stück des Programms, das deutsche Volkslied: »Kommt a Vogerl geflogen", vorgetragen »ach verschiedenen humoristischen Kompositionen, wie solche ältere und neuere Meister vermutlich geschaffen hätten. Die beiden Künstler gaben 'noch manches gelungene Stück zum Besten, ernteten aber auch durch ein von Hrn. Frhrn. Adolf von Gültlingen auf sie ausgebrachtes Hoch und durch 2 von Fra» Maier aus Stuttgart mit paffenden Widmuugsworten überreichter» Kränze die verdiente Anerkennung. — Wie wir hören, soll die Einnahme zum größeren Teil dem hiesigen Verschölierungsvereiv und zum andern Teil einer bedürftigen Familie zukommen. Alles in Allem find wir den beiden Konzertgebern nicht nur für den gebotenen genußreichen Abend, sondern auch für den hiermit zum Ausdruck gebrachten Wohlthätigkettsfinn zu großem Dank verpflichtet.
* VomLande, 6. August. Die Zunahme der Blitzgefahr beschäftigt, wie die Zeitschrift für Versicherungswesen bemerkt, die Männer der Wissenschaft. Auf eine Million versicherter Gebäude kommen nämlich im Durchschnitt jähr« lich: Blitzschläge 104 in Württemberg, 90 in Baden, 253 in Sachsen, 266 in Ostfriesland, 292 in Schleswig-Holstein und 331 in Oldenburg.
* In Stuttgart nahm vorgestern die württ. Baugewerke-Berufsgenoffenschaft in einer kurzen einmütigen Versammlung die Wahlen des Vorstandes, der Prüfungskommission und der Schiedsrichter vor. Dieselbe genehmigte dann einen Jahresetat von 21,000 M., wozu für jeden Arbeiter 2 M. beizutragen sind. Die Berufs- genoffenschast umfaßt 4400 Betriebe mit 14,000 Arbeitern, doch sind 5000 Betriebe mit 18,000 Arbeitern in Württemberg.
* Der Bau einer Turnhalle des Turnvereins Schramberg geht seiner Vollendung entgegen. Die Herren Gustav Jselin, Friedrich Wittel, Joseph Rheiner und Georg HaaS sämtliche Turnvereinsmitglieder haben das Werk auf eine originelle Idee eingeleitet und zur Verwirklichung gebracht. Sie iuscenierten einen Maffenversandt einer von de» Gebrüder Jang- Hans in Schramberg gelieferten Uhr, an alle deutschen und deutsch-österreichischen Vereine. Sie verkauften dadurch 4686 Stück und erzielten einen Reingewinn von 8747 Mark.' Die Halle kommt jedoch auf ca. 12000 M. zu stehe», welcher Betrag durch ein Arrangement mit der städtischen Gemeindebehörde gesichert ist. Ein gelungener Schwabenstreich das; am kommenden 16. und 17. August soll die Turnhalle mit entsprechender Feierlichkeit eingeweiht werden.
* Ktrchentellinsfurth, 8. Aug. Wie leider immer noch viel zu unvorsichtig mit dem Erdöl »mgegangen wird, beweist folgender traurige Vorfall. Das Dienstmädchen des hiesigen Waldhoruwirts Luz wollte vorgestern abend eine Erdöllampe mit Erdöl füllen und unterließ es, die Lampe vorher auszulöschen. Sie überfüllte die Lampe und das Oel fing Feuer, wobei das dabeistehende 4jährige Töchterlein des Wald
hornwirts, über welches sich das breuuende Erdöl teilweise ergoß, an Gesicht und Händen so schreckliche Brandwunden erhielt, daß es an denselben heute Nacht erlegen ist. Der JamEi^ der Eltern über den Verlust ihres Kindes, dc durch sein freundliches, liebreiches Wesen jede" manns Freude war, ist begreiflich. Möge dieser Vorfall aufs neue zur Vorsicht mahnen."
(T. Ehr.)
* Heilbronn, 6. Aug. Zum 8. württ. Feuerwehrtag haben sich bis heute 58 Feuerwehren mit 1929 Mann angemeldet. Bon dem größten Teil der eingeladeneu Korps stehen die Anmeldungen noch aus, so daß anzunehmen ist, Heilbronn werde sich eines außergewöhnlich starken Besuchs zu erfreuen haben. Infolge dessen wendet sich das Festkomite an die Gastfreundschaft der Einwohnerschaft wegen lieber- lassung von Privatquartieren.
