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70 000 Francs und veröffentlichen in den morgi­gen Journalen einen umfangreichen Aufruf zu Geldsammlungen und zum Eintritt in die Legion. Dieselbe soll von ungarischen Offizieren in ungari­scher Sprache kommandiert werden. Für ihre Bedürfnisse wird eine besondere Küche und Bäckerei errichtet. Die Puffe und die Aristo­kratie werden ermuntert, die Zwecke der Legion zu fördern, mit deren Bildung der König Milan von den in Serbien lebenden Ungarn überrascht werden soll. Die Offiziere erhalten außer ihrem Solde 500 Francs für Equipierung.

* (Juwelendiebstahl.) In Pest wurde wiederum ein großer Einbruchdiebstahl in einem Jawelengeschäft ausgeführt. Betroffen ist der Juwelier M. Fodor, dem die Diebe Pretiosen im Werte von 15,000 Gulden raubten. Vor­her waren sie in einem nebenanliegenden Mode­warengeschäft eingebrochen, hatten sich Geld und Waren im Werte von etwa 1000 Gulden an­geeignet und dann die Wand nach dem Juwe­lierladen durchbrochen.

* Aus der Schweiz, 12. Febr. In St. Gallen, einer der gebildetsten schweizerischen Städte, gab es am letzten Donnerstag einen großen Skandal. Der dortige Offiziersverein veranstaltete einen Ball und beging dabei das Verbrechen, statt der St. Galler Musik dieKon- stanzer Regimentskapelle, die häufig auf schweizeri­schem Boden spielt und wegen ihres trefflichen Spiels allgemein beliebt ist, zu engagieren. Die hierüber entrüsteten St. Galler Musiker ver­säumten nicht, wacker gegen die deutschen Musiker und gegen den Verein aufzuhetzen. Dieser Hielt es in der That in Anbetracht der erregten Stimmung der Pfahlbürger von St. Gallen für angebracht, die Konstanzer Kapelle abzubesiellen. Und trotzdem wurde das am Donnerstag abgehaltene Fest durch eine Katzen­musik gestört. Die Menge sangpatriotische Lieder- und begrüßte die mtt ihren Damen auf­fahrenden Offiziere durch Geschrei und Geschtmps. Da die Polizei auf dem Posten war, wurden wettere Ausschreitungen verhütet. Erst um 11 Uhr zerstreute sich die Menge, nachdem einige Ver­haftungen vorgenommen word.'N waren.

* London, 15. Februar.Daily News- sprechen sich dahin aus, daß Griechenland dem Rate seines besten Freundes, der jetzigen britischen Regierung, die gerwß auf seiner Seite stehe, folgen und einen Angriff auf die Türkei unter­lassen möge, welcher im jetzigen Augenblick Grie­chenland mehr als der Türkei schaden dürfte.

* London, 15. Febr. In Birmingham wurden heute durch Beschäftigungslose Ruhe­störungen veranlaßt, welche jedoch alsbald von der Polizei unterdrückt wurden. Die B Hörden hatten für den Notfall Kavallerieabteilungen bereit gehalten. Auch in Great Uarmou h ver­suchten die Arbeiter lärmende Kundgebungen, wurden aber zerstreut.

* London, 15. Febr. Gedrängt durch die öffentliche Meinung, hat sich die Regierung schließlich dennoch veranlaßt gesehen, gegen die

moralischen Urheber der beklagenswerten Vor­gänge im Westende am letzten Montag vorzu­gehen. Von einer sofortigen gefänglichen Ein­ziehung der Sozialtstenführer ist indes Abstand genommen worden. Hyadman, Burns, Cham­pion und Williams erhielten am Samstag ledig­lich die Vorladung, sich nächsten Mittwoch im Zachrpolizeigertcht in Bowstreet einzufinden, um sich wegen der auf Trafalgar Square gehaltenen aufrührerischen Reden zu verantworten. Auf Clerkenwell Green wurde gestern ein? Arbeiter­versammlung gehalten, welche den Zweck hatte, gegen die wohlhabenden Führer der sozial- demokrat. Föderation- zu Protests«« und die Regierung zum Einschreiten gegen dieselben zu veranlassen. Beim Pol zeigericht in Marlborough- street wurden am Samstag etwa 200 Ent­schädigungsforderungen im Gesamtbeträge von 11000 Pfd. St. angemeldet. Unter den Rekla­manten befinden sich Lord Rothschild, der Herzog von Wellington, der Herzog von Cambridge und andere Aristokraten. Welche Behörde eigentlich für den angerichteten Schaden aufkommen muß, ist noch immer nicht entschieden. Es ist auch noch keineswegs sicher, ob die vorgekommenen Ausschreitungen als Folge eines Aufstandes an­gesehen werden dürften.

