die Uebergabe von Diplomen an die 2 hiesigen Feuerwehrmitglieder Kempf und Wall raff

a«S Anlaß der früheren Überreichung des 25- jährigen Dtenstehrenzeichms durch den Kom­mandanten der Nagolder Feuerwehr, Hrn. Chr. Schuster, mit paffenden Worten statt, wor­aus er die Dekorierten und die Altensteiger Feuerwehr hochleben ließ. Alsdann löste sich die Versammlung, die vor der Festtribüne Aufstellung genommen hatte, auf und es sollte die musikali­sche Unterhaltung beginnen. Doch der unbarm­herzige Regen ließ den Aufenthalt im Freien nicht zu und so retirierte Alles unter das schützende Dach. Die Kapelle musizierte den Nachmittag über im Sternensaale, die gastierenden Feuer­wehren suchten zum Teil in ihren Quartieren ihre Unterhaltung und selbstverständlich ließen sich die Feuerwehrmänner, welche ja auch den erschreckenden Elementen des Feuers zu trotzen verstehen, durch die nasse Flut ihren kamerad­schaftlichen Humor nicht rauben und verstanden der Sache die gemütlichste Seite abzugewinnen. So war denn auch bald die Schetdestunde ge­kommen und für uns zu früh zog ein Korps um das andere stramm und munter wieder zur Stadt hinaus. Mögen sie alle befriedigt und wohlerhalten zu Hause angelangt sein und mögen sie sich immerdar das Fest in guter Erinnerung behalten. Abends war noch Festball im Gast­haus zumSchwanen," welcher bis zur frühen Morgenstunde dauerte und bet welchem sowohl die jungen tanzlustigen Beine ihre Befriedigung fanden, aber auch mancher ältere Feuerwehr­mann sich die Gelegenheit eines Tanzes nicht entgehen ließ. Der Ball nahm einen schönen Verlauf. Wir haben schließlich nochmals zu betonen, daß die ganze Einwohnerschaft darin wetteiferte, das Fest recht schön zu gestalten und sei's zu ihrer Ehre gesagt, daß sie Feste zu geben versteht. Befriedigenden Dank für alle Mühe wird ein Jeder in dem Bewußtsein finden, daß er in seinem Teil das Möglichste gethan hat; ein's aber wünschen wir noch: Sollte der Feuerwehr einst die goldene Jubel­feier beschieden sein, so möge über ihr ein guter Stern walten und ein freundlicher Himmel lachen."

Berichtigung. Der Druckfehlerteufel hat auch in der Festzeitung mitgespielt. Auf Seite 2 Spalte 1 istHupe" anstatt Loupe zu lesen und hat wohl jeder Leser das Ver­sehen selbst berichtigt.

* Es ist der Red. d. Bl. von mehreren Seiten der Wunsch ausgedrückt worden, eine Nachfeier zum Feuerwehrfeste unter den Eichen

in Verbindung mit dem gleichen Zug der hies. Feuerwehr wie am Feste für Pfingstmon­tag anzuregen. Der Gedanke ist jedenfalls nicht übel, indem recht viele Leute aus der Umgebung, welche am Sonntag durch die Witterung abge­halten, die Gelegenheit mit Freuden ergreifen würden, um den so gelungenen Zug zu sehen. Auch den auf dem Festplatze geschädigten Wirten könnte durch diese Veranstaltung nachträglich ein kleines Aequivalent geboten werden. Es

würde auch uns freuen, wenn diese Anregung an maßgebender Stelle den Beifall finden und zur Ausführung kommen könnte. Zugleich ge­statten wir uns an die verehr!. Einwohnerschaft die Bitte zu richten, vorerst mit der Abnahme der Dekoration an den Häusern und Straßen nicht zu eilen. Nach der Wettervorhersage derNeckar-Zeitung" steht für die nächsten Tage eine günstige Witterung in Aussicht.

* Stuttgart, 4. Juni. Der letzte der

drei Volksbankdirektoren, der zu dreimonatlichem Gefängnis verurteilte Kappler, trat seine Strafe am 1. Juni an, so daß der Asperg nunmehr alle drei Vorstandsmitglieder der verkrachten Volksbank beherbergt. Aus eigener Anschauung glauben wir übrigens die Versicherung geben zu können, daß die Herren als Zivil-Festungs- Häftlinge ein patriarchalisch beschauliches Leben da oben führen und ihre Haft mit einer etwas unfreiwilligen Luftkur merkwürdige Aehnlich- keii hat. (Neck.-Ztg.)

