der Bienen hält er den Strohkorb für geeig­neter als den hölzernen Bienenstock.

* Reutlingen, 14. Juli. Trotz des gro­ßen Besuchs der Aufführungen, sowie des Fest­platzes beim Schwäb. Liederfest wird sich für die Feststadt ein Defizit von mehreren tausend Mark ergeben.

* Reutlingen, 15. Juli. (Eine Schatten­seite vom Liedersest.) Die Polizei hatte während der Festtage und zwar abends auf dem Fest­platz 5 Verhaftungen männlicher Personen vor­zunehmen, welche unter demVerdacht der Taschen­dieberei stehen. 4 Uhrendiebstähle wurden zur Anzeige gebracht. Einer der gefährlichsten Langfinger wurde noch spät abends über der That ertappt und nach längerer heftiger Gegen­wehr, wobei er ein Stilettmesser zog, dingfest gemacht. Man glaubt in ihm einen Haupt­gauner erwischt zu haben, während es zwei Komplizen desselben gelang, zu entkommen. Ein Sänger hatte das Pech, in etwas ange­heiterter Stimmung, während er auf dem Wege gegen den Pfullinger Rank sich etwas Abkühlung zu verschaffen suchte, mit einem derartigen Menschen, den er für einen liebenswürdigen Sangesbruder hielt, zusammenzutreffen. Dieser beredete ihn, sich mit ihm unter einem Baum auszuruhen. Der Arglose ging darauf ein und als der stark zum Schlaf neigende Sänger einige Stunden später wieder erwachte, war dertreue Kamerad" verschwunden, mit ihm Uhr nebst Kette, Geldbörse mit schwerem Inhalt und der goldene Zwicker des Schläfers. Der Mann kann nicht einmal angeben, wie sein Begleiter ausgesehen hat und wird seinen Verlust für immer zu beklagen haben.

* (Verschiedenes.) Am Freitag erschoß sich in Ludwigsburg ein Sergeant der 5. Eskadron des Ulanenregiments. Furcht vor Strafe wegen nächtlichen Ausbleibens scheint das Motiv zur That gewesen zu sein. In Bietigheim spielten mehrere Knaben auf einer Böschung neben einem mit einem eisernen Staketenzaun eingefriedigten Garten. Plötzlich glitt einer der Knaben aus und stürzte mit sol­cher Wucht rücklings auf den Zaun, daß ihm die Spitzen tief in den Leib eindrangen und er sich förmlich aufspießte. Der Verletzte liegt nun hoffnungslos darnieder.

* Würzburg, 16. Juli. Der Zug Nro. 97, Strecke München-Würzburg, ist bet Winds­feld entgleist. Der Führer, der Heizer und der Bremser wurden getötet. Der schuldige Wechselwärter ließ sich von der herbeieilenden Hilfsmaschine den Kops abfahren.

* Leipzig, 14. Juli. Das heute abend im Kristall-Palast vor übervollem Hause statt­gehabte Konzert des Newyorker Gesangvereins Arion" fand ganz außerordentlichen Beifall. Die Deutschamerikaner waren Gegenstand der Ovationen. Dem Konzert folgte großer Kommers.

* Berlin, 15. April. Zur Frage der Berliner Weltausstellung erfährt dieVoss. Z."

dieEntschetdungderReichsregierungsei voraussicht­lich nicht vor Rückkehr des Kaisers zu erwarten.

