Das Kaiserpaar verblieb im Badeschloffe eine volle Stunde und besichtigte dann zu Fuß die Beleuchtung der Höhen, der Stadt und des Wasserfalles, welche ein wunderschönes Bild bot. Kaiser Wilhelm, welcher am Abend seine Wohnung nicht verlassen darf, besichtigte die Beleuchtung vom Balkon des Schlosses. Um Halo 10 Uhr zog sich das österreichische Kaiserpaar in seine Appartement? zurück.
* Ga st ein, 7. Aug. Der Kaiser und die Kaiserin von Oesterreich verließen ihr Hotel um 7 Uhr Morgens, um sich in die Kirche zu begeben. Sodann machte die Kaiserin einen Spaziergang, während der Kaiser, von dem Grafen Chorinsky und den Mitgliedern des Landesausschusses geführt, die Hebestollen der Gasteiner Quellenwerke besichtigte. — Kaiser Wilhelm machte mit Petersdorff eine Promenade und besuchte sodann das österreichische Kaiserpaar. Der österreichische Kaiser empfing kurz vorher den Fürstbischof Fürstenberg und den Grafen Beust in kurzer Audienz. Zu dem bei Kaiser Wilhelm stattfindenden Diner waren außer dem beiderseitigen Gefolge Kardinal Fürstenberg, Statthalter Graf Thun, Landeshauptmann Graf Chorinsky, Staatsminister v. Bötticher, Graf Beust, Palffy. Lamberg und Zichy geladen.
* Gastein, 8. Aug. Gestern Abend 5Vr Uhr erfolgte die Abreise des österreichischen Kaiser- Paares, nachdem das Essen um 5 Uhr beendet war. Graf Perponcher begleitete das Kaiserpaar bis zum Hotel. Gleich darauf erschien Kaiser Wilhelm, von endlosen Hochrufen begrüßt, auf dem Platz. Das österreichische Kaiserpaar bestieg die offene Sonderpost; vor der Abfahrt küßte Kaiser Wilhelm der Kaiserin Elisabeth die Hand und umarmte den Kaiser Franz Josef dreimal auf das herzlichste. Die Kaiserin Elisabeth reichte dem Kaiser Wilhelm aus dem Wagen nochmals die Hand. Daraus erfolgte die Abfahrt unter lebhaften Hochrufen bei trübem Wetter und beginnendem Regen.
* Dem Vernehmen nach war die Reise des preußischen Kriegsministers von Karlsbad nach Gastein dadurch veranlaßt, daß derselbe dem Kaiser in einer wichtigen militärischen Angelegenheit Vortrag zu halten hatte.
* Rom, 6. August. Die seit dem 5. August aus den französischen Mittelmeerhäfen, Algerien und Korsika abgegangenen Schiffe werden einer siebentägigen und, wenn sie verdächtig sind, einer Lltägigen Quarantäne unterworfen. Die Hadernemfuhr ist verboten.
* In Mailand erschaffen sich am 1. d. gleichzeitig in ihrem Zimmer zwei Brüder namens Fossan, Silberwaaren - Fabrikanten, weil sie in eine finanzielle Verlegenheit geraten waren und die Mittel nicht fanden, ihr abzuhelfen. Beide waren mit zwei Schwestern verlobt und der Tag ihrer Vermählung nahe.
* In die Kirche des Dorfes Masone bei Genua schlug letzten Sonntag während des Nachmittagsgottesdi'listes der Blitz ein. Die
Kirche war nicht gefüllt. 5 Personen wäre« auf der Stelle tot; etliche 30 find verletzt, zumeist an den Beinen.
* Paris, 7. Aug. Der Gesundheitszustand in Marseille ist besser. In de« letzten 24 Stunden find 28 Choleratodesfälle angemeldet worden. Die Regierung bewilligte 600 000 Frs. zu Reinigung des Hafens und der Straßenkanäle.
* Nizza. In einem hiesigen Hotel machte dieser Tage Prinz Michael Alexander Gagartn einen Selbstmordversuch. Der Prinz ist 67 Jahre alt und gehört einer der vornehmsten Familien Rußlands an. Er besaß ein Vermögen von mehr als drei Millionen, das er aber beinahe bis zum letzten Pfennig tm Spiele verloren hat. Als ihm nun letzthin sein Gesuch um Unterstützung zur Rückreise nach Rußland seitens der Verwaltung der Spielbank abschlägig beschiedeu wurde, wollte der alte, gebrechliche Herr seinem Leben ein Ende machen. Er feuerte aus einem Revolver gegen seine Schläfe, der Schuß gieng aber fehl und verwundete ihn schwer.
Vermischtes.
