und Zahlung der Kosten des Verfahrens verurteilt.
* Bruchsal, 2. Mai. Gegen Apotheker Ruhland in Odenhei m und dessen Ehefrau ist in voriger Woche eine gerichtliche Untersuchung eingeleitet und beide Eheleute, wie die „Kr.- Ztg." berichtet, wegen unmenschlicher Mißhandlung ihres vierjährigen Kindes ans erster Ehe, welchem ein namhaftes Vermögen zngefallen ist, wovon die Eltern nur die Nutznießung haben, in Haft genommen worden. Als die Staatsanwaltschaft in voriger Woche in Odenheim war, hatte sich die Frau des Ruhland mit dem Kinde entfernt, so daß nur der Wann verhaftet werden konnte. Als die Frau jedoch vorgestern von ihrer Reise zurückkam, wurde sie ans dem Bahnhof Langenbrühen von der Gendarmerie abgefaßt und hieher in Haft gebracht.
* Regensbnrg. In Negensbnrg haben häufige Einbrnchsdiebsiähle zu verschiedenen Neuerungen im Sicherheitsdienste der Polizei Ver- ! anlassung gegeben. So sind u. a. die Nachtpa- tronillenchiit Gummischuhen ausgernster worden.
" Würzburg, 3. Mai. Gestern abend hat ein schreckliches Unwetter, Wolkeubruch mit
.Hagelschlag, zwischen Dürrbach und Ober-
dnrrbach, enormen Schaden hier und in der Umgegend augerichtet. In Dürrbach stand das Wasser halbhaushoch, in der Kirche bis zum Altar. Einiges Vieh ist ertrunken. Das Unwetter erstreckte sich über das ganze Mainthal.
* 7)000 Mark müssen die Erben der in Augsburg verstorbenen Gräfin du Pvntell- Gnir als Nachsteuer für ungenaue Vermvaens- angabe bezahlen.
Berlin, 3. M ai. Wie aus M adrio gemeldet wird, hat der Kaiser au die .Königin Ehristine von Spanien ein Telegramm gerichtet, um ihr im Namen der deutschen Armee für das Porträt des verstorbenen Königs Alfons zu danken, welches die Königin dem in Straßburg garnisonierenden 15. Ulauen-Negiment geschenkt hat.
* Berlin, 4. Mai. General Kaulbars ist hier eingetroffen und hat im Hotel Hohenzollern Wohnung genommen. Heute wohnte er, wie die „Kr.-Zst hört, in Eivilkleidung der Besichtigung des Ersten Garde-Regiments z. F. in Potsdam bei.
* Berlin, 5. Mai. Dem Reichstage ist heute der Entwurf eines Branntweinsteuer-Gesetzes zngcgangcn. Die Begründung desselben betont zunächst, daß die bisherige Befugnis zur Anlegung von Brennereien und die Freiheit in Ausdehnung der Produktionen gewahrt bleibe. Bliebe der mit dem niedrigeren Steuersätze belegte Teil der Jahresproduktion, der auf 4t 2 Liter reinen Alkohols pro Kopf voranssetzlich sei, hinter dem Konsum zurück, so werde eine müßige Steigerung des Spirituspreises, abgesehen von dem gesundheitlichen und sittlichen Interesse, die Produktion wenigstens zum Teil wieder gewinnbringend gestalten. Mit der Auf
nahme der bisherigen Zollausschlnsse und dem Eintritt der süddeutschen Staaten würde die niedriger verstenerlc Jahresmenge entsprechend erhöht werden ; es empfehle sich, da die bestehenden Verhältnisse sich ändern könnten und damit vor täuschenden Rechnungen ans längeren Bestand etwa unhaltbar gewordener Verhältnisse gewarnt werde, eine Revision für alle drei Jahre. Die steuerliche Kontrole sei zur Gewinnung einer amtlichen Grundlage für den Betrag der Abgabe und die Sicherung der Erhebung notwendig. Für nicht sofort in den frei m Verkehr gebrachten Branntwein gewähre das Gesetz steuerfreie Lager, welche auch dazu dienen würden, einem etwaigen Preisdruck der Händler entgegenznwirken. Der Abgang des lagernden Branntweins durch Verdunstung n. s. w. werde von der Abgabe frei zu lassen sein. Die Befugnis, behufs Erlangung der Exportbonifikation, dem für die Ausfuhr bestimmten Branntwein durch die Ilebcr- fnhrnng in eine Niederlage die Eigenschaft einer Exportware zu verleihen, werde unverändert bleiben. Die Bestimmung des Gesetzes, betreffend die Reinigung des Branntweins außerhalb der Lagerräume u. s. w., die Möglichkeit, denselben während der Bearbeitung unter steuerlicher Kontrole zu belassen, bezwecke eine weitgehende Berücksichtigung der für den Export arbeitenden Lignenrfabriken, sowie der Rektifikationsanstalteu. Ersterer Industrie sei das gänzlich Außer- anweudnngbleiben der Verbranchsausgabe in Aussicht gestellt. Die Bestimmung der Gesamt- Jahresmenge für die süddeutschen Staaten auf drei Liter reinen Alkohols pro Kopf entspreche einer billigen Berücksichtigung des Umfanges des bisherigen Brennereibetriebes in jenen Staaten; dadurch würde den Brennereien in der bisherigen Gemeinschaft eine um rund 13'/2 Millionen Liter reinen Alkohols größere Vrauntwcimnenge zum niedrigeren Satze zngewiesen werden rönnen. (Die neue Branntweinsteuer soll eine künftige Mehr-Einnahme von 36,400,000 Mr. ergeben.)