* In vergangener Woche versuchte ein Soldat des 12. Jnfanterie-Reg. in Neu-Ulm die Kaserne auf einem sehr gefährlichen Weg zu verlassen. Er band ein Seil am Fenster fest, schwang sich heraus und ließ sich zwei Stockwerke hoch herab. Ein zufällig vorübergehender höherer Offizier erblickte den baumelnden Flüchtling, blieb stehen und als dieser den Boden erreicht hatte, ergriff er ihn im Genick und rief ihn an: »Wohin Bursche?" Der so unangenehm überraschte war sprachlos vor Schrecken und wurde in die Kaserne zurückgebracht. Er erhielt 3 Tage Kasernenarrest.
* (Verschiedenes.) In Frommer» (Balingen) hat der Bienenzüchter Geiger dieser Tage einen Bienenstock samt Geschirr auf's Gewicht zu 45 Pfg. das Pfund verkauft. Derselbe wog nicht weniger als 106 Pfd. und erlöste somit Geiger 47 M. 70 Pfg. — Die Dona« hat in Ulm einen so nieder« Stand erreicht, wie seit dem Jahre 1865 nicht mehr. — In den letzten Tagen sind bet. der Für t- mühle, Gem. Sommersrted, zwei Brücken über die Aach eingestürzt und zwar die eine, während der Gutsbesitzer Hartmann von Jmmen- ried mit einem Wagen Backsteine über dieselbe fahren wollte, wobei drei Pferde und ein Teil der Ladung in den Fluß stürzten. — In Laup heim wurde am Mittwoch ein Mann, der auf der Heimkehr vom Felde begriffen war, von einem schnell hereinbrechenden Gewitter überrascht wobei er von einem jähen Blitzstrahl getroffen wurde und sofort am ganzen Leibe verkohlt tot zur Erde sank. Seine Familie, eine Frau und drei Kinder, welche ihn zum Mittagessen erwarteten, sollten ihn nur als unkenntliche Leiche Wiedersehen. — Der ungetreue Knecht des Pflugwirts Maier in Altst adt-Rott- weil, der mit ihm anvertrauten 151 M. das Weite suchte, wurde in Konstanz im Gasthaus zum Schiff betroffen und verhafte-. In seinem Besitze befanden sich noch 146 Mark. — In dem Mayerischen Garten in Stuttgart befinden sich an einer Laube zwei Weinstöcke mit zusammen 2000 Trauben. — In Winnenden
verunglückte ein Mann beim Brechen von Jakobiäpfeln dadurch, daß ein Ast mit ihm brach und er beim Fallen auf den Boden schwere Verletzungen im Kreuz erhielt. — JnWendlingeu wurde von einem herumziehenden Zigeuner durch Fahrlässigkeit ein Kind überfahren. Dem Zigeuner gelang es zu entkommen. — Der Oberamtsbezirk Ehingen wurde vor einigen Tagen wiederholt von schwerem Hagelschlag heimgesucht.
Deutsches Reich.
* Berlin, 7. Aug. Die Wiederholung der vorjährigen Grenzschutz-Maßregeln gegen die Cholera steht bevor. Die bezüglichen Anordnungen find bereits getroffen.
* Freiburg, 6. Aug. Die Maurer scheinen hier keine schlechten Zeiten zu haben. Letzten Montag um 4 Uhr fuhren einige Maurergesellen mitten durch die Stadt in offenen Chaise« ins Bierhaus.
* (Vereitelter Selbstmord.) Ein Dienstknecht in Thalkirchen bei München, welcher mit der Tochter seines Bauern ein Liebesverhältnis hatte, hinter welches aber der Vater kam und den Knecht sofort aus dem Dienste jagte, machte am Dienstag unweit der Thalktrchner - Brauerei einen Selbstmordversuch. Mehrere Gäste bemerkten den Burschen, wie er sich an einer dortigen Scheune aufknüpfte. Dieselben ließen dieses geschehen, gingen sodann hin, schnitten den Strick ab und statt Wiederbelebungsversuchen wurde der Selbstmordkandidat mit einer Portion Schläge bedacht, was den Burschen schneller wieder zu sich brachte, als man denken sollte.
* (Ein hübsches Einkommen.) Es dürfte vo« Interesse sein, zu erfahren, daß z. B. der Bräu- metster einer größeren Privalbrauerri in Mün- ch e n jährlich 15,000 M. festen Gehalt bezieht, 5000 M. Christgeschenk erhält und aus dem Verkauf des sog. Zeug (Hefe rc.) der Hopfen- säcke rc. zum mindesten ebenfalls 20,000 M. erlöst, so daß sich sein jährliches Einkommen auf 40,000 M. beläuft.
* (Was einem nicht Alles passieren kann.) In München wurden vor einigen Tagen Nachts zwei patroullierende Gendarmen von einem stark angeheiterten Herrn angesprochen, welcher behauptete, sein „Schlüsselloch" verloren zu haben. Nach längerem Bemühen gelang es den beiden hilfsbereiten Dienern der Gerechtigkeit, sowohl das Schlüsselloch, als auch die dazu gehörende Thüre zu finden und den betreffenden Herrn wenigstens innerhalb derselben zu schaffen.
