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Amtliches.
Am 25. Juli d. I. wirb in Gültlingen OA. Nagold eine Telegraphenanstalt mit Telephonbetrieb mit beschränktem Tagesdienst eröffnet.
Lavdesuachrichtea.
* Altensteig, 18. Juli. Der Bezirksverein Altenstetg des Württbg. Schwarzwald-Vereins hielt gestern nachmittag im „Löwengarten- seine jährliche Hauptversammlung. Zunächst trug der Vorstand, Hr. Stadtschultheiß Welker den Rechenschaftsbericht vom letzten Jahr vor. Aus demselben ist zu entnehmen, daß die Finanzen des Vereins augenblicklich nicht schlecht stehen, indem (mit einem vom Hauptverein schon vor Jahren in Aussicht gestellten Beitrag von 400 Mark), jetzt annähernd 900 Mk. zur Verfügung sind. Deswegen kann jetzt auch an die Ausführung verschiedener Projette geschritten werden. Im letzten Jahre wurde ein Fußweg zur Burgruine Hornbxrg erstellt und daselbst eine von der K. Forstverwaltung gütigst zur Benützung überlassene Schutzhütte aufgestellt. Die Kosten Dr diese Anlage beziffern sich auf ca. 180 Mk. Der Verein zählt gegenwärtig 82 Mitglieder, von denen die Nachbarorte nahezu die Hälfte stellen. Da noch sehr kostspielige Projekte ihrer Erledigung harren, überhaupt die Aufgabe des Vereins ein sehr großes Feld der Thätigkeit bildet, ist ein weiterer Beitritt von Mitgliedern sehr angezeigt, namentlich dürfte in der hies. Stadt selbst dem Verein ein regeres Interesse entgegengebracht werden. An Stelle eines von hier wcggezogenen Mitgliedes wurde Herr Oberförster Weit h in Simmersfeld in den Ausschuß gewählt.
* Altensteig, 18. Juli. In Egenhausen wird tüchtig an der Erstellung der Wasserleitung gearbeitet und es naht dieselbe der baldigen Vollendung. Anerkennenswert dabet ist, daß mit wenigen Ausnahmen fast jeder Bürger die Leitung in seine Behausung richtet, ein Beweis, wie sehr der Wert derselben gewürdigt wird.
* Altensteig, 18. Juli. Der Brunnen
bet der hiesigen Kirche wird demnächst eine neue eiserne Röhrenleitung erhalten. Bei diesem Anlaß wird nun auch ein größeres Wasserreservoir erstellt werden; auch ist die Aufstellung von einigen weiteren Blumenstöcken (im Storchennest und an der Paulusgasse) vom Gemeinderat beschlossen worden.
86L. Altenst eig, 18. Juli. Telegramm. Reuter meldet gerüchtweise aus Sidney: „Ein Vulkanausbruch zerstörte die zwischen Celebes und Mindanao (Hinterindien) liegende Insel Sangi vollkommen. Die Bewohner, angeblich 12 000, sind alle umgekommen.
* Sulz a. N., 14. Juli. Heute vormittag wurde unter Mitwirkung des Hrn. Hilfsgerichtsdieners Jrion beim K. Amtsgericht hier, der 21jähr!ge Emil Gustav Schmtd, Schneider, von Rottweil gebürtig, wegen Entführung und Landstreicherei festgenommen und dem K. Amtsgericht übergeben. Genannter Schmid hatte hier im Amtsgerichtsgefängnis eine mehrwöchige Gefängnisstrafe zu verbüßen und fing Mdieser Zeit mit der minderjährigen Tochter des Amtsgerichtsdieners Maier ein Liebesverhältnis an und ging nach Verbüßung seiner Strafe mit der Tochter und ihren ersparten 3—400 Mark durch. Am Sonntag den 3. Juli früh 2 Uhr nun fand man den Gerichtsdiener Maier tot an seiner Treppe liegen und ist wahrscheinlich nicht unbegründeter Verdacht vorhanden, daß Schmid an diesem Unglücksfall mitgewtrkt habe, da allgemein behauptet worden, Schmid sei in der kritischen Nacht vom 2.-3. Juli hier gesehen worden. Die Untersuchung wird in diese dunkle Sache Licht bringen.
* Stuttgart, 14. Juli. Am 23. d. M. trifft der New - Jorker Männer - Gesangverein „Arwn" hier ein zu dreitägigem Aufenthalt. Derselbe will hier ein Wohlthängkeits-Konzert geben, sowie alle Kosten desselben aus eigenen Mitteln bestreiten.
* Stuttgart, 15. Juli. Die Handelsund Gewerbekammer sprach sich für die Berliner Weltausstellung aus wegen deren Wichtigkeit für
die Hebung des Exports und weil ein abermaliges Fallenlassen des Planes eine moralische Niederlage Deutschlands bedeuten würde. Die Beschickung würde zweifellos sehr zahlreich sein und die Ausstellung auch politisch günstig wirken. Die Deutschen im Auslande würden kommerziell dem Vaterland genähert und das Unternehmen neben dem wirtschaftlichen auch den nationalen Anschluß fördern. Der Rahmen aber müsse international sein, auch die Teilnahme Frankreichs würde begrüßt werden. Als Zeitpunkt wird das Jahr 1897, spätestens 1898 empfohlen, des Gelingens wegen sei eine sehr namhafte Reichssubvention erforderlich, was ein» gehend begründet wird. Sozial werde die Ausstellung günstig wirken, da dem Mittelstand der Besuch auswärtiger Weltausstellungen unmöglich sei. Heute schon müsse das Programm und die nachträgliche Bewertung der Ausstellung ins Auge gefaßt, von der Exposition jvon Masftn- fabrikaten, Stapelartikeln abgesehen, dafür der Fabrikationsprozeß, das Kunstgewerbe, der Kleinmotorenbetrieb in den Vordergrund gestellt werden, so daß das Unternehmen zugleich die längst verlangte Reform des Ausstellungswesens bringe.