* (Anzügliche Bekräftigung.) Der Lord Sandwich fragte bei Gelegenheit einer Flottenmusterung einen Geistlichen, ob ihm die ungeheure Feuer- und Rauchmenge nicht einen Begriff von der Hölle gegeben hätte. „Jawohl — erwiderte dieser — insbesondere da ich Ew. Herrlichkeit darunter sah.*
* (Bor der Börse.) „Geyermann soll sehr gut sein, ein solider Geschäftsmann.* — „Solid? Der? Ein ganz miserabler Schwindler, ein Gauner ist er, sag' ich Ihnen, ich muß es wissen, ich bin sein bester Freund!*
* (Höhere Töchterschule!) „Nun, Papa, wirst du zufrieden- sein! Da sieh mein Zeugnis: Volkswirtschaft, sehr gut; Sternkunde, gut; Aquarellmalen und Musik, befriedigend!* — Papa: „Schön, recht schön. Wenn nun dein Zukünftiger noch etwas von der Haushaltung versteht, Kochen und Maschinennähen kann, so werdet ihr eine sehr glückliche Ehe führen.*
* (Unmöglich!) Mutter: „Nun mein süßer Junge, hast du auch deine Ferienarbeiten fertig?* — Söhnchen: „Die brauche ich nicht zu machen, Mama.* — „Gewiß mußt du sie machen, mein Engel, denn sonst setzt dich der Herr Lehrer ja herunter.* — Söhnchen: „O, Mama, ich bin ja schon der Letzte.* .
Für die Redaktion verantwortlich - W. R-eker, Altensteig.
Getragen von de. Gunst des Publikums, beliebt als das angenehmste und wirk ingsvollste Hausmittel sind heute die in fast jeder Apotheke erhältlichen Apotheker R. Braudt's Schweizer- Pillen. Wer an Verstopfung, Magendrücken, Blutandrang, Kopfschmerzen rc. leidet, sollte sich durch einen Versuch von der ausgezeichneten Wirkung überzeugen. Jede ächte Schachtel (erhältlich M. 1 tn den Apotheken) trägt als Etiquett ein weißes Kreuz in rotem Feld und den Namenzug R. Brandt's-
sitzt ein hübsches Vermögen von etwa 6000 M. und die Braut ein hübsches Baueranwesen.
* Speyer, 7. Aug. Das angebliche Attentat hiesiger Gymnafisten gegen einen Lehrer reduziert sich nach einer der „Pfälz. Pr.* *, der Verbreiterin der Schauermähr, zugegangenen Berichtigung des Rektors der Anstalt auf die Drohung eines Schülers, er wolle einem Lehrer die Fenster einwerfen. Von Verschwörung, Revolver rc. sei keine Rede gewesen.
* Verden. Die Veruntreuungen, welche der frühere Sparkaflen-Direktor Voß an der Amtssparkaffe verübt hat, belaufen sich, wie nunmehr festgestellt worden ist, auf 2760000 M.
* Hamburg. Die Frau des Kontorboten Kersten war mit Feueranzünden beschäftigt und benutzte dabei in der leider so oft gerügten unvorsichtigen Weise Petroleum. Es erfolgte eine Explosion und das brennende Petroleum erqoß sich über die unglückliche Frau und deren 6jäh- rige Tochter. Die in Hellen Flammen stehende Frau stürzte sofort aus der Wohnung und eilte die Treppe hinunter, brach jedoch im Hausflur zusammen. Während das Kind noch mit verhältnismäßig leichten Verletzungen davongekommen, war der unglücklichen Frau an vielen Stellen das Fleisch buchstäblich bis auf die Knochen verkohlt. Trotz des schrecklichen Zustandes trat der Tod erst nach einigen Stunden ein.
Ausland.
* Gastein, 6. August. Punkt 6 Uhr fuhr tn offenem vierspännigen Postwagen das österreichische Kaiserpaar hier ein. Kaiser Franz Josef trug die Uniform seines preußischen Kaiser- Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 mit den Generalsabzeichen, sowie mit Band und Kette des Schwarzen Adlerordens; Kaiserin Elisabeth trug einen grauen Retseanzug mit schwarzem Hut. Eine dichtgedrängte Menge, vor welcher die Feuerwehr und Bergleute Spalier bildeten, begrüßte die Ankommenden unter lauten Hochrufen. Die Musik spielte die österreichische Volkshywne. Am Eingänge des Straubinger'schen Gasthofes begrüßte Kardinal Fürst von Fürstenberg das Kaiserpaar. Darauf machte Graf Perponcher Meldung und der Kaiser und die Kaiserin schritten Arm in Arm ins Badeschloß. Am Eingänge ewpfieng Kaiser Wilhelm in österreichischer Uniform, mit dem Bande des Stephanordens geschmückt, das kaiserliche Paar. Kaiser Wilhelm küßte der Kaiserin die Hand, umarmte den Kaiser dreimal und führte dann die Kaiserin am Arme hinauf. Nach etwa einer Viertelstunde verlieb das kaiserliche Paar unter erneuten Hochrufen der Menge das Badeschloß und begab sich in den Gasthof.
