geborenen Elsässers und im Elsaß angestellt, ab und erläßt die Aufforderung, den 22. März durch Bildung von Bürgerausschüffen zur Ver­wirklichung dieses Gedankens zu begeben.

* Metz. Der Bezirkspräsident von Loth­ringen beglückwünschte in einem Schreiben an den Bürgermeister die Bevölkerung von Metz wegen der durchaus würdigen Begehung des Bestattungstages Kaiser Wilhelms. Sämtliche Verkaufsläden der Stadt waren geschloffen ge­blieben; zwischen Einheimischen und Altdeutschen wurde kein Unterschied bemerkt; der Trauer- flaggenschmuck war ein überaus reicher.

Ausländisches.

* Wien, 21. März. Heute früh traf der König von Rumänien, von Sigmaringen kom­mend, hier ein. Der Kaiser begrüßte ihn per­sönlich ans dem Bahnhof und fuhr mit ihm zur Hofburg, wo der König einige Tage sein Gast sein wird. Die Königin von Rumänien wird morgen hier erwartet.

* Pest, 20. März. Ministerpräsident Tisza und Minister Fejervary reisen Mittwoch nach Wien. Der Kriegsminister hat den beiden Re­gierungen bereits die Summen genannt, welche infolge außerordentlicher militärischer Maß­nahmen von den Delegationen beansprucht wur­den. WieBudapesti Hirlap" weiß, wird in beiden Reichshälften zusammen die Summe von 60 Mill. fl. verlangt für die Landwehr und den Landsturm.

* Rom, 20. März. Wie man der Fr. Ztg. berichtet, bringt der Effercito Jtalieno die an­geblich gut verbürgte Meldung aus Turin, daß Frankreich vor Wochen einen Handstreich auf Spezia mit starker Flotte unternehmen wollte. Dieser plötzlichen, wohlausgedachten Aktion sollte wenige Stunden früher die Kriegs-Erklärung an Italien vorausgehen. Die italienische Re­gierung, rechtzeitig davon verständigt, ließ in fieberhafter Eile die Verteidigungswerke in den Häfen von Genua und Spezia in stand setzen. England schickte sofort den Admiral Hewit mit einem Geschwader nach Genua, um sich im Falle des Konflikts auf die Seite Italiens zu stellen. Der damalige Trinkspruch des Ge­nerals Hewit über die maritime Allianz Eng­lands und Italiens würde danach in neuer Beleuchtung erscheinen.

* Nom, 20. März. DieTribuns" erklärt, daß die Zurückziehung der Truppen aus Afrika direkt bevorstehe. Nur ein Spezialkorps unter General Gen« und die Besatzung der Stadt Massauah unter Lanza sollen Zurückbleiben. Dasselbe Blatt weist auf die bedenkliche Auf­regung der französisch-italinischen Grenzbevöl­kerung hin, welche geschürt werde durch die Agi­tation der Presse der beiderseitigen Grenzorte.

* (Die Einnahmen des Papstes.) Einige be­merkenswerte Aufschlüsse über die Einnahmen des Papstes gibt derBrüff. Kour." Danach betragen die dem Papste jährlich obliegenden Lasten 7 Mill. Franks. Diese Ausgaben deckt

im wesentlichen der Peterspfennig. Bis zum Jahre 1870 brachte der Peterspfennig durch­schnittlich 7,117,000 Frks. jährlich dem Papste ein; seitdem ist derselbe die einzige Einnahme des Papstes und hat in keinem Jahre unter 6 Millionen Franks ergeben. Bei dem jetzigen Papstjubiläum haben die-Bischöfe für den Pe- terspfennig insgesamt als außerordentliche Spende 3Z500000 Franks eingebracht. Somit ist der päpstliche Schatz jetzt besser gefüllt. Für die Bedürfnisse der Mission dient dem Papste das 1822 in Lyon gestifteteWerk zur Vorbereitung des Glaubens"; es hat bis heute 220 Mill. Frks. eingebracht, die für Missionszwecke ver­wendet worden sind. Im Jahre 1887 sind für dieses Werk 6648090 Frks. eingegangen, wo­bei mit Bedauern hervorgehoben wird, daß Deutschland nur 409000 Frks. und Oesterreich gar nur 80000 Frks. beigesteuert haben. Die Gegenstände der vatikanischen Ausstellung, die einen Wert von 90 bis 100 Millionen Franks haben, sind nicht verkäuflich; ein Teil derselben welcher von künstlerischem Werteist, wird zu einem bleibenden Museum, das übrige für die armen Kirchen verwendet und den Missionen zugeteilt.

