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und in kürzester Zeit war alle» ausverkauft. Trotz des ungünstigen Wetters hätte leicht da» Doppelte verkauft werde» können; schon um V-12 Uhr mußten beim Oberamt Calw Nach­bestellungen gemacht werden und um '/,3 Uhr war auch die Nachsendung vollständig vergriffen. Abends von 6 Uhr ab versammelten sich die Einwohner von Hirsau und Ernstmühl im Gast­haus zumRühle" in Hirsau, dessen geräumiger, mit Pflanzen dekorierter Saal leider nicht alle Zuhörer aufnehmen konnte, zu einem Gemeinde­abend. Jede» der hiebei Mitwirkenden befleißigte sich sein Beste» zu gebe». Nach einem ein­leitenden Chor sprach Hr. Pfarrer Weiß den selbst verfaßten Prolog, welcher in poetischer Weise die Sage von dem Silberglöckchen des Stuttgarter Herrscherhauses mit der silbernen Hochzeit in Verbindung brachte und gleichzeitig auf die Darbietungen de» Abends hinwies. Ihm folgten Gesänge de» hiesigen Liederkranzes unter Leitung de» Hrn. Hauptlehrers Hindere» und de» Singoerein» (Kirchenchor») unter der des Hrn. Finanzrats Völt er, teil» ernstere« teils heiteren Inhalt», welche beide viel Beifall fanden. Z«m Gelingen de» Abends hat sich sodann auch da» Calw-Hirsauer Klavierquintrtt in freundlicher Weise zur Verfügung gestellt, weshalb den Herren au» Calw besonderer Dank abgestattet sei» möge. Vier Sologesänge, teil» mit Klavier-, teil» mit Quinteltbegleitung hatte Frl. Julie Gmelin zu übernehmen und entzückte mit ihrer gut geschulten äußerst sympathischen Sopranstimme die Anwesen­de« auf» Beste. Im zweiten Teil de» Programms erfreuten un» zwei dramatische Darstellungen: die Spinnstube" und das LustspielEigensinn", die wegen ihre» flotten und gut geschulten Spiels der beteiligten Dam?« und Herren außerordent­lich gefielen. Nach Schluß des Programm» dankte Hr. SägwerkSbefitzer Wagner von Ernstmühl alle«, die sich beim Blumentag zur Verfügung gestellt haben auf» Herzlichste, seine treffliche Ansprache klang ou» in ein Hoch auf unser engeres Vaterland. Herrn und Frau Sägwerks- befitzer Wagner, welche die Leitung de» Blumenverkauf» in Ernstmöhl übernommen und sich um die Bestellung der Musik bemüht hatten, sei auch an dieser Stelle herzlich gedankt. Erst in den Morgenstunden de» anderen Tages trennten sich die letzte» Gäste in dem Gefühl, einen schönen Abend verlebt zu haben.

-X- Liebenzell 27. März. Auch hier fand gestern der Blumentag statt. 20 Damen hatten sich zur Verfügung gestellt, die Nelke» und Postkarten zu verkaufen. Und gewiß, sie hatten keine leichte Aufgabe. Hatten wir doch gestern ein Wetter, wie es schlimmer den ganze» Winter nicht war. Trotzdem hatten fie auf ihrem Posten ausgeharrt, wofür ihnen auch hier Dank gesagt sei. Abends V«8 Uhr fand im Gasthof z.Adler" sodann die eigentliche Feier statt. Zu derselben war von dem Leiter der Veranstaltungen, Herrn Pfarrer Sandberger, ein reichhaltiges Programm zusammengestellt. Da» Arrangement lag in den bewährten Händen de» Hrn. Privatier Haager. Die hiesigen Vereine, Liederkranz",Gemischter Chor" undTurn­verein" boten ihr Bestes und ernteten reichen Beifall. Hr. Jolafse z.Hirsch" sang einige Bariionsolo mit bekannter Meisterschaft. Ganz nett machten die jungen Leutchen vom Jüngling»- verein ihre Sache, die ein hübsches Stückchen, die Wette", zur Aufführung brachten. Einige Mitglieder de»Liederkranze«" erfreuten un» mit einem lustigen Soldatenstück. Der Fest­redner, Herr Stadtpfarrer Sandberger, feierte unser Königrpaar und insbesondere unsere Königin als LandrSmutter, die eine würdige Nachfolgerin ihrer drei Vorgängerinnen auf dem Königsthron, der Königinnen Katharina, Pauline und Olga sei. Ein Eintritt»geld wurde nicht erhoben und doch sollte diese Veranstaltung noch einen Beitrag zu der Spende liefern. Die» wurde erreicht durch eine Verlosung. Im Saal war von Hrn. Haager ein reicher Gabentisch gedeckt, lieber demselben waren die Bilder des König» und der Königin, mit Tannengrün um­rahmt und wilden württembergischen und lippeschen Farben geschmückt, angebracht. Im Transparent leuchtete» die Namen Wilhelm und Charlotte, sowie die Jahreszahlen 1886isil. Da»

