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Samstag den 24. März
Einrückungspreis der tspalt Zeile für Altensteig und nahe Umgebung bei Imal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 ^
1888.
Amtliches.
Um dem reisenden Publikum die Wiedererlangung verlorener oder liegen gelassener Gegenstände zu erleichtern, wird in Stuttgart ein „Fundbureau" errichtet, welches die Aufgabe hat, die im örtlichen Bereich der württembergischen Siaatseisenbahnverwaltung zurückgelasfenen und nicht schon auf den Eisenbahnstationen selbst wieder an die Eigentümer ausgefolgten Gegenstände vorübergehend aufzubewahren und die Wiederaiishändixung derselben an die Berechtigten einzuleiten, auch die beim Bureau mündlich oder schriftlich angebrachten Verlustanzeigen der sachgemäßen Erledigung zuzuführen. Das genannte Bureau tritt am 1. April d. I. in Wirksamkeit. Schriftliche Anzeigen über verlorene Gegenstände sind unter der Adresse „Fundbureau Stuttgart
Gestorben: Schultheiß Schrast, Dettingen u. I.; Stadtacciser Schiller, Lausten a. N.; Stadtpfleger Lilienfein, Brackenheim.
Landesuachrichteu.
§ Pfalz grafen Weiler, 17. März. (Korr. Unliebsam verspätet.) Anläßlich der Beisetzung unseres Kaisers versammelten sich gestern vor dem Rathause die bürgerlichen Kollegien, der Veteranenverein mit umflorter Fahne, der Mili- tärverein und Liederkranz zu einem gemeinsamen Festzug in die Kirche. Tiefbewegt waren alle Herzen von dem Trauerchoral: „Herr erbarme dich, gieb dem Entschlafenen Ruh" re., welche der Liederkranz zum Beginn des Gottesdienstes vortrug. Hr. Pfarrer Hi Iler schilderte in tiefergreifenden Worten die ruhmvolle Laufbahn unseres Heldenkaisers. Fast kein Auge blieb trocken. — Abends versammelten sich die Mitglieder des Veteranenvereins im Gasthof zum Schwanen, wo die Erlebnisse von 1870/71 besprochen und manche Erinnerung wieder wachgerufen wurde.
* lieber das Befinden Sr. Majestät des Königs laufen zu allgemeiner Freude fortgesetzt recht günstige Nachrichten ein. Die Rückkehr des Obersthosmeisters Frhr. v. Wöllwarth aus Florenz darf als eine Bestätigung der Wiedergenesung des Königs gelten. Daß S. Majestät sich dagegen noch fortgesetzt die größte Schonung auferlegen muß, ist nach Ueberwiudung einer so schweren Krankheit ein dringendes Gebot und, wie man hört, wird der hohe Rekonvaleszent sich noch eine Zeitlang weiter nach dem Süden begeben, voraussichtlich nach Neapel. Ihre Majestät die Königin wird dem Vernehmen nach zum russischen Osterfest nach Stuttgart zurückkehren.
* Stuttgart, 20. März. Im Eberhard- Ludwigs - Gymnasium dahier wurde in voriger Woche vom 12. bis 17. d. M. eine Einjährig- Freiwilligen-Prüfung abgehalten. Von den 37 Kandidaten, die zu derselben erschienen waren, sind mehr als die Hälfte, nämlich 19 durchgefallen, während nur 18 die erforderlichen Kenntnisse aufwiesen.
* Aus dem Bezirk Heidenheim wird berichtet, daß die Bienenzüchter mit der Ueber- winterung Heuer recht zufrieden sind, der Verlust betrage blos 2 Prozent, während derselbe im vorigen Winter 40—60 Prozent betrug. Von Anschaffung fremder Völker wurde für Heuer Umgang genommen.