* »Zu den Bismarckhuldigungen" enthält die Allg. Ztg." von der Hand eines protestantischen Geistlichen in Schwaben eine Zuschrift, die dem Blatt wert dünkt, als einleuchtendes Zeugnis für die Gefühle und Gedanken weiter Kreise des Volks im Süden unseres Vaterlandes vor Augen zu treten. Es wird darin ausgeführt:Es muß ausgesprochen werden, und es darf von denen, die das Ohr Sr. Mas. des Kaisers haben, auch dem Kaiser nicht verschwiegen werden: die Wunde, die der deutschen Volks­seele durch die Behandlung des Fürsten Bismarck geschla­gen worden ist, darf nicht noch weiter aufgerissen werden. So traurig es ist, so wahr ist es: es droht eine förmliche Vergiftung des deutschen Gemüts. Mögen die Ultramon­tanen und Demokraten immerhin lästern erstere könnten sich vom Papst Leo XIH. über die persönliche Größe Bis- marcks eines Besseren belehren lassen! sie folgen damit einem Trieb der leider ja auch tief im deutschen Wesen sitzt: der Abneigung, wirkliche Größe anzuerkennen und sich gemeinsam vor ihr zu beugen. Dis Anderen danken Gott, daß ihnen in Bismarck wieder einmal ein nationaler Heros gegeben ist, für den sie sich einmütig begeistern können. Die Huldigungen, die Bismarck dargebracht werden, sind eine naturnotwenige Reaktion des nationalen Empfin­dens gegen die schmerzliche Gewalt, die diesem Empfinden angethan worden ist, ein mit Leidenschaft ergriffenes Mit­tel, um die Wunde, an der man krankt, zu lindern freilich nicht bloß die Wunde im eigenen Herzen, sondern auch die im Herzen Bismarcks. Man empfindet es weit­hin : Bismarck ist ein tief im Innern verwundeter Mann- Er ist um so tiefer verwundet, als ihm immer das Herz neben dem Verstand an entscheidender Stelle stand. Nur das, daß bei seinen Worten und Thaten stets die Resonanz eines tiefangelegten Gemüts vernehmlich mitgetönt hat, macht das Wunder unvergleichlicher Volkstümlichkeit dieses Diplomaten" bei den Deutschen begreiflich. Gewiß, es leidet durchaus natürlicher Weise auch darunter, daß er, dem das Herrschen zur Natur geworden ist, zum Zuschauer geworden. Aber weit mehr leidet er unter der schneidenden Disharmonie, die durch die Art seines Abgangs und seines Verhältnisses zu seinem jungen kaiserlichen Herrn in sein Leben gekommen ist. DieNordd. Allg. Ztg." hat mit Schrecken wahrgenommen, daß die Erinnerungen des Fürsten sich zu verwirren beginnen. Sie wandelt damit auf den'Spuren, die schon vor zwei Jahren z. B. ein demokratisches Blatt Schwabens in freilich weit plumperer Weise getreten hat. Das öffentliche Auftreten Bismarcks ist auch deswegen notwendig, um derartigem Gerede die Spitze abzubrechen. Der Eindruck, den Unbefangene ge- winneiW ist der, daß in den Verstand, der Bismarck in seinem hohen Alter geblieben ist, mehrere Minister sich noch reichlich teilen könnten. Die wunde Stelle im geistigen Organismus Bismarcks liegt im Gemüt. Wer kann sich anmaßen, Bismarck vorschreiben zu wollen, wie tief er das empfinden dürfe, was ihm widerfahren ist? Und das deutsche Volk hat die Pflicht, die Stimmung des Mannes, dem es unermeßlichen Dank schuldet, zu würdigen. Des Kaisers gegenwärtige Berater erweisen sich, sowohl dem deutschen Volk als Bismarck gegenüber, als bedauerlich schlechte Psychologen. Nur mit der tiefsten Betrübnis und mit den weitestgehenden Besorgnissen kann der Patriot dis gegenwärtige geistige Lage der Dinge in Deutschland an- sehen. Erlasse, wie die von Caprivi veröffentlichen, zeigen Alles in einem noch weit schlimmeren Licht, als man ge­ahnt hatte. Es ist Pflicht, zu begreifen, daß es so nicht weiter gehen kann. Es ist Pflicht, die Größe eines einzig­artigen Mannes auch dann noch zu tragen, wenn sie einem unbequem wird. Auch Luthers Größe hatte, für seine evangel. Freunde oft etwas Unbequemes Diese haben darum nicht die Distinktion aufgebracht zwischen einem früheren großen und einem späteren kleinen Luther! Lassen die Berater Sr. Maj. den schmerzlichen Aufschrei ungezählter deutscher Herzen zum Kaiser dringen? Es wäre geradezu staatsgefährlich, aus falscher Ehrfurcht zu ver­bergen, was Thatsache ist: daß das deutsche Volk in Mil­lionen seiner Glieder den schroffen Zwiespalt als etwas tief Beängstigendes empfindet, in den der Kaiser durch den Wechsel seines Verhaltens zu Bismarck sich mit sich

