Man abonniert bei allen Poststellen und Landpofi- batm; in Altensteig bei der Expedition.
Inserate find immer vom besten Erfolge be- gleitet und wird die Ein- r? u.igsgebühr stets auf daS Billigste berechnet.
Verwendbare Beitrüge «erden dankbar angenommen und angemessen honoriert.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
Von der oberen Nagold.
Diete-. B-onr «ilü'emt wöchentlich dreimal :>n: z r: Li.nstag, Don:-crs- t.rg und samstaz
AbonnewmlSpreir beträgt pro Vterehalr:
in Al'enstcig 90 Pi.
-M i7N.-B-zirk 85 Pf.
aujerhws i M'.
Inserat'nausgab e spätestens - -rg. 10 Ohr - Tage vor dem jeweiligen EcsÄeinen.
Ar. tS3,
Aktensteig, Dienstag dm 11. Aovemöer.
Nachgenannten Angehörigen des K. Landjägerkorps find wegen vorzüglicher Dienstleistungen Auszeichnungen znerkannt worden: 1) die silberne Civilverdienstmedaille wurde verliehen: dem Landjäger erster Klasse, Henßler in Munderkingen; 2) eine Geldprämie hat erhalten: Stationskommandant Birk in Nagold; 3) öffentlich belobt wird: Landjäger Eisemann in Baiersbronn.
D Mienen und Gegenmieven.
Kein Politiker der Welt wird ander« fasen können, als daß die deutsche Poluik seit dem Frankfurter Friedensschl''ß sich auf die Aufrechterhaltung des europäischen Friedens richte; von Zeit zu Zeit findet diese Friedensrichtung durch Thronreden, Mo.-^rchenzusammenkünfteund ähnlichen Manifestationen ihre direkte Bestätigung. Gm-.! Deutschland und seine Politik gerichtete Strömungen in andern Ländern halten nie lange vor, noch haben sie bisher irgend welchen Er- fo'g gehabt. Die Punschrede Gambcttas ist längst vergessen, die Revanchepolitiker an der Seine müssen sich mit oft genug lächerlichen Kundgebungen begnügen, ohne bei der Mehrheit der Franzosen Beifall zu finden. Die deutschfeindliche Strömung in Rußland, die in General Skobeleff ihren beredtesten Vertreter gefunden, scheint mit diesem selbst ins Grab gesunken zu sein, sie ist wenigstens von der Oberfläche verschwunden. Widerwillig geben auch die Ungarn die Nützlichkeit und Zweckmäßigkeit des deutsch-österreichischen Bündnisses zu und vergebens sind die Versuche gewesen, die Intimität zwischen den beiden mitteleuropäischen Mächten zu stören.
Viele Kräfte wirken für die Aufrechterhaltung des Friedens in Europa zusammen, deren nicht geringste das allgemein empfundene Friedevsbcdülfnis ist. Daß sich Italien, Rumänien und Serbien direkt an die mitteleuropäische Allianz anlehnen und auch Spanien dieser sympathisch gegenübersteht, ist bekannt; ebenso daß Rußland seine Wiederannäherung an Deutschland und Oesterreich vollzogen hat und der Sultan sich geradezu in Freundschaftsbezeigungen gegen Deutschland erschöpft.
Nur England und Frankreich stehen dem Friedensbunde kühl bis ans Herz gegenüber: Frankreich, weil es in demselben eine Wehr gegen Revanchegclüste erblickt, England, weil seine auswärtige Politik alle andern Mächte geradezu beleidigt. Gut ist dabct nur, daß auch England und Frankreich auf einander nicht gut zu sprechen sind und daß man von dem durch Gambetta angestrebten französisch-englischen Bündnis heute entfernter ist, als je. Als Symptom ist immerhin bemerkenswert, daß in Paris neben einem Blatte wie der „Anti Prufften", auch ein anderes, der „Anti-Anglais" existiert, dessen Gesamthaltung gegen England gerichtet ist. Das Ministerium Ferry bat entschieden das Verdienst, vas Verhältnis Frankreichs zu Deutschland, wenn auch nicht zu einem freundschaftlichen, so doch zu einem auskömmlichen gestaltet zu haben, wie z. B. die deutsch-französischen Abmachungen über die westafrikanischen Hoheitsund Handelsverhältnifse zeigen. Dadurch hat Deutschland auf der Berliner Konferenz, die am 15. d. zur Besprechung und Regelung der Kongofrage Zusammentritt an Frankreich einen natürlichen Bundesgenoffen erworben, wie England zu spät einsieht.
