Ueberschuß verbleibe» werde. Jetzt ist das Bild ei« anderes, statt des Ueberschufses ein Defizit.

* Gerabronn, 4 Aug. Letzten Samstag Abend begaben sich die beiden Jagdpächter Ziege» leibefitzer H. und Sonnenwtrt M. von Blaufel- den in den Wald, um auf einen Rehbock anzu­stehen. Als es nach und nach ziemlich dunkel geworden war, kam M. durch ein Gebüsch heran- geschlichen und wollte sich auf den Heimweg machen. H. konnte in der starken Dämmerung nicht mehr unterscheiden, was sich für eine Ge­stalt ihm nahe und in der Meimmg, es sei der längst erwartete Bock, legte er au und schoß seinen langjährigen Freund und Genossen. Der Schuß ging auf den Oberarm «nd die Brust; der Arzr zweifelt an einer Wiederherstellung und Genesung des Verwundeten, da von den Schroten einige auch in die Lunge eindrangen.

* Heilbrono, 4. August. Theaterdirektor Stick hier teilt der »Neck.-Ztg." mit, daß ihm von einem Großvater mütterlicherseits, der mit 35 Jahren nach Amerika ging «nd dort im 75 .Lebensjahr starb, eine Erbschaft von 1056 000 M. zugefallen ist. Die Gelder können von ihm in 34 Monaten erhoben werden. Damit be­stätigt sich die jüngst gebrachte Nachricht.

* Ulm, 5. Aug. Im Laufe des gestrigen Tags kam ein jüngerer Beamter der Vereinigten- Staaten - Regierung in Washington hier durch. Derselbe hat in Hamburg ein mitge­brachtes neukonstrutertes Zweirad bestiegen, das Leitrad nach vornen, und macht darauf eine Vergnügungsreise durch ganz Deutschland. Nach kurzem Aufenthalt hat der Reisende seinen Weg von hier in der Richtung nach Augsburg fort­gesetzt.

* (Verschiedenes.) Einen rechten Schur­kenstreich verübte dieser Tage der Metzgergeselle H. Beck von Metzingen an seinem Dienstherrn, dem Pflugwirt inAltstadt. Dieser hatte in Gemeinschaft mit einem dortigen Metzger in Horgen einen Ochsen gekauft und den ihn am Preise treffenden Teil mit 151 M. dem Beck mit dem Aufträge übergeben, das Vieh in Hör« gen zu holen «nd den Verkäufer zu bezahlen. Beck steckte das Geld ein, begab sich aber damit direckt auf den Bahnhof und fuhr mit dem Gelde Tuttlingen zu. Da die Sache bald zur Kennt­nis der Landjäger-Mannschaft gelangte, dürfte seine Reise hoffentlich eine ihm unwillkommene Unterbrechung erfahren. In Rottweil war ein hölzernes Uhrenkästchen aus dem Nach­laß des Kircheupflegers Meyer um 10 Pfg. ausgeboten und schließlich um 1M. und 20 Pfg. erstanden worden. Dieser Tage ist das Uhren­kästchen, nachdem dessen Kunstwert erkannt wor­den, um den Preis von 150 M. wieder ver­kauft worden. Dasselbe ist in Form eines Altars gebaut, hat zu beiden Seiten gewundene Säulen mit hübschen Kapttälen, «nd die Außen- wandungen find mit Engels-, Menschen- und Tierfiguren in Holz eingelegt. In Em er­ringen wollte ein mit Böllerschießen beschäftig­ter Küfer einen Böller wiederholt laden, der noch

warm war, als fich die neue Ladung plötzlich entzündete »ad dem Kanonier die rechte Hand so zerriß, daß der ganze Arm abgenommev wer­den mutzte. Der Verunglückte ist Vater von nicht weniger als dreizehn lebenden Kindern. Als am Sonntag vormittag halb 9 Uhr, der Zug in Nürtingen von Reutlingen heran­nahte, versuchte ein zu seinem Vorgesetzten be­stellter Waldschütz von dort noch vorher über die Bahnlinie zu kommen. Er wußte zu diesem Zwecke die schon geschloffenen Schranken zu heben, wurde aber von der Lokomotive glück­licherweise beiseite geschleudert. Dennoch wird der schon ziemlich bejahrte Mann seine Unvor­sichtigkeit mit dem Leben büßen müssen, da die Verletzungen der Brust ganz bedenkliche find.