* Markgröningen, 14. Juli. In dem benachbarten Thalhausen hat der Oekonom Friedrich Trostel großes Bienenglück aufzuweisen. Aus kleinen Anfängen und verhältnismäßig geringen Kosten hat es der Honigmann in seiner Bienenzucht bis auf ca. 100 Völker gebracht. Beim ersten Honigschleudern erntete er völlig lO Ztr. Blütenhonig; zur Zeit der Lindenblüte konnte er seinen Bienenstöcken wiederum 25 Ztr. Honig entnehmen und er hofft, bet günstigen Witterungsverhältnissen vor der Einwinterung von seinen Bienen noch einige Zentner Honig ernten und denselben immerhin noch so viel Honigvorrat zurücklaffen zu können, damit sie noch gut durch den Winter kommen. Der praktische Mann imkert nach altem und neuem System, d. h. in Strohkörben und in Holzkästen. Nach seiner Erfahrung können in den Holzbauten mehr Honig, dagegen in den Strohkörben mehr Schwärme erzeugt werden. Zur Ueberwinterung
Der falsche Kraf. (Nachdruck--rbor-n.)
(Kriminal-Roman von Karl Schmeling.)
(Fortsetzung.)
Die Gräfin wie die Bonne waren mit dem Kinde beschäftigt, als der Graf eintrat, im Begriff, den Knaben anzukleiden, welche Arbeit jedoch erst höchstens bis zur Hälfte gediehen war.
„Papa?" stammelte der Kleine, „heute — Parade!"
„Freilich, mein kleiner Kerl, heute sollst du Parade machen," antwortete der Vater, ging zu dem Kinde und bog sich zu demselben nieder, um es zu küssen.
„Bin artig!" meinte der Kleine lächelnd, indem er mit den Händchen über die Knöpfe der Uniform des Vaters fuhr.
„Das ist brav!" erwiderte der Graf, „beweise es auch dadurch, daß du dich jetzt mit Madame Laurent entfernst. Ich habe mit dir zu sprechen, liebe Julie."
Bei diesen letzten Worten erhob sich der Graf schnell und wendete sich seiner Gemahlin zu.
' Die Gräfin gab der Bonne einen Wink und diese schickte sich an, das Zimmer zu verlassen.
„Und Madame!" sagte der Graf, „bitte, bereiten Sie sich und das Kind zu einer Reise vor — wir gehen auf das Land — schon in wenigen Stunden!" -
Die Bonne und der Knabe gingen, die Gräfin sah ihren Ge- inahl fragend an. Dieser schritt schnell auf jene zu und umarmte sie stürmisch.- ^
„Ich bin am Ziele, Julie!" rief er, sie wiederholt küssend, „es ist gelungen!" '
Julie betrachtete den Mann prüfend. Die zurückgckehrten Emi
granten hielten es zum Beweise, daß sie im Felde gedient, mitunter nötig, stark zu frühstücken; die Gräfin mochte wohl den Verdacht hegen, daß ihr Gemahl unter der Einwirkung des Weines spreche und handle. Sie lächelte indessen.
„Was ist dir gelungen, lieber Oskar?" sagte sie; „denn du hast stets mehr als einen Plan, den du verfolgst!"
„Es ist wahr, doch du wirst meinen Hauptzweck nicht vergessen haben!"
„So hast du die Spielparthie bei Monsieur und Madame nach ihren Wünschen arrangiert?" '
Der Graf lachte laut auf.
„Sehr gut!" rief er, das war ein Hauptzweck meines Lebens — ich bin eigens dazu geboren, ihn zu erfüllet,; nun meine Teure, diese Kleinigkeiten dienen sehr gut dazu, andere Zwecke zu verdecken.
„Vielleicht hat dir der türkische Gesandte den gewünschten Araber überlassen?" eutgeguete die Gräfin.
„Er wird es thun, meine Liebe, ja; doch das ist es ebenfalls nicht, öbwohl ich auch nach dieser Richtung hin glücklich bin!"
„So ist dein Wunsch wegen des Gesandtschaftspostens erfüllt?"
„Nichts mehr davon, ich habe nicht mehr nötig, Frankreich zu verlassen, wir bleiben. Ahnst du nicht, was besonders im stände ist, uns zu fesseln?" >
„Ich muß gestehen — nein, Oskar!"
„Ah! — wo bleibt heute dein so oft bewunderter Verstand, meine Julie?" . "
„Er läßt mich eben im Stiche, Oskar, und du wirst mich aus der Verlegenheit reißen müssen!"
„Nun gut, es sei, doch Nehmen wir Platz !"
Die beiden Eheleute setzten sich Hand in Hand auf ein Sofa.
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