* London, 16. Febr. Die Morgenblätter veröffentlichen ein Schreiben Gladstones an Lord Devesci, worin er einen freien Meinungsaus­tausch seitens aller Klassen der irischen Bevöl­kerung über die Bedürfnisse und Wünsche des irischen Volkes vorschlägt. Diese Informationen würden die schwierige Aufgabe der Regierung wesentlich erleichtern.

* Sofia, 14. Febr. Die zweite, von den Großmächten in Belgrad übergebene Note hat hier eine große Aufregung hervorgerufen, da aus derselben erhell!, daß die Großmächte die Möglichkeit der Fortsetzung des Krieges ins Auge fassen. Fürst Alexander reist anfangs der nächsten Woche auf einige Tage nach Philippopel.

* Belgrad, 13. Febr. Die Frtedensver- handlungen find über die Formalitäten und Ein- gangsarttkel mchl hinausgedieh-m. Dre Dele­gierten kamen überein, täglich den Bukarester Korrespondenten die Mitteilungen zu machen, welche für die Oeffentlichkeit bestimmt sind, und sonit die Verhandlungen geheimzuhalten. Das erste serbische Aufgebot ist bereits un'er den Waffen.

* Konstantinop ei, 13.Febr. DtePsorte sandte gestern eine Note an sämtliche Berliner Vertragsmächte betreffs des bulgarischen Ab­kommens. Sie befürwortet dringend die An­nahme des Abkommens und einen demnächstigen Zusammentritt der Konferenz. Die ru'stiche, österreichische und englisch; Regierung stehen im Meinungsaustausch darüber. Rußland ist auf- gefordert worden, seine Einwendungen klar zu formulieren, worauf die ürigen Mächte wegen eventueller Modifikationen zum Beraten bereit

find. Auch der Gedanke an eine Konferenz stößt in Petersburg auf Schwierigkeiten. Russischer« seits wurde begonnen, die Pforte an die Rück­stände der Kriegsentschädigung zu erinnern. Die Pforte hat in Deutschland 5 Torpedoboote bestellt.

* (Reichtum schützt vor Sterben nicht.) Der reichste Mann im Süden der Vereinigten Staaten, Oberst Edmund Richards»», ist am 11. Janr. in Jackson, Miss., am Schlagfluß gestorben. Er war der größte Baumwollenhändler von New-Orleans. Sein jährliches Einkommen be­trug mehr als eine Million Dollars, oder rund 4Vi Millionen Mark, und seiue Baum Dollen» Pflanzungen waren im letzten Jahre zu den größten der Welt angewachsen.

Ha»del »«» Berkehr.

* Stuttgart, 15. Febr. (Landesprodukten' Börse.) Unser Umsatz war heute nicht unbe­deutend, der Handel ging jedoch schwerfällige weil die Mehlpreise in keinem richtigen Verhält­nis zu den gegenwärtigen Weizenpreisen stehen, und sich wesentlich erhöhen müßten, wenn Parität hergestellt werden sollte.

Wir notieren per 100 Kilozr.

Waizen Niederbayer. 19 M. 50 bis M.

dto. württb. . . 17 M. 75 bis M.

dto. fränk. . . 19 M. bis 19 M. 25

Kernen daher, pri. . 18 M. 75 bis M.

Haber prima . . 13 M. 40 bis M.

* Heilbronn, 15. Februar. Der heutige Rinden markt war gal besucht, doch zeigte sich wenig Kauflust, so daß die Preise etwas gedrückt gegen die vorjährigen waren.

* Hetlbronn, 16. Febr. (Ledermarkt.) Die recht bedeutenden Zufuhren begegneten einer lebhaften Nachfrage und ist der größle Teil bereits verkauft, allerdings teilweise zu etwas gedrückten Preisen.

Nagold, den 13. Febr.

Neuer Dinkel

6 25

6 16

6 10

Kernen . .

8 20

Haber . .

6 50

5 98

5 60

Gerste . .

7 50

7 38

7 30

Bohnen. .

7

6 84

6 60

Weizen . .

Calw,'

9 - 8 39

13 Februar.

7 70

Kernen . .

8 50

8 40

8 20

Dinkel . .

6 50

6 35

6

Haber . .

6 40

6 07

5 60

Vermischtes.

