reicher Brillant- und Rubinschmuck mit Halskette angekaust, welcher von Juwelier Meratb hier entworfen und angeferttgt worden ist. Derselbe kostet 1900 Mark.
* (Verschiedenes.) Kürzlich wollte ein Wirt in Ravensburg seine ihm vor einiger Zeit durchgegangene Frau in ihrem Heimatort besuchen; er richtete jedoch nicht nur nichts aus, sondern wurde abends auf dem Heimwege von etlichen Unbekannten meuchlings überfallen und so mit Schlägen traktiert, daß er jetzt das Bett hüten muß. — In Sichertshausen (Gera- bronn) verunglückte vor wenigen Tagen der Knecht des Oekonomen Schn, dadurch, daß er seine Hand in das Gangwerk einer landwirtschaftlichen Maschine brachte, wodurch dieselbe dermaßen verstümmelt wurde, daß sie abgenommen werden mußte. — In Heiden heim hat der Weber F., der vor 14 Tagen in den See sprang, damals aber auf sein Hilferufen durch Güterbeförderer Krämer und einige andere M ärmer gerettet wurde, nun doch seinem Leben durch Erhängen an einem Baume im Garten ein Ende gemacht. — Ein Schneidergeselle, der am Arlberg in Arbeit gestanden, kam jüngst auf seiner Wanderung nach Jsny, wo er wegen eines Ausschlags im Gesicht ins Krankenhaus ausgenommen wurde. Hier kam ein anderer Insasse, ein Schmied-Geselle, mit ihm zusammen. Nach der Entlassung beider aus dem Spital erkrankte der Schmied-Geselle plötzlich an Pocken. Er wurde in das Pockenhaus verbracht, wo er rasch starb. Nun stellte es sich heraus, daß jener Gesichts-Ausschlag des Schneiders nichts anders als die Pocken waren. Ein weiterer Fall ist nicht vorgekommen. — Zwei Genking er Familien wurden in den letzten Tagen vom Schicksal schwer hetmgesucht. Jede hatte einen hoffnungsvollen Sohn in Stuttgart in Garnison. Der eine starb vor 14 Tagen am Typhus, der andere erlag letzten Sonntag dieser schrecklichen Krankheit. Ein harter Schlag für die Angehörigen, da die Thätigkeit und Rechtschaffenheit beider Verstorbenen zu den schönsten Hoffnungen berechtigten« Aus Gönningen lagen drei Soldaten an dieser Krankheit darnieder, sind aber alle drei wieder hergestellt.
Tcutsches Reich.
— Die „Nordd. Mg. Ztg." publiziert den Wortlaut eines vom Herzog von Cumberland am 4. Nov. an die deutschen Fürsten mit Ausnahme des Kaisers und der deutschen freien Srädte gerichteten Zirkulars, worin er die mit dem Staatsmin siertum in Braunschweig betreffs der Kontrasignierung seines Regierungs» antrittspatents geführte Korrespondenz mitteilt. Die Ausübung seiner Regierung in Braunschweig sei hiernach zur Zeit auf Hindernisse gestoßen, sein Thronfolgerecht stehe aber nach Landesverfassung und fürstlicher Familienord- nung fest. Die Versagung seiner Anerkennung und Hinderung seiner Regierung als Herzog Braunschweigs sei von Reichswegen nicht möglich
ohne Eingriff in die Rechtsordnung, worauf das deutsche Reich selber beruhe. Durch Beeinträchtigung seines souveränen Fürstenrechts würde zugleich das souveräne Recht aller Mitglieder des deutschen Reiches gefährdet. Die Reichsverfassung enthalte keine Bestimmung, die zu Eingriffen in die durch Landesrecht und Fürstenrecht des Einzelstaates begründete fürst» liche Erbfolge von Reichswegen berechtigte. Artikel 71 der Reichsverfaffung, betreffend Verfassungsstreitigkeiten, treffe vorliegenden Falls nicht zu. Auf Artikel 11. 17 der Reichsverfaffung (von der Machtbefugnis des Kaisers handelnd) könne das Recht des Reichs zur Entscheidung von Fragen der Erbfolgeordnung oder Erbfolgefähigkeit in einzelnen Bundesstaaten nicht gegründet werden.
-- Dem Bundesrat isi ein Gesetzentwurf zugegangen, betr. die Bewilligung von 180,000 M. zum Zwecke des Baues eines Küstendampfers und einer Dampfbarkaffe für den Gouverneur in dem Gebiete von Kamerun.
