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Erscheint wöchentl. 3mak: Dienstag, Donners rag und Samstag und kostet in Altensteig SO ^ im Bezirk 85 außerhalb l das Quartal.
Samstag den 7. War
Einrückungspreis der llpalt Zeile für Alten st eia und nahe Umgebung bei lmal. Einrückung 8 ^ bei mehrmaliger je 6 auswärts je 8 ^
1887.
Amtliches.
Die diesjährige Werkmeisterprüfung hat u. a. bestanden: Reichert, Hermann von Altensteig.
Dem Aichamt Freudenstadt ist die Befugnis der Aichung von Waagen einschließlich oberschaligen (Tafel-) Waagen zuerkannt worden.
Tages-Politik.
— Der Prinz-Regent von Bayern ist auf einer Reise durch verschiedene Landesteile von Bayern begriffen und wird ihm überall ein enthusiastischer Empfang zu teil.
— General Kaulbars bulgarischen Angedenkens ist in Berlin eingetroffen. Nach einem Bericht der ,Posft äußerte der General gegenüber einer ihn in Dresden anfsuchenden russischen Studentcn-Deputation ans Leipzig: Das allermeiste von dem, was über seine Thätigkeit in Bulgarien durch die deutsche, österreichische und englische Presse verbreitet wurde, sei böswillige Erfindung. Man sei auch im Irrtum, wenn man glaube, Exfürst Alexander habe seine bulgarischen Pläne endgültig aufgegeben; im Gegenteil, der Fürst werde eines Tages die Welt mit der Thatsache überraschen, daß er mitten unter seinen Getreuen in Sofia weile und sein gefährliches und gewagtes Spiel aufs neue beginne. Dann aber werde die russische Regierung auch nicht länger zögern mit der Veröffentlichung des Aktcn-Beweismaterials, welches darthun werde, daß es unklug von den europäischen Mächten wäre, den Usurpatorgelüsten des Äattenbergers Vorschub zu leisten.
— Der italienische Kriegsminister legte der Deputiertenkammer die Gesetzentwürfe über die Veränderungen in der Organisation der Armee und der Kriegsverwaltung in betreff der Aushebung der Territorialarmee und in betreff der außerordentlichen Ausgaben für Pferde und Bekleidungen vor und verlangte, daß diese Entwürfe an eine einzige Kommission verwiesen und für dringlich erklärt werden sollen. Er ersuche die Kommission, keine Zeit zu verlieren, da sonst Folgen sich ergeben könnten, für welche die Regierung die Verantwortung ablehnen müsse. Die Anträge des Ministers wurden angenommen.
— Prinz Jerome Napoleon (Plon-Plon) soll vom Schlage getroffen worden sein und schwer krank daniederliegen.
— Tie Pariser Zeitungen leisten in der Beschimpfung u. Spionagebeschuldiguug Deutschlands noch immer das möglichste.
— Die Befestigung der Hauptstadt Kopenhagen nach der Landseite wird trotz der abgelehnten Bewilligungen zu diesem Zwecke von der Regierung energisch gefördert. Den Kanal, welcher außerhalb der nördlichen Befestigungslinie liegen soll, hofft man bis zum 1. Mai k. I. vollständig hergestellt zu haben. Um die ausgegrabenen Erdmassen weiter zu befördern, sind 9 Lokomobilen in Wirksamkeit.
— In Schweden war eine lebhafte Agitation für Getreidezölle entwickelt worden und die Kammer hatte einen dahingehenden Antrag mit 111 gegen 101 Stimmen angenommen; die Regierung war gegen den Zoll und löste die Kammer auf. Jüngst haben nun die Neuwahlen stattgefunden und die neue Kammer ist ani Montag zusammengetreten; in derselben sitzen 81 Anhänger und 139 Gegner des Getreidezolls.
— Wie aus einer vom russischen Kriegsministerium veröffentlichten statistischen Zusammenstellung über die russische Armee zu ersehen ist, dienen nur 27 Freiwillige — etwa den deutschen Einjährig-Freiwilligen entsprechend —
in der Garde. Das stehende .Heer umfaßt rund 800,000 Mann, dazu kommen 1,600,000 Reserven und 2,160,000 Landsturm ersten Aufgebots, 'welch' letzterer im Fall eines Krieges gleichfalls in die Reihen des stehenden Herres eingefügt werden kann. Es stehen somit für den Kriegsfall 4,560,000 Mann zur Verfügung — auf dem Papier.
