- 800

Wenn die Kreisregierungen aufrecht erhalte» werde», werde» ia Ludwigiburg und Mwange» Neubaute» »otwendig werde» (hört! hört! links) Einer besondere» Erwäguvg bedarf auch die Organifierung der VerficherungSbehörden uud zweitens die Frage, ob die Behörde de« bisherige« Lande»verficheru»g»amte« beinhalten werden soll. E« wäre mir interessant, zu erfahren, nach welcher Richtung hi» i» dieser Frage die Meinung de« Hause« geht: Die Angliederung de« Oberver- ficherungsamte» an die Kieisregierung würde sich nicht empfehlen. Auch wäre bei einer Angliederung an die Kreisregierung die Stellung de» Ver- ficherungrdirrktor« zum Präsidenten der Kreis- regierung nach der neue» Reich! Versicherung eine etwa» zweifelhafte. Wen» man die Sache im Auischuß berä», wird man erfahren, daß wesentliche Gründe für nur ei» Oberon sicherungs- amt sprechen. E» erscheint mir zweifelhaft, ob Württemberg Anlaß hat, eine rein fakullat ve Behörde, wie es da« VersicherungSamt ist, in seiner jetz'gen Form brizubehalten. Rembold- Gmünd (Z): Ehe man sich über die Oberver­sicherung; ämter nicht im Klaren sn, sollte man die KreiSregierunge» nicht aufheben. Nach einer kurzen Erwiderung de« Minister« von Pischek wird in die Beratung der Vereinfachungüvorschläge betreffend die Bezirkt Verwaltung eingetreten. Häfsner (D.P.) 21 ungenannte Oberämter sollen ausgehoben werden. E« würde schwere Besorg­nisse erw cke», wenn die Namen genannt würden; in der allmählichen Durchführung der Reform liegt eine gewiße Schonung, doch ließen sich schwere Bedenken nicht urt,»drücken. Wenn man den Oberamtsstädteu ihre Oberämter nehme, so wirke da» auch ein auf den ganzen Verkehr der betr. Stadt, auf Handel und Gewerbe. Da« größte Bedenken aber liege in der Schädigung der Oberamttsiädte, die ihre wirtschaftliche Be­deutung wohl zweifellos ihrer Eigenschaft als Oberamttstadt verdanken. Wirtschaftliche, geistige und gesellschaftliche Interessen würden eine wesent­liche Beeil flußung erfahren. Meine Freunde seien mit der beabsichtigten Aufhebung in dem Umfang, wie e« die Denkschrift vorfieht, nicht einverstanden und auch nicht damit, daß mit der Zeit eine Aufhebung der Selbständigkeit der Ober­ämter überhaupt ««tritt. (Bravo!) Spät- Wangen (Z.) Sie habe» nie von einer Verringerung und Aenderung der Bezirk«strllen gesprochen, sondern von einer Stärkung ihrer Kompetenz. Wir haben «a» die Vereinfachung der Ver­waltung so gedacht, daß diese Platz greifen soll in der inneren Organisation, aber nicht dadurch, daß die Bevölkerung von 21 Oberamttbezirken benachteiligt wird. Wir erblicken in der Zu­sammenlegung von Oberämter« eine wirtschaft­liche Schädigung der Bezirke. Durch die damit

verbundene Herabdrückung de« Mittelstandes werde ein Nährboden für die Sozialdemokratie geschaffen. Die bisher herausgerechneten Er­sparnisse könnte man ja auch durch Verwendung von mittlere» Beamten erzielen. Seine Partei sei daher für die Aufteilung der Ober ämter nicht zu haben. Niemand im Hause wünsche eine Vereinfachung unter Ausdehnung der von dem Ministerpräsidenten seinerzeit erwähnte» Rücksichtslosigkeit auf die Bevölkerung. Maier- Blaubeuren (D.P) verspricht sich von der Zu­sammenlegung der Oberämter keine Ersparnisse, wohl aber wirtschaftliche Nachteile für die Be­völkerung. Staudenmryer (Vp.) wünschte Ersparnisse durch eine Verbilligung der Geschäfts­tätigkeit der Oberämter und Zusammenlegung der Landarmenverbävde und der landwirtschaft­lichen Berustgevossei schafttverbände. Schmidt- NereShrim (Z) regte die Einrichtung von Kreisstraßenbauinspektionen und Vereinfachungen bei diesen Inspektionen an. Da« Bauamt für die öffentliche Wasserversorgung sollte der Mnisterialabteilung für Straßen- und Wasserbau angeglirdert werden. Fchr. Pergler v. PerglaS erklärt, der größere Teil seiner Freunde sei gegen die Reduzierung der Oberämter, der andere Teil wolle die Autschußverhandlunge» abwarte». Man möge einmal mit der Zusammen­legung zweier Oberämter einen Versuch machen, ehe man zu einem D finitioum komme. Die Zusammenlegung der Tierm ztstellen sei unzweck­mäßig. Morgen Fortsetzung, Anträge betr. Futterautfall u. a.

