der Forstwirtschaft beschäftigten Arbeiter dem gesetzlichen Berstcherungszwang nur dann, wenn durch besondere statutarische Bestimmung einer Gemeinde für ihren Bezirk oder eines weiteren Kommunalverbands, in Württemberg einer Amts­korporation, für den Oberamtsbezirk oder für Teile desselben die Berstcherungspflicht dieser Arbeiter ausgesprochen ist. Um nun den in den Staatswaldungen beschäftigten Waldarbeitern die Wohlthaten der Krankenversicherung sofort zukommen zu lasten, ist seitens der zuständigen Staatsforstbehörden die Anordnung getroffen worden, daß allen in dauernder Weise in den Staatswaldungen zur Verwendung kommenden Arbeitern vom 1. Dezember d. Js. ab der Bei­tritt zu einer Krankenkasse vertragsmäßig zu einer Pflicht zu machen sei, insoweit nicht durch statutarische Bestimmung der Berstcherungszwang nach dem Reichs- oder Landesgesetz für dieselben eingeführt ist, und daß dagegen diesen Wald' arbeitern ein Drittel der an die betr. Kranken­kasse zu leistenden Beiträge zu ersetzen sei. Es wäre zu wünschen, daß andere Waldbesitzer des Landes dem Beispiele der Staatsforstverwalt­ung folgen und auch ohne statutarischen Zwang die Krankenversicherung der von ihnen verwen­deten Waldarbeiter sich zur Aufgabe machen möchten. Nach den stattgehabten Ermittlungen sind im Jahr 1883 in den Staatswaldungen 14134 männliche Arbeiter mit einer durchschnitt- lichen Arbeitsdauer von 17,8 und 20 Tagen beschäftigt gewesen, darunter im Gebiet des Schwarzwalds mit den Forstbezirken Altensteig, Freudenstadt, Neuenbürg, Sulz und Wildberg 2173 männliche Arbeiter mit durchschnittlich 104 Arbeitstagen. Die Staatswaldfläche beträgt bekanntlich ein Drittel des gesamten Waldareals des Königreichs; nimmt man auch nur an, in den übrigen Waldungen werde die gleiche An­zahl von Arbeitern wie in den Staatswaldun gen beschäftigt, so ist sofort ersichtlich, welch er heblichen Zuwachs die Krankenkasten des Landes durch den Beitritt sämtlicher Waldarbeiter ge­winnen würden.

* Stuttgart, 18. Nov. Heute vorm. 10 Uhr 10 Minuten erfolgte die Abreise Ihrer Majestäten des Königs und der Königin mittelst Separatzuges nach Nizza. In betreff der Besorgung der Staatsgeschäfte in Abwesenheit des Königs hat Se. Majestät verfügt, daß Gegenstände von größerer Wichtigkeit nachge­sandt, die übrigen Angelegenheiten im Namen und mit Vollmacht des Königs auf Vortrag der

Minister durch den Prinzen Wilhelm erledigt werden^--"-

demSchw. Merk." fand am 19. ds. 4ck"Hohenheim eine von sämtlichen Filder- orten beschickte Versammlung statt, behufs Be­sprechung des Weiterbauens der Filderbahn. Die ganze Versammlung war darin einig, daß Aus­sicht auf eine normalspurige Bahn wohl nicht vorhanden oder wenigstens in die weiteste Ferne gerückt wäre; den Fildern jedoch eine schmal­spurige Bahn mit Anschluß an die Staatsb'h» in Vaihingen und die Zahnradbahn in Deger­loch genüge, dürste, da nach neuesten Fort­schritten leicht möglich ist, ganze Eisenbahnwagen- lavungen von Normalbahnen ohne Umladen auf schmalspurige Bahnen übergehen zu lasten. Von den anwesenden Vertretern der Gemeinden und einzelnen Privatpersonen kam gleichzeitig die Zusicherung, daß sie Opfer zu bringen bereit seien».,

>-F'Schramberg, 18. Nov. Nachdem der Regierung der von hiesiger Gemeindevertretung und Großindustrie angebotene Beitrag von zu­sammen 50,000 Mark zu den Kosten der hier allgestrebten Nebenbahnlinie nicht genügt, die geforderte kostenlose Stellung des gesamten Ge­ländes den Interessenten aber kaum möglich ist, so sah man sich veranlaßt, auf Grund von per­sönlichen Verhandlungen mit dem Verkehrsmim- sterium einen anderen Weg zum lang ersehnten Ziele zu suchen. Diesen Weg glaubt man in einer Frachtengarantie, von sicherer Bahnrente versprechendem Umfange, gefunden zu haben. In einer letzten Samstag stattgehabten Ver­sammlung wurde eine Mgliedrige Kommission gewählt, die nun ohne Säumen die betr. Er­hebungen veranlassen wird, welche als Grurw-

