Beilage.

Amtsblatt für

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Wr. 151.

AILenjteig, DonnersLcrg den 25. Dezember

1890.

Die geehrten auswärtigen Leser des BlattesAns den Tannen" laden wir ebenso höflich als ergebenst ein, die Aesteünngs-Krneuernng gefälligst jetzt alsbald bewerkstelligen zu wollen, DD

^.. indem von der rechtzeitigen Bestellung der ununterbrochene Bezug des Blattes abhängt. Gleichzeitig

DDDDDDDDDD richten w'E an alle Lcsefreundc in Stadt und Land die freundl. Einladung, dem Leserkreis des Blattes DDDD DDDDDDDDD «Aus den Tannen" beizutreten. Wir wollen uns soviel in unsern Kräften liegt auch in Zukunft redlich bemühen ourch eine möglichst ausgedehnte, sachliche und rasche Berichterstattung die Zufrieden­heit unseres freundl. Lesers zu erhallen und zu erwerben suchen und bitten um allseitiges gen. Wohl­wollen. Insbesondere richten wir die höfl. Bitte um freundl. Unterstützung an diejenigen geehrten Leser, deren Beruf es ist, die Feder zu führen; verwendbare Beiträge honorieren wir auf Wunsch gerne.

DDDD Westellprels für ei» Kalöjahr: im OA.Bezirk Nagold Mark 1.80, auswärts desselben Mark 2. DDDDDDDDDD DDD IWk" Der Neujahrs-Nr. wird wieder der bekannte beliebt gewordene Wandkalender gratis beigelegt.

DD Inserate finden inAns den Tannen" die erfolgreichste Verbreitung, weshalb sich die fleißige Benützung des Inser atenteils sehr empfiehlt. Ned . u. Ex p, de sAus d. Tanneu" in Altensteig.

"Dergib! (Nachdruck verboten.)

Eine Weihnachts-Erzählung von Robert Bar nick.

(Schluß.)

Es war damals auch am Heiligabend, als beide eingetreten wa­ren; freudestrahlend war ihnen der Vater entgegengeeilt. -- Heute sah man einen vom Kummer gebrochenen Mann, der um seinen einzigen Sohn trauerte.

Der schmerzliche Anblick hatte Oskar tief erschüttert.

Mein VaterI" rief er,mein Vater vergib!"

Den starren Blick auf den Sprecher gerichtet, hatte sich der alte Herr erhoben, ohne jedoch ein Wort hervorbrinzen zu können.

Mein Vater, ein unglückseliger Zufall bei meiner Seligkeit! hat eine Schuld auf mich geladen, die ich schwer büße, die mich namen­los unglücklich macht. Ich raubte Ihren Sohn"

Halten Sie ein!" stieß der alte Mann mit zitternder Stimme hervor.Ich soll Ihnen verzeihen? ich, der ich nur einen einzigen Sohn hatte, der mein Stolz, meine Freude war, der meinen Namen trug? Nein, ich kann es nicht! Wie können Sie es wagen, noch einmal vor meine Augen zu treten, Sie, an dessen Händen Blut klebt?"

Mein Later, ich habe Ihren Sohn wie einen Bruder geliebt; es war Ihr Sohn, der mich Hatzte, grundlos haßte, obwohl ich ihm nie etwas zu Leide gethan. Sein Jähzorn, seine grundlose Eifersucht"

Schweigen Sie!" herrschte ihn der alte Herr zornig an;noch im Tode verleumden Sie ihn!"

Traurig senkte Oskar das Haupt.Ich verleumde ihn nicht; ich bereue meine That."

Es ist zu spät! Sie, den ich fast wie den eigenen Sohn liebte, den ich aus Mitleid und Menschenliebe in mein Haus nahm erschlu­gen mir dafür zum Lohn mein einziges Kind. Gehen Sie, ich darf Sie nicht Wiedersehen!"

Wenn ich so schuldig wäre, daß ich keine Verzeihung erhoffte, würde ich nicht vor Ihnen zu erscheinen wagen. Ich habe Sie schwer betrübt, aber trägt Ihr Sohn nicht einen Teil der Schuld, die ich nun allein büße? Wenn sein Schläger mich getroffen hätte, würden Sie Ihrem Sohne nicht auch verziehen haben?"

Betroffen sah ihn der alte Herr an.

Es steht Ihnen nicht zu, mich in meinem Unglück wie ein Richter zu inquirieren; wenn mein Sohn im Jähzorn Ihr Leben durch eine solche That bedrohte, so wäre es an Ihnen gewesen, der Gefahr aus­zuweichen, der Sie ihn kannten, und dessen ruhige Ueberlegung dies Un­glück hätte verhüten können. So aber sind Sic nur allein der Schuldige."

Und darum flehe ich Sie noch einmal an: Vergeben Sie mir meine Schuld, stoßen Sie mich heute, am Vorabend der Geburt unseres Heilandes, nicht von sich!"