Stuttgart 8. Aug. Ei» Wirt au« Konstanz ist vor einige» Tagen hier wegen S a cchar i n s ch m u g g el S verhaftet worden. Man glaubt, daß man es mit einem Mitglied einer weitverzweigten Schmugglergesell- schast zu tu» hat, die die Aufmerksamkeit der Zollbehörden fortgesetzt in höchstem Maße be­schäftigt.

Aichschieß 5. Aug. Die Wirtschaft und Backerei von K. Kißling hier war gestern vormittag der Schauplatz einer cufregende» Szene. Die Abwesenheit der Bewohner während der Ernte gedachte ei» etwa 20jährige!-, arbeits­scheuer Mensch au» der Umgegend, der früher als Bierführer öfters in die Wirtschaft gekommen war, zu benützen, u« sich auf mühelose Weise Geld zu verschaffen. Nachdem er sich die Nacht über in einem Nebengebäude unter einem Most­zuber verborge» gehalten hatte, schlich er sich morgens während der Viehfütterung in die Scheune, um auf dem Heuboden zu ver­schlafen. Die Leute kehrte» schon wieder zum Mittagessen vom Felde heim, al» er noch in aller Eile eine Kommode erbreche« und einige

hundert Mark an sich reißen konnte. Scho» wollte er, die Stiefel in der Hand, au« dem Hause schleichen, als e» der Zufall wollte, daß er der erwachsenen Tochter des Hauser in die Hände lief, die so viel Mut und Geistesgegen­wart besaß, ihn am Kragen zu fassen und, ob­gleich er sich mit seinen Stiefeln verzweifelt wehrte, solange festzuhalten, bi« Nachbarn ihn dingfest mache« konnten. Da« Geld konnte ihm wieder abgenomme» werde».

Vom oberen Gäu 7. Aug. Da die Ge­treidefelder bei der anhaltenden Hitze und Tocken- heit fast zu rasch der Reife entgegengegangen sind, hat die Ernte allgemein begonnen. Die Früchte stehen üppig, namentlich die Gerste zeigt einen Wuchs und eine Fülle, wie man sie nicht alljährlich sieht. Aber auch da« Kornfeld hat sich noch wacker gebessert. Die schon einige Tage im Gang befindliche Oehmdernte liefert infolge der langen Trrckenheit ein mageres Erträgnis, daher sind die Preise für gut eingebrachte« Heu erheblich im Steigen. Die Kartoffeln und sonstige» Hackfrüchte stehen befriedigend, die Obstaussichte« find gering. Die Hopfen stehe» sehr schön und zeigen reichen Anflug.

Klosterreichenbach OA. Freudenstadt 8. Aug. G.stern mittag ist beim Bade» in der Murg da« 7jährige Huchen de« im Anker zu Heseibach al« Luflkurgost weilende» Ratsschreiberk Robert Ringer au« Stuttgart ertrunken.

Pfullingen 8. Aug. (Brand) Ju dem Wickelsaale der Spinnerei von Karl Burk- hardtLCiein Unterhause» brach gestern abend »ach 6 Uhr Feuer aus. Bereits um '/r? Uhr stand der Saal in vollen Flammen. Um V-9 Uhr konnte der Brand gelöscht werden, nachdem der Saal ausgebrannt war. Auf weitere Werke der Fabrik sprang da» Feuer nicht über, sodaß eine Betriebs örung voraussichtlich nicht eintreten wird. Der Schaden ist beträchtlich, aber durch Versicherung gedeckt. Die Entstehungsursache de» Feuer» ist noch nicht bekannt. Der Inhaber, der die ganze Nacht auf der Brandstätte weilte, ist erst heute früh im Automobil nach Reutlingen zurückgekchrt.

Heilbron» 8. Aug. Wege» Güter­zerstückelung im Sinne de» Artikel» 174 Abs. 1 des württbg. Auiführungkgesetze» zum Bürger­lichen Gesetzbuch wurde der 50 Jahre alte ver­heiratete Viehhändler und Makler Samuel Strauß von Olnhausen OA. Ncckarsulm vom Schöffengericht Neckarsulm zu einer Geldstrafe von 90 Mk. im UneinbringungSfalle zu einer Haftstrafe von 10 Tage» verurteilt. Der An­geklagte war beschuldigt er habe im Spätjahr 1910 zu Widdern von einer Witwe ei« Anwesen

Draußen klingelte e». Fra« Lore ging, um zu öffnen. E» war Assunta, die strahlend und schön wie der junge Tag in die verräucherte Stube de» alten Manne» kam und sich stürmisch an seine Brust warf.

