früheren Schiffsbauten auch jetzt wieder ihre Unterstützung für die neuen Schiffsbestellungen zugesagt. Der Gesandte, der zugleich in Berlin und Paris beglaubigt ist und zunächst noch nach Parts zurückkehren wird, ist Freitag früh über Frankmrt a. M. nach Dillingen abgereist, um daselbst die Hüttenwerke, welche zu den auf den Schiffswerften des Stettiner „Vulkan" erbauten und noch zu erbauenden chinesischen Kriegsschiffen die Panzerplatten liefern, zu besichtigen.
* Berlin, 15. Febr. Die neue katholische Kirchenvorlage, welche dem Hcrrenhause zugegangen ist, bestimmt: Die wissenschaftliche Staatsprüfung ist für Geistliche nicht mehr erforderlich. Gymnafialkonvikte stnv zulässig, desgleichen Konvikte Studierender an Untverfiiälen und kirchlichen Seminarten. Die Konvikte unterliegen den allgemeinen Bestimmungen über die Staatsaufsicht. Als Kirchendiener gelten nur Personen, welche eine mit einem geistlichen oder juris- diktionellen Amte verbundene Verrichtung ausüben. Der Kirchengerichtshof wird auftzehoben.
Die Berufung an den Staat findet nur gegen Entscheidungen der Kirchenbehörden» welche die Entfernung aus dem Amte verhängen oder mit Verlust oder Minderung des Einkommens verbunden find, statt. Berufung an den Staat im öffentlichen Interesse findet nicht mehr statt, lieber die Berufung entscheidet das Staatsmint- sterium; dessen Entscheidungen find auf dem Verwaltungswege vollstreckbar.
* Berlin, 16. Febr. In den Motiven zu der neuen kirchenpolitischen Vorlage wird hervorgehoben: Die Regierung wurde in ihrer bereits seit zwei Jahren bestehenden Absicht, den Wünschen der katholischen Unterthanen betreffs der Heranbildung des Klerus und der Jurisdiktion über den Klerus entgegenzukommen, durch den Umstand verhindert, daß das Zusammen- treten der Parlamente in den letzten Jahren jedcsmal von Vorgängen begleitet war, welche dem Eindruck Vorschub geleistet hätten, als ob die Regierung durch Angriffe und Drohungen zur Entschließung bewogen werden könnte, welche sie freiwillig nicht gefaßt hätte. Da jetzt ein Anlaß zu solchen Befürchtungen nicht vorliege, so habe die Regierung den gegenwärtigen Zeitpunkt benutzt, um ihre Vorschläge nicht länger zurückzuhalten.
* Im Landesverratsprozcsse gegen Sarauw undRöttger wurde Kapitän a. D. v. Sarauw vom Reichsgericht zu 12 Jahren Zuchthaus und zum Verlust der Ehrenrechte in Dauer von 10 Jahren verurteilt, der Journalist Nötiger dagegen von der Anklage der Beihilfe wie des Versuchs zum Landesverrat freigesprochen.
* Zum militärischen Spioniersystem bemerkt das Deutsche Tageblatt, daß der offizielle Budgetposten für geheime Zwecke in Frankreich 500,000 Francs beträgt (im deutschen Etat sind nur 34,500 M. für geheime Ausgaben ausgeworfen worden) und daß „verschiedene" Nachbarstaaten in Deutschland spionieren lassen In Frankreich haben die Spionriechereien gegen
Besondere Kennzeichen
Kriminal-Novelle von Ludwig Habicht.
(Fortsetzung.)
Der kleine bewegliche Franzose machte vor Entrüstung einen Luftsprung.
„Ist das die Möglichkeit!" rief er ganz empört. „Sie find noch sehr jung, Monsieur Pasko, aber ich muß gestehen, Sie leisten etwas. Ich will Ihnen noch jedes Wort sagen, was wir mit einander gesprochen und Sie wollen mir bestreiten, daß Sie bei mir gewohnt haben? Das ist stark, das ist stark!" und der Wirt des blauen Engels zog sein seidenes Taschentuch hervor und rieb sich die heiß gewordene Stirn.
