inende Fluß? Dies blieb die Frage. Barth, Nachtigal und andere stellten verschiedene Vermutungen aus, und es schien, daß die Frage noch lange unbeantwortet bleiben würde, bis kürzlich die Doktoren Greenfeld und Tims von der Baptisten--Mission zu Stanley-Pool ihrerseits, sehr fern von den Gegenden, die Schwein- furt durchreist hatte, einen ungeheueren »Ubangi" genannten Strom entdeckten, welcher nahe dem Aequator in den Congo mündet. Der Ubangi, welchen Greenfeld und Tims beschifften, hat bei seiner Mündung in den Congo eine Breite von 11 Km. was weniger überraschend erscheint, wenn man bedenkt, daß der Congo selbst an mehr als einer Stelle bis zu 50 Km breit ist und ungeheure Inseln, darunter eine mehr als 100 Km lange, einschließt. Der durch die englischen Missionäre entdeckte große Wasserlauf gibt natürlich zu eben so vielen Vermutungen Anlaß als der Quelle Schwetn- furts. Jeder vertrat seine Ansicht über deu Ursprung des Ubangi, bis man endlich im Verlauf des Streits zu der Ueberzeugung kam, Laß der Quelle und der Ubangi ein und derselbe Strom ist, ein kolossaler Wasserlauf von mehr als 12000 Km Länge, dessen Stromgebiet etwa 1000000 Quadratkilometer umfaßt, und der eine natürliche Straße vom egyptischen Sudan bis zum Congo am Aequator darstellt. Diese Annahme gewinnt mehr und mehr Anhänger ; gegenwärtig gilt sie allgemein als wahrscheinlich. Wenn neue Forschungen sie bestätigen, und wenn der Lauf des Quelle - Ubangi nicht Lurch Katarakte unterbrochen ist, so können die Dampfer, welche den oberen Congo befahren, binnen drei Monaten bis zu dem Punkte gelangen, wo Schweinfurt den »neuen Congo" zum erstenmale sah. Um den Sudan kommerziell auszubeuten, brauchte man alsdann künftig dessen Erzeugnisse nicht mehr den Nil hinab nach Alexandrien zu bringen, sondern es wäre ein direkter Weg nach dem Atlantischen Ozean gefunden. Der Lösung des Problems steht man mit begreiflicher Spannung entgegen.
Ausland.
* Wien, 6. August. Die »Presse" meldet: Die Begegnung des russischen Kaisers mit dem ö sterreichischen Kaiser findet inKremsier vom 24. bis 26. ds. Mts. statt. Es werden beide Kaiserinnen und wahrscheinlich auch Kronprinz Rudolph von Österreich beiwohnen, ebenso ist die Anwesenheit Giers, Kalnokys und Taaffes zweifellos.
* Budapest, 5. Aug. Der Ausschuß des ungarischen Turnerbundes har ein Konnte zur Untersuchung der angeblichen Beleidigung ungarischer Farben auf dem Dresdener Turnfest entsendet.
* Eine merkwürdige Erscheinung war in den lezten Tagen ein Prairiebrand mitten in der Schweiz, auf dem Großen Moor im Berner Seeland. Die Trockenheit hat die Ausbreitung des über die weite Ebene hinstreichenden Feuers
begünstigt; an ein Löschen war nicht zu denken. Von Chaumont herab konnte man nachts die auf dem Boden sich hinschlängelnde Feuerlinie beobachten, und deu Brandgeruch trug der Wind bis in die Stadt Neuenburg, ja bei der Bise in den Nächten vom 27. und 28. Juli bis nach Morgens.
* Aus Rorschach berichtet man folgendes Kuriosum. Letzten Sonntag war ein im See sich badender Mann dem Ertrinken nahe und auf seinen Hilferuf eilte ein hiesiger Schreiner- Meister herzu, sprang ins Wasser und zog den fast Leblosen ans Land. Als der Unglücksmensch nach vielen Bemühungen wieder zu sich gekommen, dankte er seinem Retter und drückte ihm ttefgerührt ein — Zehnrappenstück in die Hand.
* Paris, 5. Aug. Der »Figaro" erklärt: Der Graf von Paris werde keinen Wahlaufruf erlassen, aber während der Wahlperiode von seinem Rechte, seine Ansichten ausdrücken und zu verfechten, Gebrauch machen. Sein Obergeneral sei Lambert Sainte Croix, der im Namen des Prinzen spreche. Der Prinz wisse, daß er dadurch riskire, nach den Wahlen verbannt zu werden; er sei aber zu allem bereit. — Gestern 20 Cholera-Todesfälle in Marseille.
