der Osnabrücker Taubstummenanstalt war, soll sich in seiner früheren Stellung gegen ihm anver- traute taubstumme Mädchen schwer vergangen haben. In wie weit sich dieser Verdacht be­stätigen wird, bleibt der wetteren Untersuchung Vorbehalten.

* (Schlau.) Es ist niemand so klug, er findet immer noch einen, der ihmüber" ist. Die Wahrheit dieses Satzes sollte dieser Tage ein in umliegenden Kreisen von Fulda bekannter Geschäftsmann erfahren. Derselbe hatte einem Bauer auf Borg eine Kuh verkauft, konnte aber trotz eines obsiegenden Urteils gegen denselben weder in Besitz des Geldes für dieselbe noch durch Pfändung, da die Kuh das einzige Stück Vieh des Käufers, also unpfändbar war, sich dieselbe wieder arteignen. Nun mußte ein schlaues Stückchen helfen. Unter allerlei Manövern wurde dann dem Bauer eine alte Ziege als Geschenk in die Hände gespielt, und nunmehr stand der Pfändung der Kuh nichts mehr im Wege, wozu denn auch der Verkäufer unverweilt schreiten ließ. Aber wer beschreibt sein Er­staunen, als er nun wieder als einziges Stück Vieh die Kuh vorfand. Die Ziege hatte man verspeist!

* Breslau. Als die 17jährige Tochter des Parkwärters Gluche am 29. v. abends 7 Uhr sich in den Hof der elterlichen Wohnung begab, um am Brunnen Wasser zu holen, er- hielt sie von der Hand eines Meuchelmörders einen Schuß, der ihr am Rücken dicht am linken Schulterblatt in den Oberkörper drang. Das Mädchen brach an der Stelle lautlos zusammen und gab seinen Geist auf. Der That ver­dächtig erschien der 2ljährige Schnhmacherge- selle Franz Roch. Derselbe wurde am nächsten Morgen in den Anlagen der Rennbahn bei Scheitnig entseelt vorgefunden: er hatte durch einen Revolverschuß seinem Leben selbst ein Ziel gesetzt« Roch hatte in letzter Zeit wieder­holt versucht, mit der jetzt Ermordeten ein Liebesverhältnis anzuknüpfen, war jedoch von den Ettern des Mädchens hieran gehindert worden.

* Von dem Schöffen«; ericht zuHirschberg i. Sch. wurde wegen Verfälschung von Milch durch Zusatz von W ffer (auf 17 Liter Milch 3 Liter Wasser) die Frau Gutsbesitzer Friedrich aus Cunnersdorf zu einer Gefängnisstrafe von 1 Monat verurteilt.

* Föhr. Gewiß ist es eine Seltenheit, daß ein Dorf in dem langen Zeitraum von fast 150 Jahren nur drei Lehrer gehabt hat. Das Dorf Oevenum, das größte der Insel Föh- kann sich dieser Seltenheit rühmen. Von 1740 lls 1793 war Arfst Hansen daselbst Lehrer. Er unterhielt beständig eine Schifffahrtsschule. Auf ihn folgte der frühere Schiffskapitän Jann Jannsen Bakker, der ihm schon seit 1777 bei­gestanden hatte. Bei seiner Pensionierung 1842 wurde Störensen, der schon seit 1839 daselbst als Substitut angestellt gewesen war, sein Nack­folger. Herr Störensm. der in dickem Mona«

sein 70. Lebensjahr vollendet, arbeitet noch in dieser Schule.

* In Köln fand am Samstag ein Duell zwischen einem Hauptmann und einem dortigen angesehenen Kaufmann statt, wobei der elftere einen tötlichen Schuß in den Unterleib erhielt. Veranlassung zu dem Duell gab eine schwere Kränkung, welche dem Kaufmann seitens des Hauptmanns in seiner Hausehre widerfahren war.

Ausland.

* Meran. Am 26. v. wurde in Meran die Gedenktafel an dem Hause enthüllt, in wel­chem Andreas Hofer am 28. Januar 1810 nach seiner Gefangennahme vor einem französischen General sein erstes Verhör bestand. Es ist auf­fallend, daß man in Tirol erst seit einigen Jahren sich wieder auf seinen Nationalhelden zu besinnen angefangen hat; wohl länger als ern Menschenalter hörte man kaum nur hier und da von ihm sprechen, geschweige denn, daß sein Andenken durch irgend eine öffentliche Feier wachgerufen worden wäre.