* Aus Nizza wird der N. Fr. Pr. mit­geteilt, daß König Karl von Württemberg, um seiner Zufriedenheit mit seinem Aufenthalte in Nizza Ausdruck zu geben, bei seiner Abreise dem Präfekten des Departements Alpes Maritimes, Herrn Catuffe, zum Kommenthur des Ordens der württembergischen Krone ernannt und dem­selben 5000 Fr. zur Verteilung an die Armen der Stadt überwiesen hat.

* Oggersheim, 6. Juni. Zwei Kinder sind am letzten Montag hier verbrannt. Die Eltern arbeiten in Fabriken; die Mutter im Ort, der Vater auswärts. Bet dem Weggänge der Mutter wurden auch die beiden Kleinen im Alter von 4 und 2Vs Jahren ins Bettchen ge­steckt. Fenster undThüre wohl verschlossen. Gegen 12 Uhr entquollen Rauchwolken aus den Fenster­ritzen, die Mutter wurde herbeigerufen. Böses ahnend öffnete sie die Thüre und fand von den Kindern das eine erstickt, das andere gebraten. Im Ofen brannte zu fraglicher Zeit kein Feuer; auf­gefundene Zündhölzer lassen dafür mit Bestimmt­heit annehmen, daß die Kinder, mit Feuer spielend, das Bett angesteckt und eingeschloffen und hilf­los, wie sie waren, einen martervollen Tod er­dulden mußten. Der Jammer der so hart be­troffenen Eltern, wie die Selbstvorwürfe der Mutter spotten jeder Beschreibung.

* Nesselbach, 6. Juni. Der fürstl. Re­vierjäger dahier stieß dieser Tage auf zwei kämpfende Rehböcke, die sich mit dem Geweih gegenseitig derart verfangen hatten, daß sie trotz aller Anstrengungen nicht mehr von einander loskommen konnten. Der Jäger leistete natür­lich sofort Hilfe, trennte die beiden ierhitzten Kameraden, wollte jedoch nur dem kleineren die Freiheit schenken, den größeren aber gefangen nehmen. Kaum fühlte aber letzterer sich frei, als er mit einem gewaltigen Ruck sich losriß und dem ziemlich verdutzten Jäger das Nach­sehen ließ.

* (Verschied enes.) In Ebingen wurde in den letzten Tagen ein schon bejahrter Mann

auf der Bühne seiner Wohnung erhängt auf- gefunden. Als der nun geschiedene General Schachtmeyer im April nach Celle gereist war, ließ er seine alte braune Stute, die ihn schon im Kriege von 1866 getragen, erschießen. DaS Tier, das wenigstens 33 Jahre alt war, hatte angefangen, nachdem es 16 Jahre lang das Gnadenbrot verzehrt hatte, hinfällig zu werden; es sollte schmerzlos einen ehrlichen Soldatentod sterben. Der wurde ihm zu teil. Das Wett­ziehen zwischen einer Anzahl Männer und einem oder 2 Pferden scheint im Bezirk Leutkirch förm­lich Mode werden zu wollen. Nachdem schon in mehreren Nachbarorten solche Wettkämpfe veranstaltet worden sind, bei denen bald die Pferde, bald die Männer als Sieger hervor­gingen, wurde auch inEllwangen eine solche Wette arrangier!. Acht starke Männer erboten sich nämlich, einem schweren kräftigen Pferde das Gleichgewicht zu halten, resp. dasselbe rück­wärts zu ziehen. Die Nachricht von diesem Schauspiel hatte eine zahlreiche Zuschauermenge herbeigelockt. Unter atemloser Spannung der vielköpfigen Menge ging auch die Kraftprobe vor sich. Endlich verkündigte vielstimmiges Bravo den Sieg des Pferdes, den die 8 Mann ihm allerdings schwer genug gemacht harten. Dem glücklichen Besitzer des gewinnenden Pferdes trug dieser Spaß ein schönes Stück Geld ein, da der Einsatz einenNapoleon" betrug.

LeMsches Reich.

* Landau. Unteroffizier Viereck, dem eine mehrtägige Arreststrafe drohte, tötete sich auf dem hiesigen Artillerie.Kasernenhof mittels eines Shrapnelschusses. Der Knall war furchtbar. Die Kugeln pfiffen durch die Luft, auf sehr ge­ringe Entfernungen an ahnungslos dahinschlen- dsrnden Spaziergängern vorbei, glücklicherweise ohne Unheil anzurichten. Als sich im Kasernen­hofe der Pulvsrdampf verzogen hatte, sah man Kopf und Gliedmaßen des Unglücklichen zer­streut umherliegen.

* Der deutsche Buchbindertag tagt vom 15. bis 22. August inMünchen. Mit demselben wird eine Ausstellung von Werken der Buch­binderkunst verbunden werden. Besonders interes­sant verspricht die Abteilung alter Bücher-Ein- bände sich zu gestalten, für welche bereits zahl­reiche Zusagen vorliegen.