Mag Ihnen Gott vergeben! Ich kann es nicht . meine Liebe

ist mit meinem einzigen Sohn zu Grabe getragen! Ich kenne keinen an­dern Sohn!"

So lassen Sie mich denn ungetröstet von sich gehen! Ach, Sie bedürfen ja auch des Trostes, den ich Ihnen durch meine Reue zu geben bereit war. Leben Sie wohl; ich darf mich Ihren Sohn nicht mehr nennen, obwohl ich Sie wie meinen Vater liebe!"

Tief gebeugt wandte er sich zur Thür.

Da öffneten sich die Flügelthüren zum Nebenzimmer. Luise, im Trauergewande, trat hastig bis in die Mitte des Zimmers.

Oskar, Herr Thorwald!" rief sie erregt,bleiben Sie, gehen Sie nicht so fort!"

Sie war auf ihn zugeeilt und faßte seine beiden Hände.

O, Fräulein Luise, so müssen wir uns Wiedersehen!" rief er ver­zweiflungsvoll.

Onkel", wandte sie sich zu dem alten Herrn,laß' ihn nicht ohne deine Verzeihung von dir. Wenn er gefehlt hat, so ist seine Reue aufrichtig rette ihn vor der Verzweiflung!"

Schönau schüttelte den Kopf und wies mit der Hand nach der Thür.

Haben Sie tausend Dank für Ihr gutes Herz, mein Fräulein, aber ich darf nicht länger bleiben. Ihre Verzeihung kann ich als einen kleinen Trost mit mir nehmen. Gott behüte Sie!"

Nach diesen Worten schritt Oskar schnell zur Thür hinaus. Wie ein Trunkener wankte er die Treppe hinab auf die Straße, wo soeben die letzten Glockentöne verhallten sie hatten umsonst ein Menschenherz gemahnt zur Liebe und Vergebung.

Wohin sollte er sich wenden? Wo sollte er Ruhe und Frieden suchen für sein armes, gequältes Herz?

Unwillkürlich lenkte er seine Schritte nach der Wohnung seines väterlichen Freundes, des alten Pastor Lange. Vielleicht, daß ihm dieser einen Weg zeigen würde, der ihn wieder auf die Bahn des Glückes und der Zufriedenheit führen könne, von welcher das Schicksal ihn un­erbittlich gedrängt hatte.

Bald hatte er die Wohnung des Geistlichen erreicht. Er fand den ehrwürdigen Herrn in seinem Studierzimmer mit den letzten Vorberei­tungen zu der kirchlichen Feier des Heiligabends beschäftigt.

Mit sehr ernsten aber doch herzlichen Worten hieß ihn der Pastor willkommen. Er erfuhr von Oskar die Begebenheiten des heutigen Tages und er sah den Seelenschmerz des jungen Mannes.

Die Liebe Gottes ist groß, mein Sohn", sagte der freundliche Seelenhirt. Verzweifeln Sie nicht, ich will es versuchen, das Herz meines alten Freundes zu rühren, der nun ganz allein in der Welt da­steht und ihn mit dem Schicksal, das ihn betroffen, zu versöhnen. Ich muß jetzt zur Kirche auch Sie, mein Sohn, werden dort Trost für Ihr wundes Herz finden gehen Sie mit mir. Dort hoffe ich auch Ihren Pflegevater und seine Nichte zu finden, denn sie besuchen stets die Kirche und der heutrge Abend ist ihnen eine besonders liebe Erinnerung."-

Im Hellen Kerzenschein erstrahlte die Kirche. Eine dichtgedrängte Schar war zur Andacht versammelt, klein und groß, reich und arm. Unter ihnen in der ersten Reihe saß auch der Fabrikbesitzer Schönau mit seiner Nichte.

Als die letzten Akkorde der Orgel verklungen, sahen aller Augen freudig auf, um von der Kanzel herab die frohe Botschaft zu vernehmen: Euch ist heute der Heiland geboren!" Der ehrwürdige Pastor hielt eine ergreifende Predigt. Er sprach von dem Sohne Gottes, der in die Welt gekommen sei zur Vergebung der Sünden; der da sagte:Ver­gebet, so wird euch wieder vergeben!" Das heilige Christfest sei ein Fest der Liebe und der Versöhnung. Wie viel Thränen würden getrocknet, wenn jeder gläubige Christ emgedenk sei der Barmherzigkeit, die er dem Geringsten und Aermsten schuldig sei. Und als er zum Schluß das Vaterunser sprach und zu der Bitte kam:Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigem", da schmolz das starre Eis um das Herz des alten Schönau, die Thränen rollten ihm über die gefurchten Wangen, er hatte dem vergeben, durch den er seinen einzigen Sohn verloren, dem, welchen er noch immer wegen seines guten Herzens liebte.

Als nun der Lobgesang:Ehre sei Gott in der Höhe", von Hellen Ainderstimmen gesungen, begleitet von den Posaunen und der Orgel, wie