' Berlin, 4. Mai. Bei der hiesigen politischen Polizei stehen wichtige Personalver- änderungeu bevor, welche mit verschiedenen Vorgängen der jüngeren Tagespolitik in Verbindung gebracht werden.
- (Ein interessanter Versuch) für Zwecke der .Heeresverpflegung wurde letzter Tage in B erlin in einer mit der Militärverwaltung in Verbindung stehenden Großschlächterei gemacht. 30 zu diesem Zwecke eingestellte Fleischergesellcn richteten während 3 Tage und 3 Nächte wechselweise bestes Ochsenfleisch durch Auslösen der Sehnen, Knochen rc. zu, dasselbe wurde daun an anderem Orte aufs feinste zerkleinert und mit Mehl vermischt, aus welcher Masse dann eine Art Zwieback gebacken worden ist, mit dem jetzt Versuche bezüglich der Haltbarkeit ec. angestellt werden sollen. Die Zwiebacke sind in kleine Abteilungen wie die Bonbons eingeschuitten, so daß sie, leicht gebrochen werden können, und sollen aufgekocht eine ausgezeichnete Fleisehbrot- fuppe geben, aber auch trocken sehr gut schmecken. >
* Kölu, 4. Mai. Der Scharfrichter von Köln, Herr Lersch, ist heute Stacht gestorben. Das hätte an sich nichts welterschüttcrndes, aber doch verdient der Tod des Mannes einigermaßen Beachtung, weil er ein Sonderling war. Seinen Sarg hatte er schon seit Jahren in seiner Wohnung bereit stehen, in diesem lag seine „Dienst- Uniform" — ein schwarzer Salon-Anzug — und in diesem Anzug, in welchen, er so manchen Verbrecher ins Jenseits beförderte, will er jetzt auch begraben sein. So lautet sein letzter Wille.
* (Ein netter Schwiegersohn.) In Oberschönbach (Vogtland) hat ein junger Mann seine Schwiegermutter drei Tage ans die unmenschlichste Art und Weise gemartert. Kein Bissen Brot, kein Trunk Wasser wurde ihr von dem Unmenschen gereicht und das arme Weib war dazu noch mit eisernen Ketten so eng geschlossen, daß der ganze Körper mit Blut unterlaufen war. Solchen Qualen war das alte Mütterlein nicht mehr gewachsen. Nachdem man sie von ihren Fesseln befreit hatte, war sie so schwach, daß sie nach einigen Tagen starb. Der Schwiegersohn ist verhaftet worden. Noch sei erwähnt, daß das Mütterlein mit zu den guten Schwiegermüttern gezählt werden mußte und dcßhalb doppelt das Mitleid erregt.
* (Ein Nahrungsmittelfälscher.) Der Bäcker
F. S. von Hagen hat lange Zeit hindurch altes, oft verschimmeltes Brod ausgekocht, mit neuem Mehl vermischt und verbacken. Er erhielt dafür vom Schöffengericht 2 Monate Gefängnis. -
' In Pfersee verstarb ein bejahrtes Ehe- I paar, Spezereihändlersgatten, in einer und der j selben Stacht am Schlagfluß. Die Tochter wollte den Vater, der außergewöhnlich lang schlief, - wecken, fand aber denselben kalt und tot im r- Vette liegen. Als sie davon der Mutter Mit- § teilnng machen wollte, fand sie dieselbe gleich- ^ falls tot auf ihrem Lager.
* Mülhausen, 3. Mai. Gestern abend- wurden Alfred Favre, Präsident des Cercle- Mulhousien, Borel, Präsident des elsüssischen - Turnverbandes, und Rennee Köchlin, Chemiker - in, Hanse Schäffer-Lalance, des Landes ver- - wiesen. Allen drei ist eine Frist von 8 Tagen - für die nötigen Vorbereitungen zum Verlassen - des reichsländischen Bodens anberaumt worden. -
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Ausländisches.