Die Aufgabe der englischen Staatsmänner scheint nun zu sein, die „Intimität" zwischen Frankreich und Deutschland wieder zu zerstören, und der französisch-chinesische Konflikt bietet dazu eine paffende Handhabe. Siegen die Fianzosen in China — und wenn sie ernstlich wollcn und genügende Strettkiäfte aufwenden, so ist daran nicht zu zweifeln — so werden sie
natürlich den Chinesen auch noch Zugeständnisse für den französischen Handel abringen und würden sich dadurch zu Konkurrenten der Engländer machen. Der Einfluß der letzteren in China ist bedeutend und der Handel mlt dem Auslände liegt überwiegend in ihren Händen. Darum wacht Herr Gladstone in uneigennütziger Weise seine guten Dienste für Frankreich geltend, sucht China zum Nachgeben zu bewegen und gewinnt, wenn ihm dies gelingt dreierlei: Englands eigener Handel in den chinesischen Gewässern gewinnt natürlich durch das Aufhören der Feindseligkeiten; China macht an Frankreich keine weiteren Zugeständnisse, am wenigsten in Handelssachen; drittens verbindet es sich Frankreich, dem der ostastatische Konflikt bereits sehr lästig ist.
Als kleine Gegengefälligkeit müßte Herr Gladstone von der französischen Regierung allerdings erwarten, daß diese in der Berliner Kongo konferenz sich möglichst an England anschließe, welches überhaupt ungern steht, daß sich das junge deutsche Reich mit Erörterung kolonialer Angelegenheiten befaß!. England hat von vornherein Portugal auf seiner Seite, während Belgien durchaus auf dem deutschen Standpunkt steht. Vermag England die ganze Konferenz in Wasser fallen zu lassen, wie es der Londoner Konferenz wegen Regelung der ägyptischen Finanzen erging, so wäre das Herrn Gladstone noch lieber. Hoffentlich zeigt die Konferenz aber, daß die Friedensliebe Europas auch mit dem Gefühl verbunden ist, daß große völkerrechtliche Fragen in Zukunft nicht mehr nur brutaler Gewalt, sondern auf der Grundlage der genau gegen einander abgewogenen Rechte der Einzelnen erledigt werden muffen.
Tagespolitik.
— Bei den bisher ftattgehabten Stichwahlen zum Reichstage wurden gewählt: in Kottweil Schwarz (Dem.) 9070 St. gegen Burkardt (nat.lib.) 8617 St., in Darmstadt: Ulrich (nat.- lib.) gegen Müller (Soz.Dem.); in Elberfeld: Harm (Soz.Dem.) gegen Dr. Fabri (nat.-lib.); in Mainz: Racke (Zentrum) gegen v. Vollmar (Soz.Dem.); in Frankfurt a. M.: Sabor (Soz. Dem.) gegen Sonnemann (Dem.); in Breslau I. Hasenclever (Soz.-Dem.) gegen Dtrichlett(Dfr.); in Breslau II.: Kräcker (Soz.Dem.) gegen F:ied- länder (Deutschfr.); in Offenbach: Liebknecht (Soz.-Dem.) gegen Schlvßmacher (nat.lib.); in Wiesbaden: Schenk (Deutschfr.) gegen Wasserburg (Zentrum); in Karlsruhe: Arnsperger (nat.lib.) gegen Gerber (Zentrum). —
— Die Reichsregierung beabsichtigt dem Vernehmen nach eine Revision des Patentgesetzes. Es würden dabei die seitens des Vereins deutscher Ingenieurs rc. hervorgehobenen Unzuträg- lichkeitcn beseitigt werden.
— In Bayern, wo bisher noch keine Unteroffizierschulen bestehen, geht man mit dem Gedanken um, 'solche nach dem Muster der preußischen Anstalten zu errichten. Im Kriegs- ministerium zu München ist man mit den Vorarbeiten für die erste bayerische Unteroffizierschule beschäftigt.