* Eine fortschrittliche Vertrauensmännerver- sammlung des 6. Berliner Reichsragswahlkreises (Stichwahl zwischen Klotz, Fortschritt, und Hasenclever, Sozialdemokrat) hat die vom Wahl- vorstande vorgeschlagene Wahlenthaltung (wegen gänzlicher Aussichtslosigkeit der Fortschritspartci im dortigen Wahlkreis) verkündigt. Es dürfte in der Wahlgeschichte dieser Fall noch nicht dagewesen sein, daß eine an der Stichwahl beteiligte Partei sich der Wahl enthält.
* Einem Wiener Telegr. der „F. Z." zufolge übersandte Kaiser Franz Josef dem Fürsten Bismarck als Andenken an Skiernie- wice sein lebensgroßes Porträt.
* Das Wollregime des Prof. Jäger hat, wie man von Berlin schreibt, bei maßgebenden sani- tätlichen Autoritäten der deutschen Armee eine so außerordentlich günstige Aufnahme gefunden, daß eine genaue praktische Untersuchung seiner Einwirkung auf die Gesundheit der Soldaten demnächst bei einem unserer Trupp-nkörper eingeführt werden soll. Graf Moltke und mehrere hervorragende Autoritäten des großen General- stabes haben sich als Anhänger desJäger'schen Systems warm für dasselbe interessiert.
München, 9. Novbr. Von Seiten des hiesigen demokratischen Vereins war auf heute eine Wählerversammlung in die Zentralsäle ans geschrieben worden. Die Polizeidirektion hat diese Versammlung verboten, da die bisherigen vom demokratischen Verein aogehaltenen Versammlungen außer den wenigen Mitgliedern des Vereins fast ausschließlich von Sozialdemokraten besucht gewesen feien und den Beweis geliefert haben, daß die neue Ausschreibung vorwiegend dazu bestimmt sei, den hiesigen Anhängern der Sozialdemokratie und deren Führern Gelegenheit zur Förderung der sozialdemokratischen Bestrebungen zu bieten Von den verschlossenen Thüren der Zentralsäle zog dann die Mehrzahl der Abgewiesenen in das Katholische Kasino, wo auf eine Stunde später eine Versammlung für
die Zentrumskandidaten Ruppert und Westermeyer anberaumt war. Die Zentrumsführer überlegten sich in Folge dessen, ob sie die Ber- fammlung eröffnen sollten und als gleichzeitig das Anzünden des Lichts große Schwierigkeiten machte, entstand eine unangenehme Heiterkeit, was ein Komiiemitglied zu dem Rufe „Elende Meute" veranlaßte, während aus den Saalecken Rufe, wie „Mehr Licht", „Petroleum" u. a. m. erschallten. Der Tumult wurde darauf so arg, daß der Vorsitzende die Versammlung eröff-ete und sofort wieder schloß. Der betäubende Lärm, der sich hierauf erhob, spottet jeder Beschreibung. Mit Hochrufen auf v. Volkmar ging die Versammlung langsam auseinander, während von oen Gallerten Hunderte von fozialdemokratischen Flugblättern geworfen wurden. Schließlich rückten berittene und unberittene Gensdarmen in großer Zahl an und trieben die auf den Straßen stehenden Gruppen auseinander.
Mainz, 7. Nov. Mit einer Mehrheit von etwa 100 Stimmen hat bei der Stichwahl der Kandidat der katholischen Volkspartei Racke über den soz. Kandidaten v. Vollmar den Steg davongetragen. Die Stadt Mainz hat entschieden sozialistisch gewählt, denn Vollmar überflügelte hier Herr Racke um 2300 Stimmen. Der Jubel der Sozialdemokraten nach dem Bekanntwerden des ihnen günstigen Ergebnisses in der Stadt kannte keine Grenzen; zu Hunderten zogen sie durch die Straßen nach ihrem Versammlungsort; als aber nach und nach die Hioösposten vom Lande einliefen, brauste ihre Wut auf und sie zogen vor das Versammlungslokal der Ultramonianen. den „Franks. Hof." Die Polizei hatte jedoch schon ihre Vorsichtsmaßregeln getroffen, denn die gesamte verfügbare Mannschaft war aufgeboten worden. Doch wurde die Polizei der Tausende, die sich in den Straßen angesammelt hatten, mcht Herr, und wiewohl sie von der blanken Waffe Gebrauch machte, um die Massen, welche daN Lokal der Mramontanen zu stürmen drohten, zurückzu- wetsen, reichte ihre Macht nicht aus und so mußte schließlich eine Abteilung des 117. Jnf.- Reg. und die Gensdarmerie herbe'geholt werden, um die Straße zu säubern. Der Janhagel verhöhnte fortwährend das Militär und die Polizei; dazwischen tönte cs aus tausend Kehlen: „Hoch Vollmar! Hoch Vollmar!" Der südöstliche Teil unserer Stadt befand sich infolge dieser Vorgänge in hoher Aufregung und bis um 4 Uhr des Morgens durchzogen Polizei» und Militärpatrouillen die Straßen der Stad., um die Ruhe, die fortwährend durch wüstes Geschrei gestört wurde, herzustelleu. Im Laufe des gestrigen Abe"ds und der Nacht wurden 11 Personen teils wegen Aufruhrs, teils wegen groben Unfugs verhaftet.
