daß hier Steinkohlenlager vorhanden seien. Auf jene Quelle wurde drei Jahre, wiewohl ver­gebens, von Herrn Dr. Cunz in Heidelberg ge­bohrt. Die frühere Quelle ist nun nach und nach versiegt. Sie entstand 1871 durch eine Erderschütterung; und es ist anzunehmen, daß auch die jetzige infolge gleicher Ursache zu Tage trat. Es wird Aufgabe von Sachverständigen sein, der Sache aus den Grund zu gehen, und ist man mit Recht auf den weiteren Verlauf gespannt.

* Braunschweig, 2. Nov. Bei pracht­vollem Wetter hielt Prinz Albrecht seinen Ein­zug in Brauvschweig. An der ersten Grenzsta­tion Helmstedt bewillkommnete ihn kurz vor 12 Uhr der Regentschaftsrat, in dessen Namen Gi af Görz-Wrisberg eine kurze Ansprache hielt. Die Jungfrauen Helmstedts reichten der Prinzessin einen Strauß. Gegen 1 Uhr fuhr der Zug in den Bahnhof in Braunschweig ein. Im Namen des Landes hielt der Präsident der Landesver­sammlung v. Veltheim die Begrüßungsansprache. Am Einfahrtshor zu der innern Stadt bewill­kommnete der Oberbürgermeister den Regenten. Die Stadt prangte im Festschmuck; in den Straßen wogte eine große Volksmenge. Langsam be­wegte sich der Zug durch die Stadt zum R?st- denzschloß. Prinz Albrecht trug Generaisuni- form; die Kleider der Prinzessin waren in den Landesfarben, blaugelb, gehalten. Der Regent wurde auf dem Wege mit lauter Begeisterung begrüßt.

* Braunschweig, 3. Nov. Ein soeben veröffentlichtes von den Ministern gegengezeich­netes Patent des Prinzen Albrecht besagt, daß er nach Annahme der einstimmig erfolgten Wahl die Regierung des Herzogtums antrete. Die Ableistung der allgemeinen Huldigung soll er- folgen, sobald das diesbezüglich weiter erforder­liche verfassungsmäßig vereinbart sei. Zugleich versichert der Prinz bei seinem Fürftenwort, daß er die Landesverfassung in allen ihren Be­stimmungen beobachien, aufrechterhalten und be­schütz m wolle.

Ausland.

* (Rüstungen und Anleihen.) Die serbische Regierung hat in Wien umfangreiche Ankäufe und Bestellungen für die wintermäßige Aus rüstung der serbischen Armee gemacht. In der nächsten Zeit wird sie daher auch größere Bei­träge aus der abgeschlossenen 25-Mtllionen-An- leihe für die Bezahlung der Lieferungen in An­spruch nehmen. Die griechische Regierung hat sich, da die Notcnfabrikatton zur Bestreitung der Kosten für ihre kriegerischen Neigungen nicht ausreicht, zu einer patriotischen Lottcrieanleihe entschlossen und einen Gesetzentwurf der Kammer vorgelegt. Der Betrag ist auf 30 Mill. Drach­men, bestehend aus 3 Mill. auf 10 Drachmen lautenden Losen, festgestellt. Der Erlös des Anlehens wird nach d?m Wortlaute des Gesetzes ausschließlich für die Entwicklung der Land- und Seestreitkräfte Griechenlands verwendet. Der

Haupttreffer soll 100 000 Drachmen betragen: Zahlstellen sollen auch in Triest, Paris, London Odessa u. s. w. errichtet werden.

* Der Papst hielt, wie der »Franks. Ztg.* aus Rom telegraphiert wird, bet Gelegenheit des Empfangs der Kölnischen Deputation, welche dem Kardinal Melchers das Ehrengeschenk über- brachte, eine längere lateinische Anrede, in der er die Verdienste des Kardinals Melchers her­vorhob und ersuchte, auch den neuen Erzbischof zu unterstützen, »denn oieleund schwere Mißstäade beherrschen noch die katholische Kirche in Deutsch­land; ich hoffe, daß Gott dem Unglück, um das ihr trauert, ein Ende macht und uns vergönnt, d e Frücht des ersehnten Friedens zu genießen*.

