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Emrückuugspreis der 9palt Zeile für Altensteig und nahe Umgebung beilmal. Einrückung 8^ bei mehrmaliger je 8 <A auwäsrts je 8 ^

1887.

Amtliches.

(Auszug ans der Geschworenenliste des Schwurgerichts Tübingen pro 3. Quartal 1887.) G. Kemps, Rotgerber in Altensteig-Stadt-, I. Kirn, Bauer und Gemeinderat in Hornberg; W. Wagner, Oekonom und Gemeinderat in Calw.

Tages-Politik.

Die polnische Sommerstille, wenn überhaupt dieses Jahr von einer solchen die Rede sein konnte, ist nun gründlich vorbei. Jin Vorder­gründe des allgemeinen Interesses steht die trotz ergangener Dementierung als bestimmt in Aus­sicht genommene Zusammenkunft des deutschen Kaisers mit dem Zaren von Rußland, welche diese Woche in Stettin stattfinden soll. Of­fizielle Bestätigung fehlt zwar noch, doch lassen die im Stettiner Schlosse getroffenen Vorbe­reitungen und die bereits erfolgte Bestellung von Quartier in Stettin für den Fürsten Bis­marck darauf schließen, daß daselbst eine große Staats-Aktion sich abspielen werde.

Wir schon im englischen Unterhanse zur Sprache gekommen ist, hat das deutsche Ge­schwader auf den Samoa-Inseln Truppen landen lassen. .Reuters Büreaill (das allerdings nicht sehr zuverlässig ist) meldet dazu, die Deut­schen hätten den König Malietoa wegen ver­schiedener Ränke gegen deutsche Plantagen auf Samoa eine schwere Geldbuße anferlegt, die Flagge seines Nebenbuhlers Tamasese ansgehißt und diesen znm König ansgerufen. Die ,Nordd. Allg Ztg/ sagt hierzu an hervorragen­der Stelle, daß das deutsche Geschwader aller­dings den Auftrag hatte, für verschiedene Ueber- griffe vom König Malietoa Genugthunng zu fordern. Wenn letzterer die Genugthunng ver­weigert hat, so ist es sehr wahrscheinlich, daß ein militärisches Einschreiten stattsand. Deutsche Nachrichten über diesen Vorgang liegen bis jetzt nicht vor.

Von der belgischen Regierung wird stets die Kriegsbereitschaft der Armee gerühmt. Als Illustration dient die Thatsache, daß die am Sonntag auf dem Antwerpener Südbahu- hof angeordnete versuchsweise Einladung einer einzigen Batterie trotz dreistündiger Arbeit nicht zu stände gebracht werden konnte.

Das Probemobilisieren wird ansteckend! Der serbische Kriegsminister hat zum 13. d. die Reservisten einbernfen; dieses Aufgebot soll ebenfalls den Charakter einer teilweiscn Mobi­lisierung haben und zur Erprobung der neuen Heeresorganisation, insbesondere des Verpfle- gungswesens, dienen.

lieber die Lage in Bulgarien kommen ungünstige Berichte, welche von Zerwürfnissen der jetzigen Regierung mit den Anhängern des Battenbergers zu melden wissen. Sowohl in Lwfia als in der Provinz wurden unter den Anhängern Radoslawows Verhaftungen vorgc- nom'nen. Es wird sogar behauptet, daß man in Varna den früheren Ministerpräsidenten Ra- doslawow verhaftet habe, nachdem ein ihn be­lastender Schriftwechsel in die Hände der Regier­ung gefallen sei. Stambnlow und Radoslawow haben lange einen Kampf um die Herrschaft ge­führt, derZedoch mit der Wahl des Koburgers und dem Siege Stambnlows einen vorläufigen Abschluß gefunden hat.

