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M. 20.

Altensteig, Donnerstag den 18 . Ieöruar

1886 .

2 Die Aussichten der Polenvorlage.

Es unterliegt heute schon keinem Zweifel mehr, daß der Gesetzentwurf, betr. die Anfledlung deutscher Landbauer in Posen und Westpnußen, von der Mehrheit des preußischen Landtags an« genommen werden wird. Die beiden konser­vativen Fraktionen und die Nationalliberalen sollen entschlossen sein, für die Vorlage, wie sie da ist, einzuireteu. Ist auch die deutschfreistnnige Pariei gegen die Ausweitungen ausgetreten und zwar im wesentlichen wegen der mit dieser Maß­regel verbundenen Härte gegen den Einzelnen, so zeigte sich auch bei ihnen einige Sympathie dafür, einen Teil des Großgrundbesitzes in Bauerstellen umzuwandeln. In diesem Sinne äußert sich z. B. die.Breslauer Ztg.' und auch die.Weser-Ztg.', die man mit zu den Organen der deutschfretsinnigen Partei rechnen darf, rühmt die »stürmische Initiativen* des Fürsten Bis­marck als in dieser Angelegenheit ganz am Platze.

DaS letztgenannte Blatt sagt, im vorliegen­den Falle sei nicht ein langsames und allmäh­liches Vorgehen, sondern ein Wurf im großen die rechte Politik, und dazu besitze allein Fürst Bismarck die Machtvollkommenheit und Energie. Danach werden also wohl auch die Deuischfret- finnigen sich im allgemeinen der Vorlage nicht grundsätzlich gkgcnüberßellcn, wenn auch vor­läufig die .Freisinnige Zeitung', das Organ Eugen Richters, sich nicht damit befreunden kann.

Anders jedoch steht sich die Sache vom polnischen Standpunkt an. Obschon die Polen bet etwaigen Verkäufen ihrer Güter kein schlech­tes Geschäft machen würden, sind dieselben ganz natürlich aus nationalen Gründen gegen die Auskaufung* eingenommen. Für 100 Mill. Mark könnten nach Meinung des .Kuryr Poz- nanski' 200 Niederlassungen mit 4000 selbstän­digen Wirtschaften und 12000 wahlberechtigten Männern begründet werden. Heute fordere die Regierung 100 Millionen, morgen könne sie das Zehnfache fordern zu Fabrikanlagen und Ein­führung deutscher Arbeitskräfte.Wenn der Landtag der Vorlage seine Zustimmung erteilt*, so schließt das Blatt,dann steht uns (den Polen) ein schwerer und gefährlicher, zugleich aber ruhmvoller Kampf bevor, welcher zu einer erwünschten Reform und, so Gott will, zu einer ersprießlichen Reform unserer inneren sozialen Verhältnisse führen muß *

Der .Dziennik Poznanski' ist der Ansicht, daß der Gesetzentwurf dem Artikel 4 der preu­ßischen Verfassung, nach welchem alle Angehörige des Staates vor dem Gesetze gleich sind, sowie dem Artikel 3 des deutschen Reichsgesetzes wider­streite und meint: der Gesetzentwurf werde in der vorgelegten Form im Falle der Ausführung im stände sei», zwischen das heimische Element »ud das znfließ.nde Kolonilationselement den Zunder eines ewigen Unfriedens und einer ewi­ge» Aufreizung zu werfen.

Von Stimmen einflußreicher Blätter des Zentrums liegt bisher uur die des,Wests. Mer­kur' vor. Dieses Blatt bezweifelt, datz der von der Regierung in Aussicht genommene Weg zum Ziele führen werde.Durch das 100 Milliouen- Gesctz kann man freilich polnische Eigentümer aus ihrem Besitze werfen; aber wird man da durch die Masse des polnischen Volkes los? Nicht im mindesten! Die paar Dutzend oder paar Hundert von ausgekauften Grundbesitzern fallen gegenüber der Fruchtbarkeit von zwei Millionen Polen der Zahl nach gar nicht ins Gewicht, noch weniger als die 30 bis 40000 Eingewauderten, deren generelle Beseitigung eine ganz uunutze Härte war. Die Kolonisten, welche

an Stelle der Expropriierten kommen, werden sich wiederum polnische Arbeitskräfte zulegen, weil diese die billigsten sind. Die Ausrottung des Polentums erfolgt also keineswegs schon durch die Kolonisation, sondern sie könnte nur nach dem Befitzwechsel der Brotherrnstellen durch eine radikale Zwangserziehung des polnischen Nachwuchses zu stände kommen.*

