ii Alleghauy City, Pa., zur Haft gebracht und hierauf nach New-York eingeliefert, woselbst das gerichtliche Verfahren wegen seiner Auslieferung sich abzuwickelu hat. Sein vormaliger Buchhalter Georg Wiedenmann von Nördlingen, welcher, nachdem sein Dienstherr entflohen war, gleichfalls die Flucht ergriffen hatte, hat sich schon vor längerer Zeit freiwillig dem Gerichte gestellt.
* (Verschiedenes.) In Tuttlingen und Rottweil haben verschiedene Metzger Rindfleisch zu 40 Pfg. und Hammelfleisch zu 35 Pfennig per Pfund ausgeschrieben. — In Giengen entlief ein 11 Jahre alte Schüler seinen Eltern und man hat seitdem keine Spur von dem jungen „Thunichtgut." — Der Fnhrknecht Rudolf Epple von Cannstatt wurde am 15. Jnli d. I. wegen roher Mißhandlung seiner Pferde, sdrtgesetzten Ungehorsams durch Verweigerung der Angabe seines Namens und Widerstands gegen die Staatsgewalt dem Stadtpolizeiamt vorgeführt und von diesem wegen Tierquälerei zu einer Strafe von 10 Mark verurteilt, außerdem wegen Widerstands der K. Staatsanwaltschaft zur Anzeige gebracht. Gegen das Erkenntnis des Stadtpolizeiamts hat re. Epple auf gerichtliche Entscheidung angetragen. Die Verhandlung hat am 7. d. M. beim Kgl. Amtsgericht in Stuttgart stattgefunden. Epple wurde wegen Tierquälerei zu 14 Tagen Haft und wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt zu 1 Monat und 15 Tagen Gefängnis verurteilt. Wegen Flnchtgefahr wurde Epple sofort in Haft genommen. — Aus der Kanzlei der U l m e r Oberamtspflege wurde ein Portefeuille mit 5050 Mark Inhalt gestohlen. — Ans der Eisenbahnstrecke zwischen Wald Hausen und Lorch wurde Fabrikant Renner von Gmünd vom Zuge überfahren und getötet.
M annhei m, 9. Sept. Wie die N. Bad. Landeszeitung meldet, wurde wegen Unterschlagung von 40 000 M. der Kassierer Skadermann der Zentralweichen- und Maschinenfabrik Schnabel und Hennig in Bruchsal verhaftet.
* Würzburg, 8. Septbr. Von mehreren Würzb. Firmen wurde der Import von ungarischem und Steyrer Mostobst aufs großartigste in Angriff genommen. Eine derselben hat allein 700 Waggonladungeu meistens nach Württemberg verkauft. Die Lieferung geschieht anfangs Oktober. Die Preise bewegen sich von 11 bis 13 Nt. pr. Doppelzentner.
* (lieber einen hübschen Zug) aus der ärztlichen Praxis des Herzogs Karl Theodor in Bayern wird folgendes berichtet: In der Provinz Sachsen erkrankte ein Lehrer an einem Halsleiden; nachdem er lange vergeblich behandelt war, begab er sich auf den Rat von Bekannten endlich nach Tegernsee zum Herzog Karl Theodor. Dieser hielt Heilung für möglich, zog noch einen Spezialisten aus München herbei, durch welchen seine Ansicht bestätigt wurde, und stellte in zwei Monaten den Lehrer her. Und welches
Honorar nahm der Arzt für seine Behandlung und Rettung? Er klopfte den Lehrer aus die Schulter und sagte lächelnd: „Gehen Sie nur in Gottes Namen ; die nächste Herzogin, die ich mit Glück behandle, wird sich freuen, für Sie mit bezahlen zu dürfen!"
* Einen sonderbaren Scherz hat sich ein Sozialdemokrat in Bamberg geleistet. Derselbe beherbergte seine Einquartierung in einem mit hochroten Tapeten und hochroten Möbeln ausgestatteten Zimmer und ließ ihnen durch ein rothaariges Mädchen Krebssuppe, rohes Beefsteak mit Preißelbeeren, Roastbeef mit roten Rüben, rohen Schinken, Erdbeerreis und Rotwein vorsetzen. Die Servietten waren rotgerändert und ein roter Rosenstrauch schmückte den rot gedeckten Tisch. — Das „rote Gericht" wird den Leuten hoffentlich geschmeckt haben!
* Frankfurt a. M., 1l. Sept. Ein tot- bringeuder Kuß. Ein Vater mehrerer Kinder verlor kürzlich sein Jüngstes au der Diphtheritis. Er war untröstlich und konnte sich gar nicht trennen von dem aufgebahrten Kinde. Noch im Tode herzte und küßte er es. Da erfaßte auch ihn die tückische Krankheit und zwei Tage später folgte er seinem Liebling ins Grab.