lage des Garantieanerbietens dienen sollen. __

* Am 12. d. M. fand vor der Strafkammer^ Ravensburg eine Verhandlung gegen den Bauer und Hetlkünstler Georg Jehle, genannt Schlenker, von Albertskirch, wegen fahrlässiger Körperverletzung statt. Anfangs Juni ds. Js. brachte die Witwe Ehrle von Buggensegel oei Salem ihr 3 Vs Jahre altes Töchterchen, wel­ches seit den letzten vier Wochen im linken Hüft­gelenk Schmerzen hatte und infolge dessen einen etwas hinkenden Gang annahm, zu Schlenker. Dieser sah die Entzündung des Hüftgelenks für eine Verrenkung an und riß. um dasselbe ein­zurichten, dem armen Geschöpfe durch verschiedene ganz planlose, aber mit desto mehr Kraftauf­wand ausgeführie Bewegungen das Hüftgelenk

Kriegsmarine jüngst durch mehrere einflußreiche Zeitungsstimmen erfahren hat, veranlassen die Regierung zu einer umfastenden Vorlage an das Parlament, wonach mehrere neue Kreuzerschiffe, Torpedoboote und andere für die Hafenvertei­digung brauchbare Fahrzeuge erbaut, sowie meh­rere neue Kohlenstationen errichtet werden sol­len. In Schottland bereitet sich jetzt eine ähnliche Landbewegung vor, wie in Irland. Auf den Hebriden, besonders auf der Insel Skye, rumort es gewaltig, so daß ein Bataillon In­fanterie dorthin entsendet werden mußte. Das hat aber erst Oel ins Feuer gegossen: der Auf­stand ist dadurch verallgemeinert worden. Die Empörer verfügen über 5000 Flinten. Ihr An­führer Macpherson rühmt, auf ein Hornstqnal 1000 Mann zusammenrufen zu können. Eine vornehme Dame aus Schottland hat ihm einen Ehrensäbel zum Geschenk gemacht.

Landesnaqrtchleu.

* Alten steig, 21. Nov. (Corresp.) Am Mittwoch mittag versammelten sich in Alten­steig Dorf eine Anzahl Lehrer, um ihrem Freunde und Collegen Schlack daselbst zu seinem 34jährigen Amtsjubiläum zu gratulieren. Der Jubilar erzählte manches aus seinem reich bewegten Leben und erfuhren wir, daß seit 130 Jahren die Schulstelle in Altensteig Dorf stets die Familie Schlack innegehabt hat. Groß­vater, Vater und Sohn führen seit 1754 da­selbst den Stab Wehe. Nachdem Hr. Schlack die Gäste bestens bewirtet hatte fand noch eine Zusammenkunft mit den Bürgern imHirsch" statt. Hier wurde dem Jubilar für seine Ver­dienste ein Regulateur von seiten der Gemeinde verehrt, welche Anerkennung derselbe mit ge- rührtestem Danke entgegennahm. Die anwesen­den Lehrer sangen manches ernste und heitere Lied zur Erhöhung der seltenen Feier.

* In Freuden st adt ist lautN. T." an Stelle dH bisherigen städtischem Waldin­spektors welcher von der Strafkammer in Rottweil (nach zweimaliger Revision an das Reichsgericht) wegen Unterschlagung zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden ist und sich da­durch veranlaßt gesehen hat, freiwillig von seinem Amt zurückzutreten, Revieramtsasststent Zimmer in Bruderhof zum Stadtförster gewählt worden.

* Stuttgart, 14. Nov. Nach dem Reichs­gesetz vom 15. Juni 1883 betreffend die Kran­kenversicherung der Arbeiter unterliegen die in

lichem Lächeln, daß er heute auch dabei sein müsse und flugs warf sich der Meister in seinen Rock und wanderte mit Martin die Stein- gaffe hinauf.

Mit welchen Gefühlen betraten jetzt die beiden Männer das alters­graue Haus.Herr Peter Scharffenberg ist jetzt mit seinen Gästen be­schäftigt, gehen wir indessen erst einmal hinauf zu Frau Kathrinen," sagte der alte Spölling und schob Martin an der Thür der Schoppen­stube vorbei, zu der nach oben führenden Treppe. Martin pochte das Herz als er an die Thüre klopfend, die sanfte Stimme LenisHerein" rufen hörte.

Martin! Leni!" erklang es zugleich in freudig erzitterndem Ruf und stumm lagen sie sich in den Armen, im seligen Entzücken des Wiedersehens schwelgend. Minuten vergingen, ehe die Gefühle des Herzens sich zu Worten gestaltend, im zärtlich traulichen Tone von den Lippen sich lösten.