selbst gesetzt hat. Ist eS nicht Unterthanenpflicht, so laut und eindringlich als möglich vor einem Weg zu warnen, dessen Fortsetzung nur unter Anrichtung einer moralischen Verheerung im deutschen Volk möglich ist? Möge doch der Kaiser aus den überwältigenden Huldigungen, die dem ersten Reichskanzler dargebracht werden, nicht bloß die Opposition heraushären, sondern auch den inständigen Appel treuer Unterthanen an sein eigenes Herz!"

* Potsdam. Nicht Löwen, Tiger und Panther sind dem Gerichtsvollzieher heilig. Ans dem hiesigen Schützenplatz erschien am Mittwoch der Mann des Gesetzes, um einem Menageriebesitzer, wegen einer Schuldforderung aus Königsberg, einen Löwen, eine Tigerin mit Jungen und einen Panther abzupfänden. Die Bestien fletschten zwar die Zähne, als sich der Gerichtsvollzieher ihnen nahte, aber das impo­nierte dem Siegelbewahrer nicht, er waltete seines Amtes und ließ die versiegelten Bestien knurrend zurück.

* Ein eigentümlicher Unfall hat sich am Donnerstag in dem Dorfe Warrengen bei Königsberg ereignet. In der Nacht wurde, wie dieHart. Ztg." mitteilt, die Frau eines Käthners durch das Stöhnen ihres drei Jahre alten Söhnchens geweckt, welches auf der Holz­bank an der Wand schlief. Die Mutter gab darauf aber nichts weiter, bis plötzlich das Kind furchtbar aufschrie und zu Boden fiel. Nachdem Licht angezündet war, stellte sich nun die gefahrvolle Situation heraus, in welcher sich das Kind, ja die ganze Familie befand, denn zwei ausgewachsene Kreuzottern befanden sich im Bett des Kindes, von denen eine sich vollständig um das rechte Bein des Kindes ge­wunden hatte. Dieses hatte auch bereits einen Biß erhalten, und schon gegen Morgen begann das Oberbein anzuschwellen, und als man hier­her zum Arzt kam, hatte die Geschwulst bereits den Unterleib ergriffen. Die Gefahr konnte noch beseitigt werden. Man ermittelte unter der Bettbank im Lehmboden ein Loch, durch wel­ches die Tiere Eingang in die Wohnung gefun­den hatten. Beim Untersuchen ergab es sich, daß dasselbe in den Garten mündete, der un­mittelbar an einem Waldgraben liegt, und in dem man noch zwei junge Schlangen fand.

* Cleve, 14. Juli. Der Wahlspruch der Geschworenen lautetenichtschuldig", in Folge dessen wurde Buschhoff freigesprochen.

* Breslau, 16. Juli Die Lokomotive des Orientzuges entgleiste um 11 Uhr nachts hinter der Station Löwen infolge eines Rad­reifenbruchs. Ein Packwagen und der Post­wagen stürzten um. Ein entgegenkommender Güterzug fuhr auf die beide Geleise sperrende Lokomotive auf. DerBrest. Ztg." zufolge sind 68 Personen verletzt, 14 Wagen be­schädigt. Der Postwagen und mehrere Gepäck­wagen stürzten die Böschung hinab.

