ein Blitzstrahl auf einen mächtigen Basaltblock von etwa 2 Kubikmeter Inhalt. Ein Stück von ungefähr 3 Ctr. flog 7 Meter weit, zwei andere von etwa 67 Ctr. wurden abgesprengt und zahlreiche kleinere Stücke gerade aus dem festesten Gefüge des harten Gesteines herausge- schlagen mit einer Bruchfläche von einem halben Quadratfuß, wie es mit Anwendung mechanischer Kräfte wohl nicht möglich ist. Schwefelgeruch war noch 12 Stunden später deutlich bemerkbar.

* Die »Dresd. Ztg." bringt eine merkwür­dige der Bestätigung jedenfalls bedürfende Nach­richt. Danach sollten bei den nächsten sächsischen Herbstmanövern die Mannschaften sich zur Probe mehrere Tage hindurch nur mit Mehl und Konserven ernähren. Eine besondere Verfügung sei ergangen, Israeliten als Lieferanten nicht anzunehmen.

* Hamburg. Bei der Norddeutschen Bank wurde ein Betrug mit einem gefälschten Check vou 150000 Mk. versucht. Durch einen un­bedeutenden Fehler des Checks wurde die Bank aufmerksam, worauf der Betrüger verschwand.

Ausland.

* Wien, 4. Juni. Die Pforte hat gestern in einem Rundschreiben den Mächten mitgetetlt, daß sie nunmehr an den friedlichen Absichten der Griechischen Regierung nicht mehr zweifle und deshalb Ejub Pascha beauftragt habe, seine griechischen Gefangenen zurückzusenden. Gleich­zeitig gibt die Pforte dem Gedanken Ausdruck, daß bet der jetzigen Sachlage die Aufhebung der Blockade angezeigt erscheinen möge, da der Zweck derselben erreicht sei. In hiesigen diplo­matischen Kreisen wird als bestimmt angenom­men, daß die Aufhebung der Blockade von keiner Seite auf Bedenken stoßen und daher binnen kürzester Frist erfolgen wird.

* Wien. 5. Juni. Das Fremdenblatt meldet: Das Fort Zyzos wurde griechischer- seits geräumt, die Türken gaben die bisher ge­fangenen Griechen frei.

* Wien, 6. Juni. Im Reichsrat fragte Menger wegen der Laibacher Ausschreitungen an, welche Mittel der Minister anzuwenden ge­denke, damit den tief beleidigten Deutschen in Oesterreich Genugthuung werde und Sicherheit gegen das Gebaren der Laibacher Gemeindever­tretung, welche schmachvoll ihre Pflicht verletzt und die Ausschreitungen begünstigt habe. Er tadelt auch den Landespräfidenten Winkler, dessen Verhalten die slowenische Begriffsverwirrung gefördert. Die Prager Blätter kündigen einen Massenausflug von Czechen nach Laibach zur Stärkung des slowenischen Nationalgefühls an.

* Fünfkirchen, 5. Juni. Hier hat gestern abend vor dem »Hotel Schiff", wo General Janßki abgestiegen war, eine Studenten-Demon- stration stattgefunden. Die Menge sang Natio nallieder, schrie »Pereat Janßki" und entfernte sich sodann, als Polizei sowie Infanterie er­schien. Die Demonstration war damit beendigt und der Platz leer.

* Laibach, 5. Juni. Gestern wollten Studenten dem Advokaten Tavcar, welcher im Gemetnderate gegen die Anastasius Grün-Feier Stellung genommen hatte, ein Ständchen bringen, wurden aber von der Sicherheitswache zerstreut und der Gesang verhindert. Infolge einer größeren Ansammlung des Publikums und da beunruhigende Gerüchte im Umlauf waren, wurde das Militär in Bereitschaft gehalten.

4 - Salzburg. Ein riesiger Waldbrand wurde in Mondsee im Salzkammergut durch eine» Blitzschlag an der über 4000 Fuß hohen Drachen­wand verursacht. Das Feuer auf der Fuschler Seite, verbreitete sich jedoch schnell über die ganze Wand, welche gegen Mondsee fast senk­recht abfällt und vernichtete die prachtvollen, einzelnen Baumgruppen, welche den einzigen Schmuck des sonst kahlen Felsens bildeten. Bei Nacht bot die brennende Wand mit ihren sich bis zum Seespiegel herabschlängelnden Flammen­bächen ein fchauerlich-schöneS Schauspiel.