„Und ich frage Sie, wie Sie mit solcher Sicherheit behaupten können, daß ich es war?" entgegnete der Angeklagte mit erhobener Stimme, während seine Augen beinahe gebieterisch auf dem kleinen Manne ruhten. „Vergessen Sie denn ganz wie leicht uns Aehnlichkeiten täuschen und wie in solchen Dingen selbst der Scharfblickendste dem Irrtum unterworfen ist?!" —
Die eindringlichen Worte prallten an dem heißblütigen Franzosen wirkungslos ab. Der hartnäckige Widerspruch des andern reizte ihn nur noch mehr desto entschiedener auf seiner Behauptung zu beharren. „Sie wollen mir weiß machen, daß ich mich irren kann!" grollte Mon sieur Picard heftig; „und ich sage Ihnen, daß ich mit dem ersten Blick Ihre ganze Persönlichkeit aufgefaßt habe, als Sie vor meinem Hotel aus dem Wagen stiegen. Wenn ich Maler wäre, hätte ich sogleich Ihr Bild entwerfen können und jeder würde es sprechend ähnlich gefunden haben. Glaube« Sie denn, daß man mit einem solchen Gesicht, wie Sie es haben, nicht aus Hunderttausenden herauserkannt wird und diese
die Lahrer Anstalt Freunde hat, beweist die Sendung einer wertvollen Sammlung von Briefmarken aus Amasta in Kleinasten und von 50 M. aus Teheran in Persien. Ein in Davos verstorbener Gönner hat dem Reichswaisenhaus 100 M. vermacht, und aus Stuttgart steht ei» Legat von 1000 M. in Aussicht.
* (Auch eine Bitte.) Aus Frankenthal wird geschrieben: Vor dem hiesigen Schöffengericht hatte sich vor einigen Tagen ein Handwerksbursche wegen Bettel zu verantworten und erhielt dafür 10 Tage Haft. Auf Befragen, ob er etwas einzuwenden habe, gab er unter allgemeiner Heiterkeit folgende Antwort: „Meine Herren, ich bitt' um Verlängerung!"
* Aus West Preußen, im Febr. Man schreibt der Germania: Bei uns wütet der Hungertyphus in erschreckender Weise. Im Bereuter Kreise sind manche Dörfer bisher auf drei Viertel ihrer Einwohnerzahl zusammengeschmolzen. Von einer kirchlichen Beerdigung der Verstorbenen ist keine Rede; die Leichen werden gleich auf der Feldmark der betr. Dörfer begraben. In den infizierten Orten sind die Schulen geschlossen worden, einzelne schon seit Mitte des Monats Dezember vorigen Jahrs.
Ausland.
* Wien, 14. Febr. Krakauer Meldungen zufolge wollen polnische Aristokraten cine Bank gründen behufs Ankaufs von Grund und Boden in Posen, um Bismarck's Projekten entgegen zu steuern.
* Wien, 15. Febr. In dem hiesigen Blattern« spital an der Trtesterstraßs zündete in vergangener Nacht eine Frau im Delirium das Bett an und verbrannte. Das Feuer nahm große Ausdehnung au und mußten zahlreiche Patienten in Sicherheit gebracht werden. Das Feuer wurde von den Feuerwehren gelöscht.
* Wien, 15. Februar. In Konstantinopel glaubt man, der Sultan - olle weitere Kouz-.s- fionen an Bulgarien machen. Mit Griechenland finden offiziöse Verhandlungen wegen einer direkien Verständigung auf der Basis territorialer Opfer statt. — In Athen bedrohen die Straßenplakate die Regierung, wenn der König sich nicht zum Krieg entschließe.
* E'n echter Goldonkel ist der Erzherzog Albrecht von Oesterreich. Seiner Nichte, der Erzherzogin Maria Theresia, und seinem Neffen, dem Erzherzog Carl Stephan, die in den nächsten Wochen einander heiraten, hat er zwei große Rittergüter zum Hochzeilsgeschenk gemacht. Sie werden um so willkommener sein, wen» man daran denkt, daß der Titel Erzherzog oft durchaus nichts mit Erz zu ihun hat. Sogar der Kaiser war kein reicher Mann, bevor er einen Onkel oder Tante erbte, die ihrem Titel Ehre machten.
* Pest, 14. Febr. Die in Serbien lebenden Ungarn konstituierten in Nsch ein Ko mite zur Bildung einer ungarischen Legion von 1000 Mann, sammelten zu d'esem Zwecke
schlanke Figur, die Hände mit ihren ungewöhnlich langen Fingern, die ich noch immer vor mir sehe, als Sie mit Ihrem vornehmen Lächeln,
wie Sie es mir vorhin gezeigt, Ihren Namen auf die Banknote setzen
mußten."
„Nun wollen Sie behaupten," fuhr Monsieur Picard fort, „daß ich mich irre! Nicht ein-, zehnmal kann ich's beschwören, daß Sie wirklich der Paul Pasko sind, der wir jene Banknote gegeben hat."
Mochte der junge Mann fühlen, daß er doch nicht im stände war, gegen die Beredsamkeit des kleinen Franzosen anzukämpfen und seine ausgesprochene Meinung zu besiegen, oder wagte er überhaupt nicht länger, sein Lcugnungssystem fortzusetzen, wie es der Gerichtsrat annahm; wer konnte das entscheiden?