Württemberg!! Her Landtag.
(Kammer der Abgeordneten.)
3. Mai. (42. Sitzung.) Beratung der abweichenden Beschlüsse des anderen Hauses zu dem evangel. Kirchengesetz. In Art. lg hat das diesseitige Haus die sogen, kirchlichen Qualitäten bei Ausübung des Wahlrechts in den Kirchengemeinderat nur für den Fall der Ueberweisung innerkirchlicher Funktionen an denselben zugelassen. Das andere Haus beschloß dagegen, die kirchlichen Qualitäten ein für alle Mal zu verlangen. Berichterstatter Göz beantragt namens der Kommission bei dem diesseitigen Beschluß zu beharren u. a. auch mit Rücksicht auf das Wahlrecht in den kath. Ststtungsrat. Frhr. v. Gemmingen: Die Kommission Minderheit sei mit dem Beschluß des anderen Hauses einverstanden. Sie enthalte sich aber einen Antrag zu stellen, weil derselbe doch aussichtslos sein würde. Minister v. Sarwey glaubt, daß mit dem Standpunkt, den der Berichterstatter vertreten, auch den kirchlichen Interessen Genüge geleistet sei, wenn es auch vielleicht aus technischen Gründen zu empfehlen gewesen wäre, dem Beschlüsse des anderen Hauses zumstimmen. Man beharrt dem Komm.-Antrag gemäß, auf dem diesseitigen Beschluß. In Art. 10 und 11 will die erste Kammer den Ortsvorsteher nur in den Kirchengemeinderat hineinnehmen, wenn derselbe auch die „kirchlichen Qualitäten" erfüllt hat. Die diesseitige Kommission dagegen will diesen Hinderungsgiund nicht gelten lassen, da es nicht wohl angehe, die Ausübung einer mit dem Hauptamt verbundenen Rebenfunktion von weitergehenden Bedingungen abhängig zu machen, als die Ausübung des Hauptamtes selbst. Berichterstatter Go; begründet diesen Antrag der Kommission. Man beharrt auf dem diesseitigen Beschluß. Der Beschluß des anderen Hauies, daß auch der evang. Kirchenpatron den Sitzungen des 'Kirchengemeinderats mit beratender Stimme anwohnen darf, war dahin ergänzt, daß diese Teilnabme n r .persönlich" geschehen kann. Der Kultusminister ist damit einverstanden. In Art. 42, der die Normen der Berechnung des lautenden Aufwands der Stiftungspflege für die Zwecke der Kirchengemeinde einerseits und der bürgerlichen Gemeinde andererseits feststellt, hatte das andere Haus einen anderen Berechnungsmodus vorgeschlagen, dem man jedoch nicht zustimmt. Im übrigen henscht sonst Ucbereinstimmung der Beschlüsse beider Häuser. Was den katholischen Entwurf anbelangt, so tritt man allen abweichenden Beschlüssen des anderen Hauses bei. Nur in der Frage der Teilnahme des kath. Kircheupatrons au den Sitzuu.ieu des Kirchenstiftungsra's wird diesseits, conform der Beschluß zum evang. Entwurf verlangt, daß derselbe nur „persönlich" anwohnen könne. Der evang. Kirchengesetzentwurf wird sodann in seiner jetzigen Gestalt mit 68 gegen 11 Stimmen angenommen. Der kath. Entwurf wird mit 68 gegen 11 Stimmen angenommen.
Laudesvachrichteu.
* Stuttgart, 3. Mai. Ein furchtbares Uugewitter ist heute abend gegen 7 Uhr mit Donner und Blitz über Stuttgart niedergegangen. Die Hagelkörner fielen bis zu der Größe von Hühnereiern und zwar so hoch und massenhaft, daß dieselben an den Häusermaklern dicht aufgeschichtet dalagen. Eine große Menge von Fensterscheiben, insbesondere in Lichthöfen, ist zertrümmert worden. Ihr Korrespondent befand sich während des Wetters gerade im Bahnhofe und hatte Gelegenheit zu hören, daß das Niederprasseln der Schloßen auf die mit Glasbedeckten weiten Hallen ein donnerartiges Getöse hervorrief, was bei der anwesenden Menschenmenge eine förmliche Panik verursachte. Der Boden ist bedeckt mit den von den Bäumen herabgeschlagene!' Blättern und Aesten. Sel.r arg sind die gerade in der Blüte befindlichen Obstbäume mitgenommen. Man darf, ohne Pessimist zu sein, wohl behaupten, daß da, wo der Hagel niedergegangen, von einer Obsternte nicht mehr wird gesprochen werden können.