Zu diesen Ausführungen verdient bemerkt zu werden, daß die gegenwärtige Vorlage nicht die einzige bleiben, soudein daß die Regierung dem Landtage noch weitere Gesetzentwürfe vor­legen wird. Wie verlautet, werden sich zwei davon auf die Schule, einer auf die Sprache und einer auf die Anstellung von Jmpfärzten in den Provinzen Wcstpreußen und Posen beziehen.

Deutscher Reichstag.

Der Reichstag führte am Donnerstag die Wähiungsdebatte durch eine ziemlich heftige Aus­einandersetzung zwischen dem Finanzminister und dem Abg. v. Kardoiff und durch eine mit 145 gegen 119 Stimmen erfolgende Annahme der konservativ-klerikalen Resolution zu Ende. In der weiteren Etatdebatte kamen die Penfionver- hältvisse früherer Militärs im Kommunaldienst zur Sprache. Beim Extraordiuarium versuchten die Abgg. Windthorst und Richter an der Forder­ung für die Beamtengebäude in Westafrika eine Summe abzusetzen, wurden jedoch überstimmt. Das Postgedäude in Allenstein wurde entgegen der zweiten Lesung bewilligt.

Am Freitag wurde im Reichstage die dritte Lesung des Etats beendet. Derselbe schließt in Einnahme und Ausgabe mit 696 615 509 Mk. ab. Die Matrikularbeiträge der Einzelstaaten wurden auf 138 443060 Mk. festgesetzt. Der Bau eines Avisos wurde, entgegen den Beschlüßen zweiter Lesung, genehmigt und dafür Strei­chungen beim Bau eines Schleppdampfers uvd bei den Marinebauten in Wilhelmshaven und Ellerbeck vorgenommen. Vor dem Eintritt in die Beratung der einmaligen Ausgaben der Mi­litärverwaltung wies der Kriegsmintster nach, daß in der neuesten Zeit und auch im vorliegen­den Etat nicht die allgemein gültigen Grund­sätze für die Ersatzbauten befolgt, sondern erheb- liche Abstriche vorgenommen seien, so daß die Verwaltung wahrscheinlich in die Lage kommen werde, demnächst durch erhöhte Forderungen den Ausfall zu dicken. Es knüpfte sich an diese Erklärung eine längere Debatte, auS welcher zu entnehmen, datz die Majorität zwar bereit ist, im nächsten Jahr auf Grund des vorzulcgen- den Materials diese wichtige Frage zu prüfen, ohne indes auf die Prüfung jedes einzelnen Er­satzbaues in bezug auf dessen Dringlichkeit zu verzichten. Die von der Budgeikommisston empfohlene Resolution auf Entschädigung der zu Uebvngen einberufenen Reservisten uod Land­wehrleute wurde angenommen.

Laudesuachrichteu.

* (Eingesendet.) In Fünfbronn starb vorige Woche der gänzlich unbemittelte Schirm­macher Anton Appenzeller aus Lützenhardt OA. Horb. Seine Heimatgemeinde verweigerte die Bezahlung der Beerdigungskosten, weil der Ver­blichene schon mehrere Jahre von dort abwesend sei. Um nun den Leichnam nicht der Akademie Tübingen schicken zu müssen, kam durch die be­sonderen Bemühungen des Gemeinderats Schaible von Fünfbronn eine Hauskollekle zustande, mit deren Ertrag die Begräbniskosten bestritten wer­den konnten. Gewiß ein ehrenvolles Zeugnis für Nächstenliebe.

