Winter zu erhöhen, ist auch der Bürgerverein der untern Stadt gefolgt, indem er die Erstellung einer Eisbahn, auf dem tiefliegenden großen Platze zwischen der Metz- und Sedansstraße beabsichtigt. Das Wasser wird voraussichtlich die Stadt gratis liefern.
* Mit Note des K. Staatsministeriums vom 4. November ist dem ständischen Ausschuß der Entwurf eines Gesetzes, betreffend Aenderungen des Gesetzes vom 24. März 1881 über die Erbschafts- und Schenkungssteuer, zur weiteren Behandlung zugegangen.
* Ulm, 5. Nov. Gestern abend kam laut „U. T." von Tomerdingen die Nachricht hierher, daß Herr Pfarrer Utz, eben erst zum Reichstagsabgeordneten gewählt, an einem Schlaganfall gestorben ist. Der 15. Wahlkreis hätte somit demnächst eine Neuwahl vorzunehmen.
* Vom Lande, 5. Nov. In einem Ulmer Geschäfte wurden am Samstag morgen von einer Frau 11 Paar wollene Strumpflängen zur Auswahl in ein Cafee geholt. Dieselben waren am Montag noch nicht zurückgcbracht, und es stellte sich heraus, daß die betreffende Person die Waren für sich selbst geholt hat und die Auswahlsendung als verloren anzusehen ist. Eine neue Warnung auch für unsere Geschäftsleute, aber auch eine Bitte an das kaufende Publikum, es nicht als Beleidigung aufzufaffen, wenn der Kaufmann unbekannten Personen gegenüber, die Waren zur Auswahl oder Ansicht holen wollen, vorsichtig ist!
* Haigerloch, 4. Nov. Ein Wirt und Bierbrauer von Hart begab sich Ende voriger Woche früh 4 Uhr mit ziemlich viel Geld versehen von Hause fort, um noch die nächste Bahnstation zu erreichen, da er beabsichtigte im Unrec- lande Wein einzukaufen. In der Nähe eines Waldes wurde er durch einen Pfiff erschreckt, gleich darauf sah er einen Mann gegen sich kommen, da nun der Wirt glaubte, durch den Pfiff werde noch ein zweiter Herbetgerufen, so dachte er sofort an einen Raub; er dachte deshalb nur an seine Rettung und floh wieder nach seinem Heimatort, jetzt erst wurden ihm von dem Gauner mehrere Schüsse nachgesendet, die aber glücklicherweise ihr Ziel verfehlten, und er erreichte unversehrt seine Wohnung. Von dem Attentäter hat man noch keine Spur, doch kann es nur ein solcher gewesen sein, der die Ab sicht des Wirtes kannte und wußte, daß er zu diesem Zweck viel Geld bei sich habe.
* (Verschiedenes.) Letzten Montag verunglückte der Heizer Sigmund Barth vonAalen auf der Station Unterböbingen. Derselbe wollte während des dortigen Aufenthalts die Maschine schmieren und schlüpfte zu diesem Zwecke unter dieselbe. Auf den Befehl „Vorfahren" setzte der Führer, nicht wissend, daß sich Barth unter der Maschine befand, den Zug in Bewegung. Auf die Hilferufe Barths wurde nun der Zug zum Stehen gebracht und Barth aus seiner gefährlichen Lage befreit. Mehrere Rippenbrüche und ein dreifacher Armbruch sind die Folgen dieser
Unvorsichtigkeit. — In A s-ch bei Blaubeuren erschoß sich ein 34jähriger lediger Mann mit einer alten Flinte auf seinem Bett sitzend. Das letztere fing hierbei auf irgend eine Weise Feuer, und wenn man nicht rechtzeitig auf den Schuß ins Zimmer gedrungen wäre, hätte dazu die Gefahr eines Brandes nahe gestanden. — In Nufringen brach in einem Stall die Lungen- seuche aus und mußte deshalb eine Kuh abgeschätzt, getötet und das Fletsch vergraben werden.
— In Arnegg erhängte sich vor ein paar Tagen der in hohem Alter stehende Schäfer K.
— In Eßlingen wurde der 68 Jahre alte Dienstknecht Georg Bayer aus Wäldenbronn tot aus dem Neckar gezogen. Der Verstorbene war 37 Jahre lang ununterbrochen bei Metzger Hamm im Menst. Ob Selbstmord oder Unglücksfall vorliegt, ist bis jetzt noch nicht fest gestellt. — Montag früh 7 Uhr wurde die in der Nähe von Fellbach stehende, sehr große und wohl 200 Jahre alte Linde von frevler Hand in Brand gesteckt. Die Feuerwehr von Fellbach rückte aus und dämpfte das Feuer, doch wird die Linde, die schon ziemlich hohl war, vernichtet sein. Hunderte von Spaziergängern, welche in heißen Sommertagen Schutz im Schatten unter den Aesten gesunden, werden den Abgang des Baumes sehr bedauern.