* Der „St.-Anz." schreibt: Stuttgarter Korrespondenzen auswärtiger Zeitungen berichten über das Hagelwetter vom 3. Mai ganz übertriebene Dinge. Darnach wäre im Stuttgarter Thale die ganze Obsternte in der Blüte vernichtet worden. Glücklicherweise stellt sich der Schaden vielmehr alsein unbedeutender heraus.
* Stuttgart, 4. Mai. Die hochselige Prinzessin Marie hat testamentarisch bestimmt, daß ihr Haushalt, die Dienerschaft ec. 4 Monate lang nach ihrem Tode erhalten bleiben sollte. Mit dem heutigen Tage läuft dieser Termin ab. Die Diener haben bis jetzt noch keine Nachricht über ihr Schicksal erhalten. Aber wir müssen daran erinnern, daß sämtliche Diener lebenslang Pension (voller Gehalt und Zulage) erhalten. Der Hausmeister bekommt z. B. 3000 M. Pension und freie Wohnung im Palais. Dem Kutscher hat die Prinzessin 4 Pferde vermacht, welche morgen in anderen Besitz übergehen. An sonstige Beamte und einige hochstehende Personen sind Gemälde ec. ans dem Besitz der hochseligen Prinzessin übergegangen, die demnächst ansgeliefert werden sollen. Eine Auktion von Mobiliar findet im Juni statt.
' (Verschiedenes.) In Fellbach brachte ein Kind seine Hand in eine Fntter- schneidmaschine, wodurch demselben zwei Finger abgeschnitten wurden. - Von der Aich wird geschrieben: Der Knecht des Ranmüllers war mit dem Abführen von Holz beschäftigt. Hiebei koppelte er zwei beladene Wagen zusammen, setzte sich auf eine Deichsel, schlief ein und fiel durch einen Stoß des Wagens so unglücklich zu Boden, daß die Räder ihm gerade über die Brust gingen und er alsbald starb. — In Eberhardzell wurde dem dortigen Müller die Summe von 3000 Mark gestohlen. Der That verdächtig ist ein Handwerksbnrsche, der in einer Wirtschaft 14 Mrk. verjubelte. — In Stuttgart ereignete sich ein großes Unglück. Im Stöckach waren Arbeiter mit dem Aufziehen eines Balkens beschäftigt; durch irgend einen Umstand stürzte derselbe zurück auf die Straße; unten stand ein Kinderwägelchen, in welchem sich ein kleines Kind befand, ein größeres Kind stand dabei; der herabstürzende Balken zermalmte das im Wägelchen liegende Kind vollständig und verletzte das andere schwer. — JnHart- mannsweile r bei Winnenden war ein 20jähr. Mann im Steinbruch mit Abräumen von Humus beschäftigt, als er plötzlich durch herabfallende Erdmassen niedergeschlagen und zngedeckt wurde. Der Unglückliche war alsbald eine Leiche. — Die Köchin im Gasthof zum „goldenen Ochsen" in Stuttgart zertrümmerte am Montag abend, als ihr eine beanspruchte Mark verweigert wurde, viel Geschirr und demolierte auch ihre Schlafkammer. Der Hausknecht, welcher ein „Verhältnis" mit ihr hatte, unterstützte sie dabei. Zn einer Polizeistrafe wird noch ein Nachspiel von dem Gerichte kommen. Dem Wirte kamen in letzter Zeit Eßwaren abhanden. Da man bei der Köchin Doppelschlüssel fand, dürfte auch derSchlüsselzudiesem„Nahrungsverschwindungs- rätsel" gelöst werden. — Wie die Leser sich erinnern, wurden im September v. Js. Brän- meister Baur von Hundersingen und Werkmeister Schierer vonMunderkingen durch einen einstürzenden Keller getötet. Damals wurde vielfach die Frage aufgeworfen, wer an dem Unglück die Hauptschuld trage. Erbaut war der Keller von Maurermeister Grab in Munderkingen; es war der erste Keller gewesen, den er erbaut hatte. Vor einigen Tagen wurde nun Grab wegen fahrlässiger Tötung zu 8 Monaten Gefängnis