— Das neue Dampferfubventionsgesetz mit seiner westafrikanischen Linie und den Zweig- linien von Genua nach Neapel und von Triest (oder Venedig) nach Brindisi und Alexandrien, sowie von Aden nach Bombay ist vom Staatsrate, oder vielmehr dessen drei Abteilungen für Handel, Finanzen und Milstärwesen angenommen worden. Der Kronprinz begleitete diese Verhandlungen mit lebhafter Teilnahme und Fürst Bismarck griff wiederholt, wie man erfährt, aufklärend in die Debatte ein. Ueber
den Jnbalt seiner Bemerkungen verlautet nichts, da die Geheimhaltung der Verhandlungen des Staatsratcs sehr streng beobachtet wird. Die Regierung wird die Dampfcrvorlage auch noch an das Plenum des Staatsrats bringen.
— Die Kommission, welche im Reichs-Gesundheitsamt die Jmpffrage beraten, hat ihre Verhandlungen zu Ende gesüh.t. Es ist über die wichtigsten Punkte eine völlige Uebcreinstimm- ung der Sachverständigen erz'-lt worden, mit Ausnahme der drei euige1cd-.cn prinzipiellen Jmpfgegner. Die Kommission hat sich zu gunsten des Ucbergangs von der Impfung mit humanisierter Lymphe (von Arm zu Arm) zu der mit animalischer Lymphc'Mlberlymphe ausgesprochen und auch eine Anzahl wichtiger Normativ-Bestimmungen über die Ausführung des Jrnpfgc- sctzcs getroffen.
— Daß zwischen Frankreich und China in der That Annäherungsversuche gemacht worden sind, kann als sicher angenommen werden. In Dcputiertenkreisen zirkuliert sogar das Gerücht, es seien direkte Verhandlungen zwischen Frankreich und China angeknüpft. Wieweit diese Gerüchte auf Wahrheit beruhen, mag dahin gestellt bleiben. — Im Kammerausschuffe für die Tonkin- Angelegenheiten kam es zu einem heftigen Austritt zwischen dem Ministerpräsidenten und dem Kriegsminrster Campenon. Letzterer wollte über die Notwendigkeit von Verstärkungen eine Meinung äußern, welche derjenigen Ferrys zuwiderlies, woraus dieser ihm Schweigen gebot. Die Uneinigkeit im Kabinet ist damit offenkundig geworden.
— Die Absicht der spanischen Regierung, die Gesandtschaften bei mehreren Großmächten zum Range von Botschaften zu erheben, ist auf Schwierigkeiten gestoßen, denn darin würde zugleich eine Art Anerkennung Spaniens als Großmacht enthalten sein. Es haben insbesondere England, Frankreich und Italien Einspruch erhoben mit der Begründung, daß die Verhältnisse Spaniens keine ganz normalen und befestigten wären. Auf der einen Seite steht man die Grundbedingungen der spanischen Verfassung bedroht durch die von Zorilla genährte republikanische Strömung, andererseits durch die Ansprüche des Don Carlos; und es könnte kommen, daß in dem Augenblicke, wo man sich mit Spanien verständigt hätte, die betreffende Regierung zu Madrid schon einer andern Platz gemacht hätte.
— Auf der äußersten Rechten wie auf der äußersten Linken in der belgischen Deputierten- kammer soll die Beteiligung Belgiens an der Kongo-Konferenz starke Mißbilligung erfahren. Man betrachtet das Kongo-Unternehmen als reine Privatunternehmung des Königs (der bekanntlich Protektor der Kongogeiellschaft ist), mit der das Land absolut nichts zu thun habe. Ein Mitglied der Rechten hat bereits dem Minister des Auswärtigen für die erste Kammersitzung nachstehende Interpellation mttgeteilt: „Ist Belgien in die Kongo-Angelegenheit verwickelt? Wenn dieses der Fall, durch wen ist es darin verwickelt worden ?" Man darf also intereffamen Debatten entgegensetzen.
— Der Postkrieg, den die Pforte gegen die fremden Mächte geführt hat, klingt jetzt in einem betrüblichen Nachspiel aus. Die Gesellschaft Mahsuffe, welche der Regierung Dampfer zur Verfügung gestellt hatte, streitet jetzt mit der Postverwaltung, wer die Kosten des verunglückten Versuchs, etwa 160,000 Frank, tragen soll.
— Wer Vergnügen daran findet, sich zum Narren halten zu lassen, der muß die Wahl- verichte und Depeschen aus Amerika lesen. Wir