auseinander, legte sein bekanntes, für alle Krankheitsfälle paffendes Harzpflaster auf die Hüfte und schickte dann die Mutter mit dem übel zugerichteten Kinde nach Hause mit dem Bemerken, der Fuß sei nun eingerenkt. Seit jener Zeit war das Kind bettlägerig und steigerten sich die Schmerzen mitunter in sehr intensiver Weise, was die Mutter veranlaßte, einen praktischen Arzt rufen zu lassen, der dem großherzoglichen Bezirksarzte in Ueberlingen über den Fall Bericht erstattete. Von den sachverständigen Aerz- ten wurde konstatiert, daß es sich um jene Zeit, als das Kind dem Schlenker übergeben wurde, nicht um eine Verrenkung, sondern um eine Hüft- gelenkcntzündung habe handeln können, dafl,viel- mehr die Verrenkung durch den Angeklagten selbst herbeigeführt worden und daß das Kind für sein ganzes Leben zu einem Krüppel zugerichtet worden sei. Der Gerichtshof verurteilte den Heilkünstler wegen fahrlässiger Körperverletzung zu 2 Monaten Gefängnis und Tragung sämtlicher Kosten, welch letztere sich sehr hoch belaufen werden.
* (Verschiedenes.) Zwei junge Bauern ausOppenweiler, nächste Nachbarn, bekamen wegen Aufstellung eines Wagens Streit, wobei der 34jähiige Pfitzentmyer dem jüngeren. Brenner ist sein Name, mit einem Prügel die Hintere Hirnschale einschlug, so daß man an dem Aufkommen des Schwerverletzten zweifelt. — Eine Kalamität für die Bestellung der Saaten ist im OberamtsBezirk Riedl in gen die große Mäusezahl, welche der Saat so verderblich ist, daß in vielen Grundstücken eine nochmalige Saat nötig werden wird. Für Vertilgung dieser schädlichen Tiere haben zwar sowohl die Amts- korporation als auch Ortsbehörden Prämien verwilligt und es hat die Amts-Versammlung in Riedlmgen vorige Woche den Beschluß gefaßt, zur Aufbringung der Kosten für Vertilgung von 2 169184 Stück Feldmäusen 7000 M. den Restmttteln der Oberamts-Sparkaffe zu entnehmen und die restlichen ca. 7000 M. aus die Amtspflege zu dekretieren. Trotz dieser enormen Kosten ist dir Mäuseplage noch sehr groß und es ist blos von einem längeren Regen die Vertilgung der massenhaft aufrretenden Tiere zu hoffen. — Ein Bürger von W > llmandingen ging mit einem größeren Quantum Flachs nach Hörschmag m die Reibe. Seine Arbeit war noch nicht ganz zu Ende, als plötzlich seine Kappe von emem Kammrad erfaßt wurde. Statt diese ihrem Schicksal zu überlassen, griff er schnell nach derselben und brachte nun seine Hand zwischen die Räder, die aber stille standen, sobald di? Hand gequetscht war. In dieser schmerzhaften Gefangenschaft mußte er etwa 10 Minuten verharren, bis der Müller dazu kam und ihn befreite. Er wurde schnell nach Hause gefahren und der herbeigerufene Arzt fand, daß der Daumen und Zeigefinger abgebrochen und besonders das Handgelenk übel zugerichtet war. Der Arzt soll wenig Hoffnung haben, ihm die Hand erhalten zu können, wahr
scheinlicher ist, daß sie ihm abgenommen werden muß.
Deutsches Reich.
* Der Reichshaushalt weist nach der »Fr. Zeitung" ein Defizit von 42 241118 M. auf, welche an den Matriknlarbeiträgen erhoben werden sollen, das heißt um welchen Betrag sich die Finanzen der Einzelstaaten verschlechtern.
* Berlin, 18. Nov. Die »Germ." kündigt infolge der gestrigen Ablehnung des Windthorst- schen Antrags auf Aufhebung des Expatriirungs- gesetzes durch den Bundesrat die »unerbittliche Entschiedenheit" des Centrums gegen jede neue Steuer an.