Da seht, was echte aufrichtige Liebe vermag," begann Meister Spölling zu Frau Kathrine gewendet, die eben ins Zimmer trat und mit Staunen auf die zärtliche Gruppe blickte.Man steht und hör; nicht die Umgebung und ist mit seinem Geiste in besseren Regionen." Erst durch diese Worte des Meisters wurde Martin aufmerksam. Mit fast verschämtem Lächeln beeilte er sich, Frau Kathrine zu begrüßen, deren Hand der alte Spölling freundschaftlich schüttelte.

Mein Gott, wird nicht das Leid von neuem seinen Anfang nehmen? Mir scheint, als könne sich mein Scharffenberg noch gar nicht so recht mit Lenis Entscheidung befreunden," flüsterte Frau Kathrine nach einiger Zeit dem alten Spölling ins Ohr.

Dieser lächelte.Ich meine, wir bereiten der traurigen Geschichte non auch ein fröhliches Ende, deshalb bin ich eben heute selber mitge­kommen. Frau Scharffenberg thuts mir altem Graukopf zu Lieb' und laßt Euren braven Ehegemahl einmal herbeirufen." Nach wenigen Minuten erschien der Schiffhauswirt. Mit freundlichem Gruß trat er dem einst so schwer Gekränkten gegenüber. Er schien gerade nicht un­angenehm überrascht, Martin in Spöllings Begleitung bei sich zu sehen. Fragenden Blickes schaute er dem alten Goldschmied ins Gesicht.

Ich war bisher," begann Spölling,fast immer nur bei Euch in einer Angelegenheit, die Euer Töchterlein und Martin, in letzter Linie auch mich interessierten und angingen; so ist's auch heute Freund Scharffenberg, Ihr wißt, wie es um die beiden jungen Leut- steht, wir haben ja auch einmal in jungen Jahren ähnliches erlebt, indes glück­

licherweise nicht mit so bitteren Beigaben gemischt, als wie es hier der Fall gewesen. Wie aber auf Erden alles einen Anfang hat, so muß auch alles ein Ende haben. Ich bin, wie Ihr seht, an Jahren schon ziemlich vorgerückt, so daß ich's an der Zeit finde, mein Haus zu be­stellen. Für mein altes lieb gewordenes Geschäft denke ich keinen Besseren zum Nachfolger finden zu können, als memen braven Martin. In ihm erlaube ich mir meinen Geschäftsnachfolger vorzustellen. Meine wenigen sehr weitläufig abgezwe gten Verwandten gehen darum nicht leer aus und ich meine, dem wackeren redlichen Manne doch etwas schuldig zu sein, das ich auf diese Weise begleichen kann. Ihr werdet mich verstehen, ohne daß ich erst die Euch ja überdies bekannte heillose Geschichte wieder zu erzählen brauche. Also, daß ich's nur kurz mache, ich wollte mit dieser meiner Nachricht Euch nur meinen längst gehegten Entschluß Mit­teilen. Ob nun Ihr Euch auch zu etwas zu entschließen habt," dabet sah Spölling nicht gerade sehr verstohlen nach Leni,das mird meines Erachtens sich bald zeigen müssen und Euch hoffentlich dann auch nicht schwer fallen. Indessen, ich bin za Ende und um nicht zu stören, will ich zugleich zur Feier des Tages mir drunten im Schankztmmer einen Schoppen vom Besten vorsetzen lasten."

Lächelnd schritt der guthe.zige Alte nach der Thür und noch ehe jemand etwas erwiedern konnte, war er verschwunden.

Martin war bald rot, bald blaß geworden. Das ihm von seinem Meister zugedachte Glück, es dünkte ihm zu groß und die plötzliche Ver­setzung in jenen Zustand, den er sich schon oft sehnlich herbeigewünscht bei Vater Scharffenberg um die Hand seines Töchterleins anzuhalteu hatte ihn in eine unbeschreibliche Verlegenheit gebracht. Er rang nach Worten und konnte keinen Ausdruck finden. Da er wußte selbst nicht, wie es geschah, trat er entschlossen dem Vater seiner Leni näher und dessen Rechte ergreifend, begann er seinem übervollen Herzeu Luft zu machen und das des Peter Scharffenberg zu bestürmen. Und was hat der Schiffhauswirt gesagt? Es mußte sehr erfreu­liches sein, denn glücklichere Menschen hatte das alte Schiffbaus noch nie beherbergt.

Mit der Uebecgabe seines Geschäftes hatte der alte Spölling redlich Wort gehalten. Sechs Monate später führte Martin des Wem« Wirts Töchterlein heim. Das von Steffens freiwillig hinterlegte Schmerzensgeld berührte Martin nicht, er überließ es der kleinen Franzi, welche feit Lenis Hochzeitstage im Schiffhause die Schoppen kredenzte.