Alt-Geltow. Der Gemeindekirchenrat hatte bei der Bestattung der Leiche eines Selbst­mörders die Hergabe der zur Beerdigung nöti­gen Stricke, Bretter rc. verweigert, weshalb die Beerdigung einstweilen unterbleiben mußte. Der Vater des Verstorbenen fuhr darauf zur Re­gierung nach Potsdam, trug dort seine Be­schwerde vor und erreichte auch, daß ihm ein Schreiben mitgegeben wurde, in welchem der Gemeindekirchenrat die Verfügung erhielt, sofort die nötigen Utensilien zur Bestattung zu verab­folgen. Ueberd.es sollte von Hause aus der Tote in einem Winkel des Kirchhofes gebettet werden, das Schreiben der Regierung enthielt aber gleichzeitig noch die Anweisung, daß das Grab in Reih und Glied gemacht werden müsse, und so konnte nun die Bestattung erfolgen.

AuÄalrd.

Graz. Seit einigen Tagen herrscht in Kindberg große Aufregung. Einem Kaufmann wurden nach Einbruch zweier Thüren fünfund­vierzig Pfund Dynamit gestohlen, ohne daß es bisher möglich war, dem Thäter auf die Spur zu kommen. Die polizeilichen Rachforschungen werden eifrigst betrieben.

* (Unfehlbare Justiz.) Der Strafanstalts- dtrektor Dr. Gysin in Liestal erhielt von der Polizeirmeküon des Kantons Appenzell auf die Anfrage, wie es dorr mit der Entschädigung für unverschuldete Haft gehalten werde, folgende Auskunft:Es kommen hierorts keine Freisprech­ungen und daher auch keine Entschädigungen vor." Professor Meyer in München bemerkt hierzu:Beneidenswertes Hrrtenland, in welchem die strafverfolgenden Behörden unfehlbar sind und daher nie einen Unschuldigen verhaften!"

* Ans Nizza wird Pariser Blättern ge­meldet, daß das dortige offiziöse Organ der Mairie,Le Petit Nicots", vorige Woche einen unerhörten Schmähartikel gegen Deutschland ver­öffentlichte, was den deutschen Vizekonsul ver­anlaßt, in Anbetracht der bevorstehenden An­kunft des Königs von Württemberg den Maire von Nizza um Aufklärung über den Zweck sol­cher Gemeuchelten anzugehen. Der Maire hat sich beeilt, den Artikel zu desavouieren, sein Be­dauern auszudrücken und versichert daß der deutsche, Fürst von den Behörden wie von der Bevölker­ung mit respektvollster Zuvorkommenheit empfan­gen werden würde.

* Paris, 4. Nov. Gestern abend zwischen 8 und 9 Uhr wurde der Wechsler Rodriguez in der Rue de la Paix um den Betrag von 200,000 Franken bestohlen, 40,000 in Baar und der Rest in Wertpapieren. Die Diebe waren mit leichter Müye eingedrungcn, da der ausgegangeue Bureaudiener die Thüre nur mit dem Riegel verschlossen hatte. Im Bureau hatten dann dis Diebe zwei Geldschränke er­brochen.

* Brüssel, 6.Nov. DerMoniteurBelge" veröffentlicht ein Dekret des Königs, ein Rund­schreiben an die Gonvernenre, durch welches

einige Erleichterungen bei der Anwendung des neuen Schulgesetzes eingeführt werden und das Wartegeld für die Lehrer im Falle der Zurdispo- sttionsstellung erhöht wird.

* Amsterdam. Obwohl das deutsche Reich auf der Antwerpener Weltausstellung im näch­sten Jahre offiziell nicht vertreten sein wird, ist doch die Teilnahme deutscher Firmen eine zahl­reiche. Etwa 600 haben bisher die Beschickung angemeldet; vor allem wird die Maschinen- Jndustrie würdig vertreten sein.

* NewPork, 2. Nov. Die Präfidentschafts- kampagne schloß gestern abend. Beide Parteien erwarten das Resultat der Ballotage am Diens­tag mit großer Spannung. Die letzte Kund­gebung zu gunsten Clevelands hterselbst war merkwürdig. Ein Zag von 40000 Bürgern füllte Samstag nachm, die ganze Länge von Broadway und defilierte in Madison-Sqaare vor Hrn. Cleveland vorüber. In dem Zuge befanden sich Leute jedes Gewerbes und aller Stände. Hervorragende Kaufleute, Bankiers, Rechtsgelehrte, Editoren, sowie die meisten Mit­glieder der verschiedenen Börsen. Ein solcher Aufzug war hiersclbst niemals vorher gesehen worden. Viele Gebäude längs der Route waren geschmackvoll dekoriert. Die Teilnehmer mar­schierten in Pelotons 14 Mann breit unter dem Vormarsch von Musikkapellen und mit wehen­den Bannern. Die Straßen waren gedrängt voll von Zuschauern. Das Hurrahrnfen in den Reihen war ein ununterbrochenes. Die Anhänger Blaine's sollen Mit Hilfe verschiedener Eisen­bahn-Magnaten einen ungeheuren KorruptionZ fond zur Erkaufung von Stimmen in den Städ­ten am Wahltage gesammelt haben. Dis Ge­sinnung des Landes ist überwiegend gegen Blaine, und bei einer ehrlichen Wahl ist seine Nieder­lage sicher.