* (Verschiedenes.) Vorigen Sonntag Nacht geriet ein Bauer von den Fildern, der seinen Hund in Stuttgart um 10 M. verkauft hatte, in schlechte Gesellschaft, die ihm sein Geld abnahm und den Betrunkenen auf dem Heimweg durch das Schachtloch des „Weißenburgkellers" in die Unterwelt beförderte. In der Geisterstunde wurde sein Stöhnen vernommen, bis aber die Kellerschlüssel herbeigeschafft waren Und der Eingesperrte befreit wurde, verging eine
lange Zeit und es wurde bald Tag, bis der Geprellte, aus seiner Kluft befreit, den Heimweg antreteu konnte. Außer etlichen zerrissenen Kleidern und Schürfungen ist dem Manne nichts passiert und über den Empfang zu Hause schweigt des Sängers Höflichkeit. Das Fräulein und seine beiden Freunde, welche dem Bauern solchen Schabernak spielten, sind in den Händen der Obrigkeit. — In Vaihingen a. E. stürzte ein Dienstknecht einer Brauerei in einen Bierkeller und verletzte sich so, daß der Tod eintrat. — InHirsau wurde das Grabmal des Abts Johann II. aufgefunden. Die Gebeine desselben wurden herausgenommen und in ein neues Grab gebracht. — InFreudenstadt mißhandelten drei Stromer einen 9jährigen Knaben, von dem sie Geld haben wollten, so, daß der arme Junge schließlich bewußtlos liegen blieb.
* Pforzheim. Hr. Zöppritz, Sekretär der „Hahnemannia" in Stuttgart, hielt im hies. homöopathischen Verein vor einer zahlreichen Zuhörerschaft einen Vortrag über die Entwicklung der Homöopathie in Süddeutschland. Der Redner schilderte die allmähliche Ausbreitung dieser Heilmethode in Württemberg und Baden und zeigte, daß dieselbe schon in den dreißiger Jahren festen Boden gefaßt hatte, so daß die badische zweite Kammer - sich bereits im Jahre 1833 mit Anträgen des damals bestehenden ersten homöopathischen Vereins zu befassen hatte und die Ausübung der Homöopathie in Baden geprüften Aerzten gestattet wissen wollte. Dadurch aber, daß der Laienhomöopathie das Recht zu praktizieren, entzogen wurde, konnte die Wissenschaft beim großen Publikum keinen Eingang finden. Die Aerzte hatleu in der Ausübung dieser Praxis mit solchen Schwierigkeiten zu kämpfen, daß. auch sie sich allmölig wieder der Allopathie zuwendeten, weil nur zwei Apotheken im Lande homöopathische Mittel verabreichten und den Aerzten die Abgabe von Mitteln untersagt war. In Württemberg hat die Homöopathie gerade durch die Laienhomöopathie ihre jetzige Verbreitung gefunden und namentlich ist es der Thätigkeit der Stuttgarter Hahnemannia zu danken, wenn dieses Heilverfahren bereits so weit sich entwickelt hat, daß selbst die Kammer und der württembergische Staatsminister Schmid der Homöopathie Gerechtigkeit widerfahren lassen mußten und deren Existenzberechtigung u. segensreiches Wirken anerkannten.
* Am Samstag machte ein 13 Jahre alter Gymnasiast in D arm st a dt seinem Leben durch Erschießen ein Ende. Es ist dies innerhalb weniger Wochen der zweite Schülerselbstmord. Als Motiv des Selbstmords wird angegeben, daß der Junge nicht versetzt worden sei. Zwei Kameraden desselben hatten die Flucht ergriffen mit der ausgesprochenen Absicht, sich ebenfalls ein Leid anzuthun, dieselben wurden jedoch zwischen Arheilgen und Langen aufgegriffen.
* Berlin, 21. März. Der nächste Schritt der Pforte gegen den Prinzen Ferdinand oder die bulgarische Regierung wird unbedingt und unter Zustimmung des Prinzen die Unabhängigkeitserklärung Bulgariens zur Folge haben. Bisher hielt der Widerspruch des Prinzen selbst und des Ministers Natschevitsch die Proklamation der Unabhängigkeit zurück.
