die Stadt Schramberg, von Kommerzienrat Junghans auf die erschienenen württ. und bad. Minister, von Finanzminister Ellstätter auf die Fortdauer der freundnachbarlichen Beziehungen zwischen Württemberg und Baden, von Kauf­mann Teufel von Tuttlingen auf Schrambergs Industrie, von Oberbaurat v. Bracher auf die Vertreter der Gemeinde Schramberg, von Fabri­kant Lindhorst auf die Bauleute. Den Schluß der Festivitäten bildete abends nach vorange­gangener Beleuchtung der Schramberger Schloß­ruine ein überaus zahlreich besuchtes Bankett in der festlich geschmückten Turnhalle. So

haben denn die Schramberger nach jahrelangem Kämpfen und Streben ihre Bahn erhalten auch für Andere ein Sporn zur Befolgung des Satzes: »Nit no lau gwinnt!"

* Martenwahl, 10. Okt. Das heutige allerhöchste Geburtsfest Ihrer Majestät der Königin wurde mit Rücksicht auf den Gesund­heitszustand Ihrer Majestät der Königin-Witwe und die Abwesenheit Ihrer Majestät der Königin in aller Stille begangen und die eigentliche Feier bis nach Rückkehr Ihrer Majestät verschoben.

* Stuttgart, 11 . Okt. (Volksküchen.) Allgemein wurde es von den Besuchern der Küchen mit Freuden begrüßt, daß Seine Maje­stät der König, wie das seinerzeit unter dem Hochseltgen König Karl befohlen war, an dem Geburtsfest Seiner hohen Gemahlin ein Frei­essen verabfolgen ließ. Es wurde gekocht Erb­sensuppe, neues Sauerkraut mit Rauchfleisch und Kartoffeln; die Zahl der abgegebenen Portionen betrug über 1000 .

* Ein längerer Artikel desStaatsanzetgers" tritt den Bemängelungen der Presse über das Regierungsverfahren im Falle Hegelmaier ent­gegen. Die Behauptung, daß nur durch Be­schluß eines Zivilgerichts eine Person für gei­steskrank erklärt werden könne, sei durchaus unzutreffend. Regierungsseits sei man sich wie der Pflichten so auch der Rechte bewußt und werfe jeden Vorwurf zurück, als ob von die­sem Wege abgewichen worden sei. Dem Mi­nister des Innern werde eine Besprechung der ganzen Angelegenheit vor dem Landtag nur in hohem Grade erwünscht sein.

* Heilbronn, 9. Okt. Die Abstimmung der bürgerlichen Kollegien über die Pensionie­rung Hegelmaiers (d. h. Ablehnung der Pen­sionierung) war keine vorläufige, sondern eine definitive es bleibt bei der Ablehnung.

* Kirchheim u. T., 7. Okt. Die Zucht reiner Hunderassen wirft immer noch einen schönen Gewinn ab. So hat Schirmfabrikant Schreiner hier eine 1jährige schöne Ulmer Dogge nach London verkauft und hiefür den gewiß hohen Preis von 500 Mk. erzielt.

* Vom Lande, 9. Okt. Auf dem ganzen Erdball wohnen nach dem Ergebnis der neuen Statistik 76 Millionen Deutsche. Im engeren Deutschland leben 49 Millionen, in Oesterreich 8 , in Ungarn 2, in der Schweiz 2, in Ruß­land O /4 Millionen. Auf die übrigen euro päischen Länder treffen 31/4 Millionen, 7 auf Nordamerika, Vn Million auf Südamerika, 3 Millionen auf Afrika, Asien und Australien.

