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Erscheint wLchentl. Smalr Dienstag, DonnerS- LTk. 120. tag und SamStag und kostet in Altensteig V0 ^ ^ im Bezirk SV «ußerhÄb 1 das Quartal.

Donnerstag dm 13. Oktober

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Amtliches.

Seine Königliche Majestät haben geruht, das erledigte Oberamt Nagold dem Verweser desselben Regierungs­assessor Vogt bei der Regierung für den Schwarzwaldkreis zu ühertragen.

Uebertragen wurde die erledigte Pfarrei Gröm- bach dem Pfarrer Roller in Gebersheim, Del. Leonberg.

Gestorben: Professor a. D. Stockmaier, Heilbronn; alt Schwarzbärenwirt Stengelin, Tuttlingen; Rechtsanwalt Villinger, Rottweil.

ZumFall Loewy"

wird uns aus Berlin geschrieben: Ein Glied der Kette Schnöckel, Hirschfeld u. Wolfs, Fried­länder u. Sommerfeld, Maaß re., hat mit der Verurteilung des Angeklagten Bankier Löewy zu drtttehalb Jahren Gefängnis geendet. Diese Bankierprozesse lassen einen ebenso tiefen Blick in einen sittlichen Abgrund thun, wie der Prozeß Heinze. Das Gericht ist beim Falle Loewy zu einem verhältnismäßig so milden Urteil gelangt Kommerzienrat Wolfs hat zehn Jahre be­kommen, weil Loewy cs mit großer Schlau­heit verstanden hat, in vielen Fällen den Schein der Gesetzmäßigkeit aufrechtzuerhalten. Oede, wüste, gewagte Spekulationen ohne solide Grund­lage das Börsenspiel in seinem wildesten Taumel die Sozietät eines höheren Beamten, der beim Zusammenbruch gegen 100,000 Mk. zur Masse anmeldet, sich dann aber für befriedigt erklärt das sind so Momentbilder, die der Prozeß Loewy in vielfacher Auflage geboten hat.

Der Staatsanwalt hatte recht, der Fall Loewy ist typisch. Die Sucht nach schnellem, reichen, mühelosen Erwerb, hat leider die wei­testen Volkskreise ergriffen. Tausende und Aber­tausendespekulieren", sei es in Grundstücken, sei es an der Börse, und sie halten das als mit der Moral im Einklang stehend. Sie be­denken nicht, daß notwendigerweise das, was der eine gewinnt, der andere verlieren muß und daß wenigstens die Preise der Spekulationsob­jekte in die Höhe schnellen und in Form von teuren Mietszinsen späterhin von den Armen, die zur Miete wohnen, getragen werden müssen.

Die größte Rolle tn dem Prozeß spielen die sogenannten Geschäftsbedingungen. Der An­geklagte und seine Verteidiger behaupten, daß die Geschäftsbedingungen, die die Grundlage der Beziehungen zwischen Loewy und seinen Kun­den bildeten, dem ersteren das Recht gaben, mit den ihm von den Kunden anvertrauten Effekten und Geldern so zu verfahren, wie dies geschehen ist, nämlich sie sofort für seine eigenen Zwecke zu verwenden. Bedingungen solcher Art beständen auch bet vielen Firmen und der Verkehr zwischen Bankier und Publikum ließe sich in unserer Zeit anders überhaupt nicht mehr recht bewerkstelligen.

Wir haben es hier leider mit einer weit verbreiteten Anschauung zu thun. In betreff des Rechtes, das dem Bankier in der Verfügung über die Depots seiner Kunden eingeräumt ist, herrscht Unsicherheit und Unklarheit. Aus diesem Grunde muß betont werden, daß hier der Punkt ist, von dem aus die Börsen-Enquete-Kommission man hört zur Zeit wenig von ihr! den Hebel anzusetzen hat.

