Man abonniert bei allen Poststellen und Landpostboten; in Altensteig bei der Expedition.
Inserate find immer vom besten Erfolge begleit t und wird die Ein- rü u igsgebühr stets auf das Billigste berechnet.
Verwendbare Beiträge werden dankbar angenommen und angemessen honoriert.
en Tannen.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
Von der öderen Nagold.
DreieS Blatt erscheint möchemlich dreimal rin"? z var: Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Der Abonnementsprei; beträgr pro Viereljasr:
in Ailensteig 90 Pi.
-m ON.-B-zirk 85 Bf.
außerhalb i Mk.
Meratmaufgabe jpate- stens marg. 10 tlhr an Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.
Mr. 134. Attenkeig, Donnerstag dm 13. Wovemöer.
1884
Amtliches.
Das Kgl. Oberawts-Physikat har an die Ortsvorsteber folgende Bekanntmachung erlassen:
Nachdem die Apotheken zu Nagold, Altcn- steig, Haiterbach und Wildberg Niederlagen der durch die neue Dienstvorschrift der Hebamme vorgeschriebencn Gegenstände errichtet haben, soll jetzt das einzelnen Hebammen noch fehlende sofort angeschefft und defektes künftig von dort ersetzt werden.
N ebertragen wurde die 2te Schulstelle in Großingersheim, Bez. Besigheim, dem Schullehrer Schrade in Ebershardt, die 4te in Gaisburg, Bez. Plieningen, dem Schullehrer Rauscher in Thonbach, diejenige in Böttingen, Bez. Münsingen, dem Schullehrer Dietrich in Ober- kollwangen, diejenige in Siglingen, Bez. Neuenstadt, dem Schullehrer Weber in Lchmieh, Bez. Calw.
L Die nordamerikanische Präsidentenwahl.
Wenn cs nach dem Ausspruch eines weisen Römers ein Trost ist, im Unglück Genossen zu haben, so wird uns deutschen Wählern im Hinblick auf die nordamerikanischcn Wahlkämpfe dieser Trost in vollstem Maße zu Teil. Diejenigen, die über die Verrohung des Tons in den Wahlkämpfen klagen, diejenigen, welche die gegnerischen Parteien der Anwendung unmoralischer Wahlbbeemflufsung verdächtigen, — sie mögen nach Amerika Hinüberblicken und werden finden, daß unsere Wahlkämpfe im Verhältnis zu denen da drüben sich noch immer klar und reinlich abwickeln und daß wir nur wünschen müssen, in unserem politischen Leben nie auf das Niveau amerikanischer »Freiheiten* hcrab- zustnkeu.
Bis zur Stunde ist noch unentschieden, wer in der großen Wahlschlacht vom letzten Dienstag in Amerika als Sieger hervorgegangen ist, ob der republikanische Blaine ober der demokratische Cleveland. Deutschland als solches und seine politischen Parteien andererseits haben an dem Ausfall der Wahl gar kein politisches Interesse. Die Programme der Republikaner und der Demokraten sind so wenig verschieden und in Bezug auf die Zolltarif- und Handels- sragen so gleichartig, daß irgend eine Veränderung in dieser Hinsicht weder von dieser noch von jener Partei zu erwarten ist. Moralisch aber stehen nicht nur die Deutschen Amerikas, sondern alle anständigen Leute diesmal aus Seite der Demokraten; Cleveland ist der persönlich würdigere Kandidat; er würde, zum Präsidenten gewählt, kraftvoll auf der Bahn weiter- schreiten, die Präsident Garfield einschlug und auf der er seinen Tod fand: auf dem Wege zur Beschränkung und möglichsten Beseitigung der amerikanischen Beawtenkorruption, die sich in nichts von der russischen unterscheidet.
