die ein deutscher Dampfer je über den Ocean machte.

Ausland.

* Eine interessante ungarische Steuer­geschichte erzählt dasBudapester Tgbl.": »Nicht ferne von einem Dorfe, in welchem ein Baron Rakowina seine Besitzungen hat, am­tierte eine Steuerkommission. Dieselbe hatte das Arbeitsvieh aller armen Bauern, die im folge der schlechten Ernte ihre Steuerrückstände nicht bezahlen konnten, exequierr und ging eben daran, einige hundert Stück Rindvieh im Wege der öffentlichen Feilbietung zu verkaufen. Es hatten sich nur wenige Käufer bei der Lizitation eingefunden und Baron Rakowina erstand sämt­liche Ochsen und Kühe zum Spottpreise von 6000 fl. Er ließ sich den Ankauf von der Steuerkommisston amtlich bestätigen und gab den armen Bauern am nächsten Tage ihr Vieh leih­weise zurück, wofür er sich eine Kleinigkeit be­dang. Die Steuerkommission hatte das Vieh, wie gesagt, spottbillig verkauft und die Steuer­forderung erschien infolge dessen nicht gedeckt. Was that nun diese Kommission? Sie wartete bis Baron Rakowina verreiste, excquicrte wäh­rend seiner Abwesenheit das ihm gehörende, jedoch, da den Bauern geliehen, in deren mo­mentanem Besitz befindliche Vieh und schrieb so­fort eine öffentliche Feilbietung aus. Es kamen Fleischhauer von nah und fern und um einige tausend Gulden wurden Ochsen und Kühe sozu­sagen verschleudert. Der Baron kam von seiner Reise heim und nachdem er den Thatbestand konstatiert, reiste er nach Agram, wo er dem Ehef der Steuerbehörde die Angelegenheit vor» trug. Der Betreffende war nicht wenig entsetzt, zumal die eingeholtcn amtlichen Informationen die Angaben des Freiherrn v. Rakowina voll­inhaltlich bestätigten Er telegraphierte nach Budapest und der Finanzminister antwortete so­fort, man möge einen Ausgleich um jeden Preis zu stände bringen. Baron Rakowina verlangte seine Ochsen und Kühe, diese aber in Natura aufzubringen erschien unmöglich, zumal dieselben schon längst den Weg alles Fleisches gewandelt waren. Man bot 10,000, 20,000, 30,000 fl., doch der Geschädigte begnügte sich erst mit 50 000 Gulden, wofür cr Vieh kaufte und das­selbe den Bauern wieder leihweise überließ. Als der Baron die Schadenersatzsumme einstrich, sagte der Chef der Steuerbehörde: »Ich hoffe, Sie werden diskret sein." Die Antwort war:Ich wäre gerne diskret, wenn S:e oder der Finanz- minister die Summe aus eigener Tasche be­zahlen würden: da aber die Bürger des Staates die Leichtfertigkeit der Steuerbehörde bezahlen müssen, werde ich diese Geschichte allen Leuten erzählen, die dieselbe hören wollen."

DerK. Z." schreibt man unterm 8. Nov.: Der Ausbruch der Cholera in Paris oder vielmehr die offizielle Feststellung, daß sie be- bereits seit dem Monat Juni in der französischen Hauptstadt herrscht, hat, obglc-ch die Behörden

alle möglichen Vorsichtsmaßregeln ergriffen haben, einen panischen Schrecken unter der Bevölkerung, aber namentlich unter den hier weilenden Frem­den, hervorgerufen. Die letzteren haben seit gestern zu Tausenden die Stadt verlassen, und die großen Gasthäuser wie Hotel Continental, Hotel du Louvre und Grand Hotel, stehen fast vollständig leer. Auch viele echten Pariser sind bereits abgereist und eine große Anzahl derer, welche noch aus dem Lande weilen, werden vorderhand der Hauptstadt fern bleiben. Wie groß die Angst ist, beweist, daß die Theater gestern Abend io wenig besucht waren, daß mehrere Theaterdirektoreu bereits davon sprechen, ihre Anstalten zu schließen. Für Paris, wo das Elend bereits so groß ist, ist der Ausbruch der Cholera jedenfalls ein harter Schlag, da sie nicht allein die Fremden verscheuchen, sondern auch dem ausländischen Geschäft schweren Scha­den zusügen wird. Die Epidemie tritt bis jetzt nicht bösartig auf; leider wird sie aber von dem feuchten und warmen Wetter, welches wir seit einigen Tagen haben, begünstigt. Ein eigentümlicher Vorfall ereignete sich gestern abend um 8 Uhr Rue Duvivier. Eine in diesem Hause wohnende Taglöhnerin, die an der Cholera erkrankt war, sollte von dem Präfektur­wagen nach einem Hospital gebracht werden. Als der Wagen ankam, war die Kranke mit ihrer ganzm Familie verschwunden. Der Mann, so sagten die Nachbarn, wollte nicht, daß seine Frau nach dem Hospital gebracht werde. Die Polizei sucht nach den Flüchtigen, hatte sie aber heute Nachmittag noch nicht aufgefunden."

