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Amts- und AWkigMM str -eu O-eramtsderirk Calw

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Erscheinungstage: Montag, Dienstag, Mittwoch. Donnerstag, Freitag und Samstag. Jnsertionspreis rO Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 12 Pfg.

Donnerstag, Len 30. Mär; 1911.

BezugSpr. i. d. Stadt >/,jährI. m. Träger!. Mk. 1.25. PostbezngSpr. f.d. Orts-u. NachbarortSver!. v.jährl. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

K. Oberamt Calw.

Bekanntmachung.

Etwaige Anträge an die im nächste« Monat stattfindende Amtsversammlrmg wollen tunlichst bi» zum 10. April beim Oberami eingereicht werden.

Den 29. März 1911.

Reg-Rat. Binder.

Tagesuenigkeiten.

* Calw 30. März. Nummer 3 der Württ. Schwarzwaldverein»blätter bringt an erster Stelle einen interessanten und humorvoll geschriebenen AufsatzBei den Kohlen­brennern" von K. Blumenthal-Wildbad, den gewiß jedermann mit Vergnügen lesen wird. Die Zeit wird allerdings nicht mehr fern sei», da im Schwarzwald kein Kohlenmeiler mehr brennen wird. Flößerei und Kohlenbrenne» werden später nur noch in der Erinnerung fortleben. Auch in unserer Gegend, in welcher früher viele Kohlenmeiler rauchten, hört da» Kohlcnbrenne» »ach und nach auf und nur wenig Wagen Kohlen sieht man im Frühjahr und Sommer durch da» Nagoldtal fahre». Die Holzkohlen waren in früheren Zeiten ein gesuchter Artikel und e» wurde mit ihnen ein ansehnlicher Handel getrieben. Da» ist nun alles ander» geworden; die Indu­strie hat für Holzkohlen schon längst Ersatz in andere« und billigere« Artikeln gefunden. In einem Schlußartikel veröffentlicht I. Wetze! interessante Geschichtsstücke überDa» hohen- zollernsche Schwarzwalddorf Glatt und da» Adeltgeschlrcht von Neuneck". Ueber den Winter­sport, der von Jahr zu Jahr immer mehr An-

> Hänger erhält, berichtet Lehrer Knapp- Tonbach in einem Aufsatz über denvierten Bundeslauf j de» Schwäbischen Schneeschuhbundes am 4. und 5. Frbr. 1911 bei Baiersbronn" und gibt zu­gleich ei» kurzes Bild der Entwicklung des Schneeschuhlauf» im württembergischen Schwarz- wald. K. Jäkle in Calw schildert kurz den Lebenslauf des am 6. Febr. verstorbenen Ober­lehrers A. Müller und dessen große Verdienste um de« Schwarzwaldverein und widmet ihm in den Schwarzwaldvrreinblättern ein Denkmal treuer Verehrung und Anhänglichkeit. Die Be­zirksnachrichten enthalten ein Bild reger Tätig­keit in den verschiedene« Vereine».

Se. König!. Majestät haben am 27. ds. Mts. allergnädigst geruht, die Stelle des Badinspektors in Wildbad dem Bauamtswerkmeister Vogt bei dem Bezirksbauamt Calw zu übertragen.

-f- Bad Teinach 29. März. Trotz des schlechten Wetter» ergab der Blumenverkauf ein günstige» Resultat. Die Einnahmen von Karten und Blumen betrugen 115 Der am Sonntag im HotelHirsch" sehr zahlreich besuchte Familienabend wurde eröffnet mit Jubel- ouverture von Weber, Herr Dr. Born-Neu­weiler (Violine), die Herren Stadtpfarrer Faißt und Hauptlehrer Burksrt - Zavelstein (Klavier). Hierauf hielt Herr Pfarrer Bayha-Teinach die Festrede, in welcher er in finniger, zu Herzen gehender Weise, über die Veranstaltung sprach, und den Fräulein, die sich dem Verkauf gewidmet, und sämtlichen Wirkenden de» Konzert» im Namen de» Festkomite» herzlichen Dank abstattete. Da« auf da» Königspaar ausgebrachte Hoch und der Wunsch, daß der silberne« noch eine goldene Hochzeit folgen möge, fanden freudigen Wieder­hall in de« Herzen aller Feftteilnehmer. Nach dem allgemeinen GesangPreisend mit viel

schönen Reden" folgten vorzüglich vorgetragene Gesangssolo von Frl. Haasts (Sopran), Frau Postsekretär Hürster (Alt), Herr Stadtpfarrer Faißt (Baß); ferner Sonate Klavier von Frl. Käfer und Frl. Haasi», Symphonie Klavier von Frau Hürster und Herrn Burkert, mehrere Violinvorträge, welche Herr Dr. Born meisterhaft zu Gehör brachte, gut gesungene Chöre des Männergesangverein» Teinach, ein gemischter Chor:Abschied vom Walde" die Damen: Boysen, Faißt, Haasis, Hür­ster, Schultz; die Herren: Faißt, Burkert. Den Schluß bildete ein Tanzduett:Die lustige» Eheleute", in autgezeichneter Weise zur Auf­führung gebracht in Biedermeierkostüm von Frl. Boysen und Herrn Burkert, da» die Lach­muskeln in freudige Erregung brachte. Beson­derer Dank gebührt dem Leiter des Konzerts, Herrn Hauptlehrer Bnrkert. Ein Tänzchen hielt Jung und Alt noch längere Zeit in gemüt­licher Weise beisammen. Allen wird die Feier noch lange in angenehmer Erinnerung bleiben.