* Paris, 2. Juni. In der heutigen Sitz­ung der Kommission zur Vorberatung der Vor­lage, betreffend die Ausweisung der Prinzen, gab Herr de Freycinet seine Erklärung ab analog den im Ministerrate gefaßten Beschlüssen. Frey­cinet betonte, es sei keine unmittelbare Gefahr vorhanden, auch kein gewaltthätiger Schritt der Prinzen zu fürchten; aber die Haltung der Prinzen im allgemeinen sei eine solche, daß sie die öffentliche Meinung beunruhige und den Feinden der Republik einen Bereinigungspunkt biete. Freycinet will nicht die allgemeine Aus­weisung der Prinzen, aber er ist bereit, sofort die wirklichen Prätendenten, nämlich die Descsn- denten der direkten Linien, d. h. den Grafen von Paris, seine Söhne, den Prinzen Papoleon und dessen Sohn Viktor, auszuweisen. In par­lamentarischen Kreisen wird angenommen, daß die Kommission wahrscheinlich den im Minister­rate gefaßten Beschluß annehmen werde, d. h. die obligatorische Ausweisung der direkten Präten­denten, die fakultative der übrigen Prinzen.

* London, 7. Juni. Für morgen ist ein Kabinetsrat anberaumt. Falls die Homerule- Bill verworfen wird, soll über die notwendigen Maßnahmen für Auflösung des Parlaments und schleunigste Berufung an das Land beraten werden.

* New-U ork.2. Juni. Der Richter Smyth fällte heute das Urteil über den vormaligen deutschen Reichstagsabg. Johann M ost und die jüngst für schuldig befundenen Anarchisten. Der Richter redete Most wie folgt an: »Ich bedauere aufrichtig, daß das Gesetz mir nicht erlaubt, Ihnen eine härtere Strafe zuzumessen, als ich jetzt im Begriffe stehe zu thun. Sie haben ge­raten zu Mord, Brandstiftung und Vergiftung, und haben vor unwissenden Ausländern Reden gehalten, in denen Sie denselben anrieten, zu Mord und Brandstiftung Zuflucht zu nehmen. Sie haben ein Buch veröffentlicht, in welchem Sie die weiblichen Dienstboten lehren, wie man Gifte bereitet, um die Mitglieder der Familien,

in denen sie dienen, zu ermorden. Auf der gan­zen Erde gibt es keinen vollendeteren Schurken als Sie. Es ist unnötig, Worte an einen sol­chen Menschen wie Sie zu verschwenden. Das Urteil des Gerichts ist, daß Sie 1 Jahr im Zuchthaus eingesperrt werde», daß Sie eine Strafe von 500 Doll, zahlen und in Haft blei­ben, bis die Strafe abbezahlt ist, und zwar soll die weitere Haft nicht mehr als Men Tag für jeden Dollar der Geldbuße betragen." Most umklammerte das Gitter vor der Anklagebank, seine Augen rollten und sein Gesicht färbte sich vor Zorn. Als er in das Gefängnis abgeführt wurde, rief er in Deutsch aus: »Und das nennt man Gerechtigkeit." Schenk wurde za 9 Mon. und Braunschweig zu 9 Mon. Gefängnis und einer Geldbuße von 250 Doll, verurteilt.

* Baltimore. In einer hiesigen Menagerie hatte einer der schönsten Löwen ein Zahnge­schwür bekommen, verbunden mit einer Geschwulst, die dem Tiere mit Erstickung drohte. Der Löwe wurde stark gefesselt und durch eine kunst­volle Vorrichtung sein Rache» geöffnet. Zahn­arzt Brsdal zog den kranken Zahn; in dem Moment, als dies geschah, sprengte das vor Schmerz wütend gewordene Tier seine Fesseln und schlug den Zahnarzt zu Boden, im nächsten Moment hatte es dessen Kehle durchbtffen. Gleich darauf sank die Bestie unter den Revotvsrschüffen des Bändigers zusammen. Die Witwe des Zahnarztes fordert von dem Menageriebesttzer 30 000 Dollar Schadenersatz.

* Ans New York wird gemeldet: Allein der Lohnverlust in Folge der jüngsten Ausstände wird auf 2802000 Doll, veranschlagt. Die Verzögerung und Anaulirung von Verträgen verursachte Verluste in Höhe von 2105 000 Doll. Neue Geschäfte im Umfange von 25 Mill. Doll, wurden aus Furcht und Ungewißheit aufge­geben. Dies ereignete sich hauptsächlich in den Baugewsrken. wo die Verluste in den Städten sich auf 20 Mill. Doll, anhäufteu. Gegenwärtig befinden sich noch 50 000 Arbeiter tm Ausstaud.

U»a»veL »»v uveriteyr.