* Paris, 5. Aug. Man meldet der Str. Post: Der Artikel der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung über die französischen Kriegsgelüste hat hier nicht so heilsam gewirkt, wie man in Deutschland vielleicht erwartet. Die gesamte Presse erklärt, den Temps nachahmend, daß der Artikel für Frankreich ganz bedeutungslos sei, da er lediglich den Zweck verfolge, das deutsche Parlament zur Vermehrung des Heeres gefügiger zu machen. Selbstredend sparen die Blätter nicht mit Ausfällen gegen die deutsche Regierung und die deutsche Presse, die nach ihrer Ansicht künstlich nach Anlässen suchen, um deu deutschen Chauviniswus aufzureizen. We Blätter geben sich den Anschein, als ob lediglich der Artikel des Temps den deutschen Unwillen erregt habe; wie der Temps gehen sie auf die Hauptsache nicht ein.
* Marseille, 6. Aug. Die Agence Havas meldet: In den letzten 24 Stunden sind 35 Choleratodesfälle amtlich gemeldet worden.
* Otrowa, 3. August. Zu Cypreß Hills wurden acht Weiße von Indianern ermordet. Achtzig Gensdarmen wurden au deu Thatort abgeschickt. Es herrscht große Aufregung.
* (Schon viermal verheiratet und doch noch nicht Witwe.) Wir lesen in amerikanischen Blättern: Frau Nellie Dame Aourex Baker Phillips ist kürzlich in Freeport, Jll., mit Charles Aourex getraut worden, mit welchem sie schon einmal verheiratet gewesen, von dem sie aber geschieden worden war. Sie heiratete denselben im Juni 1882, lebte aber nur einen Tag mit ihm zusammen, da sie schon am nächsten Tage von ihren Eltern fortgenommen wurde. Aourex verließ die Gegend,
und da er nichts von sich hören ließ, heiratete Nellie im Februar 1883 einen gewissen John C. Baker, welcher sie jedoch nach kurzer Zeit verließ, da er schon anderswo eine Fra« hatte. Später heiratete Nellie einen Eiseubahnbremser, Namens Henry Phillips, der im Streit von ihr wegging und auf Scheidung klagte. Ehe er jedoch das Scheidungs-Dekret erlangte, heiratete er wieder und Nellie ließ ihn daher auf die Anklage der Bigamie verhaften. Später wurde das Scheidungs-Dekret bewilligt, und da Aourex seitdem zurückgekehrt ist, so ließ sich Nellie abermals mit ihm trauen. Nellie ist erst 19 Jahre alt und war schon viermal verheiratet. Alle ihre Männer find noch am Leben. (Schöne Zustände.)
Ha«del «r»d Verkehr.
* Ueber die letzte Kirscheusaisou wurden auf dem Bahnhof Gr » nbach mehr als 195 000 Kgr. Kirschen, und davon die meisten nach Bayern, expediert. Dieselbm waren in ca. 10,000 Körben verpackt. Der Durchschnittspreis der Kirschen betrug Heuer ca. 26 Pfg. per Kgr.
* Ravensburg, 1. August. Die Roggen-
und Diukelerute ist im Bezirk beinahe beendigt und bei der herrlichen Witterung gut unter Dach gebracht worden. Mit der Gerstenernte wird begonnen; auch der Haber beginnt allmählich zu bleichen. Die Trauben stehen schön und sind weiter voran als im Jahre 1865. Alteusteig. Schrarmen-Zettel vom 5. Aug. Neuer Dinkel . . 7 40 6 95 6 50
Haber ..... 8 50 8 — 7 50
Weizen ..... - 8 50 -
Roggen. 10 — — —
Welschkorn ...-8 —-
Bikt«alie«preise
auf dem Wochenmarkt in Altensteig am 5. Aug. Vs Kilo Butter ....... 75 Pfg.
2 Eier..11 Pfg.
Vermischtes.
* (Dem Feuilleton) einer auswärtigen Zeitung entnehmen wir einen seltsamen Wahrspruch der Geschworenen. Die Stelle lautet wörtlich: »Die Geschworenen bedurften zur Beantwortung der vorgelegten Fragen nur kurzer Zeit. Dann erschienen sie wieder im Saale und unter lautloser Stille verkündete der Obmann Stepperat" (Fortsetzung in der Beilage.)".
* (Heiteres vom Tage.) In ein Verkaufsgewölbe von Hochzeitsschleiern, Brautkränzen rc. treten zwei Verlobte am Tage vor ihrer Verheiratung. Sie wählen einiges aus, bezahlen und schicken sich an, den Laden zu verlassen. Die Verkäuferin geleitet sie höflich bis an die Thür und empfiehlt sich: »Bitte, uns auch das nächste Mal zu beehren!"