* Eine noble Hochzeit wurde dieser Tage zu Trauufeld in der Oberpfalz gehalten. Nach Beendigung der kirchlichen Feierlichkeit begab sich das Brautpaar mit den 2 Zeugen in eine dortige Bierwirtschaft, um an dem Hoch- zeitsschmauß sich zu laben. Die Zeche machte 3 M. 60 Pfg; davon erhielt der Bräutigam um 50 Pfg. Käse, die Braut eine Schüssel voll Kaffee und die beiden Zeugen mußten sich mit Bier und Brod begnügen. Der Bräutigam be-
Zwei Wrüder.
Roman nach dem Englischen von I. Düngern.
(Fortsetzung.)
Ihre Gedanken waren auf der Rückfahrt nicht die angenehmsten, und sie beschloß, ernsthaft mit Gertrude zu sprechen, um alles ins Reine zu bringen. Sie fand ihren Schützling wohler, doch noch immer sehr aufgeregt, und ihre erste Frage war nach Lord Sandilands Befinden.
Mrs. Block entgegnete, daß er ziemlich krank sei, daß sie aber trotzdem es für geboten erachte, ihn von Gertrudens Heirat zu unterrichten. Schon die Pläne, die er hinsichtlich der Zukunft hegte, machten eine solche Eröffnung notwendig, und wenn die junge Frau sich nicht entschließen könne, ihm alles zu gestehen, so müsse sie die schwere Pflicht übernehmen; doch vorher müsse sie selbst wissen, warum sich Gertrude von ihrem Gatten getrennt habe."
Die junge Frau sah die Sprecherin ruhig an, dann entgegnete sie: »Das, was mich von Gilbert trennte, liefert denselben vollständig in meine Hände. Ich bin vollkommen frei, — unser Uebereinkommen ist gegenseitig; er hat kein Recht an mich, ich keines an ihn, und wenn wir uns begegnen, sind wir uns fremd."
»Ich zweifle, Gertrude," sagte die alte Lehrerin, »ob ein solches Uebereinkommen vor den Gesetzen gilt? Jedenfalls aber sind Sie gebunden und können Mark Challoner nicht heiraten."
»Welche Ursache haben Sie, mir diesen Namen zu nennen, Mrs. Block?" rief Gertrude. »Doch ich will Ihnen die Antwort nicht schuldig bleiben. Ich werde niemals heiraten; doch wenn ich es thun würde, so könnte es jeder andere, nur nicht Mark Challoner sein."
Mrs. Block sah wie das Bild des Erstaunens aus. »Mein Gott,"
seufzte sie, »die jetzige junge Welt ist mir ganz unverständlich. Und wir — nämlich Lord Sandilands und ich — dachten gerade, daß Mark Challoner Sie anbete und daß Sie ihn ebenfalls lieben."
»Das ist auch der Fall," entgegnete die junge Frau, »und eben, weil ich ihn so liebe, will ich seinen reinen Namen nicht durch den meinen beflecken. Nein, er soll mich nicht auf seinen Wegen finden. Doch Sie sprachen von Lord Sandilands, Mrs. Block. Was geht denselben überhaupt meine Liebe oder Nichtltebe an, und warum braucht er von meiner unglücklichen Heirat zu wissen? Er ist mir ein treuer und gütiger Freund, das ist wahr, allein —"
»Der Lord wünscht dringend, Sie zu sehen," unterbrach Mrs. Block sie hastig, »und er wird Ihnen dann manches Mitteilen, was Ihnen noch unbekannt geblieben ist."
Gertrude sah ihre Lehrerin forschend an, dann bat sie dieselbe, sie etwas ruhen zu lassen, da sie sich angegriffen fühle und Lady Belweter versprochen habe, im Laufe des Abends auf ein Stündchen herunterzukommen. Als sie allein war, überfielen sie die schmerzlichsten Gedanken. Sie halte nicht so viel Schmerz und Kummer erduldet, als sie sich, durch ihren Gatten gezwungen, von diesem abgewendet hatte, als jetzt mit der Liebe zu Mark im Herzen, die sie, das fühlte sie nur zu deutlich, ernstlich bekämpfen mußte. Ja, sie wollte am morgenden Tage mit Lord Sandilands sprechen und diesem gütigen Freunde ihr ganzes Herz aufschließen.
Am andern Tage brachte eine von Lord Belweters Equipagen Miß Lambert und Mrs. Block zu Lord Sandilands. Es war ein herrliches Wetter, und die frische Luft und der blaue Himmel stimmten fast jedes Herz zur Wonne und Freude, nur das der jungen Künstlerin war von tiefen Sorgen bewegt.