* New - Aork, 5. Nov., nachmittags 1 Uhr 30 Min. Etnzelberichte ergeben für Blaine eine Majorität von 10000 Stimmen im Staate New Dort. Es ist dies von großer Wichtigkeit für die Sache Blaine's, da Nsw-Iork 36 Wahl­stimmen besitze. Die republikanischen Journale behaupren, d:e Wahl Blaine's sei gesichert, wäh­rend die demokratischen Blätter behaupten, Cleoe- laud werde doch noch den Sieg davontragen.

New-Aork, 5. Okt. Nach einer Depesche eines hiesigen Blattes aus Wilmington soll ein Matrose dort angekommen sein, der sich als einzigen Ueberlebenden der Schiffsmannschaft der deutschen GöletceCarl Augusta" in Fahrt von Hamburg nach Veracruz bezeichnet. Er gredt an, das Schiff sei unweit der Küste von Nord- carolina durch Dynamit in die Lus: gesprengt worden.

* Ueber eine Metzelei in dem Gefängnisse zu Mandalay (Birma), durch welches über 300 Personen beiderlei Geschlests ihr Leben ver­loren, wird berichtet: König Tibo hafte die Hin rtchtung einer Anzahl Banditen, die in dem Ge­fängnisse interniert waren, anbsfohlen. Als diese Männer Kunde von diesem Befehle erhielten.

versuchten ste zu entfliehen, worauf die könig­lichen Truppen das Gefängnis umzingelte» und Jedermann, der zu entweichen versuchte, nieder- schofsen. Nicht zufrieden damit, und da die meisten Gefangenen es vorzogen, in dem Ge­fängnis zu bleiben, als Gefahr zu laufen, er­schossen zu werden, erteilten die Minister des Königs den Befehl, den einen Flügel des Ge­fängnisses in Brand zu stecken. Die unglück­lichen Sträflinge hatten jetzt nur d;e Alterna­tive, entweder lebendig geröstet zu werden oder in die Hände der Truppen zu fallen. Sie zo­gen letzteres vor und wurden ohne Rücksicht auf Geschlecht oder Alter niedergeschoffen oder in Stücke gehauen. Die Szene wird als herzzer­reißend, und das Geschrei der Unglücklichen, die sich in ihrem Bestreben, den Flammen zu ent­gehen, von Angesicht zu Angesicht mit ihren Henkern fanden, als entsetzlich geschildert, klarer den Niedergemetzelten befanden sich zwei könig­liche Prinzen und ein berüchtigter Bandit, der wegen seines in dem Kampfe gegen die Shans bewiesenen Maies vor einiger Zeit aus dem Gefängnisse entlassen, aber wieder eingesoewt worden war, weil er auf eigene Frust Plünder- Mlgsversnche unternommen. Nachdem alle Ge­fangenen von den Trappen ntedergemacht wor­den, griffen letztere in ihrem Blutdurst friedliche Einwohner an und eine Zeit lang hwcschte tu Mandalay panischer Schrecken. Die Köpfe vie­ler der ermordeten Gefangenen wurden auf Bambusstöcke gespießt und durch die Straße» getragen, während die Leichname erst nach zwei . der drei Tagen in stark verwestem Zustande ruf dem Frudhofe ia einem gemeinsamen Grabe, das nur emen Fuß tief war, verscharrt wurden. Der König und die Königin drückten sich yoch- bffriedigt über die Blutarbeit aus, veranstalteten Festlichkeiien und Umzüge und belohnten die Trupp n. welche die Metzelei ve-übt hatten.

Attenjteig. Schrarr»er»--iettel vom 5. Nov.

Alter Dinkel . . .

7

6 65 6 20

Haber .....

6 80

6 65 6 50

Gerste.

-

9-

Bohnen.....

7 80

7 65 7 50

Weizen.....

9 60

9 20 8 80

Roggen.

- -

10-

Welschkorn....

8-

Viktuatienpreif e

auf dem Wochenmarkt in Altensteia am 5. Nov.

Vz Kilo Butter

65 u. 70 Pfg.

2 Ei-'r ....

.

. . 14 Pf«.

Füc die Redaktion verantwortlich: W.

Rieker Altenkeig.