* Frankfurt, 8. Septbr. Gestern wurde einem in der Metzgergasse wohnenden Taglöhner ein Schreiben des deutschen Konsulats in Washington zugestellt, worin ihm mitgetcilt wird, daß er mit seiner Schwester in Erlenbach bei Klingenberg zu Erben einer großen Farm und eines Kapitals von 60,000 Doll, eingesetzt sei.
' (llnglücksfall.) Ein entsetzliches Unglück ereignete sich kürzlich in Fahrn au. Ein etwa 12jähriger Knabe aus Offenburg, der bei einer dortigen Familie zu Besuch sich aufhielt, spielte mit einem Zündholzstein und kam dabei au die Petroleumglocke einer Hängelampe. Dieselbe zerbrach und sofort stand das arme Kind in Hellen Flammen. Von rasenden Schmerzen gepeinigt lief dasselbe umher und alle Versuche, ihm Kleider überzuwerfen, und dadurch das Feuer zu ersticken, waren vergeblich, da es immer dieselben wieder von sich warf und weiter eilte. Bei der versuchten Rettung zogen sich mehrere Personen sehr erhebliche Brandwunden, besonders an den Händen zu. In der schrecklichsten Weise verbrannt Kopf, Gesicht und Arme waren äußerlich ganz verkohlt, so daß mau die Haut samt den Nägeln abziehen konnte — sank endlich das Kind nieder und der sofort herbeigeholte Arzt konnte dem armen Kinde keine Hilfe mehr bringen. Dasselbe wurde im Laufe der Nacht von seinen Leiden erlöst.
- (Die Erfindung des Teufels.) Ein ergötzlicher Fall hat sich vor kurzem auf dem bayrischen Bahnhöfe in Alkdorf zugetrageu. Eine Frau aus der Oberpfalz löste sich ein Fahr- billet nach Nürnberg. Als die Zeit zum Einsteigen herankam und die Frau den Zug mit dem schwarzen Ungethüm erblickte, konnte dieselbe trotz alles Zuredens nicht bewogen werden,
Die KerrgollsrnMe.
Eine Volksgeschichte aus Schwaben von August Butscher.
(Fortsetzung.)
Zuweilm öffnete, die Müller-Marie das Medaillon an ihrem Halse, das Ravers Bildnis barg und das sie immer trug, sandte auch manchen Blick zum blauen Himmel, und hatte auch wohl zuweilen einen halb scheuen Blick rückwärts auf das rote Dach des Erlenhofes, das aus dem Baumgrün behäbig heraussah.
In tiefem Sinnen ließ sie die Vergangenheit vor ihrer wunden L>cele vorüberziehen. Auch des Bruders, den sie immer so sehr geliebt und den sie so ganz verstanden, gedachte sie und grübelte darüber nach, wie sich sein: Zukunft gestatten möge, des Vaters auch, dessen Vergangen heit ihr jetzt dunkel und dunkler erschien. „Es muß sich alles, alles wenden!' murmelte sie und herchte dabei auf die leisen Tritte, die ihr im Rücken nahten.
Sollte er es sein? Sie erschauderte und schloß die träumerischen Augen, sie wollte sich überraschen lassen. Jetzt stand er hinter ihr, sie hörte seine schweren Atemzüge, die Verräter eines erregten Herzens. „Marie!" flüsterte eine heisere Stimme und eine fieberische Hand legte sich aus ihre Schulter. Si: fuhr auf, die Augen dunkelten ihr, ihr Puls stockte und die Lippen hauchten stockend: „Der Erlenhofer Six!"
„Ja, der ist's und kein anderer," sagte er, „und Neuigkeiten weiß er, der Six, die dich auch interessnen werden. Das Blättlein hat sich jetzt gewendet. Dein Herzeusallerliebster thut jetzt schön mit einer anderen, dann nimmt er seine Kraxe und geht mit ihr ins Krainerland." Er sah sie lauernd an.
„Das lügst du!" keuchte sie, empört über eine solche Anklage.
„Hab's selber gesehen, und auch schon am Fahnenfest durch den
einzusteigeu; sichtlich verblüfft, nachdem sie den Zug abfahren gesehen, verließ sie den Perron.
' Mit Befriedigung wird man überall lesen, daß bis heute glücklicherweise die Existenz der Reblaus in den Weinbergen des Rheingaues noch nicht nachgewiesen ist. Alle bisherigen Mitteilungen beziehen sich ans Gartenanlagen. Es besteht daher auch noch die Hoffnung, daß die Weinberge selbst von dem furchtbaren Feind noch nicht ergriffen sind.