* (Ein Student als Straßenreiniger.) An die Deputation für das Straßenreinigungs wesen in Berlin ist vor kurzer Zeit eine Zuschrift, eines daselbst sich aufhaltenden Studiosus der Chemie, eines geborenen Russen israelitischen Glaubens angelangt, worin derselbe bittet, ihm Beschäftigung zu geben bei der während der Nachtstunden stattfindenden öffentlichen Straßen- reimgung. Der Bittsteller hofft Gewähr seiner Bitte, weil, wie er sagt, zu stolz, die Mild- thätigkeit seiner Glaubensgenossen in Anspruch zu nehmen, er kein anderes Existenzmittel findet und die nächtliche Zeit die einzige ist, die ihm bei seinen wissenschaftlichen Arbeiten zur Verfügung steht, wenn er seine Studien mir Erfolg fortsetzen will. Da der Bittsteller gleichzeitig glänzende Zeugnisse mehrer Berliner Professoren eingereicht hat, so ist die erwähnte Depu tation auf seinen Wunsch eingegangen und der betreffende Studiosus beteiligt sich jetzt allnächtlich an ter Straßenreinigung von Berlin.
* In Pforzheim spielten vorgestern zwei kleine Knaben in einem Zimmer mit Erdöl. Sie schütteten dasselbe in ein Gefäß, thaten Watte dazu und zündeten es an. Die plötzlich enrstandene übermächtige Flamme suchte der eine Knabe dadurch zu löschen, daß er darauf herurmrat. Hierbei erfaßte ihn das Feuer und verbrannte ihn am ganzen Körper derart, daß er andern morgens starb.
* Zum Hanauer Eisenbahnunglück vom letzten Freirag schreibt das »F. I.": Wie »das Lied vom braven Mann" klingt das, was uns über die Aufopferung des unglücklichen Schaffners Claus aus Bedra mitgeteklt wurde. Als die Notpfeife ertönte, erkannte er mit einem Blick die Gefahr. Er sprang aus seinem Coupe und öffnete die Trittbretter entlang laufend, so rasch als möglich die nächsten Wagenthüren, indem er in die Coupes rief: »Alles herausspringen oer Zug entgleist!" — Hierdurch rettete er einer Anzahl Personen das Leben, welche auf seinen Ruf hin aus den Coupes sprangen. Ein Hamburger Kaufmann, der in einem Coupe 2. Klaffe saß, soll einer der letzten gewesen sein, der auf diese Weise sich und eine junge Amerikanerin rettete. Diese blieb wie erstarrt sitzen, als der Schaffner die Coupethüre aufrtß, der Kaufmann packte die Dame und warf sich mit
ihr zur Thüre hinaus. Wenige Sekunden später erfolgte der Zusammenstoß und Schaffner Claus verschwand zwischen den zersplitternden Waggons. Nach langem Suchen wurde der Brave als schwer verstümmelte Leiche unter den Trümmern gefunden. Leicht hätte er sich zeitig genug retten können, aber er that seine Pflicht, ec blieb auf seinem Posten. Er war „getreu bis in den Tod."
* Hanau, 17. Novbl. Der »Han. Anz." schreibt: Wie die vorläufigen Untersuchungen ergeben, welche der Landrat hier sofort vorgenommen hat, soll der zweite Zusammenstoß zweier Züge ebenfalls wieder aufilnvorstchtigkeit beruhen.
* (Wieder eineMllionenerbschaft.) Ja dem Hanse des Kölner Bankiers Freiherrn v. Oppenheim war ein Mädchen im Dienst, welches eines schönen Tages vor ihren Herrn trat mit der Erklärung, ihr Onkel in Amerika sei gestorben und solle derselben eine große Erbschaft hmterlaffen Haben. Herr v. O. vermochte mit seinen weitgehenden Verbindungen Licht in die Sache zu bringen und in nicht langer Zeit war er denn auch so glücklich, seiner Magd die fröhliche Mitteilung zu machen, daß der Onkel ca. 160 Millionen Dollars hinterlaffen habe und solche sofort flüssig seien. Das glückliche Dienstmädchen ist aus Hessen gebürtig und partizipiren mrt ihm noch 14 andere, ebenfalls im Hessen- lande wohnende Verwandte an der Erbschaft.
Altensteia. Schrannerr-Zettet vom 19. Noo.
Neuer Dinkel.
. . 7 —
6 75 6 50
Haber . . .
. . 6 60
6 50 6 40
Bohnen . . .
. . 9 —
8 75 8 50
Weizen . . .
. . 10 —
9 30 8 60
Linsen-Gerste .
. .-
7 50 -
Welschkorn. .
. . 8 —
7 90 7 80
Biktualieupreis e
auf dem Wochenmarkt in Altensteig am 19. Nov.
Vs Kilo Butter
...
. . 75 Pfg.
2 Eier . .
. . 14 Pfg.