* Der »JuM-* werden folgende Einzelheiten über ein n Eisenbahnunfall im Tunnels von Frejus in Frankreich gemeldet. Der aus Modane kommende Warenzug war ungefähr iu der Mitte des Tunnels angelangt, als das Dienstpersonal Betäubungssymptome verspürte. Sei es nun, daß die übermäßige Beladung des Zuges seiner Geschwindigkeit Emtrag machte und ihn verhinderte, den Rauch zu überholen, oder daß die hydropneumatischen Lüftungs­maschinen schlecht arbeiteten, so konnte sich doch beim siebenten Kilometer die rückwärts am Zug angespannte Lokomotive nicht mehr davon ab- lösen, um nach Modane zurückzukehren, da der Ingenieur und der Heizer bewußtlos geworden waren. Der Rest des Personals befand sich in keinem viel besseren Zustand. Dem Inge­nieur Serra, welcher die Lokomotive an der Spitze des ZugeS führte, gelang cs noch, sich bis zum ersten Kilometer auf den Beinen zu erhalten, aber dann wurde auch ihm sehr un­wohl und er mußte halten und Hilfsstgnale ge­ben. Zum Glück kam in diesem Augenblick auf einem andern Geleise der Warenzug Nr. 1006 an. Die Bediensteten desselben ließen ihren Zug im Tunnel stehen und sir rt-m dm Zug Nr. 1005 mit seiner traurigen Ladung von vierzehn Betäubten nach Bardonnache. Dort schaffte man dieselben zum Teil in das Hotel »zum schwarzen Adler* und zum Teil in die Zollamtskaserne des Bahnhofes, wo ihnen alle mögliche Hilfe zu teil wurde. Sie gelangten auch wieder nach einer Weile zum Bewußtsein und befinden sich jetzt außer Gefahr.

* Paris, 31. Okt. Die mit der Untersu­chung des Thäters gegen Freycinet beauftragten Aerzte halten denselben für geisteszerrüttel.

* Auf den Schlachtfeldern von Paris (28 , 29. u. 30. Nov. 1870) fand an der Feier von Allerheiligen und Allerseelen eine patrioti­sche Kundgebung der Franzosen stati. Ungefähr hundert Mitglieder der Patriotenliga waren dort erschienen, um Blumensträuße niederzulegen. Es wurden die üblichen patriotischen Reden gehalten, aber die Ruhe nicht gestört.

* Paris, 1. Novbr. Der Mann, welcher das Attentat auf den Miuister Freycinet ver­übte, ist ein Korse namens Mariotti; derselbe gibt als Grund des Attentats an: er sei im

1870/71 wird nach den getroffenen Vorbereit­ungen viele Tausend Teilnehmer aus allen Teilen des deutschen Reiches nach Berlin führen. Die Sonderung des Zuges soll dabei, wie verlautet, nach den einzelnen Provinzen und Bundeslän­dern erfolgen, und werden, in Wagen vorauf­fahrend, die noch lebenden Veteranen der Be­freiungskriege denselben eröffnen. Schon ein­mal, am 17. März 1863, dem fünfzigjährigen Gedächtnistage der Errichtung der Landwehr, hat iu Berlin ein ähnlicher Festzug stattgefun- deu, zu dem sich damals noch etwa 4000 Mit­kämpfer der Feldzüge von 181315 eingestellt hatten, wogegen deren Zahl diesmal schwerlich noch einige Hundert überschreiten dürfte.

* In Sachen des deutsch - spanischen Konflikts wegen der Karolineniuseln ist bemerkenswert, daß das Madrider Kabinett auf scinem schroff ab­lehnenden Standpunkt gegen Deutschland ver­harrt. In der spanischen Hauptstadt herrscht dabei dauernde Unsicherheit, so daß eine Reihe Offiziere wegen regierungsfeindlicher Umtriebe verhaftet wurde. Revolutionäre Proklamationen wurden verbreitet. Geplante antideutsche Kund­gebungen wurden durch Regenwetier gestört. Mitt­lerweile verlautet auch in katholischen Blättern, daß der Papst seine Antwortnote in der Karo­linenfrage fertiggestellt habe.

* Berlin, 3. Nov. Die Vorlage über den Nordostseekanal hat die Zustimmung des Fürsten Bismarck erhalten und geht sogleich dem Bun­desrat zu, desgleichen die Vorlage betreffend die Ausdehnung der Unfallversicherung aus die Landwirtschaft.

* Die Berliner städtische Schuldeputation hat eine für das dortige Schulweien sehr tief ein­schneidende Verfügung erlassen; sie hat nämlich für sämtliche Gemeiudeschulen verordnet, daß körperliche Züchtigungen in Mädchenschulen nie­mals, in Knabenschulen nur unter Zustimmung und in Anwesenheit des Rektors vorgenommen werden dürfen. Nur in Fällen großer Rohheit und offener Widersetzlichkeit können die Lehrer den Schuldigen züchtigen, müssen aber nach dem Schluffe der Unterrichtsstunde dem Rektor An­zeige machen. Besonders wird gewarnt, Ohr­feigen auszuteileu, weil die wirklichen oder mut­maßlichen Folgen eines solchen Schlages von den Lehrern vor ihrem Gewissen und dem Straf­richter nicht verantwortet werden können. Auch auf die Hände soll nicht geschlagen werden.

