Engelsmelodien durch die Kirche brauste, war ein Menschenherz zum ersten Mal nach langer Zeit wieder froh in dem Gedanken: „Ich will vergeben!"
Die Andacht war beendet und die Helle Weihnachtsfreude strahlte auf allen Gesichtern, als sich das Gotteshaus leerte.
An einen Pfeiler gelehnt, seitwärts vom Ausgang der Kirche, in der Nähe des Altars, stand Oskar in Gedanken verloren; auch er hatte einigen Trost geschöpft aus den Worten des Pastors. Zum ersten Mal nach langer, trüber Zeit fühlte er sein Gewissen erleichtert und die Hoffnung stieg wieder in ihm auf, daß es dem menschenfreundlichen Pastor gelingen werde, seinen Pflegevater versöhnlich zu stimmen. Seine Augen füllten sich mit Thränen und wie durch einen Schleier sah er auf die Vorübergehenden.
Da trat der Fabrikbesitzer Schönau, geführt von seiner Nichte, aus dem Kirchstuhl. Das Auge des alten Herrn irrte suchend durch die Kirche. Ihm war's, als müsse der, welcher durch die versöhnenden Worte des Pastors zu feinem Herzen gesprochen, nahe sein. Da traf sein Blick Oskar. Mit ausgebreiteten Armen eilte er auf ihn zu.
„Mein Sohn! Mein Sohn!" rief er mit bewegter Stimme und schloß ihn in seine Arme.
„Vater, vergib mir!"
Schönau küßte seinen Pflegesohn auf den Mund. „Ich habe vergeben", sagte er mit zitternder Stimme.
„Der Name des Herrn sei gelobt!" ertönte dicht neben ihnen die Stimme des Pastors Lange.
Mit herzlichem Händedruck besiegelten an diesem geweihten Orte die drei Männer den Bund der Liebe.
Oskar machte sich sanft frei und wandte sich zu Luise, welche über die ergreifende Szene Thränen der Rührung vergoß.
„Auch Ihre Verzeihung darf ich erhoffen, mein Fräulein, da ich Ihr edles Herz in so trüber Stunde kennen gelernt, als Sie meine Fürsprecherin bei ihrem Onkel wurden", sagte er weich.
„Ich habe immer für Sie gebetet", erwiderte sie unter Thränen, „und nun wird alles, alles Unglück enden."
„So kommen Sie, meine Freunde," mahnte der Pastor, „wir wollen an dem heutigen Abend vereint das Fest der Wiedergeburt feiern, — denn auch Ihnen, mein aller Freund, ward heute ein Sohn geboren,
der gekommen ist, die Thränen zu trocknen, die Gott uns geschickt, um unser Herz zu läutern."
Froh bewegt verließen sie die Kirche und traten auf die erleuchtete Straße; der Pastor verabschiedete sich mit dem Versprechen, bald nachzukommen in das Haus seines alten Freundes.
Wie hell und freundlich flimmerten über ihnen die Sterne, als sie der Wohnung zugingen; wie glücklich erschienen ihnen alle Menschen, jetzt, da sie die Ruhe und den Frieden wiedergefunden hatten.
Durch die Fenster der Häuser erstrahlten die Lichter des Weihnachtsbaumes, der in der Hütte der Armen wie im Palast der Reichen gleich freundlich brannte und um den sich jauchzende Kinder bewegten, zufrieden mit dem, was liebende Hände für sie bescheert.
Noch spät am Abend, nachdem der Pastor seine Freunde ausgesucht, saßen alle vier vereint um den Weihnachtsbaum, den Luises treue Hand geschmückt; sie erinnerten sich der vergangenen trüben Zeit und sprachen von der Zukunft, scelenvolle Blicke und warmen Händedruck wechselten Luise und Oskar und wie einen vorgeahnten Seelenbund bestätigend, erinnerte der frohe Pastor seinen alten Freund an das Dichterwort: .... „Nicht siebenmal vergib,
Nein, siebenzig mal sieben;
Das ist dem Vater lieb!"
Vermischtes.
* (Ein Millionär in Brasilien.) Baron Fereau war ein Geizhals in Kleinigkeiten, aber verschwenderisch in großen Dingen, die viel Geld kosteten. Zu seinen Eigentümlichkeiten gehörte es, den Kellnern nie ein Trinkgeld zu gewähren und infolgedessen waren ihm sämtliche Kellner und Aufwärter in den Hotels zu Rio de Janeiro, in denen er verkehrte nicht grün. Eines Morgens frühstückte der Nabob in Maux' Hotel; nachdem er eine Cotclette verzehrt, bestellte er eine zweite Cotclette. „Herr Baron", sagte der Kellner boshaft, „es ist bei uns nicht üblich, dasselbe Gericht zweimal zu servieren." — „So?" versetzte der Baron, stand auf und verließ den Saal. Zehn Minuten später trat er wieder ein. „Kellner!" rief er. Der Oberkellner mußte kommen. „Ich habe soeben dieses Hotel gekauft und bin jetzt hier Gebieter, und da ich finde, daß Sie die Gäste nicht nach deren Wünschen bedienen, so entlasse ich Sie auf der Stelle! Entfernen Sie sich!" Dann rief er einen anderen Kellner: „Bringen Sie mir noch eine Cotclette!"
Nagold.
Landwirtschaftlicher Aezirksverein.
Aufforderung zur Bestellung von Kunstdünger.
In der Sitzung vom 6. d. Mts. hat der Ausschuß des landw. Brzirksvereins beschlossen, auch für Heuer die Liefe: ung von Kunstdünger an Vereinsmitglieder zu vermitteln.
Es werden bezogen:
1. Chilisalpeter, garantierter Gehalt 15 Vr bis 16°/» Stickstoff,
um den Preis von 9 65 ^ pr. Ztr. (gesiebt und in 1 Ztr.-
Säcken).
2. Phosphoritsnperphosphat (Marke 8. I'. 14), garantierter
Gehalt 10°/» wasserlösliche Phosphorsäure um den Preis von 3 90 ^ pr. Ztr.
3. Kainit, garantierter Gehalt 22—24°/» schwefelsaures Kali
mit 12—13°/» leicht löslichem Kali, um den Preis von 2 25 A
4. Knochenmehl, garantierter Gehalt 3°/» Stickstoff und 2°/» Phosphorsäure, um den Preis von 7 ^ 50 ^ pr. Ztr.
5. Thomasphosphatmehl, garantierter Gehalt 17 bis 18°» Phosphorsäure und 75°/» Freimehl, um den Preis von 2 ^ 10 ^ pr. Ztr.
Außerdem können noch alle Sorten Kunstdünger zu den gewöhnlichen Tagespreisen bezogen werden.
Die Bestellungen, welche nur für Vereins Mitglieder gemacht werden dürfen, haben bei dem Vereinssckretär Wastrast hier, Hirschwirt Klein hier und bei den Ausschußmitgliedern Huoth in Esslingen und Wneff in Spielbcrg zu erfolgen, wie auch die Abgabe des Kunstdüngers an die Besteller auf den Eisenbahnstationen von denselben erfolgt.
Per äußerste Zahlungstermin wurde auf 15. Hktoöer festgesetzt und sind die Zahlungen an die genannten Abgeber des Düngers zu leisten.
Nagold, den 19. Dezember 1890.
Der Vereinsvorstand.
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