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Attenkeig, Donnerstag dm 5. Movernöer

Mr. 130.

^ Der Ausfall

der preußischen Laudtagswahlen.

Die Wahlwännerwahlen zum preußischen Landtage haben diesmal unter ungemein schwa­cher Beteiligung seitens der Urwähler stattge­funden; soweit sich das bisher schätzen läßt, hat nur etwa ein Fünftel bis ein Sechstel aller Wahlberechtigten von seinem Wahlrecht Gebrauch gemacht. Den Einzellandtagen ist ihre Zustän­digkeit für die Gesetzgebung durch die Reichs- Verfassung so sehr eingeengt, daß sich daraus zum Teil das minder lebhafte Interesse der Bevölkerung an den Landtagswahlen erklären läßt.

Was den Wahlausfall anbelangt, so weit ^ er sich b?s jetzt übersehen läßt, so wird der neue Landtag keine von dem bisherigen wesent­lich abweichende Parteizusawmensktzung zeigen. Es ist nur eine kleine, aber nicht ins Gewicht fallende Verschiebung nach rechts eingetreten. Die deutfchfreistnnige Partei hat an die Natio­nalliberalen 3 Plätze und an die Freikonser­vativen 1 Platz verloren, während die National- liberalen 2 Plätze an die Konservativen abtraten. Heiß umstritten war das Mandat für Biele­feld, dessen bisheriger Inhaber Hofprediger i Stöcker 317 Wahlmänner für sich hat. während die Nationalliber allen mit 113, die Deutschfrei­finnigen mit 210 Wahlmänner vertreten sind. Bei der Stichwahl wird es, da für Stöcker nur noch wenige Stimmen an der absoluten Majorität fehlen, auf die Haltung der Natio- ualliberalen ankommen.

Das bisherige Abgeordnetenhaus zählte unter seinen 433 Mitgliedern

185 Konservative und Freikonservative,

120 Zentrumspartei, Polen, Dänen rc.,

66 Naiionalliberale,

53 Deutschfreisirmige,

9 Liberale, die zu keiner Fraktion gehörten. Dies dürfte auch im wesentlichen die Zu­sammensetzung des ricugewählten Landtages werden, denn es ist durchaus nicht ausgeschlossen, daß die wenigen Mandate, die die Deutschfrei­finnigen einbüßten, ihnen durch Gewinnung anderer Plätze wieder ersetzt werden.

Natürlich war man auf den Berliner Wahl­ausfall sehr gespannt: in allen vier Wahlkreisen der Reichshauptstadt haben die Deutschfreistnnigen ihre Mandate behauptet. Wer die Verhältnisse nicht durch eine Parteibrille ansah, die entweder alles im rosigen Lichte oder aber in pessimistisch grauer Färbung zeigt, wird davon nicht über­rascht sein. Die Nationalliberalen, die sich seit einer langen Reihe von Jahren zum erstenmale wieder in die Arena wagten, haben keine nennens­werte Erfolge zu erzielen vermocht; kaum 5 Prozent der Wahlmänner gehören ihnen an.

Bei den Berliner Wahlen ergab sich zu­nächst die Tbotsa-be, daß die Konservativen im ersten WMtreise sich so ziemlich in derjenigen Stärke der Sttmmenzahl behaupteten, die ste dort 1882 erlangten, obwohl neben ihnen die Nationalliberalen als antifortschrittliche Mitbe­werber auf dem Kampfplatz erschienen und hier den verhältnismäßig größten Erfolg hatten: sie brachten cs nämlich auf 74 Wahlmänner. In den übrigen drei Wahlkreisen hat sich für die konservative Partei eine Zunahme von Stimmen gezeigt, während umgekehrt die deutsch- freisinnige Partei überall um einen mehr oder minder starken Bruchteil ihrer Wahlmänner­stimmen zurückgtng.

Von den Wahlmännern Berlins gehören 2804 der deutschfteistrinigen, 988 der konser­vativen und 149 der nationalliberalcn Partei an.

Lasdesvachnchtes.