* Gast ein, 6. Aug. Abends halb 8 Uhr begaben sich die österreichischen Majestäten tn das Badeschloß zu Kaiser Wilhelm, in dessen Appartements auf Wunsch der Kaiserin Elisabeth intimes Familicnsoupcr ohne Anziehung der Suiten stattfand. Kaiser Franz Josef trug die Campagne-Uniform seines preußischen Regiments.
In des Lords Wohnung angekommen, wurden sie iw das Besuchszimmer geführt. Nach einigen Minuten öffnete sich die Thüre des Schlafzimmers und Lord Sandilands erschien, auf den Arm seiner Pflegerin gestützt, auf der Schwelle. Diese Pflegerin war das Urbild einer gut- gekleideten, respektabel aussehenden Haushälterin mittleren Alters. Der Lord streckte seinen Besucherinnen die Hand entgegen und drückte seine Freude aus, sie bet sich zu sehen. Als Gertrude vortrat, ihn zu begrüßen, fiel ihr Blick auf seine Begleiterin und ste erkannte in derselben die Vermieterin des Logis, welches Gilbert Hasbürn damals tm Bade inne gehabt, während Mrs. Husch ebenfalls gleich die Gattin ihres früheren Mieters erkannte.
Lord Sandilands war zwar erschöpft in das Wohnzimmer getreten, aber den Blick des Erkennen? zwischen seiner Tochter und der Haushälterin hatte er doch aufgefangen.
„Sie kennen Mrs. Husch?* fragte er Gertrude, indem er ihre Hand in der seinen behielt.
„Wir sind uns früher begegnet,* entgegnete diese ruhig, „sie aber kennt meinen Theaternamen nicht. — Ich bin eine Sängerin, Mrs. Husch, und heiße auf der Bühne Grace Lambert,* wandte sie sich an die Frau.
„Wirklich, Madame?* entgegnete die frühere Hausvermieterin in einem Tone, der darlegen sollte, daß es ihr sehr gleichgültig sein könne, wie sich die Sprecherin nenne. „Soll ich Euer Lordschaft zu dem Stuhle dort am Fenster führen?*
„Ja, ja,* antwortete der Lord und fügte mit dem Eigensinn des Alters und der Krankheit hinzu: Also Sie kannten Miß Keith schon früher, Madame?* Dabei sah er von einer zur anderen, während Mrs. Block, die sich diese Szene nicht zu enträtseln vermochte, ratlos dabet stand.
Gertrude war sehr ruhig, sehr blaß, und ihre Augen leuchteten in derselben hochmütigen und stolzen Weise, wie sie damals geleuchtet hatten, als sie Gilbert Hasbürn erklärt hatte, daß ihre Ehe getrennt werden müsse.
Mrs. Husch lächelte, doch war es gerade kein wohlwollendes Lächeln, das ihre Lippen bei ihrer Antwort verzog. „Ich bitte Mylord um Verzeihung,* sagte ste, „allein ich kenne die junge Dame nicht unter dem Namen Miß Keith, sondern als Mrs. Gilbert Hasbüm, eines Herrn, der bei mir wohnte uud welchen seine Gattin, so darf ich die Dame ja wohl nennen? einmal besuch: hat.*
Lord Sandilands zitterte, als er, von einer zur andern blickend, die Worte ausstieß: „Ich versiehe kein Wort von der Sache.*
„Ich werde Sie über alles aufklären, Mylord; es ist jedoch kein Grund vorhanden, Mrs. Husch noch länger bet uns aufzuhatten,* bemerkte Gertrude kühl, und Mrs. Husch säumte nicht, das Zimmer z« verlassen.
Lord Sandilands bot mit der Höflichkeit der früheren Tage Gertrude einen Platz neben sich an und sagte:
„Höre mich an, mein Kind; ich habe dir Schweres und für mich Demütigendes mitzuteilen. Laß mich das traute Du brauchen und denke dir, daß ich zu dir wie zu einer Tochter spreche.*
Gertrude erfaßte seine Hand und ließ sich zu seinen Füßen nieder. „Ich weiß, daß Mark Challoner dich liebt und daß du ihm wie- der gut bist,* fuhr der alte Herr fort, „und diese gegenseitige Neigung ist das Ziel meiner Wünsche gewesen, denn er ist der Sohn meines beste» Freundes und du bist mein einziges, bisher nicht anerkanntes Kind. Doch das soll anders werden!* Der alte Mann nahm zärtlich Ger- trndeus Köpfchen in seine Hände und küßte ihre Stirn. (Forts, f.)