Arbeiter und Arbeiterinnen

begehen häufig dadurch, daß sie die ersten An­zeichen einer gestörten Verdauung und Ernäh­rung (Lebe:-, Gallen- und Hämorrhoidalleiden rc.) unbeachtet lassen, einen großen Fehler, in­dem bei sofortigem Gebrauch der berühmten Apotheker R. Beandt's Schweizerpillen schwereren Leiden vorgebeugt und die Arbeit nicht gestört worden wäre. Erhältftch L M 1 in den Apotheken.

zu vertauschen und das unechte unterzuichicben. Der Umnauo, naß Meister Spölling nur noch wenig und selten in der Werkstatt arbeitete, also Martin das Armband in die Hände bekommen mußte, war Stcffens zur Genüge bekannt, und rechnete er um so sicherer auf das Gelingen seines Planes, den begünstigten Nebenbuhler des Brillantendiebstayls be­schuldigen zu können. Leider war dieses ruchlose Attentat auf den edel­herzig-u Jüngling von dem furchtbarsten Erfolge gekrönt worden.

Aus einem, der von Fränzi zugestellten Briese Uetz sich deutlich er­kennen, daß Herr Steffens das m-t durchgäng-g echten Steinen besetzte Armband nach Verlaus einiger Wochen an das Kölner Juwelen Ge­schäft wieder zurückgeschickc hatte und ihm auch die dafür erlegte Summe von dort wiedererstattet worden, wie dies alles auf einem Art Kauf schein, der sich unter den Briefen befand, vorgesehen war.

Daß der frevelhafte Streich des eifersüchtigen Steffens von diesem auf die Unachtsamkeit des 'alten Meisters gegründet war, dies sah Spölling jetzt freilich deutlich genug, und umsomehr maßte es ihn schmer­zen, daß lediglich durch seine Schuld Martin ins Gefängnis geliefert, zur Peinigung gekommen und des Landes verwiesen worden. Dieses Bewußtsein, welches schon während jwes Prozesses, wenn auch des Be­weises ermangelnd, in unbestimmten Umrissen sich ihm aufdräugle, er­füllte den alten ehrlichen Meister mit gerechtem Zorne, der sich zur Er­bitterung steigerte, als er an Leui's schweres Siechtum dachte, das nach seiner Meinung, wesentlich durch Steffens >e That hervorgernfen wor­den war. In dieser Aufregung bemerkte Spölling mehr, daß er sein Geschäft heute um eine volle Stunde früher schloß, als wie er dies ge­wöhnlich zu thun pflegte. Er hatte heute noch eine wichtige Mission zu erfüllen und seine Gedanken waren einzig und allein nur damit be­schäftigt. Man hätte ihn jetzt zu keinem Geschäfte mehr bestimmen

können, me Rechtfertigung fernes schnö) o.rüachuglen uno verurteilten Marttu war ihm eine heilige Ehrenpflicht, die zu erfüllen keinen Augen­blick Aufschub gestattete. Dem stolzen Peter Scharffenberg, der seinen Martin so arg verkannt, der den armen, aber edelherzigen Burschen nicht leisen mochte, weil er den intriganten Steffens für einen besseren Menschen hielt hatte e:'s ganz besonders zugedach:. Mt den wich­tigen Briefen in der Tasche, wanderte Meister Spölling die Stetngaffe Yinauf nach dem Schiffhause. Er verkehrte schon seit Jahren nur äußerst selten in einer öffentlichen Wirtschaft und Peter Scharffenberg wunderte sich v.icht wenig, den alten Meister in so zeitiger Abendstunde heute bei sich zu sehen. Spölling hielt mit seiiem Anliegen nicht lange hinterm Berge und die Erklärung, daß er zu einer Unterredung unter sechs Au­gen denn Frau Kathrine müsse eigentlich auch dabei sein ge­kommen, hatte des Wemwirrs Neugierde erregt, sowie dessen sofortige Bereitwilligkeit gesunden.

Die beiden alten Herren gingen hinauf nach Peter Scharffmbergs Wohnz.mmer, in dessen nebeuanstoßendem Kabinet sich Leni befand. Frau Kathrine erwartete nichts Gates, als Spölling nach seinem Ein­tritt ins Zimmer, dem Gruße sofort den Wunsch nach einem Lichte bei­fügte, da die einbrechende Dämmerung das Lesen einiger eschretbereien, welche er mitgebracht, erschweren werde. S:e vermuteten, es möchten Burs.., wett her aus der Ferne von Mart n sein, welche der Meister in wer weiß welcher Absicht, oorlesea wollte und ste fürch-.ete becefts, daß ihr streng.r Eherierr dergleichen Lektüre mit nicht mißzuverstchender Derboett schroff von sich weisen dürfte.

(Fortsetzung folgt.)