Alten steig. (Emges.) Bekanntlich haben heuriges Jahr die heftigen Gewitter zahlreichen und gegenüber früherer Jahrgänge sehr be­deutenden Schaden angerichtet. Leider versichern nur wenige Landwirte ihre Felderzeugnifse, während die große Masse desselben zu keiner Versicherung kommt. Eine Entschädigung von Gesellschaften trifft nur die Versicherten und ist oft gering genug. Die Nichtverstcherten find auf die Wohlihätigkeit ihrer Mitmenschen an­gewiesen. Da bleibt der helfenden Bruderliebe ein großes Feld für ihre edle Thätigkeit. Um nun den so schwer Beschädigten auch eine kleine Unterstützung gewähren zu können, hat der hie­sige Kirchenchor in Gemeinschaft mit anderen musikalischen Kräften stch entschlossen, zum Besten der Hagelbeschädigten nächsten Sonntag ein Kirchenkonzert zu geben. (S. Inseratenteil.) Da das Eintrittsgeld dem Belieben des Pub­likums anheimgestellt ist, so glauben wir vor- aussetzen zu dürfen, daß stch eine zahlreiche Zuhörerschaft einfinden wird.

* Für die bedürftigen Hagelbeschädigten des Landes hat Se. Majestät der König 3500 Mk. aus der Oberhofkasse der Zmtralleitung des Wohlthätigkeitsvereins zur geebneten Verwen­dung übergeben.

* Der Kartorm-iefabrikant Dreher in Stutt- gart, besten 25jähriger Sohn Alfred Boots­mannsmaar aus derAugusta* war, hat nun­mehr vom Kommando Vor 2. Matr. Division in Wilhelmshaven folgendes Schreiben erhalten : Zu meinem Bedauern muß ich Ihnen auf Be­fehl Sr. Excellenz des Herrn Chefs der Ad­miralität die traurige Mitteilung macken, daß S. M. S. Augusts, welche auf der Reise von Perim nach Albany begriffen und an Bord der­selben sich Ihr Sohn, der Bootsmannsmaat Alfred Dreher, kommandiert befand, als ver­schollen anzusehen ist. Sie werden diesen her­ben Verlust Ihres Sohnes, welcher mit Freude als Soldat seine Obliegenheiten des allerhöch­sten Dienstes zur größten Zufriedenheit seiner Vorgesetzten »ersah, in erster Reihe empfinden, können aber versichert sein, daß das Andenken Ihres Sohnes von seinen Kameraden und der ganzen Marine in hohen Ehren gehalten wird. Der Verschollene, der schon zehn Jahre bei der Marine dient, war im Oktober vorigen Jahrs auf 6 Wochen bei den Seinen auf Be such, mußte aber dann wieder zur See geben. Außer ihm dienen noch ein Sohn Adolf, nun­mehr 23 Jahre alt, und ein Schwiegersohn des Herrn Dreher, Paul Ramthun, bei der Marine. Der erstere, seit 8 Jahren im Dienst, ist Ober­matrose auf dem Schiffe Bismarck und von Zanzibar nach den chinesischen Gewässern ab- gegongen; der zweite, der ftit 13 Jahren schon dient ist Oberbootsmannsmaat auf dem Schiffe Stein und gegenwärtig in Westindien. Die beiden letzteren waren im Februar 1884 auf längere Zeit in Stuttgart auf Besuch. Der Sohn Adolf wurde damals zur Fahrt nach Kamerun abberufcn. Der Schwiegersohn konnte auch im September d. I. eine Zeit lang bei den Seinen weilen, ist aber telegraphisch ab­berufen worden, um die Fahrt nach Wcstindien anzutreten.

* Die Kgl. Stuferzgrube in Kuchen ist nun­mehr endgiltig geschloffen worden. Angelegt wurde das unter der Leitung emes Obersteigers geführte Bergwerk im Jahre 1857. Das ab­gebaute Flöz ist feinkörniger Thoneisenstein von I Vs m Mächtigkeit mit 33°/o Eisengehalt. Jähr­lich wurden über 3 Millionen KZ Erz gewon-

1885

neu. Die Grubenmannschaft bestand anfänglich ans 25, zuletzt noch aus 9 Mann.