* Paris, 20. März. Ferry's Wagen wurde heute beim Leichenbegängnis Carnot's von einer Menge umringt und Ferry selbst insultiert; er konnte den Weg nur unter dem Schutze der Polizei fortsetzen.

* Paris, 20. März. Die Debatte, betr. die Interpellation Boulanger, verlief skandalös und stürmisch. Caffagnac, obgleich die Maß­regelung Boulanger's billigend, griff das Ka­binett in unerhörter Weise an und behauptete, Bismarck habe befohlen und das Ministerium gehorche, worauf Tirard wütend aufsprang und Caffagnac dreimal das Wort Infamie zurief, bis er von seinen Kollegen mühsam beruhigt wurde. Clemenceau versuchte vergebens die Billigung der Bestrafung Boulangers mit einem Mißtrauensvotum für das Ministerium zu ver­einen. Schließlich wurde die von der Regierung verlangte einfache Tagesordnung mit 349 gegen 93 Stimmen angenommen.

Herr Boulanger, der wohl sicher auf das Gelingen seiner Pläne gerechnet haben mag, hat, darüber kann kaum mehr ein Zweifel herrschen, vorläufig wenigstens stin Spiel ver­loren. Nachdem er so ziemlch von allen Par­teien ausgegeben wurde, war es die Sitzung der Deputiertenkammer, die ihm den Garaus gemacht hat. Mit Ausnahme Laguerres wagte niemand, ihn zu verteidigen, und diese Verteidi­gung Laguerres wurde allenthalben kalt oder unter starkem Widerspruch ausgenommen. Auch als er die chauvinistische Saite anklingen ließ und sagte, Boulangers Name flöße auf der andern Seite der Vogesen Schrecken ein, sein Bild sei in allen Hütten des Elsaßes, und am Tage, wo man Boulangers Degen zerbrechen werde, werde Metz und Straßburg weinen, Berlin aber illuminieren, begegnete er nur hef­tigem Widerspruch. Diese Haltung beweist, daß

Regierung und Parlament entschlossen sind, mit Boulanger ein Ende zu machen. Die Bou- langisten dürften sich kaum noch einer Täusch­ung darüber hingeben, daß der General die Ar­mee verlassen muß und daß die Aussichten auf ein Plebiszit vorläufig sehr schlecht stehen.

* Paris, 20. März. Ferry's Wagen wurde heute beim Leichenbegängnis Carnot's von einer Menge umringt und Ferry selbst insultiert; er konnte den Weg nur unter dem Schutze der Polizei fortsetzen.

* Paris, 20. März. Der Deputierte Laur, einer der ärgsten Preußenfreffer, sagte in Mar­seille, als er die Wahl Boulangers empfahl: Stoßet euch nicht an dem Säbel! Wir müssen wünschen, daß ein General der Revanche einen recht langen Säbel hat. Alle kräftigen Staaten haben einen Säbel an ihrer Spitze! Der Säbel Boulangers, wir fürchten ihn nicht, er flößt nur den Deutschen Schrecken ein. Wenn der General mehrmals gewählt wird, so fällt das Kabinett um und kein Kabinett wird dann ohne ihn möglich sein.

* Paris, 22. März. Das Untersuchungs­gericht für die Angelegenheit des Generals Bou­langer, unter dem Vorsitze des Generals Ferner, hat sich gebildet und forderte Boulanger auf, morgen vor dem Gericht zu erscheinen.

' Paris, 22.März. Das nationale Protest- komite für die Wahl Boulangers zog die Kan­didatur des letzteren zurück und stellte seine Wahlthätigkeit ein, um der Regierung jeden Vorwand zu weiterem Vorgehen gegen Boulanger zu nehmen.

* Eine grauenhafte Entdeckung ist von der Pariser Polizei gemacht worden. Vor meh­reren Jahren ließen sich zwei Frauen in der Pariser Vorstadt Vaugirard nieder und eröff- neten hier ein Heim für Waisen und andere Kinder. Bald hatten sie eine größere Anzahl von Zöglingen in ihrem Hause, die teilweise eine recht anständige Pension bezahlten. Doch nicht zufrieden damit, gingen die Damen von Haus zu Haus, um Gaben für ihremilde Stiftung" einzusammeln. Und diese flössen ihnen auch überreichlich zu. Indessen kam letzt­hin die Sache einem der Spender verdächtig vor und er veranlaßt die Polizei, eine Haus­suchung bei den Damen vorzunehmen. Dieselbe fand in Gegenwart eines Untersuchungsrichters statt und förderte grauenerregende Dinge zu Tage. Die armen Kinder, deren etwa 46 sich in dem Pensionats befanden, wurden in einem schrecklichen Zustande aufgefunden. Unaufhör­liche Arbeit hatte ihre Körper so verunstaltet, daß die meisten einen gebeugten Rücken hatten und sich kaum aufrecht zu erhalten vermochten. Die Nahrung, die ihnen geboten wurde, war eine ekelerregende und bei weitem auch quantitativ unzureichende. IhreSchlafställe" waren in vor Schmutz starrenden nassen Schuppen ein­gerichtet und ihre Lager bestanden einzig in einem Bunde halbverfaulten Strohes. Aber damit waren die Entdeckungen der Behörden

Schloß Kassekörink.