* (Was ist ein Stammtisch?) Ein Stamm- tisch ist ein bestimmter Tisch in einem bestimm­ten Winkel, an dem zur bestimmten Stunde be­stimmte Gäste auf bestimmten Plätzen sich nte- derlaffen, um bei Vertilgung einer bestimmten Menge eines best matten Getränkes über bestimmte Themctte zu sprechen und dann zur bestimmten Stunde r sprechen, weil man zu Haine zur be­stimmten Zeit bestimmt erwartet wird.

Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker, Altensteig.

muß ... - Plötzlich änderte er den Ton; sem junges stürmisches Herz bäumte sich noch einmal aus und mit erhobener Stimme und blitzenden Augen rief er aus:Und dennoch bin ich unschuldig, mögen noch so viele mir entgegentreten und mich in ihrer Verblendung dieses schändlichen Verbrechens bezichtigen! . .

Das Auftreten des Angeklagten machte sowohl auf den Gerichts­rat, wie auf den Zeugen den allerübelsten Eindruck. Der Letztere be­schwor mit großer Sicherheit seine Aussage und reiste erleichterten Herzens ab, in dem ruhigen Bewußtsein, daß er nichts als seine Pflicht gethan habe und mit der behaglichen Empfindung, wegen seiner damaligen Nach­lässigkeit so gut davon gekommen zu sein.

Nach diesen übereinstimmenden Zeugnissen zweier höchst achtungs­werter Männer, wie des Bankier Hartenberg und des Monsieur Picard, war das Schicksal des Gefangenen so gut wie entschieden. Konnte doch über seine Schuld nicht der mindeste Zweifel herrschen!

Hartenberg hatte bekundet und beschworen, daß der Mann, der sich jetzt Paul Pasko nannte, ihn damals im Bakonywalde überfallen und daß er ihn trotz seiner Maske an den besonderen Kennzeichen wie­dererkannt und der Wirt des blauen Engels in Triest hinwiederum be stätigt, daß er die geraubte Banknote von niemand anders als dem An geklagten erhalten habe.

In der Beweiskette fehlte kein Glied und dennoch blieb der junge Mann hartnäckig bei seiner Behauptung, daß hier ein unseliger Irrtum vorliege und er völlig unschuldig sei. . .

Freilich wußte er zum Beweise seiner kühnen Behauptung so gar n chts anzuführen und allem Forschen nach seinen persönlichen Berhält- Msen setzte er ein trotziges, finsteres Schweigen entgegen. Auch der Name seines Spießgefährten war aus ihm nicht herauSzuprcffen; ja, er

bcharrte dabei, daß er ihn nicht angeben könne, weil ihm überhaupt die ganze Raubgeschichte unbekannt und er nicht im mindesten daran beteiligt sei.

Was halfen ihm alle Beteuerungen! Das Benehmen des jungen Mannes war ohnehin so ungleich, daß es auch die Geduld des Vorurteils« freisten Richters erschöpft hätte und Gertchtsrat von Stöber hatte ohne­hin nicht die beste Me nung von einem Menschen, dessen Schuld ihm ganz zweifellos schien.

Hätte dcr strenge, pflichteifrige Beamte einer andern Z it angehörl, so würde er durch jedes nur irgend erdenkliche Gewaltmittel den Ange­klagten zum endlichen G srändnis gebracht haben. So blieb ihm nichts anders übrig als den geriebenen schlauen Burschen durch eine Menge Verhöre, durch beständige Kreuz- und Querfragen irre und wo möglich mürbe zu machen; aber all' seine Jliquinerkunst scheiterte an der Hart­näckigkeit Paul Paskos, der mit dreister Stirn seine Unschuld beteuerte.

Zuweilen gab der Angeklagte jeden Versuch auf, sich zu verteidigen und dann wieder zeigte er sich verbittert, schwermütig und zuweilen kam sogar jener Humor zum Vorschein wie er gerade energischen Charakter« in verzweifelten Lebenslagen eigentümlich ist und der tief ins Herz schneidet oder närrisch erscheint, je nachdem der andere dafür ein Ver­ständnis hat oder nicht.

Der Gerichtsrat gehörte zu den Letzteren; seiner Seele war das ganze widerspruchsvolle Auftreten des jungen Mannes ebenso wider­wärtig wie dunkel. Er entnahm aus dem allem nur das eine, daß der Angeklagte ein Abenteurer der schlimmsten Sorte sei, der durch freches Leugnen sich ans der Schlinge ziehen und die Richter trotz der klarsten gegen ihn vorliegenden Beweise immer noch irre führen wollte.

(Fortsetzung folgt.)