In Ulm wurde vergangenen Freitag ein Maschinenheizer aus der Schweiz gebürtig ver« haftet, der durch großartige Einkäufe bei Gold­arbeitern und durch sein splendides Auftreten in Wirtshäusern fich bemerkbar machte. Er gestand sofort ein, daß er in Obersteinbach bei Rorschach mit einem anderen Handwerksburschen einen Einbruchsdiebstahl begangen habe. Er hatte noch 920 Fr. in Gold und 50 M. deut­sches Geld im Besitz. In der Blumenstraße in Stuttgart stürzte das Pferd eines mit Flaschen beladenen Wagens; der Wagen fiel dabei um, die Flaschen zersprangen in Stücke, der Kutscher wurde herabgeschleudert und kam wie das Pferd in die Glasscherben, wobei beide besonders aber daS Pferd so schwer verletzt wurden, daß man es alsbald abstechen mußte.

In Neckarg artach kam ein älterer Mann unter einen beladenen Fruchtwagen. Die Räder gierigen ihm über Brust und Kopf. Infolge der Verletzungen starb derselbe. Am Mittwoch vormittag fifl inGruvpenbach der Tag- löhver Jakob Sammet in einer Scheuer die Leiter herunter. Abends, als seine Frau, die den Tag über auf dem Felde beschäftigt war, nach Hause kam, hatte er bereits den Geist auf­gegeben. In Klein gart ach kam am Mon­tag abend der ledige 24 Jahre alte Dienstknecht Wilhelm Glasbrenner von Pfaffenhofen unter einen schwer beladenen Steinwagen, was seinen sofortigen Tod verursachte. Der Bedauerns­werte war ganz allein beim Fuhrwerk, lief neben diesem «nd wollte scheints an der am Vorder­rad des Wagens befindlichen Micke sperren, glitt aus, kam unter das Hinterrad, taumelte noch einmal auf, stürzte aber sofort wieder nie­der und war tot.

Deutsches Reich.

* Berlin, 4. Aug. Den Bemühungen der deutschen Subskriptionsstellen für die egyptische 3prozentige Anleihe ist es gelungen, mit dem Londoner Emisstonshause eine Vereinbarung zu treffen, wonach für Deutschland und England völlig gleichlautende Jnterimsscheine zur Aus­gabe gelangen.

* So groß ist die Not der sauer» Gurke in vielen Zeitungen, daß eine Gesellschaft in Ber­

lin für einen guten dummen Streich, der Nie. mand schadet, und wenigstens eine Riesenspalte füllt, 1000 M. Belohnung aussetzt.

* (Jägerlatein.) Aus Rothenbuch wird dem »Pforzh. Beobachter" berichtet: Unser be­kannter Nimrod, Herr Förster Völker, hatte heute Abend ein hübsches Intermezzo mit einem Hirsche. Als Herr Völker nämlich auf dem Anstande saß, kam ein feister Achtender gemüt« lich daher und wurde glücklich auf's Blatt ge­troffen. Doch als ob er fich besinnen wollte, was jetzt anzufangen sei, blieb er ruhig stehen. Der Förster war ebenso erstaunt, wie es der Hirsch schien, schrie aber nun denselben mit lauter Stimme an: »Was willst Du denn noch, leg Dich oder geh zum ....!" Der Hirsch vermutlich erschrocken über den starken Klang der Stimme fing zu wanken an und lag in der nächsten Sekunde im Gras, mausetot. (!?)

* Regensburg. Ein eigentümliches Er­eignis erhält seit einigen Tagen die Bevölkerung unserer Stadt in bedeutender Aufregung. Seit ganz kurzer Zeit haben nämlich sämtliche Dohlen, die zu Tausenden die Domtürme bevölkerten, dieselben mit einem Schlage verlassen. Wenn man bedenkt, daß dieselbe Erscheinung im Jahre 1873 vor Eintritt der Cholera eintrat, ist diese Aufregung sehr erklärlich. Auch in München soll eine, wenn auch nicht so auffallende, doch ähnliche Erscheinung an den Dohlen der Frauen- türme bemerkbar sein, doch werden sich diese Befürchtungen hoffentlich als gänzlich unbe­gründet erweisen.

* Im StarubergerSee stürzte fich die Gattin des Oberingenieurs Endreß aus Augs­burg aus dem Kahn in die Tiefe. Der Leich­nam wurde sehr bald aufgefischt.

* Eisleben. Vor Jahresfrist hatte der italienische Marquis Carlo Baretto vor seinem Ableben »die Stadt wo Luther geboren", Eis­leben, zur Universalerbtn seines ansehnlichen Vermögens eingesetzt. Von Seiten der Ver­wandten des Erblassers wurde indes das Testa­ment angefochten, besonders auch deshalb, weil der Testator im Jrrenhause gestorben. Die zu erwartenden Prozeßverhandlungen hätten fich ohne Zweifel sehr verwickelt gestaltet; jetzt ist ein Vergleich zu stände gekommen, nach welchem die Stadt Eisleben 40 000 Frank erhält.