Deutsches Reich.
* (Wahlkosten.) Ein „Berl. Blatt" schreibt: Wählen und Wühlen war die Signatur der letzten Wochen. Was eine solche Wahl wohl kostet? Diese Frage haben wir von Nachdenken den Leuten oft aufwerfen hören. Leider aber gibt es darüber keine Statistik. Um eine solche herzustellen, müßten sämtliche Wahlkomites ihre Ausgaben, die Buchdrucker, Schreiber, Briefboten. die Reichspost, die Wirte und Saalver- mtetcr und wer sonst noch im deutschen Reiche mit den Wahlen zu thnn gehabt, ihre Einnahmen daraus feststellen. Und das geht nicht. Aus einzelnen Vorgängen kann man nur aus die immense Summe der Wahlkosten schließen. Für einen einzigen Abgeordneten der Berliner freisinnigen Partei wurden noch in letzter Stunde 60,000 Zirkulare in 60,000 Couverts mit 5ma! 60,000 Pfg. Porto beklebt, ausgegeben, zu welcher Expedition circa 50 Arbeiter nötig waren. Das war nur eine kleine nachträgliche Manipulation für ca. 35,000 Mk. zu dem Zwecke, dem Publikum zu sagen: wählt nicht diesen, wählt mich! Könnte man die Zahl der Zirkulare, Plakate, Flugschriften und nun gar erst der Zeitungsartikel aus einem Haufen erblicken, so würde dieser wohl eine Kirchturmhöbe erreichen, nicht minder würden die bei den Wahlzwsck n genossenen Getränke einen ansehnlichen Teich füllen. Alles in allem kann man die Kosten der Wahlen zum Reichstage gewiß auf viele Millionen Mark schätzen, aufgewendet lediglich zu dem Zweck-, den Gegenkandidaten in den Augen der Menge herabzusetzen und seine Wahl unmögftch zu machen. Das schöne Geld ! wird
mancher ausrufen. Doch der Kostenpunkt ist im Grunde nicht so schlimm, denn das Geld geht nur aus einem Topfe in den andern und bleibt doch wenigstens auf deutschem Boden, und zu den Wahlunkosten steuern nur solche bei die es machen können!
* InBerlin wurde dieser Tage, wie bereits gemeldet, der zweifache Mörder Gronack hingerichtet. In der letzten Nacht brach sein Trotz. Die Speisen die er sich bestellt hatte, berührte er kaum, von seiner Zigarre that er nur einige Züge, unruhig wälzte er sich chie ganze Nacht auf seinem Lager, was ihm im Jenseits bevorstehe, ging ihm im Kopf herum. Zur Richtstätte wurde er in seinem mit Blut befleckten Anzuge geführt, sein Gesicht war von Todesangst verzerrt. Er wurde unter dem Läuten des Armensünderglöckletns enthauptet. Die Executton, von der Uebergabe Gronacks an den Scharfrichter bis zum rötlichen Streich, dauerte nur 15 Sekunden.
* In Mannheim flog Sonntag nacht 11 Uhr das im offenen Felde in einem Schuppen befindliche Laboratorium des Pyrotechnikers Schmitt infolge einer aus noch unbekannter Ursache entstandenen Explosion mit einem furchtbaren Knall in die Luft. Ein Balken zerschmetterte einem jungen Mann ein Bein, das noch während der Nacht amputiert werden mußte; außerdem erlitten noch eine große Anzahl von Personen Verletzungen durch Glassplitter, da sämtliche Fenster in der Nachbarschaft durch den Luftdruck zertrümmert wurden. Bei einigen Personen sind die Verletzungen sehr bedenklicher Natur. Der Besitzer des Laboratoriums und sein Sohn wurden wegen dringenden Verdachts, daß sie die Katastrophe verursachten, verhaftet.
* In München wurde einem Gensdarmen, der mühsam einen roten Wahlzettel: „Wählt Bollmar!" von der Mauer abriß, ein Wahlzettel desselben Inhalts an die Pairomasche geklebt. Erst dann, als Hunderte von Lachern ihm folgten, merkte er was hinter keinem Rücken vorgegangen war.
* InDietenhofen bei Kehlheim (Bayern) schlug ein Knecht im Zorne das Pferd mit einem Suefelzieher. Das Pierd erwiderte mit einem Hufschlag, der ihn so unglücklich auf den Nagen traf, daß der 23jährige Bursche Tags darauf eine Leiche war.