* (Verschiedenes.) Der Traubenwirt von Oberst 0 tzingen. in dessen Keller Lehrer Müller gestürzt war und dabei den Tod fand, wurde wegen fahrlässiger Tötung zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. Ein freches Stück hat in Stuttgart in einer der letzten Nächte ein Gauner ausgeführt: er brach in der Wohn­ung eines dortigen Fahnders ein und stahl da­selbst, während der Bewohner im Dienste war, um die Sicherheit der Stadt gegen die Diebe zu bewachen. In Stuttgart erschoß stch ein etwa 24jähriger gut beleumundeter Haus­knecht aus der Gegend von Winnenden in seiner Wohnung. Das Motiv soll Liebesaffaire ge­wesen sein. In Ergenzingen kam ein dortiger Bürger der Dreschmaschine zu nahe, wurde von derselben ersaßt «nd ihm hiebei der linke Arm vollständig abgerissen. Den Mann wird man am Leben nicht erhallen können. Eine der bedauerlichen Mefferaffairen hat wie­der in der Nacht vom Sonntag auf Montag in Ehingen einem jungen Leben ein Ende gemacht. Der 25 Jahre alte Taglöhner Peter Dolpp befand stch mit anderen Gästen ganz friedlich in der dortigen Straußenwirtschaft, wo der angetrunkene 20jährige Metzgerbursche August Schaupp allein an einem Tische schlief. Als um Vsll Uhr ihn der Wirt aufweckte und zum Heimgeheu aufforderte, fuhr Schaupp ihm sofort an die Kehle. Dolpp wollte ihn daran Verbindern, gegen den Wirt noch weitere Thät- lichkeiten zu verüben, sofort wandte aber der mit einem starken und scharfen Stellmeffer bewaffnete Schaupp stch gegen ihn und stach mit aller Gewalt auf ihn los. Dolpp rettete sich, während zwei andere Gäste den wüthenden Thäter entwaffueten, hinter einen Tisch und brach dort mit den Worten:mir wird ganz übel" zusammen. Der Tod trat plötzlich ein. Schaupp hatte ihm neben zwei geringeren Verletzungen an der linken Hand und auf der rechten Brust­seite einen Stich in die linke Brust bis ans Heft des Messers gegeben, der die Lunge durch­dringend. in der rechten Herzkammer endete. Sonntag abend wurde in einem Fellbacher Gasthoie, während noch ziemlich viel Gäste an­wesend waren, die im oberen Wohnzimmer be­findliche Kommode mittels eines Brechweikzeugs erbrochen und der Inhalt mit etwa 150 Mk. entwendet. Ein heiteres Stückchen spielte stch in einem Stuttgarter Bäckerladenab, dessen Besitzer neben der Backstube stch einen Schwcins- stall hatte bauen lassen. Der Bäckermeister hatte eben seine srisLaebockenen duftigen Sem­meln und Bretzeln auf dem Ladentische aus- aebrcitet und stch selbst zu einem stärkenden Trünke ins Nebenzimmer zurückgezogen, als der gefräßige Vierfüßler, welcher seinem Stall auf noch unaufgeklärte Weise entkommen war, durch die offenstehende Thüre von der Backstube aus in den Laden hereintrat, wo es in aller Stille die hübschen Backwaren verzehrte. Erst nach­dem völlig aufgeräumt, verließ die Bestie unter freudigem Grunzen das Zimmer. Sobald der Bäcker die wohlbekannten Töne in so unheimlicher Nähe vernahm, eilte er aus dem Nebengemach heraus. Im selben Augenblick traten zwei Nach­barn in den Laden, um stch Bretzeln zu kaufen; daß der Bäcker für den Spott nicht zu sorgen brauchte, bedarf wohl keiner Bestätigung.

Deutsches Reich.

* Die Feier des fünfundzwanzigjährigen Re­gierungs-Jubiläums des Kaisers wird großar­tige Formen annehmen. Der Festzug der Mit­kämpfer der drei letzten Kriege 1864, 1866 und