Altensteig.

Schrarmerr-Zettel vom 2. Juni.

Neuer Dinkel

... 6 70

6 50

6 25

Haber . .

... 6 80

6 55

6 30

Gerste . .

... 7 60

7 55

7 50

Weizen . .

. . .

9 -

Roggen. .

. . .-

8 50

Welschkorn.

. . .-

7 50

Biktualieupreise vom 2. Juni.

V 2 Kilo Butter ..... 70 u. 75 Pfg. 2 Eier.9 Pfg.

* Man hal berechne:, vag eme erwachjen« Fischotter täglich fünf Pfund Fische verzehren kann. Sie tötet die Fische aus purer Moro- lust, auch wenn sie längst gesättigt ist. Ein er­wachsener Fischreiher verschlingt an einem Tage Hunderte von ganz kleinen Ftjchchen irgend einer Fischbrut und giebt sie halb verdaut denselben Tag wieder von sich.

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Attensteig.

»Aber wie ist es, Ottilie, mein Lieb, daß du mich nicht erkanntest?!"

»Ich sah dich nicht, Georg!"

»Du sähest mich nicht? entgegnete ich erstaunt, und doch haftete dein Auge auf meinen Zügen. Die innere Bewegung muß deinen Blick umschleiert haben, oder bin ich gar so sehr verändert?

»Sie seufzte tief auf, erwiderte jedoch kein Wort.

»Sage mir doch die Wahrheit, Lieb! lachte ich heiter, ihr Zögern einfach auf Rechnung ihres Zartgefühls setzend, das meine Eitelkeit schonen wollte. Allein es hatte einen anderen Grund. Schonen wollte sie zwar, aber ein edleres Gefühl. Auf «ein Drängen sprach sie noch einmal, diesesmal leiser wie zuvor:

»Ich sah dich wirklich nicht, mein Freund."

»Aber, Kind, wie kam denn das eigentlich?

»Mit bebender Stimme fuhr sie langsam fort, nachdem ein tiefer Schauer sie durchrieselt hatte:

»Und ich sehe dich auch jetzt nicht!"

»Und doch lag jetzt ihr Auge auf mir. Aber still, glanzlos, leer das Licht in ihm erloschen, ruhte es in dem von tiefster Erschütter­ung durchbebten Antlitz, ein dunkler, unbewegter See im sturmgepeitsch­ten Walde, unberührt vom Blitzstrahl oder Mitternachtsschwarz.

»Ein furchtbarer Schrecken packte mich an.

»Ich begriff jetzt endlich, warum sie mich niht erkannt; aber mir war, als müsse sie es erst deutlich, ausführlich in Worte kleiden, ehe ich die grausige Wahrheit glauben könne. Und ich sagte mit angster­füllter Stimme:

»Deine Augen sind wohl schwach, mein armes Kind? Doch Mut! mit der Heilkraft der Wissenschaft und der Liebe will ich sie dir bald

wieder Herstellen!" Und ich küßte sie innig dabet auf die beiden um" florten Sterne.

Sie erwiderte kein Wort, sondern lächelte nur sehr schmerzlich.

»Eugen aber, dem Kinde, dem nichts entging, gefiel diese meine Versicherung und indem er vertrauensvoll zu mir aufblickte, rief er:

»Siehst du, Papa, das habe ich der Mama auch immer ver­sprochen, wenn sie weinte und so mutlos war, daß du sie dennoch heilen würdest, sobald wir in Amerika seien, wenn auch die Aerzte in Deutsch­land sagen, sie sei unheilbar erblindet."

* *

*

»Unheilbar erblindet?" unterbrach auffahrend in der Erregung tiefsten Mitgefühls Doktor Warren den Erzähler hier und setzte daun fast ungeduldig hinzu:

»Der Junge sagte doch nicht die Wahrheit, Doktor Zernowitz?"

»Eugen log niemals", erwiderte dieser düster, »und auch in diesem Falle hatte er leider recht!" Dann schwieg er, in dumpfes Brüten ver­sunken für längere Zeit.

»Armer Mann", murmelte Warren unwillkürlich, »bei Gott, das war härter, wie alles andere!" Und dann ergab auch er sich längere Zeit einem stillen Nachdenken über die unerforschlichen Fügungen des menschlichen Lebens.

Endlich weckte ihn Zernowitz daraus plötzlich wieder auf, indem er fortfahr:

»Das Kind, mit einer Frühreife und Bcobachiuagsschärfe ausge- stattet, die oft erschreckend war, schilderte mir später, was seine Mutter gelitten hatte.

(Fortsetzung folgt.)