* (Verschiedenes.) In Urach brach in der Brauerei z. wilden Mann Feuer aus, wo­durch die Darre, Kühle, Stallung und Heubühne ein Raub der Flammen wurde. Der Ober­brauer, der im tiefsten Schlaf lag, konnte nicht mehr gerettet werden und fand den Erstickungs­tod; ein zweiter Brauer mußte schwer verletzt in den Spital verbracht werden. In Reut- lingen wurde ein 21jähriger Pferdeknecht von seinem Pferde derart auf die Brust geschlagen,

daß er den Verletzungen schon nach einer Stunde schmerzlichster Leiden erlag. Die Folgen leichtsinnigen Schießens hat ein 19jähr. Gipser­geselle aus Leinfelden erfahren müssen, in­dem ihm am Sonntag mittag durch einen alten Reiterkarabiner der Daumen und Zeigefinger der linken Hand vollständig abgerissen wurden.

In Haberschlacht fiel ein 2jähriges Kind in einem unbewachten Augenblick in eine Abwassergrube hinein und ertrank. Am Samstag mittag wollte der Sohn des Schlossers Roller in Großsachsenheim einen Schwär­mer losbrennen. Nachdem er denselben ange­zündet hatte, ging er nicht gleich los, weshalb er ihn unvorsichtigerweise in die Tasche steckte; hier ging der Schwärmer los und verletzte den Knaben derartig, daß er seinen Geist am Sonntag abend aufgab. Am Montag nacht wurde in Glems (Urach) eine Frau, die mit ihrer Toch­ter von einem Besuch nach Hause ging, von einem jungen Menschen angefallen und nieder­geschlagen; dieselbe war sofort tot. Bis die Tochter den Vater zu Hilfe rief, war der Mör­der entronnen. Auf dem Bahnhof in Ulm kam ein bayrischer Bremser beim Ankuppeln zwischen die Puffer zweier Wagen, wobei ihm der Brustkasten eingedrückt wurde. Der Tod trat sofort ein. Der am 4. ds. Mts. ver­storbene Oberbaurat von Brenner in Stutt­gart hatte eine letztwillige Verfügung hinter- laffen, wonach seine Todesnachricht erst nach er­folgter Beerdigung veröffentlicht werden solle. Daraus erklärt sich auch, daß sich die Blätter bisher über die Verdienste des Mannes aus­schwiegen. Sein Wunsch ohne Gesang und Reden beerdigt zu werden, ist ihm erfüllt worden. In Großschaffhausen, OA. Laupheim, fand in letzter Zeit eine merkwürdige Hochzeit statt. Der Bräutigam ist 1809, die Braut 1824 geboren; beiden wurden die Ehehälften schon 3 mal durch den Tod entrissen, so daß jedes derselben nun zum viertenmal einen Ehe­bund schloß. Wagner A. von Ebersbach verkaufte an den Landwirt H. in K. 2 Bienen­stöcke, und zwar per Kopf jeder Biene um einen Pfennig. Nun fragte es sich, wie man die An­zahl Bienen in einem Stock zu zählen vermöge, ohne sie zu töten, da sich niemand hiezu bereit finde. Nach den Erfahrungen Sachverständiger beträgt die Zahl eines vollen Bienenstocks 6000 Stück. Demnach wäre der Kaufpreis eines sol­chen im Betrag von 60 Mk. ein hoher Preis.

Vor einigen Wochen wollte eine Frau in Waldsee ihrem sich in Feldkirch im Dienste befindlichen Sohn seinen Koffer mit getragenen Kleidungsstücken zuschicken. Derselbe kam jedoch zweimal nach Waldsee zurück, weil er an der österreichischen Grenze keinen Einlaß bekam. Der junge Mensch mußte daher seit mehreren Wochen ohne Effekten sich behelfen und nun zu guter letzt sich neue Kleider kaufen.

* Berlin, 9. Okt. DiePost" erfährt von gut unterrichteter Seite, der Herzog von

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Von A. Th.

(Fortsetzung.)

Die Frauen und Mädchen schauten lebhafter drein, um viele Augen- und Mundwinkel spielte öfters ganz unverkennbar Schalkhaftigkeit und Humor. Am Nachmittage gab's viel Besuch. Alles wollte den fremden Dampfer besichtigen.

