-Amtsblatt für

WgeMinexKnMge-^

Kon clor

'AttenSteig./taöt.

AndDlnIerh altungs b laM

ostsrön

Mff

I Erscheint wöchentl. 3mal: Dienstag, Donners- ^8^, 41, tag und Samstag und kostet in Altensteig 90 ^ o s im Bezirk 90 xi außerhalb 1 das Quartal.

Donnerstag den 10. Aprit

! Eiurückungspreis der Ispalt. Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ,Z j bei mehrmaliger je 6 <i, auswärts je 8 A

188 «.

Bestellungen °^L^L7r".7'

können bei allen Postboten und Postämtern fort­während gemacht werden. Bereits erschienene Nummern werden nachgeliefert.

Gestorben: Eugen Baur, Noitcnbuig; Schullehrer Friedrich Heilsetz Unterriexingen: lchlograph August Deis. Stuttgart; Schullehrer Tröster. Cannstatt: Nud. Scheuerle sen., Calw; Lithograph Hugo Zierold. Eßlingen.

D Kaiser Wilhelm in der französischen Anschauung.

Schon oftmals ist die berechtigte Klage laut geworden, daß die französische Presse zum großen Teil aus Unkenntnis der deutschen Ver­hältnisse alles thue, um die Herstellung eines auskömmlichen Verhältnisses zwischen Deutsch­land und Frankreich zu verhindern. Um so mehr muß es anmuten, wenn in einem der weitestverbreiteten Pariser Blätter, imFigaro" Anschauungen über Deutschland und seinen Kaiser zu Tage treten, die wenn auch vielleicht in Einzelheiten auf falscher Beobachtung be­ruhen, doch im allgemeinen zutreffend, voller Anerkennung und zugleich höchst originell sind.

Unter dem TitelTräume eines Kaisers" veröffentlicht der bekannte Jules Lemaitre in dem genannten Blatte einen Artikel, den wir io folgendem zu skizzieren uns bemühen wollen. Kaiser Wilhelm", heißt es da,ist offenbar jetzt der mächtigste Monarch Europas. Anderer­seits hat er vor allen anderen Fürsten das schärfste Bewußtsein seiner von der Vorsehung ihm verliehenen Aufgabe, die ausgeprägteste Mystische Auffassung seiner Pflicht als Hirte der Völker. Und er ist entschlossen, alle diese Pflichten zu erfüllen ... Er ist unbestreitbar ein Original, er erzwingt die allgemeine Auf­merksamkeit . . . Dieser junge Kaiser hat be­reits eine Anzahl höchst merkwürdiger Dinge vollbracht." Der Autor gedenkt der Reisen zu den befreundeten Höfen, welche Wilhelm II. kurz nach seiner Thronbesteigung unternahm, weil er fühlte, daß die Fürsten, welche die Demokratie noch nicht weggefegt hat, sich ernste Dinge zu sagen, feierliche Fragen zu besprechen haben. Dort aber, wo er hingekommcn, habe man ihn vielfach nicht verstanden, und in ihm sei die Ueberzeugung festgewurzelt, es genüge heutzutage nicht mehr für die Könige, ob sie zur Tripelallianz gehören oder nicht.Wahr­lich es giebt andere Aufgaben!" Die zweite selbständige That des jungen Kaisers sei dann, so meint der Verfasser, der Sturz desjenigen Mannes gewesen, der unzweifelhaft in Deutsch­land die nationale Politik repräsentierte, aber auch zugleich die alte und veraltete Politik; die bezüglichen Ausführungen leiden an starrer Verzerrung des Tatsächlichen und Richtigen.