Schlußwort sprach Hr. Stadtschultheiß Mäulen. Er dankte alle« denen, welche zum Gelingen des Festes beigetragen, insbesondere den Dame», die wie emsige Bienlein im Rathaus aus- und eingegangen seien, teil» um ihre« Vorrat an Blumen und Karten ergänzen zu lasten, teil» um den Honig, in Gestalt von klingenden Münzen, abzuliefern. Ganz besonderer Dank wurde aber dem Arrangeur, Hrn. Haager zu teil, der in selbstloser Weise seine Zeit und Kraft der guten Sache widmete. Zur Freude der Anwesenden konnte der Redner Mitteilen, daß das finanzielle Ergebnis des Blumentage» ein sehr erfreuliche» sei. Insgesamt wurde» 2 650 Nelke« und 1300 Postkarten verkauft und ein Erlös von 600 ^ erzielt.

8 Althengstett 27. März. Der gestrige Blumen 1 ag brachte uns zwei Urberraschungen. Zuerst einen ganz unverfrorenen Wintertag, auf den der Dezember hätte stolz sein können. So­dann einen ganz glänzende« Ausverkauf, auf de» jeder Geschäftsmann stolz gewesen wäre. Bis '/rl Uhr mittag» waren schon sämtliche Körblein unserer 14 Verkäuferinnen leer, voll dagegen die Knopflöcher und Hüte der gesamte» Bevölkerung vom Säugling bis zum Greise, und als gegen Schluß des Festabend» die einzelnen Blumenmädchen ihre zwischen 10,50 ^ und 16,90 ^ sich bewegenden Erträge abgeliefert hatten, konnte mit Befriedigung eine Summe von. 158 ^ 31 ^ als der Gesamtertrag bekannt gegeben werde». Im übrigen trug der Abend ganz den Charakter einer gute» Volksunterhal­tung ohne Geldsammelabsichten. Viel Beifall fand da» humorvolle Spiel der Herren Burk­hardt, Luz, Naschold, Söll, Schwarz und Weik. Aber auch den urkundlichen Berichten aus Alt- hengstettS Vergangenheit lauschte die Versamm­lung mit Interesse. Was mußte man doch in alten Zeiten hier viel Steuer zahlen, von. dem man in unfern Tagen, wo die Gemeinde au» ihren Wälder» soviel Geld zieht, keine Ahnung hat! Auch die Zähigkeit der Althengstetter im Waldprozeß gegen das Kloster Herrenalb hatten manche vorher nicht so gekannt. Hoffentlich zieht niemand au» dem Gehörten die Lehre, daß Zähig­keit im Prozessieren eine erstrebenswerte Tugend sei. Im neuen Reich sind ja sogar die jahr­zehntelangen Prozeßhändel zwischen dem walden- sischen ..Welschdorf" Neuhengstett und den Alt­eingesessenen in die Rumpelkammer gekommen, wohin sie auch gehören. Mehrstimmige Gesänge de» Gesangverein» unter seinem bewährten Leiter, Herrn Havptlehrer Dieterich, oder auch ein kräf­tiger allgemeiner Gesang versetzten uns aus der Zeit der Gulden und endlosen Prozesse allemal wieder in die Gegenwart und um 10 Uhr fand die 2 V- stündige Feier mit dem LiedDeutsch­land, Deutschland über alle»" einen harmonischen Abschluß.

X S tammheim 27. März. Die Königs­feier wurde imRößle" abgehalten. Der geräumige, prächtig dekorierte Saal vermochte die Teilnehmer kaum zu fasten. Die zwei mit Tannevreis umrahmten Bilder der Majestäten ließen beim Eintritt auf die Veranlassung der Feier schlie­ßen. Zum Beginn der Feier trug der Liederkranz den Chor vor:Unser Schwabenland". Hierauf nahm Hr. Schultheiß Raus er da» Wort zur Begrüßungsansprache. A führte au», wie sehr Schwabens Land und Volk Veranlassung habe, treu zu seinem Königspaar zu stehen, da» ja auch da« ganze Leben und seine ganze Kraft dem Wohl de« Landes und der Untertanen weihe. Redner löste die patriotische Begeisterung, die er in den Anwesen zu entfachen wußte, in einem brausenden Hoch auf unser Königspaar au». Kräftig setzte der allgemeine Gesang ein: Heil unsrem König, Heil", begleitet von der hiesigen Musikkapelle, die auch über de« Mittag während des Blumenverkauf» auf den freien Plätze« de» Dorfe» patriotische Weisen erklingen ließ. Nun hielt Herr Oberförster Wurm eine längere Ansprache überSchwaben von einst und jetzt". In humorvollen Worten verstand e» der Redner, auch einem historischen, nicht jedermann interessierenden Stoff Leben zu geben. Mäuschen­stille lauschten die Zuhörer dem Redner bis zum Schluffe mit gespannter Aufmerksamkeit. Infolge der klaren, ansprechenden, die heitere