* (Erdölquelle.) Aus Reichartshauseu, Amt Sinsheim, wird der Landesztg. geschrieben: Seit Freitag früh befindet sich unser Dorf in großer Aufregung; denn man entdeckte eine neue, starke Erdölquelle. Das Erdöl kommt unter einer Brücke hervor und fließt, bläulich gefärbt, einen fetten Oelgeruch ausströmend, unfern Dorf­bach hinab. Bereits im Jahre 1871 begann eine solche Quelle, und zwar von demselben Hügelzuge her, zu fließen, infolge dessen Herr Professor Knopp aus Karlsruhe über die Ent­stehung derselben an Ort und Stelle Erheb­ungen anstellte und die Behauptung aussprach,

Jer Verschollene.

Roman von Arnold Pauli.

(Fortsetzung.)

»Ich werde lieber das Aeußerste wagen, als mich in Ihre wahn­sinnigen Schrullen fügen!* rief sie erbittert. »Soll ich verloren sein, so habe ich auch keine Rücksichten mehr zu nehmen. Ihr vernarrter Onkel soll dann wenigstens mit mir an dem Pranger stehen!*

»Wohlan, da Sie nicht anders wollen, Madame, so muß ich zur Gewalt schreiten!* sagte Albert in immer gleicher Ruhe, verschloß die Thür, welche in das Schlafgemach der Baronin führte, zog den Schlüssel ab und entfernte sich durch die andere Thür, welche er gleichfalls hinter sich abschloß.

Die Dienerschaft im Herrenhause bestand aus acht Personen, Fe- dor nicht mit eingerechnet, der den Baron auf der Reise begleitete.

Die Zofe Lauras, eine kleine schwatzhafte Person, hatte gelauscht und das Ergebnis ihrer Forschung sofort ihren Kolleginnen mitgeteilt; von diesen erfuhren es die noch anwesenden vier Diener, welche denn auch nicht unterließen, gemeinsame Betrachtungen anzustellen und ihre Bemer­kungen auszutauschen.

In dieser angenehmen Beschäftigung wurden sie durch Albert unter­brochen, welcher aus den Gemächern der Baronin kam und sich an die Gruppe der Vier wendete, die sich auf einem der sich lang hinzieheudeu Korridore postiert hatte.

Vor seiner Abreise hatte ihnen der Baron seinen Neffen als Stell­vertreter vorgestellt, dessen Anordnungen in allen Purcken Folge zu lei­sten sei, so daß b:e Autorität desselben jungen Herrn, dem erst vor we­nigen Tagen vom Baron für immer das Haus verboten worden war, nicht angezweifelt werden konnte.

»Ihr kennt das entsetzliche Unglück, welches den gnädigen Herrn, den Baron betroffen hat,* redete Albert sie an. »Die Frau Baronin ist plötzlich wahnsinnig geworden. Der Baron, der euch immer ein lieber und freundlicher Herr war und es auch bleiben wird, traut ganz beson­ders auf euren Eifer und eure Verschwiegenheit. Laßt nichts nach außen hin von dem Unglück verlauten. Der Zustand der Baronin erheischt große Sorgfalt. Zwei von euch müssen sie bewachen und damit nichts geschehe, was ihr selbst und anderen großen Schaden bringen könnte, ist cs leider eine zwingende Notwendigkeit, die Dame vorläufig in das Ge­fangenenzimmer zu bringen. Tragt zuvor einen bequemen Sessel dort­hin, alsdann führen wir die Baronin in das Zimmer. Ich werde so­fort die nötigen Anordnungen treffen, uw die Ueberführuvg der Unglück­lichen in eine Irrenanstalt zu beschleunigen! Kommt!*

Und während ein Diener hinwegeilte, um den verlangten Sessel an Ort und Stelle zu bringen, begab sich Albert mit den von ihm dazu bestimmten beiden anderen nach den Gemächern der Baronin zurück.

Diese rüttelte von innen mit aller Kraft an dem Thürschloffe, das natürlich ihren Anstrengungen widerstand und stieß dabei wiederholt gellende Hilfrufe aus.

»Ihr hört, wie sie im Wahnsinn tobt,* sagte der junge Edelmann mit gedämpfter Stimme zu seinen Begleitern.* Wir müssen sie mit Schon­ung behandeln, aber durchaus verhindern, daß sie irgend welchen Scha­den anrichtet!*

Die Erzählung vou dem Wahnsinn der Baronin wurde von den Bediensteten zwar nicht geglaubt; indessen wurden Zweifel selbstverständ­lich nicht geäußert.

Atbert erschloß die Thür und im nächsten Moment stürzte ihnen die Baronin entgegen. Die beiden Diener ergriffen sie bei den Armen.