Laut wird dagegen die Berufung der in­ternationalen Arbciterkonferenz gepriesen. Sei der Inhalt ihrer Beschlüsse auch nicht sehr be­deutsam, die Aussicht auf ihre Verwirklichung noch geringer, so bleibe das Werk des Kaisers doch höchst bezeichnend:Was keine demokratische Regierung, kein dem allgemeinen Stimmrecht entsprungener Cäsar mit sozialistischen Neigungen (wie Napoleon III.) gewagt hat, das hat er, der Kaiser von Gottes Gnaden, gethan. Ich glaube nicht, daß ein Fürst jemals lauter und nachdrücklicher seine Pflicht betont hat. Nicht eine spezifisch deutsche, sondern eine rein menschliche That hat er damit ausgeführt. Was geht in der Seele des jungen Kaisers vor? Wie erscheint er mir verschieden von den meisten

anderen Königen! ... Er lebt unter dem Auge Gottes, er fühlt sich erwählt und geheiligt durch Gott! Er weiß sich verantwortlich (in welchem Maße, das weiß er nicht und das erschreckt ihn umsomehr) für das Schicksal der Millionen Menschen, die Gott ihm anvertraut hat; er fühlt sich als ihren Herrn, der sie alle und be­sonders die Armen und Elenden zum Guten führen muß. Gegen sie hat er Pflichten, nicht nur sie gegen das Ausland zu schützen, sondern auch, und in weil höherem Grade, Pflichten der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. Sein Königtum ist ihm ein priesterliches Amt. . . . Wie heiß wünschte ich, daß dieser Kaiser ein reines, aufrichtiges, heldenhaftes Herz hätte, daß er alle Vorurteile seiner Stellung, seines Ge­schlechtes vergäße bis zum Opfer seiner eigenen Persönlichkeit, wenn es notthuu sollte!"

Und was erwartet der Autor von einem solchen idealen Fürsten, von welchemder Enkel Wilhelms I. uns manche Züge bietet?" In 2 Worten sei es gesagt: einmal die Entwaffnung der Millionen, welche ihre Kraft in den Kasernen verbringen und sodann jetzt kommt die fixe Idee der Franzosen heraus die Rückgabe von Elsaß-Lothringen.Sie sehen wohl, daß dies nur Träume find," schließt der Verfasser seinen Aufsatz.

LaudesuaLrichteu.

* Altensteig, 9. April. In einer am Montag abend abgehaltenen Versammlung nahm der hiesige Gewerbeverein Stellung gegen den Beschluß des Nagolder Gcwerbevereins, wonach die projektierte Bezirksgewerbeausstellung in Nagold stattfinden soll. Die Versammlung war von 80 Gewerbevereinsmitgliedern besucht, ein Beweis, daß man der Sache ein reges Interesse entgegenbringt. Einstimmig wurde beschlossen, an den Vorstand des Comites für die Bezirks­gewerbeausstellung, Herrn Oberamtmann Dr. Gugel, das Ersuchen um Aufklärung zu stellen, inwiefern sich die Verhältnisse seit der Ebhauser Versammlung anders gestaltet hätten. Die für Altensteig sprechenden Gründe seien noch die­selben, die voraussichtliche Eisenbahneröffnung spreche nur für Altensteig; um baldige Auskunft wird gebeten mit dem Bemerken, daß ein Mitglied der hiesigen Gemeinde sich niemals an der Ausstellung in Na­gold beteiligen werde. Mit Recht wurde geltend gemacht, daß es befremdend sei, daß der Gewerbeverein Nagold den Beschluß der Ebhauser Bezirksversammlüng einseitig umstoßen wolle, auch sei es einzig Sache Alten­steigs für ein geeignetes Lokal zu sorgen. Der Ebhauser Beschluß gelte heute noch und zu ern­ster Besorgnis bestehe deswegen kein wesentlicher Grund. Wir schließen unseren Bericht mit dem Wunsche, daß das entschlossene Vorgehen des hiesigen Gewerbevereins zu einer baldigen und befriedigenden Klärung der Sache führen möge.

* Alten steig, 7. April. Nach den herr­lichen Frühlingstagen, die diesmal Ostern Vor­ausgiengen, befürchtete man allgemein und auch manche Zeichen sprachen dafür, daß die Fest­tage verregnet würden. Aber wider alles Er­warten gestalteten sich die Witterungsverhältnifse ganz leidlich, ja sogar gut. Am hohen Oster­fest gegen die Mittagszeit gab es kurze Regen­schauer, wie wir's vom April gewöhnt sind, und dennoch gestaltete sich der hohe Festtag ordentlich, so daß Jung und Alt hiuausströmte, um sich im Freien zu ergehen oder in den Nach­barorten einen Besuch abzustatten. Mögen die

schönen Osterfeiertage allen Lesern in freund­licher Erinnerung bleiben. In Nagold sind in der Nacht vom Ostersonntag auf Mon­tag gegenüber dem Gasthaus zum Adler (ganz in der Nähe der früheren großen Brandstätte) 2 Wohnhäuser und zwei Scheunen abgebrannt. Das Feuer ist in einer Scheuer ausgebrochen uno liegt ohne allen Zweifel eine Brandstiftung vor.