* Paris, 10. Nov. Nach Mitteilung des Seinepräfekten gab es Hierselbst von Mitternacht bis Sonntag 2, bis Mittag 23 Choleratote. Von nachmittag dis 11 Uhr abends sollen 138 Choleraerkrankungen, darunter 51 mit tätlichem Ausgang vorgekommen sein. Offizielles über letztere Nachricht liegt nicht vor. Aus Montreml werden 10 Cholerafälle aemeldet.

Wir notieren per 100 Ktlogr.:

Waizen bayer. . 18 M. 10 bis dto. Redwtater. IS M. 25 bis dto. ruff. Sax. dto. Assow.

Dinkel ....

Gerste niederbayr. dto. bayer. Nördl. 18 M. 75 12 M. 15

18 M. 90 M. 18 M. 25 bis 18 M. 50 16 M. 90 bis

bis

12 M.

17 M. 25 bis bis bis

M.

M. - M. M.

Haber .... 12 M. 15 bis 14 M. * Stuttgart, 10. Novbr. (Mehlbörse. Das Geschäft leidet immer noch an schwachem Absatz bei unveränderten Preisen. An Heutiger Börse sind von inländischen Mehlen 1025 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgen­den Preisen: per Sack von 100 Kilogramm. Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten: Mehl Nr. 0 . . 30 M. bis 31 M. 50

Nr. 1 . . 28 M. bis 29 M. 50

Nr. 2 . . 26 M. bis 27 M. 50

Nr. 3 . . 24 M. bis 25 M. 50

Nr. 4 . . 19 M. 50 bis 21 M. 40

Nagold, dm 8. November 1884.

Neuer Dinkel

6 50

6 24

6 05

Haber . .

6 40

6 24

6

Gerste . .

.

8 20

7 70

Bohnen.

.

7

6 90

6 80

Weizen . .

9

8 86

8 50

Roggen

.

.

8 50

8 32

8 20

Linsen-Gerste

Calw,

dm 8.

-6 50

November 1884.

-

Kernen . .

9 30

8 64

8 50

Bohnen . .

.

7 50

Gerste neue

7

Dinkel neu

.

6 60

6 54

6 40

Haber alter

.

.

7 60

6 46

6

Freudenstadt, 8. November 1884.

Waizen.

9 30

9 10

8 90

Kernen .....

9 60

9 38

9 15

Haber .....

7

6 55

6 10

Ackerbohnen . . .

7 66

Mischelfrucht . . .

7 75

Handel mrs Verkehr.

* Heilbronn, 9. Nov. Der meiste noch mehr verkaufte Wein ist jetzt eingekellert, aber kaum mehr als die Hälfte des gesamten Quan tums rst verkauft. Die Preise blieben sich so z emlich gleich: 110 bis 125 M. für weißes, 125 bis 135 M. für rotes Gewächs.

* Sturtgart,lO.Nov. (Landesprodukten­börse.) Das milde sonnige Wetter, welches die ganze Woche über herrschte, läßt sich schwer mit der vorgerückten Jahreszeit in Ei! klang bringen und man glaubt sich in den Monat September zurückversetzt; aber im Geireidehandel will stchs nicht zum Bessern wenden; das effektive Ge­schäft liegt matt bei festen Preisen, nur Gerste und Haber sind lebhafter begehrt und erstere har eine nicht unwesentliche Preiserhöhung nament­lich in den feineren Sorten nachzuweisen. Das Geschäft der heutigen Börse war von keiner Be­deutung, da Käufer die erhöhten Forderungen nur in wenigen Fällen bewilligen wollten.

Vermischtes.

* (Hufeland), der berühmte Arzt, soll einmal geäußert haben:Schlimm ist's, daß die Menschen husten müssen, wenn ihnen etwas Unrechtes in die Kehle kommt; müßten sie aber auch dann husten, wenn ihnen etwas Unrechtes ans der Kehle kommt, so wäre des Kmchens gar kein Ende."