Wenn man die Frage stellt: »Wer hat gesiegt ?* so antworten wir mit voller Ueberzeug- ung: »Cleveland.* Wir meinen nicht etwa den »moralischen Sieg*, womit man sich bet uns zu Lande zuweilen über Wahlniederlagen hinwegzutäuschen sucht, sondern wir meinen, Cleveland hat wirklich die meisten Stimmen erhalten, und der Nachweis dafür ist nicht schwer zu führen. Aus allen Staaten der Union sind die Wahlergebnisse bekannt, ausgenommen die des Staates New-Aork, über welche die Angaben »och schwankend sind. New-Aork aber giebt den Ausschlag. Wie ist es nur denkbar, daß in einem Staate, der bezüglich seiner Verkehrsmittel auf der Höhe heutiger Kultur steht, mehrere Tage nach der Wahl noch nicht das Wahlresultat klarzustelleu war? Hätte die herrschende Partei, die republikanische, wirklich gesiegt, dann wäre bereits am Donnerstag das Resultat amtlich feßgestellt gewesen. So aber haben sich
selbst die New-Uorker Zeitungen vom Freitag und Samstag noch mit Schätzungen begnügen müssen, die je nach ihrer Parteistellung zu gun- sten der Republikaner oder der Demokraten ausfielen.
Es tritt hinzu, daß selbst diejenigen Staaten, die früher mit großen Majoritäten für die Republikaner votierten, diesmal für Blaine nur winzige Stimmenmehrheiten aufzuweisen haben; im Staate New Uork hatten sie immer 30 bis 40600 Stimmen Majorität, diesmal gaben sie selbst nur einige Hundert an, was ihnen aber von den Demokraten bestritten wird.
Als eine bekannte Thalsache steht fest, daß die Demokraten bereits vor acht Jahren bei der Wahl gesiegt haben. Ihr Kandidat Tilden hatte 201 Stimmen, also genau die absolute Majorität. Die herrschende Partei aber zählte gegen das klare Recht und die gesunde Vernunft das Gegenteil heraus; General Grant führte damals als Präsident das Staatsruder und der gewählte Tilden war ein halbgebrochener Greis, der cs mit Grant nicht aufnehmcn mochte und konnte. So fügten sich die Demokraten zähneknirschend der Vergewaltigung. Heute werden sie anders handeln. Gewinnen sie heute die Ueberzeugung, daß sie wirklich gesiegt haben, aber wieder wie damals hinausgezählt werden sollen, dann ist Cleveland der Mann, der dem verhöhnten Rech: Geltung verschafft und das nicht für seine Person, sondern eben um des Rechtes willen.
* Nachschrift: Die Wahl ist nun doch entschieden, indem das republikanische Wahl- tomite die Wahl Clevelands zum Präsidenten der Vereinigten Staaten anerkannte.
LcmLesuach Achten.
2 Rottweil, 8. Nov. Am 16. Oktober ds. Js. trieb sich der Taglöhner und Hausierer Michael Kleindtenst von Egenh a u s en, wohnhaft in Unterthalheim auf dem Jahrmarkt in Spaichingen herum und stipizte bet Einbruch der Dunkelheit der schon mit Packen ihrer Kisten beschäftigten Händlerin Elisabethe Schwenk von Villingenstadt teils vom Stande weg, teils aus einer Kiste 2 Paar Frauen- und 2 Paar Kinder- hausschuhe im Gesamtwert von 11 M. Die Frau entdeckte den Diebstahl bald und bekannte sich der verhaftete Kletndientt auch ohne Weiteres als Thäier, sich mit starker Betrunkenheit entschuldigend. Kleindienst, schon oft bestraft und schlecht prädizirt, wurde wegen eines Verbrechens des Diebstahls im Rückfall zu der Gefängnisstrafe von 5 Monaten und zum Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 2 Jahren verurteilt.