* Berlin, 7. Septbr. In unfern militärischen Kreisen ist man dem bisherigen Verlauf der srauzösischeuProbemobilmachung begreiflicherweise mit größter Aufmerksamkeit gefolgt, eine Aufgabe, die durch die umfangreiche Berichterstattung in den französischen Blättern wesentlich erleichtert wurde. Die Ergebnisse der Beobachtung scheint mau nicht unterschätzen zu wollen. Es werden freilich vollkommen alle Umstände gewürdigt, welche die Mobilmachung erleichtern und sie nur wie ein heiteres Spiel gegenüber dem furchtbaren Ernst einer auf die gesamte Territorialarmee ausgedehnten Aktion erscheinen lassen müssen. Trotzdem bleibt sehr viel übrig, was ein annähernd zuverlässiges Urteil über die Bewegungsfähigkeit der französischen Armee auf Grund der stattgehabten Probe ermöglicht, und dies Urteil ist nicht ungünstig. Die militärischen Autoritäten halten mit näheren Darlegungen selbstverständlich zurück, sie sind viel zu vorsichtig, als daß sie auf Indizien hin, die für uns als Fernstehende doch keineswegs sichere sein können, sich binden sollten. Gleichwohl bleibt die privatim geäußerte Anerkennung bei allen Einschränkungen, mit welchen sie ausgesprochen wird, beachtenswert.
* Berlin, 9. Sept. Die „Nordd. Allg. Ztg." wendet sich nochmals gegen die „Köln. Ztg." und sagt: Deutschland sei eines russischen Entgegenkommens gar nicht bedürftig; die „Nordd. Allg. Ztg." weiß auch nicht, worin dies bestehen könne; ein Höflichkeitsbesuch in Stettin, wenn er stattfände, wäre an sich keine Gegenleistung, für welche eine Macht wie Deutschland sich bewogen fühlen könnte, ihre Politik anders als nach den Interessen der Nation^ ein- znrichten. Ein solcher Besuch würde auf die europäische Politik nicht maßgebender einwirken, wie der in Danzig oder in Skierniewice oder der in Kremsier. Die russische Politik trete der deutschen an keiner Stelle entgegen, wir knüpften weder Befürchtungen, noch Hoffnungen an dieselbe, erwarten von ihr weder Handlungen noch Unterlassungen, die wir durch irgend welche Opfer an Interesse oder Würde zu erkaufen hätten. Die Stärke der deutschen Polirik bestehe in ihrer Bedürfnislosigkeit; es fehle ihr jedes Motiv, Rußland Dienste zu erweisen, wofür sie Gegendienste erwarten könnte. Die Achtung vor den Verträgen und das Festhalten an der durch sie geschaffenen Verteilung von Macht und Einfluß sei für Deutschland heute ebenso wie 1878 die angezeigte Linie der deutschen Politik.
F-ahnenfrieder erfaßen, daß er einer braunen M-msell-nachgelaufen ist und daß der Alte mit unter der Decke steckt."
Aus Mariens Gesicht war alle Farbe wie weggewischt, sie sah den Ankläger fassungslos an und sagte wieder: „Das lügst du — das kann nicht sein!"
„Es kann alles sein auf der Welt," sagte er hämisch, „und wenn du's sehen willst, kein: hundert Schritt von da hält das Pärchen Stelldickein"
Sie erhob sich schwankend. Sollte es möglich sein? sagte sie sich, und alle Dämonen der Eifersucht erwachten in ihr. „Ich gehe mit," sagte sie kurz „aber wenn du gelogen hast, so möge Gott dir verzeihen, ich könnte es nicht."
„Wenn es aber wahr ist?" sagte er. „Willst du nun dem Six gehören, der dir die Augen aufgemacht hat? Es ist, wie ich sage, und dennoch hat er den Messerstich von anno dazumal wohl verdient, und dem Six macht es auch weiter nichts, wenn er ein halbes Jahr sitzen muß." — Er sah sie mit glühenden Augen an. Sie aber strebte schweigend vorwärts, ihm nach, der vorausging.
„Stil auftreten!" sagte er flüsternd, „dort sind sie bei einander."
Er wies auf ein altes, plumpes Steinkceuz, das kaum aus dem Boden ragte und etwas seitwärts am Wege stand, der von dem Erlen- hofe nach der Herrgottsmühle führte. Eine Traueresche spannte sich melancholisch darüber. Die beiden Lauschenden standen an der Halde, die sich nach dem Wege hinabsenkte, gedeckt durch die überall wuchernden Erlenbüsche, die ja allerorts zu einem Mühlbach gehören. Auf einem Steine — es war ein Markstein von einer längst verschollenen Landesvermessung — saß jenes hübsche brünette Mädchen, dessen wir schm mehrmals gedachten und der Kraxenmannn stand neben ihr. Ec hatte eine ihrer Hände gefaßt und sah zärtlich zu ihr nieder.