Die einfachen Leute benahmen sich selbstbewußt, ohne Schüchtern­heit, dabei aber frei von jedem aufdringlichen, täppischen Wesen, mit einem natürlichen Takt, wie ihn die den gleichen sozialen Kreisen ange­hörende Bevölkerung anderer Länder schwerlich an den Tag gelegt haben dürfte.

R.'s Schwägerin fragte mich später, ob ich glaube, daß die Nor­weger je eine höhere Kulturstufe erreichen würden. Sonderbare Frage das! Wenn Fleiß, Geschicklichkeit und Energie, ausreichender Besitz der wirklich notwendigen Lebensbedürfnisse, tüchtige praktische Bildung und ungeheuchelte, unaufdringliche, mit keinen Tifteleien und Spitzfindigkeiten sich befassende Frömmigkeit Kultur genannt werden darf, so fehlt's den Norwegern jedenfalls daran nicht.

Auf unserer Fahrt von Strömen durch den Nordfjord zurück ver­weilten wir ein paar Stunden in Daviken, einem ziemlich bedeutenden Orte. Wir sprachen im Pfarrhause vor, trafen aber nur die Hausfrau im Kreise von Kindern und Enkeln. Der Pastor kam eine Stunde später zu uns an Bord ein stattlicher Mann, dem man seine sieben­undsechzig Jahre nicht anmerkte. Er sprach geläufig englisch und würde sich mit der gleichen Leichtigkeit auf eine lateinische Unterhaltung einge­lassen haben, wenn unser Latein für solchen Gebrauch nicht schon gar zu eingerostet gewesen wäre. Der alte Herr war in der englischen und deutschen Litteratur ganz zu Hause und stand geistig überhaupt hoch

über dem Durchschnittsniveau eines Landgeistlichen. Seine Parochie umfaßte ein zwölf Stunden langes Gebiet auf beiden Ufern des Fjords mit mehreren Kirchen, in denen er abwechselnd predigte und seinen son­stigen seelsorgerischen Obliegenheiten nachkam. Nebenbei war er auch Präsident der Schulpflege. Der Hauptlehrer in Daviken, ein Mann von akademischer und großer universeller Bildung, bezog, wie wir im Verlauf des Gesprächs in Erfahrung brachten, einen Staatsgehalt von nicht ganz 12- 0 Frank, womit er aber sich und seine Familie ganH an­ständig durchbringen konnte.

Die Ungeduld, Drontheim zu erreichen, trieb uns weiter, der Ingenieur brauchte Kohlen, wir sehnten uns nach Briefen und Zeitungen, der Stewart nach einer Waschfrau für den Berg schmutzigen Leinen­zeugs, der sich seit unserer Abreise von England aufgehäuft hatte. Unterwegs machten wir nur noch einmal Halt: Wir hatten uns vor­genommen, einen Tag oder zwei Romsdal zu widmen, dem Lande Rolfs oder Rollos, von dessen Burg heute noch auf einer Insel im Romsdalefjord ruinenhaste Reste zu sehen find. Von dort trat der kühne Häuptling mit seinen Anhängern die Fahrt nach der Normandie an und gründete nach der Eroberung dieses Landes die Ritterschaft, die sich durch die Schlacht bei Hastings zu Herren Englands machte. Der Sproß eines dieser alten, jetzt in England domizilierten Normannen­geschlechter, ein Mitglied des Oberhauses und ein hervorragender Tory, hat in der alten Heimat seiner Ahnen einen Sommerlandsitz erworben und dort wollte R., der mit der Familie gut bekannt ist, nicht unter­lassen anzuklopfen.

Abgesehen vom geschichtlichen Interesse, ist die Gegend um Roms­dal auch merkwürdig wegen ihrer geologischen Formation. Der enge Fjord verbreitert sich dort zu einem umfangreichen Binnensee, in den aus zahlreichen Querthälern bedeutende Wasserläufe sich ergießen. Die