* Westafrika scheint mehr und mehr der Zielpunkt für Europa zu werden. Nachdem Frankreich, Deutkch.and und später auch Oester­reich Expeditionen dahin entsendet haben, kann auch Italien nicht mehr zurückstehen. Wie aus Rom gemeldet wird hätte die Regierung auf Antrag des Ministers des Aeußeren Mancini beschlossen, die FregatteGaribaldi" und dm AvisodampferVespucci" nach der Westküste Afrikas zu entsenden. Die Fregatte soll Jn- spektionsfahrtm, entlang der Küste, machen, während derVespucci" an der Kongomün- dung stationiert bleiben un) später nach Süd­amerika gehen soll.

* In Paris sind Gerüchte verbreitet, die Regierung habe beunruhigende Nachrichten, so­wohl vom Kriegsschauplätze in Tonkmg, als von jenem in China erhalten, mit deren Ver­öffentlichung sie zurückhalte. DerNational" bringt ein Telegramm aus Hongkong, wonach in Tientsin ein Aufstand ausgebrochen sei, durch welche., der dortige französische Konsul Rtstel- hnber mit seinen Beamten gezwungen wurde, die Stadt zu oerlassm. Derselbe habe sich nach Shanghai geflüchtet.

* Brodtaxe inParis. Eine Versammlung, der nahezu sämtliche 1800 Bäcker von Paris anwvhnten, nahm den Bericht der Delegirtm entgegen, welche beim Handelsminister Audienz hatten. Der Minister erklärte ihnen, wenn sie mit dem Brotpreise nicht freiwillig herunter­gingen, werde er am 6. November die Brot­taxe wieder einführm. Die Versammlung be­schloß nahezu einstimmig, Widerstand zu leisten und lieber zu striken, als das Brot billiger abzugeben.

* London, 3. Nov.Times" erfährt, der Khedive telegraphirte am Sonnabend an die Königin und den Prinzen Wales die ihm zuge­gangene Nachricht, daß Khartum in die Hände der Aufständischen aefallm und Gordon der

schickte. Dubois soll die Annahme des Duells verweigern, angeblich weil ihm Schwenninger nicht satisfaktionsfähig erscheine.

* München. Wie derBayr. Kur." hört, sollen zur Zeit in Bayern sich gegen 400 Brauer wegen Anwendung von Zusätzen bei der Bierbereitung in Untersuchung befinden.

* Landau, 1. Nov. Der von dem prak­tischen Arzte Dr. M. Stöpel im Duell erschos­sene Premierlieutenant Degelmann wurde gestern unter großer Beteiligung der Bevölkerung beer­digt. Die Aufregung ob dieses Vorfalles in hiesiger Stadt ist immer noch eine hochgradige; die Stimmung geht allgemein gegen Dr. Stöpel, der als ein leidenschaftlicher Karakter geschildert wird. Derselbe soll wegen Duellgeschichten schon dreimal Festungsstrafen abgebüßt haben. Sein unglückliches Opfer, Premierlieut. Degelmann, ein 38jähr. Herr, der bald zum Hauptmann befördert werden sollte, erfreute sich des besten Rufes. Ueber die Ursache des Duells kursieren verschiedene Lesarten. Von einem Ohrenzeugen wird der Pf. Post, der wir diesen Bericht ent­nehmen, der Hergang wie folgt geschildert. Am Abend vor der That spielte Dr. Stöpel mit einer Gesellschaft Karten, während Degelmann ruhig zusteht. Stöpel will bemerkt haben, daß im Spiele betrogen worden sei und läßt sich hierüber in schroffen Worten aus. Der beim Spiele nicht beteiligte Degelmann sagt darauf, daß dies unter gebildeten Menschen nicht Vor­kommen könne und machte schließlich eine Be­merkung über die schroffe Art des Dr. Stöpel. Es entsteht ein Wortwechsel, in welchem Stöpel stets herausfordernd vorgegangen sein soll und auf beiden Seiten fallen beleidigende Aeußer- ungen. Den andern Morgen fordern sich die beiden Teile gegenseitig und in' wenigen Sinn den war dieser Ehrenhandel auf so traurige Werse beigelegt. Dr. Stöpel selbst ist ins Aus­land geflüchtet, von wo aus er eine schon vor Monaten angenommene Stelle als Schtffsarzt auf den holländischen Besitzungen in Asien an- treten soll. Der Vater des Dr. Stöpel hat in den letzten Jahren 2 Söhne als Opfer des un­seligen Duellwesens verloren und nun reihte sich zur Erinnerung noch dieser weitere Fall hinzu. Wann wird hier endlich einmal Wandel ge­schaffen?!