* Hamburg, 15. Juli. Gegenüber den Bemerkungen des Berl. Börsenkurters erklären die Hamburger Nachrichten, die Beziehungen zwischen Bismarck und dem Kaiser seien end- gillig abgebrochen.

Liebe Julie!" begann hiernach der Graf,meine Ansprüche und meine Papiere sind von neuem geprüft!"

Ah!" rief die Gräfin auffahrend; doch diese Bewegung bedeutete Schreck; jede Farbe wich einen Moment aus ihrem Gesichte.

Nun!" meinte der Graf,was fehlt dir, Teure?"

Nichts, nichts!" erwiderte die Frau, während ihr Busen wogte, fahre fort!"

Daß du immer das schlimmste denken mußt, Geliebte! Wir sind sicher, glaube es mir; denn ich habe bereits alles herausgefordert, was uns persönlich gefährden konnte; also nochmals, lassen wir das begraben sein. Was nun meine Ansprüche betrifft, so wäre das größte Unglück gewesen, daß sie nicht anerkannt würden!"

Ich wünschte, du hättest sie nicht erhoben, Oskar!"

Närrchen, auf halbem Weg konnten wir nicht stehen bleiben, das wäre verdächtig gewesen. Wir dürfen mit demselben Rechte unser Eigen­tum zurückfordern, wie alle anderen beraubten treuen Diener des Königshauses!"

Unser Eigentum!" murmelte die Frau, nachdenklich vor sich hinstarrend.

Ja, meine Teure weißt du jemand, der ein näheres Recht auf dasselbe hat?"

Das nicht, aber du hast recht, lassen wir die Frage unberührt. Das Resultat der Prüfung war also?"

Die Dokumente sind als richtig und zur Begründung meines An­spruches ausreichend erkannt!"

So wäre also Aussicht?"

Bereits Gewißheit, meine Teure. Ein Kabinettsbefehl ffetzt mich in den Besitz der Grafschaft Punon d'Erville. Ein Kommissar der Re­gierung ist bereits dahin abgegangen, um sie dem Administrator abzu­

nehmen und mir die Besitzungen zu übergeben, sobald ich zu diesem Zweck erscheine!"

Mein Gott!" sagte die Gräfin bebend.

Begreifst du jetzt, weshalb wir reisen?"

Freilich wohl!"

Ist dir mein Wunsch genehm, euch bei mir zu haben?"

Gewiß!"

Nun, so bereite auch du dich vor!"

Der Graf erhob sich.

Und du hast schon Urlaub?" fragte die Dame.

Seine Hoheit hat mich auf einen Monat dispensiert, vielleicht dispensiere ich selbst mich länger, denn ich muß dir nur gestehen, daß ich mich doch am Hofe und als persönlicher Adjutant eines Prinzen sehr unbehaglich fühle und mir das Leben und die Stellung eines Grand Seigneurs dagegen als ein paradiesisches Dasein denke!"

Ach, Oskar wenn wir den Hof meiden könnten!"

Nun siehst du! Da habe ich doch am Ende noch auch für dich das Rechte getroffen?" versetzte der Graf.

Aus diesem Gesichtspunkte habe ich dein Streben nie betrachtet. Ich will deine Bemühungen segnen, wenn sie uns ein ruhiges, stilles Asyl erworben haben!"

Nun, liebe Julie, ein Versteckspiel wollen wir demungeachtet nicht treiben. Aber das findet sich alles später. Sehen wir erst, welche Eroberung wir in der Grafschaft unserer Familie gemacht haben."

Der Graf lachte, indem er einen Arm um die Taille der Dame legte. Auch die Gräfin lächelte, es schien, als habe sie ihre Besorgnisse unterdrückt; sie blickte den Mann zärtlich an.

(Fortsetzung folgt.)