Die Art und Weise, wie die Firma Hugo Loewy n. Co. sich stets auf Grund ihrerGe­schäftsbedingungen" über das Eigentum ihrer Kunden hinwegseyte, verdient noch in besonderer Hinsicht Beachtung. Gerade diese Firma hatte nämlich den Glauben zu erwecken gewußt, daß st: dem Publikum ausnahmsweise günstige Be­dingungen gewährte. Sie begnügte sich mit lleinsten Provisionssätzen und verlangte nur einen

fünfprozentigen Einschuß selbst für die riskan­testen Spekulationen. Das verursachte einen ungewöhnlichen Zulauf zu dem Geschäfte. Aber für das Risiko, das für Loewy in diesen Bedingungen lag, wußte er sich eben auf andere Weise zu entschädigen. Er legte die Hand nicht bloß auf die unter solchen Umständen von dem Publikum erworbenen Wertpapiere, sondern auch auf diejenigen, die das Publikum dem Ge­schäfte als Depots (also bloß zur Verwahrung) zuführte. Die Unterscheidung zwischen eigenem und fremdem Besitz war vollständig verrückt, und es sollte für die Zukunft daraus die Lehre ge­zogen werden, was von denGeschäftsbeding­ungen" einer Firma insgesamt zu halten ist, wenn einzelne derselben einen ungewöhnlich ver­lockenden Eindruck machen.

Gewissermaßen damit nicht gar zu einseitige Schlüsse aus dem NamenLoewy" gezogen wer­den, hat sich während des gedachten Prozesses eine ältere Berliner Bankfirma,Schulze", deren Passiven 1,700,000 Mk. betragen sollen, den Bankrotteurs zugesellt. Das solide Geschäfts­leben wird unter derartigen Vorkommnissen nicht oder doch nur vorübergehend leiden; die Börsen- Untersuchungskommission erhielt durch sie reiches Material und die Dummen, die nicht alle wer­den, eine eindringliche Warnung. Möge sie be­herzigt werden, daun haben die vielen Bankier­fallissements doch wenigstens eine gute Seite!

Laudesaachrichteu.

* Alten steig, 11. Okt. Der Geburtstag I. M. der Königin Charlotte wurde hier am Montag durch einen Gottesdienst gefeiert. Leider war die Freude des Tages bei der hohen Frau nicht weniger getrübt, als bei dem Volke durch die schwere Erkrankung der vielgeliebten Königin Witwe Olga, in deren Fußstapfen auch unsere nunmehrige Königin eingetreten ist, wofür ja schon zahlreiche Beweise vorliegen. Was das Befinden der Königin-Witwe anlangt, so er­scheint jede Hoffnung auf Wiederherstellung aus­geschlossen und kann die Katastrophe stündlich eintreten zur höchsten Betrübnis des schwäbischen Volkes, das in der Sterbenden eine Landcs- mutrer im vollsten Sinne des Wortes verliert, eine Herrscherin, der Wohlthun und Linderung von Not und Elend Herzensbedürfnis war. Wir lassen nachstehend die neuesten Nachrichten vom Krankenlager der hohen Frau folgen:

Schloß Friedriche Hafen, 11. Okt., vorm. 9 Uhr. Bei I. Maj. der Königin-Witwe brachte die letzte Nacht wenig Schlaf; auch ohne er­hebliche Atmungsbeschwerden war Ihre Maje­stät vielfach unruhig. Gesamtbefinden und Schwächezustand unverändert, Herzthätigkeit ver­hältnismäßig befriedigend, Lungenerscheinungen in langsamem Rückgang begriffen. Kein Fieber, Appetit gering, Bewußtsein vollständig frei. Dr. Stiegele. Tr. v. Sick.

Wenn auch dieses Bulletin über das Be­finden der Königin-Witwe einen leisen Hoffnungs­strahl erweckt, ist die Situation doch immer eine sehr ernste. Ist im Gesamtzustand auch keine Verschlimmerung eingetreten, so befürchtet man doch den Eintritt einer Herzlähmung. Vom Königspaar, der Herzogin Wera und ihren Töchtern, sowie ihrer ganzen Umgebung hat Königin Olga bei klarstem Bewußtsein gestern

schon rührenden Abschied genommen.