Seite der Zeit hervorkrhrenden Ausführungen wurde e» dem Publikum nicht schwer, eine Parallele zu ziehen zwischen Einst und Jetzt, namentlich als Hr. Oberförster Wurm noch die Herrscherlugenden unseres Königs meisterhaft schilderte. Alle Anwesenden waren einig mit dem Wunsche de» Redner»: Möge unserem Lande noch lange unser König erhalten bleibe«! DerGemischte Chor" sang wirkungsvoll:Glück auf du liebes Schwabenlavd!" Als dritter Redner trat Herr Pfarrverweser Reisch! e auf. Gar warm und zu Herzen dringend schilderte er die Tugenden unserer Landermutter, als der Königin ohne gold ne Krone auf dem Haupt, aber geschmückt mit einer Krone au» reinsten Edelsteinen, den Werken ihrer Wohltätigkeit und ihrer landeSmütterlichen Sorgen für da» Volk. Wie Hr. Oberförster Wurm denBürgerkönig", so zeichnete Hr. Pfarrer Reischle dieVolks- mutter". Reicher Beifall lohnte den Redner und gab Zeugnis dafür, wie innig er mit seinen Ausführungen zu den Herzen der Zuhörer zu rede» verstanden hatte. Daran anschließend führten Mitglieder des Liederkranze» da» Stück unseres vaterländischen Volksdichters Schwegel- baurr:Beim Hirschwirt" auf. Vorzüglich fanden sich die Darsteller in ihre Rollen, was der am Schluffe einsetzende Beifall bezeugte. Nachdem der herrliche ChorDas deutsche Lied" von Kalliwoda erklungen und der allgemeine GesangPreisend mit viel schöne» Reden" gesungen war, gaben noch der Liederkranz, besten gemischter Chor und die Musikkapelle von ihrem Besten zu Gehör. Zum Schluffe dankte Hr. Schultheiß Rauser allen Mitwirksnden, den Blumenjungfrauen nicht zum wenigste», die es trotz der Ungunst der Witte­rung fertig gebracht haben, daß die Gemeinde 200 dem hohen Jubelpaar zur silbernen Hochzeit Larbieten kanv.

« Deckenpfronn 27. März. Am letzten Feiertag hielt der hiesige Liederkranz sein Frühjahrskränzchen im Gasthaus z. Rößle. Da» Lokal war dichtbesetzt und erwies sich, wie e» häufig bei selchen Veranstaltungen der Fall ist, al» zu klein. Nach einer begeisternden Begrüßungs­ansprache de» Gesangsdirektor» Hrn. Hauptlehrer Häußler, wurde das 15 Nummern enthaltende Programm trefflich abgewickelt. Großer Beifall wurde dem sehr gut aufgeführten Theaterstück ,.a' g'störte Metzelsupp" von Schwegelbauer gezollt. Nicht weniger spannend war da» Duett (komische Szene) Pa Pa Pauline, sowie die beiden Cou­plet» ,Iwxrk88Är1o ninnäolinato" undJtzig Tulpental". Gut geübte Männerchöre und Dekla­mationen füllten die Zwischenzeit au». Ein QuartettSchifferlied", sowie ein Doppelquartett Die Blümlein sie schlafen" bildeten den Schluß de» genußreichen Abend». Am heutigen Sonn­tag fand der hiesige Blumentag statt. 24 Fest­jungfrauen waren nach dem VormitlagSgoltesdienst mit dem Verkauf der Jubiläumsnelken und - Post­karten betraut; dieselben fanden schlanken Absatz, Nachträglich sollen auch noch die hiesigen Volks­schüler auf Kosten der Gemeinde mit je 1 Nelke bedacht werden.

Heimerdingen, OA. Leonberg, 27. März. Unter außerordentlich starker Teilnahme wurde heute nachmittag der Landtagsabgeordnete Jm- mendörfer zu Grabe getragen. Im Trauer­gefolge bemerkte man verschiedene Mitglieder der konservative» Fraktion, Bezirk»beamte, OrtSvor- steher u. a. Nach der Grabrede, die Pfarrer Schöck hielt, legte der Vizepräsident de» Land­tags, Dr. v. Kiene, im Namen der Abgeord­neten einen Kranz nieder, der Abgeordnete Sch rempf im Name» der konservative» Partei, Oberamtmavn Brodbeck namens der Amtskor­poration und des Bezirksrat«, de» landwirtschaft­lichen Bezirktverein» und de» landwirtschaftlichen Ga«au»schuste», ferner namens de» Bezirks- Wohltätigkeitiivereiv» und der landwirtschaftlichen Winterschule, Schultheiß Hummel namens der Gemeinde Heimerdingen, der Abgeordnete Kör­ner namens de» Bunde» der Landwirte. Ein weiterer Kranz wurde niedergelegt «amen» de» Kirchengemeinderat» und de» Ausschusses de» Württ. Tierschutzvereins. Ju sämtliche» An­sprachen kam die hohe Wertschätzung zum Aus­druck, deren sich der Entschlafene bei allen, die mit ihm in Berührung kamen, zu erfreuen hatte.