* Wien. Nachdem das Erklettern des Stephansturmes zu einer förmlichen Epidemie auszuarten drohte, hat die Polizei gegen drei junge Leute, die beim Klettern abgefaßt wurden, Strafanzeige wegen „Uebertretung gegen die Sicherheit des Lebens" erstattet.
Z n r i ch. Ingenieur Lutz, welcher Samstag nachts den Schriftsetzer Bürgin erschossen hat, behauptet in Notwehr gehandelt zu haben, lind obgleich Bürgin nichts that, was einem Angriff ähnlich sieht, so läßt sich nach einem früheren Erlebnis des Lutz doch erklären, wie
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Das Hold des Teufels.
Erzählung von A. v. Wiuterfeld.
(Fortsetzung.)
„Es ist ihm recht geschehen!" sagte ein alter Bauer; „wer stieslt, der muß wieder bestohlen werden, und wenn er dabei n ur Leben kommt verliert die Welt auch nickst viel an dem Hallunken. Meint I r nicht auch, Mister Loriot?"
Dieser machte ein saures Gesicht und wandte sich nach der anderen Seite.
Da entstand eine allgemeine Beweg mg in der Gesellschaft.
„Die Braut! die Braut!"
Und in der That kam sie die Müh'treppe herab, von ihren Brautjungfern gefolgt, mildem langen, wallenrenSchleier; ab.r sonst in ein. fach bäuerlichem Kostüm, wi: alle Bräute des Dorfes zur Kirche gingen. Sie wurde sofort von allen Seiten umstngt und beglückwünscht. Als dies endlich genug g schchen war, trieb Lostot zum Arttbruch; a er der Bräutigam war noch nicht da, :nd alle Welt rief nach ihm. Endlich kam auch Gittert die Treppe herab; aber sein Antlitz war bleich und sein Blick verdüstert, als wenn ein geheimer Kummer seine Seele be deckte; aber er zwang sich zur Heiterkeit, nahn, freundlich die Glückwünsche entgegen und hatte für jeden einen Dank und einen herzlichen Händedruck. Als er aber an jenen Vater kamjßntzte er, uns ein schmerzst ches Gefühl schien ihm die Wust zuiammenzuzie'icn
„Was ist di denn, Gilbert?" fragte dieser, der cs bemerkte.
„Nichts, Vrtcr, nichts!"
Da trat ihm Rase entzöge, und machte ihm ei en zierlichen Knir. Wie schön sie war! Der junge Mann betrachtete sie mit entzückten Bli cken, bald aber kehrte die düstere Wstke ans sci.e Stirn zurück, die durch die Erscheinung seiner holden Braut auf einen Augenblick verscheucht worden war.
„W -s fehlt dir, Gilbert," redete dieff ihn an, „weshalb bist du so lange geblieben? ... Du siehn so traurig aus!"
„In der That!" bestätigte der alte Loriot, „wir haben heute verkehrte Welt ... du sollst heirattn und machst eine Leichenbittermiene dazu."
„Das kommt vielleicht daher," entgMete Gilbert, „weil das Glück oft ebenw schnell wieder vergeht wie es gekommen "
R se blickte ihn fragend an.
„Ich hätte dich lieber als Ma quise geklei er ge'ehen, die du bist," wandte er sich dann an diese, „denn als Bäuerin ^ die du nicht bist . . . meinst du nickt auch, Vater?"
„Hm!" machte der Müller, die Achseln zuckend, „wenn sie so ebenso glücklich und zufrieden ist . . ."
„Ganz ebenso glücklich und zufrieden!" bestätigte Rose . . . „und du Gilbert?"
„Ich?" wiederholte der junge Mann ... „ich finde es doch recht schlecht, daß man dich deines Eigentums beraubt hat ... . meinst du nicht auch, Vater?"
„Mein Gott!" sagte dieser . . . „das Geld macht nicht glücklich."
„Ich bin als Bäuerin ausgewachsen und so will ich bleiben!" setzte Rose hinzu; „habe ich mir doch in diesem Kostüm dein Herz erworben. Giöcrt!"
Der alte Loriot trieb zum Aufbruch.
„O, wir haben noch Zeit," sagte der Sohn.
„Wir wollen aber tanzen!" rief Marc.lle. „Wenn der Bräutigam keine Schnsucht nach seiner Braut bat dann entführen wir sie ihm."
Mit dieffn Worten umringten die Mädchen Rose uns zogen sie auf die c Weise heraus unter die Linde, und die jungen Burschen folgten ihnen nach.
-l ate u..d Sohn blieben allein.