* Minden, 31. Oktober. Vergangene Nacht ist ein doppelt verschlossener Raum auf der benachbarten Eisensteinzrche „Victoria" unter Aufwendung großer Gewalt erbrochen nnd ein daselbst lagerndes Quantum Dynamitpatronen im Gesamtgewicht von 95 Pfund gestohlen worden. Begreiflicherweise erregt das manche Gemüter nicht wenig. Die Sicherhertsbchörden haben sofort nach erstatteter Anzeige die sorgfältigsten Recherchen nach den Dieben und dem Dynamit angestellt, bis heute abend aber weder den Er- stecen entdeckt, noch den Verbleib des gefährlichen Sprengmittels ermittelt. Die Nachforschungen werden auf's Eifrigste fortgesetzt.
Des Weinwirls Höchlertein.
Originalerzahlung von Rich. Bachman n.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Ich wär' doch unglücklich, wenn's nicht so sein sollte, und ich's nicht richtig aufgefaßt hätte," erwiderte Fränzi hastig, und blickte dem Meister fragend in's Gesicht.
„Wenn sich deine Worte bestätigen, mein Kind, so kannst du außer Sorge sein, niemand soll dir ein Leid zufügen können," beruhigte Spölling das erregte Mädchen, und nahm die Briefe in Empfang.
Fiänzi suchte aus dem Mienenspiel des Lesenden die Bestätigung des von ihr Gesagten zu erraten. Aengstüch harrenden Blickes stand sie vor ihm, ihr Herz klopfte hörbar, dann, als Spölling kopfschüttelnd und mit dumpfer Stimme murmelte: „Es ist doch ein infamer, gottvergessener Betrüger." frug Fränzi hastig: „Nicht wahr lieber Meister Spölling es ist so, wie ich Euch sagte?"
„Ja, meine Tochter, du hast dich nicht geirrt. Schon dieser eine Brief reicht aus, den Schurken, der meinen ehrlichen Martin auf die Folter lieferte, zu entlarven."
Spölling überzeugte sich noch von dem Inhalte der übrigen Briefe, dann legte er alles wieder zusammen, und ließ sich von Fränzi ausführlich die Umstände berichten, unter welchen sie in den Besitz derselben gelangt war.
„Du bleibst vorläufig in meiner Behausung", begann Meister Spölling mit väterlichem Wohlwollen, nachdem Fränzi alles erzählt hatte. „Man wird dich heute bei mir nicht suchen, und morgen, jenun dann werden wir wohl sehen, wie sich die Sache ordnen läßt." Die überraschende Bestätigung längst gehegter Vermutungen, regte den alten
Spöllmg außerordentlich aus, und er hatte Mühe, sich die zunächst em- zuleirendeu Schritte reiflich zu überlegen.
Das ehemals Unerklärliche lag nun vor ihm enträtselt. Kein Zweifel konnte mehr obwalten, der vornehme Herr Steffens hatte einen ruchlosen Streich begangen, dessen bedauernswertes Opfer Martin geworden war. Aus den, durch Fränzi's Uebermittelimg, jetzt in Spölling's Hände geratenen Briefen, war es ganz klar ersichtlich, daß von Herrn Steffens, auf einer Reise — wie dieser ja damals auch angegeben — in Köln ein Armband angekauft worden war. Allein er hatte gegen Hinterlegung des Wertes für diese Gegenstände, zwei einander ganz i ähnliche Exemplare — von denen sich das eine nur dadurch unterschied, daß an Stelle der vier größten Brillanten unechte, diesen aber täuschend ähnliche Steine eingesetzt waren und deshalb einen bedeutend niedrigeren Wert hatte — unter der Bedingung entnommen, nur ein Armband fest zu kaufen und das andere nach der zu Haus stattgefundenen Wahl wieder heimzuschicken; wogegen Herrn Steffens der dafür erlegte Preis zurückerstattet wurde.
Die äußere Umhüllung des Etuis dieser beiden Armbänder war ohnehin eine ganz gleichmäßige und ein Unterschied darin selbst vom aufmerksamsten Beobachter nicht zu bemerken gewesen. Nur dadurch war es Steffens möglich geworden, den alten Meister Spölling zu täuschen.
Mit beiden Armbändern in der Tasche, war der intrigante Kaufherr damals in das Geschäftslokal des alten, arglosen Goldschmieds getreten, und hatte bei Erteilung des Auftrags behufs Gravierung einer Widmungsschrtft das kostbarere, echte Juwel vorgezeigt. Während er nun mit Meister Spölling sich über dessen Waren unterhielt und sich mehrere? vorlegen lieg, hatte es Steffeas gat genug anzufangsn gewußt, unbemerkt das, aus dem Ladentisch befindliche Etui mit Inhalt