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' Alten steig, 12. Okt. Durch die Her­absetzung der Zölle ist die Reichseinnahme sehr geschmälert worden, während durch vermehrte

Forderungen für Heereszwecke die Reichsaus­gaben eine beträchtliche Steigerung erfahren sollen. Die Finanzpolitiker zerbrechen sich deswegen jetzt den Kopf, durch welche neue Steuern der Einnahmeausfall und der Mehr­bedarf gedeckt werden kann. (Württemberg z. B. zahlt an Matrikularbetträgen an das Reich im Etatsjahr 1892/93 bereits 16 Mill. Mark, also 2 Mill. mehr als die'Zuweisungen aus der Reichskasse von den Reichssteuern betragen.) Nach dem, was nun bisher über neue Steuer­vorlagen an die Oeffentlichkeit gedrungen ist, darf es als feststehend angesehen werden, daß zur Deckung des Mehrbedarfs eine höhere Be­steuerung der drei Konsumartikel Tabak, Brannt­wein und Bier beschlossene Sache ist und soll der Tabak als Luxusartikel, verhältnismäßig am schlechtesten wegkommen. Der Umstand, daß man drei Konsumartikel heranzuziehen beabsich­tigt, erklärt sich einerseits aus der Absicht, keinem der genannten Artikel allzu nahe zu treten, andererseits aber aus der Höhe der in Aussicht stehenden Mehrforderungen. Die Folgen der Herabsetzung der Zölle machen sich also im Reichs- und im Haushalt der Einzel­staaten ungünstig fühlbar, und auch im Han­del und Erwerbsleben wird über schwierigen und verminderten Absatz geklagt; die Konkurrenz ist eine viel größere geworden. Der Segen der neuen so eilig abgeschlossenen Handelsverträge läßt sich also kurz beschreiben: auf der einen Seite verminderter Absatz der Industrie Erzeug­nisse und weniger Arbeitsgelegenheit; Vermeh­rung der Steuern auf der andern Seite. Die Land- und Reichstagsabgeordneten werden in nächster Zeit einen schweren Stand haben, den an sie herantretenden Anforderungen gerecht zu werden.

-r. Zwerenberg, 11. Okt. Am gestrigen Tage, dem Geburtsfeste Ihrer Maj. der Kö­nigin, war im hies. Schulhause ebenfalls eine hübsche, wenn auch stille Feier. Herr Schul­lehrer Hahn feierte im Kreise der Seinigen sein SOjähriges Dienstjubiläum. Kinder und Enkel (letztere sind es 27) waren aus allen Landcs- teilen herbeigeströmt, um dem Vater und Groß­vater zu gratulieren. Dem 67jährtgen Jubilar wurde ein schöner Stuhl, der ihm aber nicht zum Sorgen-, sondern zum Ruhestuhl werden solle, verehrt. Mögen die Wünsche der Seinigen, daß ihm ein freudenreiches Alter bcschieden werde, in Erfüllung gehen.

* Seit einigen Tagen liegt in der chirurg, Klinik inTübingen ein 17jähriger Drechsler von sin gen (Nagold), der jugendlichen Uebermut schwer zu büßen hat. Er hatte auf dem Felde beim Kartoffelkrautfeuer mit FestM werkskörpern manipuliert. Ein Schwärmer ging ihm zu lange nicht los, er wollte daher nachhelfen, als ihm die ganze Ladung ins Ge­sicht flog. Ein Auge ist ganz verloren, das andere wird, wenn es noch gerettet werden kann, an Sehkraft erheblich einaebüßt Haben. Außerdem sieht das Gesicht einer KWWvirrzen Kruste ähnlicv und bietet einen schauderhaften Anblick.

" Freudenstadt, 9. Okt. Die Maül- und Klauenseuche hat wieder eine große Ver­breitung gefunden. Doch scheint auch noch eine andere Krankheit mit ihr in Verbindung zu stehen, zumal die betreffenden TieM vft schon nach kurzer Zeit verenden. So wurden in den letzten Tagen in Thumlingen 10, in Untermus­bach 3 Stücke vcrlocht. In Thumlingen find einige Personen, welche Fleisch,, das von solchen

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