* (Der neue Congo.) In Bezug auf eine neue wichtige geographische Entdeckung in Zentral-Afrika schreibt man der Nat.-Ztg. aus Brüssel: Seit mehreren Wochen bespricht man in den Kreisen, welche sich speziell für die Aus­beutung Zentralafrikas interessieren, eine Frage, welche sowohl vom geographischen Gesichtspunkte aus, als auch im Hinblick auf die künftige Ent­wicklung des Handels ei» außerordentliches In­teresse hat. »Im Jahre 1870 entdecke Schwein« furt nicht fern vom Nil, im Lande der Mam- butus, einen breiten Strom, welcher den Name« der »Quelle" führt. Derselbe fließt von Osten nach Westen. Wo mündet dieser unzweifelhaft aus der Gegend des Albert Nyanza-See's kom-

Zwei Wrüder.

Roman nach dem Englischen von I. Düngern.

(Fortsetzung.)

Sie wäre« und blieben für dieses Lebe» getrennt, und als diese Gedanken Gertrude wieder u. immer wieder überkameu, begann sie, zu Mrs. Blocks Entsetzen so herzerschütternd zu weinen und zu schluchzen, daß die gute alte Dame fich keinen Rat mehr wußte.

Derselbe Kummer, wenn auch nicht in gleichem Umfange, hatte Lord Sandilands auf das Krankenbett geworfen, und da der Arzt in dem kleinen Seebad dem vornehmen Patienten die äußerste Ruhe an­empfahl, äußerte er zu Mark, der ihn getreulich pflegte, daß es fast un­möglich sei, ruhig zu bleiben, wenn man, so wie er, den Kopf voll trüber, aufregender Gedanken habe.

»Aber, ums Himmelswillen," entgegnete der junge Mann, »wie kommen Sie, teurer Lord, zu trüben und aufregenden Gedanken?"

»Mein lieber Junge," war die Entgegnung,ist denn die Jugend allein bestimmt, Sorgen und Kummer zu haben, «nd soll das Alter ganz frei davon sein? Zudem wissen Sie, wie gerne ich Sie habe; sollte ich nun gleichgültig zusehen, wenn die Geschichte mit Ihnen «nd Miß Lam­bert nicht zu dem gewünschten Resultate führt, und soll ich dann nicht alles thun, um Ihnen zu helfen?"

»Mein teurer, aller Freund!"

»Ja, ja, Ihr teurer alter Freund hat sich der Sache angenommen und wird sie ausführen, und darum müssen Sie mir den Gefallen thun «nd zu Belwetcrs fahren und mir Mrs. Block Herdringen, welche ich not­wendig zu sprechen habe."

»Wie? Ich soll zu Belweters? Nach dem"

»Und warum nicht? Sie brauchen dort nichts anderes zu thun, als dem Hausberru und seiner Gattin einen kurzen Besuch zu machen und Mrs. Block in meinem Namen zu bitten, sich Ihrem Schutze anzu­vertrauen."

Mark versprach, unverzüglich sich dahin zu begeben, und der alte Herr nahm sich vor, was er der Beschützerin seiner Tochter Mitteilen wollte.

Der leichte Phaeton brachte Mark im Fluge nach dem Orte seiner Bestimmung, und, obwohl er erst am vorigen Tage dagewesen, wurde er doch mit offenen Armen empfangen. Er warf einen flüchtigen Blick auf die Ball spielende junge Welt, die sich auf dem Rasen belustigte, fand Gertrude aber nicht darunter; dann nahte er sich der Veranda, auf welcher der Hausherr faß und die Zeitung studierte. Als er den jungen Mann erblickte, legte er das Blatt zusammen und begrüßte ihn in der liebenswürdigsten Art. Daun fragte er nach Lord Sandilands «nd hörte mit Bedauern, daß derselbe krank sei und Mrs. Block, eine alte Bekannte von ihm, um einen Besuch bitten lasse.

»Mrs. Block? Oh, ich fürchte nur, sie wird nicht abkommen kön­nen, da Miß Lambert auch krank ist."

»Miß Lambert krank?" rief Challoner in so entsetztem Tone aus, daß Belweter ein Lächeln nicht unterdrücken konnte und rasch versicherte: »Es ist vermutlich nur ein leichtes Unwohlsein."

»Mein Gott, es ist doch wirklich keine Gefahr?" fragte Mark von neuem; »Lord Sandilands ist ein solch treuer Freund der jungen Dame, daß diese Nachricht nicht zu seiner Heilung beitragen wird. Doch da kommt die Herrin des Hauses! Lady Belweter, ich höre mit Bestürz­ung, daß Miß Lambert krank ist! Lord Sandilands ist es leider eben­falls, und ich soll Mrs. Block bitten, ihn zu besuchen."

»Unsere liebe Grace ist, Gott sei dank, viel besser, Mr. Challoner,"