* Einen eigentümlichen Fall von Erblindung hat der fürstliche Augenarzt Herzog Karl Theo­dor im Distriktskrankenhause zu Tegernsee konstatiert. Der Betreffende, noch in den besten Jahren, war sehr vollblütig und bekam häufig Nasenbluten. Nun blieb dies in den letzten Monaten aus, was zur Folge hatte, daß eine kleine Arterie sprang und das Blut auf di Sehnerven drückte, so daß innerhalb 3 Mal 24 Stunden eine leider unheilbare Erblindung cintrat.

* Hildesheim. Der 56 Jahre alte Direktor der hiesigen Taubstummenanstalt, E. Rößler, ist plötzlich verhaftet worden. Rößler, welcher vor etwa 6 bis 7 Jahren Direktor

Des Wewwirls Wchlerkein.

Originalerzählung von Rich. Bach mann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Als Meister Spölling das letzte Schreiben Martins, beantworten wollte, ging er zuvor ins Schiffhaus und befragte sich heimlich bei Frau Kathrinen, was er wohl heute über Lenis Befinden sagen könne.

Einem leichtfertigen Burschen", schloß Meister Spölling,fiel's gewiß nach sieben Monden längst nimmer ein, nach einer Jungfer zu fragen, die er früher einmal gern gehabt. Aber ihr wißt's noch selber, Frau Scharffenbergin, was für ein kreuzbraver Mensch der Martin ist, und ich glaub's ihm schuldig zu sein, einen rechten Bescheid zu geben.

Das gute Kind", weinte Frau Kathrine,glaubt schon selbst nicht mehr an ein Aufkommen und erst vergangenen Sonntag, als das Kirchengeläut' so recht feierlich herübertönte und Leni mit müdem Blick für sich denken mochte,nicht lange mehr und das Geläut gilt mir," da sagte sie mit matter Stimme, was ich ihr noch zu Lieb thun sollt'."

Wenn er noch einmal schreibt, daß Jhr's wißt, wohin ihn all­weil das Schicksal getrieben, schickt ihm das güldene Ringlein, das ich in meinem Schmuckkästlein aufgehoben habe, es ist mit roter Seite um­wickelt, und Mütterlein, laßt ihn meinen letzten Gruß wissen."

Frau Kathrine war fromm und treu und sie hätte sich der Sünde gefürch­tet, wenn sie dem totkranken Töchterlein diesen Wunsch nicht erfüllt haben würde. Mit verweintem Aug und einem schweren Seufzer hatte sie dem Meister Spölling das Ringlein eine sich selbst umwindende Schlange mit gelbem Stein, worin ein kleines Herz gegraben war gegeben.

Der alte Spölling erfüllte dann seinen Auftrag und hatte Martin in seinem Briefe bemerkt, daß Leni gewiß schon nicht mehr unter den Lebenden weile, wenn er den letzten Gruß von ihr lesen würde.

Wie ganz anders sollte es aber kommen!

Seit jenen kritischen Tagen waren drei Monate in das Meer der Ewigkeit geflossen und heute erquickte sich Leni an den warmen Strahlen der Sonne und dem Dufte der würzigen Frühlingsblumen. Frau Kath­rine saß ihr zur Seite, mit liebevollem Lächeln betrachtete sie das blaffe Töchterlein.

Leni sprach nur wenig, ihre Stimme war noch äußerst matt, aber wo ihre Gedanken weilten, während sie innig die kleinen Maiglöckchen betrachtete, konnte sick's die Mutter vielleicht denken?

O gewiß, nur hütete sie sich, die alte Wunde wieder anfzureißen, daß sie ein Wörtchen, welches daran erinnerte, verlauten lassen sollte.

Hatte doch selbst der wohlmeinende Arzt dem Peter Scharffenberg geraten, zuvörderst noch eine Zeitlang nichts von Herrn Steffens zu reden, wenn Lmi es hören könnte, und die Besuche des Kaufherrn mußten ebenfalls auf Wunsch des Arztes unterbleiben, bis Leni völlig genesen sei.

Seit Spöllings letztem Briese hatte Martin nichts mehr von sich hören lassen und Frau Kathrine war's recht zufrieden, sie hätte es sonst doch verheimlichen müssen, wenn sie nicht unvsrantwortlicherweise neue kaum beseitigte Gefahren heraufbeschwören wollte. Sagte doch die vor­sichtige Mutter lieber eine Unwahrheit, als Leni darnach fragte, wem heut' das Grabgeläute gelte, welches jetzt vom Kirchlein herüberklang, als daß sie den Namen Steffens ausgesprochen hätte, dessen Vater heute zur ewigen Ruhe bestattet wurde und dem Vater Scharffenberg das letzte Geleit gab.

Auch die kleine Fränzi folgte dem Sarge. Ihr war der Ver­storbene immer freundlicher erschienen, als der junge Herr Steffens, dessen