* (Aus dem Gerichtssaal.) Präsident (zum Angeklagten): Sie haben nun gehört, was die Königliche Staatsanwaltschaft gegen Sie bean­tragt har; nach 8 257 der Strafprozessordnung gebührt Ihnen das letzte Wort. Was haben Sie noch anzuführen? Angeklagter: Wat! Mr gebührt das letzte Wort? Na, dat ist jut, det ick det weeß; nu verbrtts ick mir draufhtn überhaupt jede Einrede und beantrage meine sofortige straflose Freilassung und die Kosten der Staatskasse uffznleqeu, von Rech-sweaeü!"

Fit: die Redaktion verantwortlich: W. Rieker Altensteig.

später. Inzwischen mgr emmat, was gedenkt Ihr. datz ich jetzt gegen Steffens unternehmen soll. Ich meine ich wüßt's schon so für mich, aber die Rücksichten aus Euch. Ihr versteht mich doch?" Der Schiff- Hauswirt nickte.

Steffens wird vielleicht heute Abend gerade nicht auf einen Schoppen zu mir kommen," sagte er.was mein: Ihr, wenn ich so­gleich zu ihm schicke und ihn bitten lasse, zu einer wichtigen Besprechung auf ein Viertelstündchen? Nicht?"

Ganz recht; er wird die Einladung sicherlich nicht ablehnm," pflichtete der alte Spölling bei, während Peter Scharffenberg dis letzten Worte gar nicht mehr hörte, sondern schon nach dem ersten zustimmen den Laut nach der Thüre schritt und draußen die Magd rief, die er mit seinem Aufträge an Steffens bekannt machte.

Ich will inzwischen hinuntergehen; Ihr mögt hier oben warten und Euch die Sache überlegen, wie sie am besten beigelegt werden kann," sagte der Schiffhauswirt noch zur Thür herein und begab sich dann wie er angedeutet, in das Schankzimmer.

O du grrrndgütiger Himmel," seufzte jetzt Frau Kathrine,was doch unsereins alles erleben mutz! Du lieber Gott, wie hat doch meine gute Lern so recht gehabt! O, wie oft hat sic mir's mit verweinten Äugen beteuert, daß es so und nicht anders sich verhalten könnte. Und wie wunderbar muß sich doch alles schicken. Aber Meister Spölling, daß Ihr meinen Scharffenberg so schnell von seiner lang gehegten Meinung bekehrt habt, daS will mir immer noch scheinen, als wenn's gar nicht wahr sein könnte. Meister, wenn Ihr wüßtet, wie er nur immer für den Herrn Steffens geschwärmt und gar oft recht hart gegen unsere Leni gewesen, weil sie doch nimmer von dem widerlichen

Manne «was hören wollte. Im meine, Ihr möchtet es am Ense selbst nicht glauben, daß es wahr sein könnte."

Ja, ja, der kleinen Fränzi gebührt aber das Hauptoerdienst; sie hat mir erst das Mitte! zu dieser Wunderkur an Euren Hausherrn zuge- sührt. Aber ihr kennt den Zusammenhang noch gar nicht, denn Euer GhegemahlWrchtet sich, diese Briefe laut zu lesen. Hört nur einmal und Ihr werdet seine Umwandlung gewiß begreiflich finden." hatte Spölling erwidert und begann nun mit bedächtiger Stimme, der guten Frau Kathrine die Briefe vorzulesen. Wie ein Fieberfrost durchrieselre es ihre Glieder, als sie den wahren Sachverhalt hörte und an die aus­gestandenen Leiden des armen Töchterleins, an die unschuldigerduldeten Gefängnis- und Folterqualen Martins dachte. Spölling legte mit still zufriedenem Lächeln die Papiere wieder zusammen und strich sich das silberweiße Haar um die Schläfe. Es trat eine Pause tiefster Ruhe ein. Dann ließ sich ein leises Klopfen vernehmen. Frau Kathrine erhob sich und deutele überrascht auf die, wie sie jetzt erst zu bemerken schien, nur angelelmte Thüre des Kabinetts.

Um Gotteswillen, Leni wird doch nichts von alledem vernom­men haben." flüsterte sie ängstlich und ging hinaus zu sehen, was das kranke Töchterlein wohl begehren werde.

Mutter," rief Leni leise und Frau Kathrine beugte sich teil­nehmend zu ihr aufs Lager.

Was ist dir Leni?" frag die Angerederc.

O liebes Mütterlein," begann Le nt mit weicher bebender Stimme, und sie umschlang den Hals der Mutter, daß diese die schwachen Arme sanft erzittern fühlte;ich möchte vor Freuden ausspringen, ach laut aufjubeln."

(Fortsetzung folgt.)