Für die Redaktion verantwortlich: W.
Rieker AltenAeig.
(Hessen-Nassau.) Unterzelcynelec erlaubt sich Herrn Apotheker R. Brandt in Zürich mit- zuieilen, daß ich schon mehrmals die Schwetzer- pillen gebraucht, aber immer mir mein Magenleiden nicht genug beseitigen, bis mir Herr Brandt die stärkere Sorte (Nro. II) zusandte, diese beseitigten mir nun meine ganze Krankheit von Blähungen, Magendruck, Magensäure und unregelmäßigen Stuhlgang. Ich spreche hiermit nun meine volle Zufriedenheit aus und bitte nochmals um eine Zusendung. Ich habe schon alle Hülfe für mem Leiben in Anspruch genommen, doch war bis jetzt alle Medicm vergeblich und so kann ich einem jeden, der mit einem ähnlichen Leiden behaftet ist, die Schweizer- Pillen aufs beste empfehlen. Achtungsvoll A. Klein, Schuhmacher, Frankfurt a. M.
Man achte genau darauf, daß j ed e Schachtel als ELiquett ein weißes Kreuz in rotem Grund und den Nammszug R. Brandl's trägt. Erhältlich L M. 1 ui den Apotheken.
^ekarmrmaohnngei»
Nagold.
Bekanntmachung.
Krankenversicherung der Arbeiter betreffend.
Am 17. und 18. d. Mts. wurden als Mitglieder der General- Versammlung für die gemeinsame Ortskraukenkasse Altensteig gewählt beziehungsweise in Gemäßheit 8 52 Abs. 4 des Statuts von dem Oberamt ernannt:
1) Arbeiter: Andreas Kilgus, FriedrichMchtle, Adam Bauer, Otto
Gwinner, Daniel Walz. Eberhard Schlichter, Christian Gauß, GoM e b'F rev und"Wilhelm WUer in Altensteig Stadt.
^ Luz, Maurer und Friedrich Sei;, Schuster von Simmersfeld und
Georg Sprügel, Bierbrauer, Johann Georg Schaible, Säger in Berneck und Friedrich Prnß, Säger in Egenhausen.
2) Arbeitgeber: Heinrich Bäßler, Schneider, Luz, L orenz , Rot
gerber, Bäuerle, Gottlieb, Schuhmacher und Erhard Seeger, Schuhmacher, sämtlich in Altensteig Stadt.
Zwei Stimmen ruhen für die nächste Wahlperiode in Gemäßheit 8 52 Abs. 5 des Statuts.
Die Ortsvorstehec in Altensteig Stadt, Simmersfeld, Berneck und Egenhausen wollen von diesem Wahlergebnis den Beteiligten mit dem Anfügen urkundliche Eröffnung machen, daß sie gemäß 8 40 des Statuts hiemit eingeladen werden
am Mittwoch den 26. Novbr. d. Js., vormittags 16 Uhr
im Rathaussal in Altensteia Stadt als Generalversammlui.g zusammen
zutreten, um den Vorstand zu wählen, welcher aus 9 Mitgliedern besteht, wovon die obengenannten Arbeiter (Caffenmitglieder) 6 aus ihrer Mitte und die obengenannten Arbeitgeber 3 aus ihrer Mitte wählen.
Die Wahl kann durch Akklamation vorgenommen werden, wenn hiegegen von keinem der Stimmberechtigten Widerspruch erhoben wird. Andernfalls wird die Wahl durch Stimmzettel in einem Wahlgang in der Weise vorgenommen, daß jeder Stimmberechtigte so viele Namen auf einen Stimmzettel schreibt, als Mitglieder zu wählen find. Bei Stimmengleichheit entscheidet das Loos, welches von dem die Wahl Leitenden gezogen wird.
Den 20. November 1884.
K. Oberamt. Güntner.
W i l d b a d.
Bekanntmachung.
Alle Diejenigen, welche schon früher auf das
Prälat Albert Haubers Eoang. Hauspredigtbnch, Epistel- Predigtbuch, Evang. Hausgebetbuch auf alle Tage des Jahres, sowie auf Haubers tzausbilderbibei
abonniert unv nicht vollständig erhalten haben, können di: fehlenden Hefte durch mich beziehen. Diese Bücher liefere ich auch gebunden und auf Wunsch mir dm dazu gehörigen Oeldruckprämien; auch nehme ich neue Abonnements entgegen.
Friedrich Eden, Bücherhändler
in Wildbad.