- D7 ,,^ichronischen Dalles" im türkischen L-taatssäckel läßt die Meldung schließen, daß die Ottoman-Bank den Finanzminister in Kennt- gejetzt hätte, sie würde die Zahlungen an die türkischen Botschaften im Auslande und die vertragsmäßig engagierten Offiziere einstellcn,

wenn die Pforte ihren Einzahlnngsverpflichtungcn an die Bank nicht Nachkommen sollte. Da der Finanzminister keine Antwort gab, so hätte die Bank seit einigen Tagen die erwähnten Aus­zahlungen wirklich ein gestellt. _

Landesnachrichten.

* Altcnsteig, 12. Sept. Gestern Sonntag nachmittag gab der Liederkranz im Gast­haus znmAnker" eine Gesangsnnterhaltnng zu Gunsten der ärmeren Abgebrannten in Na­gold, welche sich eines ziemlich zahlreichen Be­suches erfreute. Es kam eine schöne Anzahl Lieder znm Vortrag und fanden die meisten wohlverdienten dankbaren Beifall. Die lobens­werte Veranstaltung lieferte einen Ertrag von 24 M. 10 Pfg. zu benanntem Zweck.

" Calw, 0. September. Heute vormittag kam die Nachricht, daß in der Glasmühle bei Breitend erg Feuer ausgebrochen sei, das das Gebäude znm Teil einäscherte.

* Stuttgart, '0. Sept. Der bisherige Bundesbevollmächtigte Staatsrat v. Schmid wurde zum Minister des Innern ernannt. Der neuernannte Minister des Innern, Karl Joseph v. Schmid ist geboren am 2 t. März 1832 in Munderkingen, OA. Ehingen. Er absolvierte das Studium der Rechtswissenschaft mir ausgezeichnetem Erfolg-und ließ sich später als Rechtsanwalt in seiner Hcimatgemeinde Munderkingen nieder, wurde auch zum Stadt- schnltheißen derselben gewählt. Im Jahre 1868 trat er als Abgeordneter für den Oberamts­bezirk Ehingen in den württembergischen Land­tag ein, wo er an dem Kampf gegen demo­kratische und klerikaleBestrebnngen hervorragenden Anteil nahm, 187! wurde er für den XV. Reichs­tagswahlkreis (Blanbenren, Ehingen, Lanpheim, Münsingen) in den Reichstag gewühlt, welches Mandat er trotz der Anstrengungen seiner kleri­kalen Gegncx auch bei den Wahlen von !874, !877 und 1,)78 behaupten konnte. Im Jahre 1873 war er infolge seiner Thätigkeit als Hauptberichterstatter für die wnrttembergische Steuerreform in der Abgeordnetenkammer als Oberfiuanzrat ins Finanzministerium berufen worden und 1879 wurde er znm Bnndesrats- bevollmächtigten mit dem ständigen Wohnsitz in Berlin ernannt, infolgedessen er sein Reichs­tagsmandat niederlegen mußte. Bei der Nach­wahl ist das Mandat im XV Wahlkreis noch­mals für die Reichspartei, welcher v. Schmid im Reichstag angehört hatte, behauptet worden; aber 1881 ging dasselbe in den Besitz des Zentrums über und wurde von diesem auch bei den seitherigen Wahlen fortwährend behauptet. Das Mandat für den württembergischen Land­tag behielt er noch einige Jahre bei, doch trat er bei den.allgemeinen Wahlen von 1882 nicht mehr als Bewerber auf. Vor mehreren Jahren schon erfolgte die Ernennung v. Schunds zum Staatsrat.

" Stuttgart, 10. Sept. Dem Kammer- ausschnß in Württemberg ist der Emwnrf eines Gesetzes betr. den Eintritt Württembergs in die Branntweinstenergemeinschaft zur weiteren Be­handlung zngcgangen. Der Entwurf enthält nur einen einzigen Artikel und empfiehlt ans volkswirtschaftlichen, steuer-technischen und finanziellen Gründen, unter besonderer Betonung der den kleineren Brennereien zu gute kommen­den Steuerermäßigungen, den Eintritt in die Branntweinsteuergemeinschaft zum 1. Oktober.