* DemSt.-Anz." wird aus Nagold ge­schrieben : In der Nacht vom Ostersonntag aus Ostermontag, gegen 11 Uhr, brach mitten in der Stadt in einem engen Häuscrviertel ein Feuer aus, das zwei Wohnhäuser und zwei Scheunen in Asche legte. Das Rathaus und das Zeller'sche Haus waren in großer Gefahr, konnten aber gerettet werden. Leider ist ein schwerer Unglückssall zu melden: ein Arbeiter aus der Sautter'schen Konditorei wurde von einem herabstürzeudeu brennenden Balken so schwer am Hinterkopf getroffen, daß er ins Spital verbracht werden mußte. Man zweifelt an seinem Aufkommen. Dies ist seit einem Vierteljahr der dritte Brand.

* Die von den bürgerlichen Kollegien in Freudenstadt für das Jahr 1890 festge­setzte Bürgergabe beträgt 25 Mk. Im Jahr 1889 betrug dieselbe 20 Mk. Die Zahl der Nutzungsberechtigten beläuft sich auf 1260. Der Mitteilung über die Baumbeschädigung daselbst ist nachzutragen, daß der Attentäter, ein 16- jähriger Bäckerlehrling, bereits in Haft ist und die That eingestanden hat. Die von der K. Straßenbauinspektion ausgesctzte Belohnung für Ermittlung des Thäters mit 50 Mk. erhält das Laudjägerkorps in Freudenstadt.

* Ober Weiler, 4. April. Während der Vormittagskirche fiel das 3jährige Töchterchen des hiesigen Hirschwirts Wurster in die am Orte befindliche Hülbe und ertrank, da Hilfe nicht gleich zur Stelle war.

' Rottweil, 7. April. (Strafkammer.) Ein teures Vergnügen! In der Neujahrsnacht hätte zu Aistaig eine Anzahl lediger Bursche gerne geschossen, ohne aber zugleich mit dem Wächter der öffentlichen Sicherheit in Konflikt zu kommen. Da kam ihnen der unglückliche Einsall, wenn sie diesem einen Schoppen zahlen, würde er vielleicht ein Auge zudrücken. Die Sache leuchtete ihnen ein, sie sammelten unter sich etwa 60 Pf., die der Fabrikarbeiter Mat­thias Besch dann alsbald dem Polizeidiener Matth. Keck überbrachte, der das Geld einsteckte und versprach, er wolle ihn und seine Kameraden nicht verfolgen, wenn sie auch schießen. Das Geschäft wäre somit erledigt gewesen, lief aber doch nicht so glatt ab; die merkwürdige Ueber- einkunft wurde ruchbar, kam zur Anzeige und es hatten sich nun dieser Tage sämtliche Betei­ligten vor der Strafkammer wegen Bestechung zu verantworten. Das Resultat der Verhand­lung war, daß Keck zu der Gefängnisstrafe von Einer Woche, die 7 Bursche aber, M. Besch, A. Hils, E. Mutschler, M. Stcidinger, G. Plocher, I. Klaibcr und A. Kipp, sämtliche Fabrikarbeiter in Oberndorf, zu der Geldstrafe von je 10 Mk. verurteilt wurden; außerdem wurden die von Keck empfangenen 60 Ps. sür den Staat verfallen erklärt.

* Unter der Ueberschrift:Militärisches aus Württemberg" bringen dieMünchener Neuesten Nachrichten" au leitender Stelle das bei unserer Armee gegenwärtig übliche Pensionierungssystem und die darob in militärischen Kreisen herrschende Verstimmung zur Sprache. Es sei Sache und Pflicht der Militärverwaltung, die Mittel und