* In Feldhausen bei Gammertingen wurde die Magd des Adlerwirts kurz vor ihrer Ver­heiratung verhaftet. Sie hatte ihrem Herrn nach und nach hohe Beträge gestohlen. In einem alten Schuh fand man 786 M., bei der Sparkasse hatte sie 150 M. in letzter Zeit an­gelegt und weitere Beträge zu bedeutenden Ein­käufen verwendet. Sie gestand sofort und ent­schuldigte sich damit, ihr Liebster hätte sie sonst mit ihrem kleinen elterl. Vermögen nicht ge­nommen.

* (Die Gewalt des Blitzes.) Bei einem Ge­witter in der Nacht vom 23. auf 24. Mai schlug auf dem Kreuzberge bet Neustadt a. S

Doktor Zernowih. (Nachdruck verboten.)

Ein Lebensbild.

Preisgekrönte Arbeit von Frau Sutro-Schückin.

(Fortsetzung.)

Aber, mein Gott, es waltet dennoch ein entsetzlicher Irrtum vor?! Diese Erscheinung, die den Stempel des Gebrechlichen, die Kleidung der Armut und die Niedergedrücktheit körperlichen Leidens trägt, sie ist mir fremd, fremder als jene des Kindes war, das ich nie gesehen hatte!

Und dennoch!

War es nicht dieselbe schlanke Figur, derselbe feine Kopf mit den blonden Flechten, durch die sich jetzt nur Silberschein hinzog? waren cs nicht die feinen Züge, nur gramdurchfurcht, der rosige Mund in Leid erblaßt, derselbe Gang, der einst so elastisch, jetzt müde zwar, doch feinen stolzen Charakter noch wahrend? Tätlich erschrocken stand ich, regungslos sie betrachtend. Fast krampfhaft hielt ich noch einen leisen Zweifel an ihrer Identität fest denn sie war zu traurig, zu entsetzlich verändert!

Eugen, mein Sohn", flüsterten da ihre bleichen Lippen in sehn­süchtigen Lauten,wo ist dein Vater?"

Die Ahnungen eines edlen tiefen Frauenherzens sind untrüglich, wie Offenbarungen Gottes, wenn Liebe sie wachruft! Ottilie wußte, trotzdem ihr das Kind getreu verschwiegen hatte, daß ich selbst ihr nahe war.

Und wie sie es rief, brach ein Strahl jenes Lichts über die welken Züge, das ihr in den Tagen meiner Knabenliebe schon einen Glorienschein ums Haupt gewoben.

Jetzt erkannte ich sie ganz, d. h. erkannte ein zvm Schattenriß

des Elends gewordenes Zauberbild frischer Jugend und Anmut, erkannte, was sie gelitten haben mußte, um zu werden, wie sie jetzt war.

Aber hatte ich selbst mich denn ebenfalls so bis zur Unkennt­lichkeit verändert? fragte ich mich im selben Moment bestürzt, da das seelenvolle Auge mich nicht erkennt. Das Auge, das treuer wie Jugend­frische, Wangenrot und Lockengold, voll heißester Sehnsucht eines unsterb­lichen Lebens aus dem Verfall des Körpers zu erkennen weiß, es haftet an mir, dem Regungslosen, der nur des Erkennungszeichens harrt, um die Geliebte in die Arme zu schließen. Aber was ist das?

Aus ihm bricht nicht, siegend über Trennung, Krankheit und Zeit, das Unvergängliche hervor die Treue des Herzens; kein Jubel wie Blitzstrahl zuckt über meine Gestalt; kein:Ich habe dich wieder, meiner Seele Licht!" umschließt mit Liebesbann mein Angesicht!

Stumm harre ich des Kommenden. Sie naht sich mir bis auf wenige Schritte, noch immer erkennt sie mich nicht! Ja, das Auge schweift gar ab von mir und irrt suchend umher.

Da ertrage ich es nicht länger. Ich halte sie im nächsten Moment im Arm, jubelnd, traurig und freudeselig zugleich.

Sie war zu erschüttert, um sprechen zu können» Lange Minuten mögen für uns vergangen sein im heiligen Austausch überwältigender Empfindungen bis Eugen sich jubelnd zwischen uns drängte. Glück­lich, wie nur Kinder sein können, rief er mit fast stolzem Uebermut:

Sagte ich dir nicht, liebe Mama, daß ich sicher den Papa finden würde? Und sieh, ich habe ihn dir selbst gebracht."

Sein glückliches Lachen und fröhliches Geplauder gaben unS end­lich das geistige Gleichgewicht wieder.

Meine erste Frage, die sich gewaltsam über meine Lippen drängte, lautete: