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Sie holte einen Brief aus ihrer Tasche. Bettinas Augen leuchteten auf.
„Ach das hatte ich ja ganz vergesse», daß du einen Brief von Ernst hast. Was schreibt er? Hast du gute Nachrichten von ihm?"
„Sehr gute, gottlob. Du sollst nach dem Abendessen lesen, was min leive Jung schreibt. So viel Schöne» und Große» sieht er draußen in der Welt. Er ist jetzt auf der Rückreise nach Deutschland. Du wirst
staunen, wa» er alle» von den indischen Tempeln und Fürstenpalästen
schreibt. Wie ein farbenglühende» Märchen klingt es. Und schau — hier am Schluffe, wa» er da schreibt, mußt du gleich jetzt noch lesen, hier — von dieser Stelle an."
Bettina nahm den umfangreichen Brief und- la» die bezeichnete
Stelle: „Und in all der glühende» und blühende» Pracht und Herrlich-
lichkeit packt mich plötzlich die Sehnsucht nach meinem Erkerplätzchen zu deinen Füße», Großtanting. Denn so weit und groß und schön die Welt auch ist — »irgend» schlägt mir ein Herz so voll Liebe wie da» deine. Mein Bärchen Bettina fitzt da wohl jetzt zu deinen Füßen und ihr haltet Dämmerplausch. Sprecht auch wohl von mir? Da» ist mir ein so traulicher Gedanke. Ein liebe» Ding muß da» blonde Bärchen sein, deiner Beschreibung nach. Grüße sie herzlich von mir. Ach, Großtanting, lange halte ich» nun nicht mehr au», dann komme ich heim, selbst auf die Gefahr hin, daß meine Eltern noch immer unversöhnlich sind. Ich habe einen Plan. In eurer Stadt will man ein neue» Theater bauen. E» soll ein imposanter Prachtbau werden, Geld dazu ist in meiner reichen Vaterstadt in Fülle vorhanden. Man hat ein PreiSauischreiben für den Entwurf erlaffen. Ich gedenke mich daran zu beteiligen. Nun kneif mir den Daumen, Liebe, Gute. Es wäre eine so schöne Gelegenheit, heim- zukehrrn, wen» ich da» Glück hätte, mit meiner Arbeit den Preis zu erringen. Ich will zeigen, wa» ich gelernt habe. Also wünsch mir Glück, ja? Base Bettina soll zur Sicherheit mitwünschen, da« hilft dann doppelt. Sie tut es gewiß gern. Glückt es, dann komme ich bald heim. So warm und kuschelig wie in deinem Stübchen ist e« nirgend« auf der Welt und ich werde glücklich sein, wenn ich erst wieder zu deine» Füßen fitzen kann."
Bettina sah zu der alte» Dame auf.
„Da sitze ich nun — auf seinem Platz. — Ob er wohl böse ist auf mich, daß ich ihn einnehme? frug sie versonnen.
„Nein, gewiß nicht. Er freut sich, daß meine alten Augen auf ein liebe» Gesicht herabschauen können, wenn ich hier auf meinem Groß- mutterthron sitze."
„Wie schön wäre es, wenn er wirklich den Prei» bekäme, Groß- tantivg, Ich mußte gleich an Ernst denke», al» ich neulich in der Zeitung von dem Prei»au»schrriben la».
Die alte Dame nickte.
„Ich auch, Bettina. Und an unseren guten Wünschen soll e» nicht liegen, wenn er de« Preis nicht bekommt. Wie glücklich wollt ich sein, sähe ich ihn wieder daheim im Vaterhause. Hab ich das erreicht, dann will ich gern sterben."
„Sprich doch nicht vom Sterben — du tust mir weh damit,"
„Kind — e» ist doch menschlich, bei meinem Alter — e» fehlt mir nur wenig an siebzig Jahren — da muß man täglich gefaßt sei». Aber wir wollen nicht davon sprechen. Ist Georg schon zu Hause?"
„Nein, er kommt ja immer erst mit Onkel Peter. Warum kommt Georg nur nie zu dir herein, wie e» Ernst getan hat?"
Die Augen der alten Dame blickten ein wenig trüb. Sie seufzte.
„Er ist seiner Mutter Sohn. Sentimentalitäten liebt er nicht, und sich um eine alte Großtante zu kümmern, erscheint ihm wohl al» Sentimentalität. In seinem Herzen ist kaum für etwa» andere» Platz al» für Rechenrxempel. Zum Glück weiß er selbst nicht, wie arm sei» Lebe» dadurch ist. Er tut mir leid, wie seine Mutter auch. Wen» sie wüßte, welch ein Schatz von Liebe in Ernst» Herzen wohnt, sie würde r» nicht leiden, daß ich ihre Stelle in seinem Herzen einnehme. Sie betrügt sich selbst um da» höchste Glück, da» Gott einer Fra» schenkt."
Bettina seufzte.
„Ja, Tante Adolphine ist sehr hart und kalt. E« ist sehr unrecht von ihr, daß sie Ernst gegenüber nicht liebevoller war."
Die alte Dame erhob sich und zog da» junge Mädchen mit sich empor.
„Hüte dich vor einem vorschnellen Urteil, Bettina. Was man versteht, verzeiht man auch. Ernst» Mutter ist ander» geartet al» wir."
„Ja, Großtanting. Ach, wäre sie so lieb und gut wie du, dann lebten mein Bruder und Mutter vielleicht noch. Sie hätte nur Onkel Peter um die Summe bitten brauchen, die mein Bruder nötig hatte. Aber sie hat e» nicht getan, und stieß ihn damit in» Verderben."
„Du vergißt, daß sie nicht wußte, daß dein Bruder in der Verzweiflung Hand an sich lege» würde. Er war ihr ein Leichtsinniger, der Strafe verdiente. Wenn sie gewußt hätte, daß sie ihn mit ihrer Weigerung in dev Tod trieb, so hätte sie wohl geholfen. Streng und sparsam ist sie gewiß, aber doch nicht so herzlv». Jeder Mensch hat seine Fehler. Und ob Onkel Peter geholfen hätte, fragt sich noch sehr. Kausleute haben ihre Prinzipien. Sie pflegen über den Geldpunkt sehr pedantisch und genau zu denke». Laß also nicht Ungerechtigkeit in dir groß werden, Bettina. Tante Adolphine hat gute, vortreffliche Eigenschaften, man muß sie nur erkennen und nicht gedankenlo» urteilen."
Bettina schmiegte sich au da» alte Fräulein.
„Ich schäme mich, Großtanting. Es ist undankbar von mir, nicht immer daran zu denken, daß ich Tante Adolphine so viel zu danken habe.
(Fortsetzung salgt.)
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