Onkel Peter ich bi« so glücklich so schrecklich glücklich, daß- Du'» gar nicht begreifen kannst! Mama hat Dir alle» erzählt, nicht wahr? Und Du freust Dich mit mir, ja?"

Ja ich freu' mich mit Dir," sagte Peter Lott mit schmerzlichem Lächeln, während sein umflortes Auge an dem runden, rosigen Gesicht hing.

Und wirst mir helfen, gelt?"

«Ja."

Lieber, lieber Onkel Peter!" Sie küßt« ihn »«befangen auf die schmalen Backen, während ihm zumute war wie dem heilige» Laurentius auf dem glühenden Rost, und er doch nicht wagte, sich frei zu machen.

Dan» «zählte sie von Fer.y Lanzendorf. Wie gut er sei. Wie er sie liebe närrisch, abgöttisch schier. Wie er nicht» andere» mehr denke al» sie und immer sie, die so bald al» möglich sein Weib sein sollte. Und schön ist er, wie ei« Gott!" rief sie.Ihr werdet schon die Auge« aufreißen I Da» Haar so schwarzgelockt, und die dunklen Auge» so blitzend, al» wär' ein Stückchen Sonnenstrahl drin festgewachsen. Er freut sich schon so sehr auf euch. Und wird euch lieb haben gewiß! Seine eigene Mutter, au» der macht er sich nicht viel, sie ist so kalt und gleich­gültig. Lebt da oben irgendwo in Preußen bei Verwandten, ich glaube, er hat sie 10 Jahre lang nicht gesehen. Gelt, Mamatschi, D» wirst'» ihm zeigen, wa» eine Mutter sein kann? Du Beste! Allerbeste! Einzige!"

Eine stürmische Umarmung, heiße Küsse, die Frau Lore« lleiche» Gesicht in rosige« Glanz tauchten. Dan« fährt Assunta fort:Und vor­nehm ist Ferry wie ei» Graf mit sechzehn Ahne». Immer nur da» Beste, Feinste kan» ihn befriedigen. Gar für mich! Da ist ihm nicht« gut genug. Werdet ihr e» glauben, daß er ganz empört ist über «eine ein­fache» Kleid«?Dich werd' ich anzirhe», Kleine, wie eine Prinzessin!" sagt« « gestern, al» «i, un» zufällig eine« Moment trafen,paß nur

auf die Augen werden diese dummen G'r aufreißen, wenn sie erst sehen, was ich au» Dir mache!"

Und woher?" fragte Peter Lott,ist er so reich?"

Da« weiß ich nicht. Ich glaube, er nimmt viel ei« von der An­stalt, deren Direktor er ist."

So."

Ja. Obwohl «'» gar nicht gerne ist. Nämlich da» Theater und alle«, wa» damit zusammenhängt, haßt er geradezu- Gei» Traum ist nur ei» stille» Familienglück. Er will eine Villa miete» ganz im Grünen natürlich nahe bei euch, Mama, dort wollen wir unser Nest bauen, und niemand soll hinein dürfen, sagt Frr:r>. Ihr selbstredend ««»genommen. Nur diese Spießbürger nicht, die sich überall an ihn hängen möchten ach, er ist solch ein herrlicher, besonderer Mann! Ganz ander» al» alle, die ich kenne! Immer voll Scherz, voll Heiterkeit, gar nicht» in ihm von diesem schweren Ernst, der da» Lebe» immer «iederdrückt. Ich glaube, da» macht, weil er viel herumgekommen ist und gar keine» Respekt hat vor der Bühnenweitheit.Damit macht mir keiner bange!" lacht er, wen« die Rede darauf kommt.Man muß da» Lebe» immer scherz­haft mhme«-"

Sie lachte und warf dann die Arme in die Luft.Herrgott, wenn ihr wüßtet, wie wohl da» tut, daß ich nun endlich rede« darf von ihm."

Frau Lore und Peter Lott hörte» schweigend zu und versuchten, sich au» Assunta» Rede» ei» Bild de» Manne» zu mache», der so un­vermutet in ihre» LebenSkrei» getreten war.

Assunta erzählte dann noch autführlich, wie sie einander kenne« gelernt hatten. Bei der letzte» Kunstausstellung, die Assunta in Be­gleitung ihrer einstige« Klavierlehrrri« besuchte, war'» gewesen. Er kannte Fräulein Weghuber, ließ sich Assunta vorstrllen und wich nicht mehr von ihrer Sette. Zwei Tage später, al« sie Einkäufe in der Stadl «achte, traf sie ihn wieder, und von da an wurde» e» schon feste Verabredungen.

(Fortfetznng folgt.)