* Suttgart, 10. Nov. Die heutige Reichstagsstichwahl hatte eine ungemein lebhafte Wahlbewegung mit sich gebracht. Von beiden Seiten wurde die Agitation in der denkbar nachdrücklichsten Weise betrieben. Man konnte keine 100 Schritte gehen, ohne daß einem Aufrufe und Wahlzettel in die Hand gedrückt wurden. An den Anschlagsäulen, die den ganzen Tag über vom Publikum umlagert waren, wurden mehrfach im Laufe des Tags neue Plakate augeklebt, die für Tritschler oder Schott Stimmung machen sollten. Von der Schott'schen Partei wurde der Krieg gegen Las Tritschler- Wahlkomite sogar in Versen geführt, die auf den Straßen verteilt wurden. Man kämpfte auf dieser Seite überhaupt ganz grimmig. Die Anhänger Tritschler's ließen es auch an nichts fehlen, ihre Agitation war nur eine stillere. Man eilte von Haus zu Haus, um die Wähler zusammenzutrommeln. Wir sahen, wie sich
kranke Wähler ins Wahllokal tragen ließen, um ihre Stimmen abzugeben. Was nun das Wahlresultat anbelangt, so ist dasselbe ausgefallen, wie man, nachdem die Sozialdemokraten sich für Schott erklärt, der sich zum Eintreten für ihre Forderungen verpflichtet hatte, erwarten mußte. Schott hat, und zwar mit einer sehr bedeutenden Majorität, g.siegt. Bis 9Vr Uhr hatte er schon 9871 Stimmen, Tritschler 6621 Stimmen und nur einige Landorte standen noch aus. Die zu Schott's Gunsten inszenirte kolesscle Agitation hat also ihre Früchte getragen, während ein Teil der Wähler, deren Stimmen unzweifelhaft Tritschler zu gute gekommen wären, sich trotz aller Anstrengungen, die man sich gab, sie herbeizubringen, apathisch verhielt. Im ganzen schickt Württemberg dieses mal in den Reichstag 8 nationale, 5 Volke - parteiliche und 4 Abgeordnete, die dem Zentrum angehören. In der vorigen Wahlperiode waren es 5 nationale, 8 volksparti illche und 4 Zen- trumsmitglteder.
*SLuttgart, 10. Nov. (Stichwahl.) Schott 11,012 Stimmen, Tritschler 7786. Einige Ortschaften stehen noch aus. (Bei der ersten Wahl erhielt Tritschler 7400, Schott 5780, Bronnenmayer (Soz.) 3346 Stimmen.)
Stuttgart, 9. Novbr. Nach Königlicher Verordnung hat die Ständeversammlung am Donnerstag den 27. November wieder zusammen- zutreten.
* Nachdem in dem Konkurs der Porzellan- Steingut und Majolikasabrik Uechtritz und Faist in Schramberg die Schlußverteilung beschlossen worden ist, steht fest, daßüber546 000 M. durchfallen. Der verfügbare Massebestand beträgt nur 65 385 M. 36 Pfg., wovon aber noch die Maffekosten zu bezahlen sind.
4 Von der Einführung einer Biersteuer mußte in Tuttlingen Umgang genommen werden, da die Regierung den Beschluß der bürgerlichen Kollegien nicht genehmigte, insofern die Gemeinde aus ihren vielen schönen Wäldern ziemlich große Interessen ziehe. Die vielen Bierbrauer sind über diese Entscheidung erfreut.
* Besigheim. In der Nacht vom 2./3. d. M. nach 12 Uhr Nachts bemerkte der Poli- zeidiener Böhringer in Besigheim, als er auf seinem Rundgang den sog. Thorrain gegen die Enzmühle herabkam, daß in dem zu derselben gehörigen Oekonomiegebäude aus dem Fenster der oberhalb des Rindviehstalles gelegenen Knrchtskammer Flammen herausschlugen. Böhringer machte sofort Feuerlärm und eilte zugleich in die Kammer des Knechts; dort brannten die Kleider desselben lichterloh, während er selbst ganz betäubt im Hemde dastand. Der Brand konnte alsbald gelöscht werden, ohne daß das Gebäude selbst in Brand geraten wäre. Wenn jedoch das Feuer nur etwas später entdeckt worden wäre, so würde voraussichtlich der Knecht, welcher schwer betrunken war, im Qualm erstickt, und, da neben seiner Kammer zwei gefüllte Fruchtkammern sich befanden, ein bedeutender Brand entstanden sein. Bei den verbrannten Kleidern fand sich ein Zigarrenröhrchen samt verkohltem Zigarrenstummel vor, so daß sicher ist, daß der Knecht in seiner Betrunkenheit die noch nicht ausgebrannte Zigarre auf seine Kleider gelegt und so den Brand verursacht hat.
*Jn Weikersheim ist einem Wirt im Keller ein 8 Eimer haltendes Faß voll neuen Weins zersprungen und ausgelaufen.
* Ulm, 8. Nov. Die Einkäufe kunstgewerblicher Gegenstände für die diesjährige Münsterlotterie haben in den l tzten Tagen begonnen. Als erster kunstgewerblicher Gewinn wurde ein