Ein wilder Trotz schien plötzlich über ihn zu kommen; er schlug ein verzweifeltes Lachen auf, warf sich dann, wie völlig erschöpft auf die Bank, barg das Gesicht in seinen Händen und versank in dumpfes Schweigen.
Die weitere Verhandlung ging achtlos an ihm vorüber; er hörte nicht darauf, daß der Gerichtsrat an den Zeugen noch einige Fragen richtete und dieser mit immer größerer Heftigkeit versicherte: er irre sich nicht und werde mit dem ruhigsten Gewissen den verlangten Eid leisten. —
„Paul Pasko, Sir haben nichts mehr zur Sache anzuführen?" fragte der Richter mit so lauter Stimme, daß der Angeklagte aus seinem Hinbrütm noch einmal aufgescheucht wurde. Langsam erhob er daS schöne Haupt, sein Antlitz war noch blasser als bisher, um die Lippen zuckte es wie wilder schneidender Hohn und er sagte mit bitterer Ironie:
„Was wollen Sie?! Der Herr dort ist ja so fest davon überzeugt, daß ich in seinem Gasthofe gewohnt habe, er will sogar den heiligsten Eid darauf leisten, daß ich eS schließlich wohl selbst glauben
Deutschland zu keinem Ergebnis geführt, dagegen sei man in Deutschland sogar so coulant gewesen, verschiedene „Neugierige" — im Herbst 1884 bei Gelegenheit der Belagerungsübungen am Rhein — einfach über die Grenze zu schicken.
* lieber daS Verschwinden eines der neuen Repetiergewehre, mit denen das Elisabeth-Garde- Regiment probeweise ausgerüstet ist, weiß der in Spandau erscheinende „Anz. für Havelland" folgendes zu melden: „Am Abend des 28. Januar d. I., des Tages, an welchem im Berliner Schloß die auch von vielen Offizieren unserer Garnison besuchte Kour der Königin stattfand, erschien in der hiesigen Schloßkaserne um die neunte Stunde, also zu einer Zeit, wo selten ein Offizier außer dem dujourhabenden in der Kaserne anzutreffen ist, eine Persönlichkeit in der Uniform eines sächsischen Offiziers, in einen auffallend langen Mantel gehüllt, und erkundigte sich bei den ihm begegnenden Soldaten nach dem zunächst bclegenen Kompagnierevier. In den Flur getreten, machte sich der „Offizier" an einer der Stützen zu schaffen und nahm ein Gewehr heraus. In diesem Augenblick ging die Thür einer Mannschaftsstube auf und ein Soldat trat heraus. Der „Offizier" herrschte den Soldaten an und hieß ihn weitergehen. Als dieser sich entfernt hatte, verließ er, das Gewehr unter seinem Mantel versteckt, die Kaserne. Der Posten erwies ihm pflichtschuldigst die Honneurs. Etwa acht Tage nachher, wenn wir nickt irren, am 5. Februar, kam aus Paris plötzlich an das Ministerium und demnächst an das Regimentskommando die Nachricht, daß sich in französischen Händen eines der neuen Gewehre befinde, das den Stempel der 11. Kompagnie des 3,. Garde-Grenadterregiments Königin Elisabeth trage. Der hiesige Regimentskommandeur, dem b's dahin eine Meldung von dem Verschwinden des Gewehres nicht erstattet war, stellte sofort Nachforschungen an. Auf das Resultat der Recherchen ist man gespannt."
* Berlin, 16. Febr. Die Nachricht von der Entwendung eines Repetiergewehrs des Elisabeth Regiments in Spandau, wahrscheinlich durch einen französischen Spion, wird bestätigt. Die Untersuchung ist im Gange. — Der Fürst von Montenegro trifft heute abend hier ein.
* Karlsruhe, 14. Febr. Seitens der Nationalliberalen Kiefer, Friderich, Fieser, Hoffman«, Gönner und Burg ist im Landtag ein Antrag eingebracht, die Regierung möge das Reich durch Bewilligung des Branntweinmonopols unterstützen unter Wahrung der Interessen Badens.
* Lahr, 13. Februar. Das hiesige Rsichs- waisenhaus hat die ihm durch den Vergleich mit der Reichsoberfechtschule in Magdeburg zukommenden 82000 Mk. dieser Tage erhalten. Von den 36 Plätzen, welche von Magdeburg aus besetzt werden dürfen, ist der erste bereits besetzt und weitere 8 bis 10 Zöglings werden in den nächsten Tagen cintrcffen. Wie weithin
(Nachdruck verboten.)