Kriminal-Erzählung von Brunno Köhler.

(Fortsetzung.)

Dem letzten Befehl war der Mann pünktlichst nachgekommen. Er erzählte die Neuigkeit so, als ob er selbst dabei gewesen wäre, als sie der Schreiber in der Schenke zum Besten gab.

Diese Mitteilung verscheuchte endlich jeden Zweifel aus meiner Seele.

Mit dem Assessor, der sogleich wieder nach S. zurückkehren wollte, verabredete ich sogleich die Sicherheitsmaßregeln zur Ueberwachung des Verwalters während seiner Anwesenheit in der Stadt. In unauffälliger Weise sollte er beobachtet werden, um bei dem geringsten Umstand, der mit seinem angegebenen Vorhaben im Widerspruch stände, verhaftet zu werden. Die beiden mir zur Verfügung gestellten Landgendarmen sollten sich beim Dunkelwerden drunten am Ausgang des Waldes aushalten, wo in einiger Entfernung davon die Chaussee nach S. vorüberführt.

Sobald der Verwalter diesen Punkt passiert hatte, war der erste Gendarm angewiesen, ihm zu folgen, jedoch sollte er dabei den von der Chaussee ein paar Tausend Schritt entfernt liegenden Feldweg benutzen. Der weiche Sandboden mußte den Hufschlag des Pferdes dämpfen. Der zweite Gendarm erhielt den Befehl, sich, sobald sein Kamerad die Verfolgung respektive Ueberwachung des Verwalters ausgenommen, so­gleich zu mir aufs Schloß zu verfügen, um mir von dem Geschehenen Meldung zu machen. So schien jede Vorsichtsmaßregel getroffen, Hrn. Ewald Drossen nicht aus den Augen zu verlieren.

Der Abend kam. Ein starker Wind hatte sich aufgemacht, der die Wetterfahnen knarrend um ihre Achsen jagte. Es versprach eine rauhe Nacht zu werden. Dunkles Gewölk ballte sich drohend am Himmel

zusammen. Die schwere, feuchte Luft löste sich nach und nach in einen feinen, stetig herabrieselnden Regen auf.

Die Zeit zum Abendessen war gekommen. Bei meinem Eintritt saßen die jungen Paare bereits an der Tafel. Sie schienen vor lauter Glückseligkeit ganz vergessen zu haben, daß außer ihnen noch andere Menschen auf der Welt existierten. Nur als Fräulein Ellen mich er­blickte, flog eine Wolke der Sorge über ihre rosigen Züge. Mit einem heiteren Gruß suchte ich ihren Kummer zu zerstreuen. Vergebens sah ich mich nach der Baronin um. Sie sei leidend, sagte mir Fräulein Ellen, indem sie mich mit ihren großen, ausdrucksvollen Augen voll ansah.

Einige Minuten später erschien der Baron in Begleitung des Gra­fen und des Verwalters im Saal. Der letztere sah so unbefangen und ruhig aus, als ob nie ein Wölkchen den Horizont seines Lebens getrübt. Noch nie war mir der junge Mann so männlich schön vorgekommen wie in diesem Augenblick.

Das dunkle, wellige Haar, die breite Stirn mit den schon ge­schweiften Brauen und den funkelnden Augen darunter, die hohe, kräf­tige Gestalt mit dem muskulösen Gliederbau, alles das rief meine leb­hafte Bewunderung hervor. Ewald Drossen hatte sich schon für seinen nächtlichen Ritt bereit gemacht.

Als er den großen Radmantel abgenommen und einem Diener eingehändigt hatte, zeigte er sich in einem dunklen, enganschließenden Rock und hohen Reiterstiefeln mit klirrenden Sporen. Mt einer leichten Verbeugung nahm er am unteren Ende der Tafel Platz, wohin sich auch der Baron verfügte, der sich in ein längeres Gespräch mit ihm einließ, dessen Inhalt sich auf den Ankauf einiger Pferde bezog. Die Unter­haltung wurde nur gruppenweise geführt.

Merkwürdig war es, daß eine eigentümliche, gedrückte Stim-