(:) Oberkollwangen. Auch hier ist der Blumentag am Sonntag den 26. März ab­gehalten worden. 4 erwachsene ledige Bürger»- töchter besorgten dabei de» Verkauf der Blume» und Postkarte». Der erzielte Erlös betrug im ganzen 81,50 gewiß ei« sehr schönes Ergeb­nis für unser« kleinen Ort.

Stuttgart 29. März. (Ein Besuch derDeutschland" in Stuttgart.) Wie die Württemberger Zeitung hört, besteht in Friedrich »Hafen die Absicht, das neu hergestellte LuftschiffDeutschland" am Silberne» Hochzeits­tage de» württembergischen Königspaare« in Stuttgart eine» Besuch abstatten zu laste«. Voraussetzung ist natürlich, daß da» Luftschiff

" Die Aßmamis.

Roman von Courths-Mahler.

(Fortsetzung.)

,,E» ist nur Noch der alte Schmerz um meinen Bruder, meine Mutter, der mich ungerecht macht. Alle Menschen können ja auch nicht so himm­lisch gut sein wie du. Ich weiß, du hättest meinem Bruder Han» sicher geholfen, wen» du alle» gewußt hättest, nicht wahr, da» hättest du?"

Ja, doch, gewiß, Kind, wenn ich gewußt hätte, wie da» alle» lag. Aber Tante Adolphine hat eben auch nicht gewußt, wie schlimm es um deinen Bruder stand."

Bettina schwieg. Sie wußte freilich, daß Haus an Tante Adol­phine geschrieben hatte:Wenn du mir nicht hilfst, bleibt mir nur der letzte Weg noch offen," aber e» war ja möglich, daß sie nicht daran ge­glaubt hatte.-

Die Uhr zeigte die achte Stunde an. Großtanting rückte vor dem Spiegel die Haube zurecht.

ES ist Zeit zum Abendeffen, laß uns hinübergehe». Nach Tisch liest du dann Ernsts Brief."

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Fast zu gleicher Zeit traten die Familienmitglieder von verschiedenen Seiten in das Speisezimmer. Oben an der Schmalseite des Tische» nahm Peter Aßmann Platz. Er war ei« mittelgroßer, etwa» beleibter Herr mit nicht sehr ausdrucktvollen Zügen. Ergraute» Haupthaar und ein ebensolcher Vollbart umgaben sein frischgerötete« Gesicht, au» dem die guten klugen Augen Großtanting» herautschauten. Sehr stark ausgeprägte Krähenfüße an den Augenwinkeln verrieten, daß Peter Aßmann einen stillen Humor besaß, der ihn befähigte, allen Dingen eine rosige Seite ab- zugewinne». Er liebte Ruhe und Frieden über alle», und um sich beide»

zu erhalte», ließ er seiner «och immer herzlich geliebten Frau in allen Dinge», die nicht sein Geschäft betrafen, freie Hand.

Recht» von ihm saß Tante Adolphine, link» Großtanting und »eben dieser Bettina. Neben seiner Mutter war Georg» Platz.

Dieser war ein sehr elegant gekleideter, stattlicher Mensch, etwa dreißig Jahre alt und da«, wa« man einen schönen Man« zu nennen pflegt, im landläufigen Sinne. Sei« sorgfältig frisierte» dunkles Haupt­haar und der nach der neuesten Mode gestutzte Lippenbart verriete« die sorgfältigste Pflege. Seine sehr weiße« Hände waren lang und schmal, aber nicht schön. Die Fingerkuppen waren zu breit und plump im Ver­hältnis zur Hand. Georg suchte diesen Fehler durch besonder» lange und spitz zulaufende Fingernägel zu verbessern, doch bekamen seine Hände da­durch etwa» Krallenartige». Seine blauen Augen gleich denen der Mutter von dunklen Brauen und Wimper« umsäumt, blickten kühl und nüchtern. In der ganzen Art seine» Benehmen» sprach sich sehr viel Selbstgefälligkeit au». Er konnte, wenn er wollte, sehr liebenswürdig sein. Zu Hause kam e» ihm jedoch nie darauf an. Er pflegte allerdings seiner Mutter und der Großtante beim Kommen und Gehe» artig die Hand zu küssen. Aber diese Artigkeit hatte etwa» Steife», Formelle« und nicht» Wohltuende». Bettina gegenüber war er kaum höflicher, als wenn sie ei» Dienstbote gewesen wäre. Nur wenn e» sich gar nicht vermeiden ließ, richtete er da» Wort an sie. Sie galt ihm nicht mehr als eine Dienerin. Er blickte auch heute kühl und gleichgiltig an ihr vorbei. Und doch war sie wohl de» Betrachten« wert. Selbst Onkel Peter sah wohl­gefällig in ihr sanftgerötete», liebreizende» Gesicht und schenkte ihr einige Aufmerksamkeit.

Bei Tische wurden nur wenige gleichgiltige Redensarten gewechselt, höchsten» flog zwischen Großtanting und Peter Aßmann zuweilen rin humor­volle» Scherzwort herüber und hinüber, welche» Georg mit konventio­nellem mattem Lächeln begleitete und Frau Adolphine meist zu ignoriere»