* Eßlingen, 16. Febr. Bei der Abge- ordnetenstichwahl erhielt Fabrikant Merkel 786,

Schultheiß Mauz 2215 Stimmen. Mauz ist gewählt.

* Von der Jag st, 12. Febr. Der Wirt und Küfer G. in L. hatte vorige Woche Wein abgelasfen und denselben in offenen Kufen im Hofe stehen, um ihn, nachdem das Faß gereinigt, wieder einfüllen zu können. Da kam ein häufig einkehrender Gast, der Oekonom W., vorge­fahren. Während nun Wirt und Gast die Pferde ausspannten und noch eine Weile plauderten, giengcn die Pferde durch den Hof. kamen dabet an die gefüllten Kufen und tranken ein erkleck­liches Teil. Das wurde erst eine Stunde später entdeckt, als eines der Pferde sich im Stalle losriß und derart unbändig wurde, daß niemand sich in den Stall wagte. Dabei wurde einer darin befindlichen Kuh der Fuß abgeschlagen, so daß dieselbe geschlachtet werden mußte. W. soll jetzt den von seinem Pferde angerichteten Schaden bezahlen, weigert sich aber dessen, da er dem Wirte nicht gesagt, den Gäulen Wein vorzusetzeu.

* (Verschiedenes.) In der Nähe von Waldsee wurde ein junger Bauernsohn, welcher unterwegs eimn Handwerksburschen auf seinem Gefährt hatte auffitzen lassen, von dem Stromer auf einmal gepackt, mit den Armen umklammert und seiner über 100 Mk. betragenden Barschaft be­raubt. In Tuttlingen wurde ein Knabe, der sich beim Schlittschuhlaufen zu weit vorge- wagt hatte und eingebrochcn war, von dem Schönfärber Storz mit Gefahr seines eigenen Lebens aus der Donau gerettet. Storz hat schon vor einigen Jahren aus der hochgehenden stark strömenden Donau einen Mann vom Tode gerettet und wurde damals mit der goldenen Zivilverdienstmedaille belohnt. In Erp fingiert wollte kürzlich ein Stromer, der mit einem Handelsmann von Buttenhauicn imHirsch* übernachtete, von letzterem 100 Mk. erpressen, indem er diesem mit Verhaftung drohte, da er etwas von ihm wisse. Der Handelsmann aber rief um Hilfe, worauf der aufdringliche Stromer aus demHirsch* hinausbefördert wurde. InBalingen leben gegenwärtig 18 Personen, die über 80 Jahre alt sind. Der Merkur be­merkt dazu, daß sienoch ungemein rüstig sind und mit Genuß über die vielen in diesem Zeit­raum stattgefundenen Begebenheiten im Vater­land und Gemeinde sich unterhalten, so daß man in ihrer Gesellschaft eine lebendige Welt­geschichte an sich vorbeipasfiren lassen kann.*

Deutsches Reich.

* Berlin, 14. Febr. Die Petitionskom­misston des Reichstages beschäftigte sich in ihrer letzten Sitzung mit zahlreichen Petitionen aus Württemberg, welche eine Revision deS Gesetzes über den Unterstützungswohnsttz befürworten. Seitens des Regterungskommiflärs wurde er­klärt, daß seitens des Reichskanzlers Erhebungen über die einschlägigen Verhältnisse angeo»duet seien, und daß der Bundesrat selbst in der Sache Vorgehen werde. Angesichts dieser Erklärung beschloß die Kommission, über die Petitionen als ungeeignet zur Eiörteruug im Plenum zur Tagesordnung überzugehen.

* Berlin. Der chinesische Gesandte Hsue- Ching-Cheng, der vor 14 Tagen aus Paris hier angekommen war, hat hier mit der Direk­tion des StettinerVulkan* namens seiner Re­gierung einen Vertrag abgeschlossen, wonach auf den Schiffswerften dieser Gesellschaft zwei wet­tere Kriegsschiffe für die chinesische Regierung hergestellt werden sollen, eine Thatsache, durch welche alle von englischen Nebenbuhlern ver­breiteten Verleumdungen schlagend wiederlegt werden. Die K. Admiralität hat wie bei dm