* Berlin, 21. März. (Sozialdemokraten.) Der hiesige demokratische Verein hatte gestern im Saale des Grand Hotel, Alexanderplatz, eine Gedächtnisfeier an den 18. März 1848 veranstaltet. Nach der Rede des Rechtsanwalt
Melos aus Leipzig verlangten die in Mehrzahl anwesenden Sozialdemokraten die Diskussion. Als diese nicht gewährt wurde, lärmten und schrieen sie, stimmten die Marseillaise an und suchten, als der überwachende Polizeioffizier einen der Unruhestifter verhaftete, diesen zu befreien. Der Polizeioffizier zog den Degen und die Schutzleute räumten den Saal, ohne daß es zu weiteren Verhaftungen gekommen wäre.
* Berlin, 21. März. Nuntius Galimberti hatte Dienstag nachmittag 3 Uhr Audienz bei dem Kaiser, um das Schreiben des Papstes zu überreichen. „Mit welcher Aufmerksamkeit, schreibt hiezu die „Germania", der Abgesandte des Papstes behandelt wird, geht daraus hervor, daß schon eine Stunde nach Ankunft der Nuntius eine Einladung zur heutigen Audienz durch den Reichskanzler Fürsten Bismarck erhielt. Die guten Beziehungen zwischen Preußenu. dem Vatikan finden auch in dieser äußeren Form Ausdruck."
* Berlin, 21. März. Der Kaiser hat befohlen, daß das neue Palais in Potsdam unverzüglich instand gesetzt werde, daß er sofort beim Eintritt wärmerer Witterung mit seinem Hofhalte von Charlottenburg dorthin übersiedeln könne.
* Berlin, 21. März. Die Ausschmückung des Trauerweges in Berlin, für welche die städtischen Behörden keine bestimmte Summe festgesetzt hatten, soll, so weit sich bis jetzt übersehen läßt, in runder Summe 500000 M. gekostet haben.
* Berlin, 22. März. Der Kaiser, dessen Allgemeinbefinden befriedigend ist, wohnte dem Gedächtnisgottesdienst in der Charlottenburger Schloßkapelle bei.— Der Kaiser ließ heute den Leibärzten des verstorbenen Kaisers unter sehr gnädigen Handschreiben hohe Orden überreichen.
* Die drei in Berlin tagenden Parlamente, Reichstag, Agbeordneten- und Herrenhaus, haben die Botschaften des Kaisers Friedrich durch Adressen an die Krone beantwortet. Die drei Adressen sind einstimmig angenommen worden.
* Eugen Richter, der heute sein 50. Lebensjahr vollendet (80. Juli), soll von seinen Parteigenossen zu diesem Tage einen Fonds erhalten zur Verwendung für politische und öffentliche Zwecke nach seiner freien Verfügung. Ein Aufruf sei in Umlauf.
* Ein neuer gewaltiger Schneesturm hat beim Kalenderanfang des Frühlings in ganz Norddeut s ch lan d die ernstlichsten Verkehrsstörungen verursacht. Viele Linien sind ganz gesperrt, auf anderen verkehren die Züge nur mit stundenlangen Verspätungen. In Berlin mußten die Pferdebahnen gänzlich den Dierfft einstellen. — Die Oder hat an vielen Orten die Dämme durchbrochen und mehrere Ortschaften überflutet.
' Düsseldorf, 21. März. Der Stadtrat bewilligte 30000 Mrk. für ein Kaiserdenkmal.
* Die „Straßburger Post" schreibt: Am Tage schon, da Kaiser Wilhelm, die Augen zum ewigen Schlummer schloß, kam ein wackerer deutscher Mann zu uns auf die Redaktion mit dem Rufe: „Wir müssen ihm ein Denkmal setzen hier in der Hauptstadt des alten deutschen Landes, das er uns zurückgewonnen!" Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem uns nicht Zuschriften geworden wären, die alle in dem Vorschläge gipfelten: „Unser großer Kaiser muß ein Denkmal hier in Straßburg haben!" Eingeborene und Eingewanderte begegnen sich in diesem Vorschläge". Das Blatt druckt von den vielen ihm in diesem Sinn gewordenen Zuschriften diejenige eines katholischen Priesters,