* Stuttgart, 10. Sept. (Sozialistisches.) Wie verlautet, überraschte am vorigen Sonn­

tag nachts 11 Uhr die hiesige Polizei eine gröbere Anzahl Sozialisten in einem Restaurant in der Ehristophsstraße, welche dort zu einer Abschiedsfeier beieinander waren. Die Feier wurde sofort auf Grund des Sozialistengesetzes aufgelöst und sämtliche Anwesende (ca. 40 -50 Personen), sowohl Männer wie Frauen auf's Genaueste notiert, jedoch keine Verhaftung vor­genommen. Die Polizei war 15 Mann stark vertreten: 0 Geheimpolizisten und 9 uniformierte Schutzmänner.

^Stuttgart, 10. Sept. Anläßlich des Geburtstagsder Köuiginfandenzahlreiche Ordens­verleihungen statt. Die beiden Divisionäre des württembergischen Armeekorps, Gererailieutenant von Guretzky und Perglcr von Pcrglas erhielten das Großkreuz des Friedrichsordcns.

-^Stuttgart, 10. Septbr. Der Best Ver­eines der ältesten Gasthäuser unserer Stadt wollte voriges Jahr seine Lokalitäten durch einen Vorbau erweitern. Sein Nachbar, eben­falls Besitzer eines alten Gasthauses, hat nun gegen den bereits begonnenen Bau Einsprache erhoben und die dieserhalb geführte Klage in zwei Instanzen verloren. Der Nachbar führt aber den Prozeß trotz der klar zu Tage liegen­den Aussichtslosigkeit fort, so daß der angefangene Ban etwa 2 Jahre still liegen muß, ehe er beendet werden kann. Da nun die Baustelle seit geraumer Zeit Gegenstand verschiedener falscher Gerüchte wurde, n. a. hieß es, daß es dem Bauenden an Geld fehle, hat dieser jetzt an der Baustelle eine Tafel mit folgender In­schrift anbringen lassen:

Ich wollt' erweitern meine Hallen,

Das hat dem Nachbar nicht gefallen,

Der sprach darob: Es soll nicht sein Und reichte eine Klage ein!

Doch was ich Heuer nicht enden kann,

Fängt nächstes Jahr mit frischen Kräften an.

Es braucht wohl nicht erst gesagt zu werden, daß sich stets Gruppen Neugieriger vor dem Gasthause an sammeln, um die Tafel zu lesen und auf Kosten des betreffenden Nachbars zu lachen.

* In Cannftatt-Ludwigsburg ist Herr Veiel mit großer Mehrheit wieder znm Neichs- tagsabgeorbneten gewählt worden.

- Eßlingen, 7. Sept. Ende dieses Monats geht eine sehr praktische patriotische Gabe von hier nach Kamerun ab. Der dortige Lehrer, Christaller, drückte den Wunsch nach einer größeren Glocke aus, um die in den Dörfern schulpflich­tigen schwarzen Reichsbürger leichter sammeln zu können. In Folge einer durch Herrn A. Brodhag veranstalteten Sammlung ist die Bochumer Gußstahlfabrik in der Lage, eine Glocke um den halben Preis zu liefern. Diese Schul­glocke für Kamerun erhält einen Durchmesser von 53 Centim. und als Inschrift folgende Widmung:

Beim Glockenschall, kommet All!

Lernt mit Fleiß, zu Gottes Preis Und Deutschlands Ruhm in Kamerun.

Eßlingen, im September 1887.

Die schwarze Schülerzahl Christallcr's beträgt zur Zeit 30 im Alter von 7 bis 15 Jahren. Nach seinen jüngsten Mitteilungen singen sie mit Eifer schon:Ich hatt' einen Kame­raden" n. s. w.

* Backnang, 8. Septbr. Der Loh- und Lederhändler Hermann Ludwig von hier, welcher im Monat März ds. Js. wegen bedeutender Wechselfälschungen und wegen betrüglichen Banke- rntts nach Nordamerika entflohen ist, wurde, wie man dem St.-Anz. schreibt, am 20. v. M