* Der Dampfer Eider vom Norddeutschen Lloyd hat die Reise nach New-Dork und zurück bei seiner Fahrt vom 4. bis 13. Oktbr. d. I. in 17 Tagen, 12 Stunden und 25 Minuten zurückgelegt. Es soll dies die schneMe Reise sein.
Des Weinrvirls Höchlerkein.
Originalerzählung von Rich. Wachmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Peter Scharffenberg antwortete nicht, fast verlegen schielte er auf Kathrine, als wollte er heimlich aus ihren Blicken lesen, was sie auf die höhnenden Worte des alten Meisters sagen würde. Dieser aber fuhr fort:
„Ja, ja, Freund Scharffenberg, es ist ein eigen Ding um den Mann, mit dem Ihr Euer einziges Töchterlein glücklich zu machen gedenkt, und ich meine, Euer ärgster Feind wird Euch um einen solchen Schwiegersohn nicht beneiden mögen. — Aber seht, ich metn's gut mir Euch, nur halt' ich's für notwendig, daß Ihr auch die beiden andern Briefe und den Kaufschein noch durchleset. Da — schickt Euch getrost an, Ihr könnt es nun nicht mehr ungeschehen machen, schluckt diese bitteren Pillen nur herzhaft hinunter. Dem Martin und Eurer Lem, von mir ganz zu geschweige», ist's auch gar sauer angekommen, seinerzeit das Höllentränklein des Herrn Steffens hinunterznschlürfen. Lest nur, dann laßt mich Eure Meinung hören, damit wir zu einem guten Ende in dieser schlimmen Sache kommen."
Es war eine merkwürdige, ungeahnte Umwandlung, die sich in Peter Scharffenberg lautlos vollzog. Berwundert staunte Frau Kathrine auf ihren strengen Eheherrn, der nicht nur ohne jeden Widerspruch die beißenden Vorwürfe des alten Meisters —, der darin den rechten Ton getroffen, — ruhig hinnahm, sondern auch fast willenlos dessen weiterer Aufforderung, von den übrigen Briefen ebenfalls genau Einsicht zu nehmen, Folge lcistcte. Er gelangte damit rasch zu Ende.
„Wo habt Ihr diese Briefe aber nur aufgetrieben, Meister
Spöllmg?" fragte er mit hohlklingender Stimme und es schien, alS wenn er der erwarteten Antwort seine Aufmerksamkeit gar nicht widmete. Als ihm aber Meister Spölling in gedrängter Kürze die Geschichte erzählte, wie dieses wichtige Beweksmaterial in seine Hände gelangt sei, und er noch die Bemerkung daran geknüpft hatte, daß man zur weiteren, gründlicheren Ueberführung des Uebelthäters, nur an das Unterzeichnete betreffende Handlungshaus zu schreiben brauche und der letzte Zweifel, wenn Scharffenberg noch einen folchen hegen sollte, würde beseitigt werden — erhob sich der Schiffhauswtrt mühsam von seinem Platze.
„Es ist scheint mir nicht nötig, Steffens eigene Handschrift und diese kenne ich genau, spricht füc seine Schuld. — Herrgott! — Kathrine!" rief er, „ich bin furchtbar enttäuscht. Meiner Seelen, ein schwerer Irrtum war's, der mich gefangen hielt. Der Schändliche, er wußte sich mir aufzudrtngen unt süßen Worten; wie eine Schlange kroch er nach meinem Herzen, aber Gott sei Dank, daß ich zu rechter Zeit das drohende Unheil noch verhüten kann. Kathrine, jetzt begreife ich wohl der Leni Abneigung und Furcht vor ihm, dem ich mit Stolz vertrante.— Meister Spölling, Euch bin ich zu großem Danke verpflichtet", wendete er sich an diesen und schüttelte ihm kräftig die Hand. „Verzeiht mir", fuhr er fort und eine nicht zu verbergende Röte bedeckte sein Gesicht, „verzeiht mir, wenn ich Euch vorhin mit meinem Ungestüm und harten Worten gekränkt habe."
„Laßt's nur gut sein," versetzte Spölling mit befriedigtem Lächeln und es schimmert; sein Auge feucht. „Ich wußt's voraus, daß es Euch teid sein würde. Ihr seit zwar hart und streng, wohl auch ein wenig stolz, aber Ihr tragt ein ehrlich Herz in Eurer Brust und das ist's, was Euch auch Eure Tochter wiederstadeu lassen wird. Doch davon