* (Nach der Philosophiestuade.) Professor (das Buch zuklappend): »So jetzt stad wir mit dem Verstände fertig, das nächste Mal kommen wir zur Vernunft."
Für die Redaktion verantwortlich : W. Rieker, Mtensteig.
sagte die Dame. »Sie können sich kaum in meine Lage denken; ich war am gestrigen Tage ganz entsetzt bei der Vorstellung, eine solche Berühmtheit unter meiner Obhut zu hoben, welche nun plötzlich erkrankt. Mein Mann wollte augenblicklich nach London telegraphieren, um einen Arzt kommen zu lassen, aber Grace widersetzte sich dem, und sie hatte recht, denn ihr ist heute viel besser."
Mrs. Block wurde benachrichtigt und teilte Grace den Wunsch des alten Freundes mit. Diese drang daraus, daß die alte Dame unverzüglich mit Mark fahren solle. Das geschah denn auch.
Mrs. Block fühlte sich übrigens nicht recht gemütlich in der Nähe des jungen Mannes. Sie wußte von seiner Liebe zu Gertrude und hatte das Gefühl, als ob von dieser Seite Unheil drohe.
Bis jetzt hatte die sonst so kluge Frau gar keine Furcht vor Entdeckung gehabt; sie wußte, daß Gertrude ihre Heirat niemals verraten würde, und war froh über deren Entschluß, zum Theater zu gehen, der die junge Frau wohl von allen Heiratsgedanken fern halten mochte. Nun aber sah sie, welches hohe Interesse die jungen Leute gegenseitig an einander nahmen, hatte auch bemerkt, daß Lord Sandilands denselben günstig gesinnt war, und saß also nicht mit den rosigsten Gedanken neben Mark, der finster vor sich hinbrütete.
Als sie in der Wohnung Lord Sandilands angekommen waren, hörten sie, daß der alte Herr einen erneuerten Anfall seines Uebels gehabt und der Arzt ihm die größte Ruhe empfohlen habe; daß aber der Kranke nichtsdestoweniger mit der größten Ungeduld auf Mrs. Block warte und dieselbe gleich zu ihm geführt werden solle.
Nachdem der Lord einige Worte der Bewillkommnung gesagt, er suchte er die Dame, sich an sein Bett zu setz-n.
»Ich haoe Ihnen schon angedeutet," begann er, »daß ich gesonnen
bin, einen wichtigen Entschluß zu fassen. Mein lieber junger Schützling, Mark Challoner, ist sterblich verliebt in Gertrude. und ich glaube und hoffe, daß diese ihn auch wieder liebt. Nun aber hat Mark gestern seinen Antrag gemacht und ist zurückgewieseu worden."
Mrs. Block vermochte kein Wort hervorzubrtngen und nickte stumm.
»Verstehen Sie Gertrudens Handlungsweise?" fuhr der alte Herr fort, und als die Dame den Kopf schüttelte, sagte er eifrig.
»Aber ich verstehe dieselbe, denn das Blut verleugnet sich nicht, Gertrude besitzt Stolz und will nicht als ein namenloses, freundloses Geschöpf in eine solche Familie treten. Dies muß also geändert werden, und es soll meine Sorge sein und ist auch meine Pflicht, dies zu ändern; die junge Dame muß deu Mann ihrer Liebe heiraten können und die Sache muß recht bald geordnet werden, da ich fühle, wie rasch ein neuer Anfall meiner Krankheit mein Leben enden kann. Nein, erschrecken Sie nicht, liebe Mrs. Block, — ich habe nicht die geringste Lust, za sterben; aber es ist alles möglich, und ein guter Hausvater muß sein Haus bestellen."
»Wenn Sie mit der Pflege, welche Sie hier im Hause genießen, nicht zufrieden sind, Mylord," sagte die alte Dame, »so erlauben Sie mir vielleicht, bei Ihnen zu bleiben."
»Nein, Mrs. Block, obgleich ich Ihnen von Herren dankbar für Ihre Offerte bin; ich habe meiner Haushälterin telegraphieren lassen, und diese kann jede Stunde eintreffen. Sie aber müssen Gertrude hüten und pflegen, wie Sie es bis jetzt gethan haben."
Mrs. Block errötete: wie wenig hatte ste diese Lobsprüche verdient! »Mein Gott!" seufzte sie vor sich hin, als ste das Zimmer verlasse« hatte, »was wird der Lord sagen, wenn er Gertrudens Ehe mit Gtl- bert Hasbürn erfährt." (Fortsetzung folgt.)