Gefangene -es Mahdi sei. Auf telegraphisches Ersuchen wiederholte der Khedive am Sonntag früh diese Nachricht nochmals.
* In dem Star-Theater zu Glasgow entstand Samstag abend infolge Feuerlärms und der dadurch hervorgerufenen Bestürzung ein großes Gedränge, in welchem 16 Personen getötet und 12 verletzt wurden.
* Die Fischer an den Küsten von Aork und Cleveland verweilen oft Wochen lang auf dem Meere, ohne ans Land zu fahren. Da haben nun die Holländer komfortabel ausgestattete Dampfschiffe zu eigentlichen Wirtschaften eingerichtet und führen den allen Unbilden der Witterung ausgesetzten Fischern Wein, Bier, Spirituosen, Tabak re. zu. Diese Schiffe folgen der Schtfferflotille, und tauschen ihre Waren gegen die Beute der Fischer ein. Auf offenem Meere werden Orgien gefeiert wie in den Hafenstädten des Königreiches. Der Lord-Mayor von London hat nun, um dem unheilvollen Wirken dieser schwimmenden Wirtschaften zu begegnen, Schiffe ausgerüstet, die mit Bibliotheken, Lssesälen, Predigern rc> ausgestattet sind, io daß man auf offenem Meere auf einem Schiffe Tanzmusik und dem anderen fromme Vorträge hören kann.
* Der republikanische Präsidentschafts-Kandidat in den Ver. Staaten, Mr. Blaine, hat seine sechswöcheniliche Agitationsreise beendet. Er ha; auf derselben 15 000 Kilom. zurückgelegt und täglich 10—29 Reden gehalten. Am Dienstag sprach er 18mal. Wo wäre in Deutschland ein solcher Wahlkandidat zu finden, der eine solche Leistung vollbrächtet
* Washington, 8. Novbr. Die Schuld der Vereinigten Staaten hat im Monat Oktober um 18110000 Dollars abgenommen. Im Staatsschätze befanden sich Ende Oktober 434 010000 Dollar.
* Chicago. In Chicago kam in einer Z garrenkistenfabrik Feuer zum Ausbruch, welches so rasch um fick griff, daß in kurzer Zeit das ganze Etablissement in Flammen stand. Die Arbeiter versuchten, durch die Fenster auf die Straße zu springen und sich auf diese Weise zu retfin. Lttder fanden dabei zwanzig Mädchen den Tod. Fünfzig Personen wurden schwerverwundet vom Platze getragen.
* (Wie man in Amerika annonciert.) Das New-Yorker Blatt .The World" (D.e Welt) hatte Grund, Sonntag- den 5. Okt. als einen besonderen Festtag zu feiern. Die Auflage des Blattes überschritt an diesem Tage die Zahl von 115,170 Exemplaren. Das Blatt erschien in zwölf Bogen Großfolio, hatte 71 Spalten Inserate und tu diesen 2256 verschiedene Annoncen.
G««der »»N Verkehr.
* Stuttgart, 3. Nov. (Landesproduktenbörse.) Das herbstliche Wetter dauert fort, ohne daß wir bis heute einen Reif gehabt haben, was außerordentlich günstig für die spät
gesäeten Wintersaaten ist. Im Grtceidever- kehr hat sich die feste Stimmung erhalten, jedoch sind die Preise nicht weiter in die Höhe gegangen. Die letzte Preissteigerung hat ihren Ursprung darin, daß in Folge des knappen Wafferstandes die Rheinfrachten erheblich gesteigert wurden, und da dieser Zustand noch fortdauert, so konnte auch heute von einer Preisermäßigung nicht die Rede sein. Auf dem Hopfenmarkte ging es sehr still zu. Unsere Börse war mäßig besucht, dagegen die Geschäftsabschlüsse von ziemlichem Belang mit vollen vorwöchigen Preisen.
Wir notieren per 100 Kilogr.:
Waizen bayer. dto. serb. . . dto. Red winter . dto. russ. Sax. Gerste bayer. . .
dto. Ungar. . . Haber . . . .
18 M. 25 bis 19 M 18 M. — bis — M 18 M. 70 bis — M
17 M. 80 bis — M
18 M. 50 bis — M
19 M. 20 bis — M 13 M. — bis 13 M
50
s-.)
* Stuttgart. 3. Novbr. (Mehlbö Das Geschäft hat sich abermals nicht verändert! und beschränkt sich dasselbe auf den nötigen Bedarf, welcher aber rmmer noch nicht umfangreicher geworden ist. Au heutiger Börse find von mländ. Mehlen 1150 Sack als verkauft zur Anzeige gekommen zu folgenden Preisen: per Sack von 100 Kilogramm, Brutto für Netto, bei Abnahme größerer Posten:
Mehl Nr.
0
. . 30
M.
— bis
32
M. -
Nr.
1
. . 28
M.
— bis
29
M. 50
Nr.
2
. . 26
M.
— bis
27
M. 50
Nr.
3
. . 24
M.
— bis
25
M. 50
Nr.
4
. . 19
M.
50 bis
21
M. 50
In ausländ.
Mehlen i
wurden 280
Sack ver-
kauft.
Nagold, den 1. November 1884.
Neuer Dinkel. . .
6 45
6 22
5 60
Kernen.
— —
8 80
—
Haber.
6 25
6 09
5 80
Gerste .....
8 40
7 95
7 70
Mühlfrucht . . . Bohnen. ....
— —
8 —
—
7 —
6 87
6 70
Weizen .....
9 -
8 80
8 60
Roggen ....
—
8 30
—
Calw, den 1.
November 1884.
Kernen.
8 60
8 56
8 50
Dinkel neu . . .
6 60
6 40
6 30
Haber alter . . .
6 50
6 32
6 20
Freudenstadt,
1. November 1884.
Waizen.
9 25
9 18
9 10
Kernen.
9 70
9 60
9 50
Haber.
7 30
6 85
6 40
Ackerbohnen . . .
— —
8 —
—
Linsen .....
—
10 50
—
* Die Weinlese am Rhein übersteigt dieses Jahr alle Erwartungen. Der gewonnene Wein ist vorzüglich und wieitt in den meisten Fällen über 90 Grad. Der Segen der Weinberge ist ein so reicher, daß wohl, wenn nicht bald viele Verkäufe abgeschlossen werden, Fässermangel eintritt.
Vermischtes.
* (Ueber ein einfaches Mittel bei Verwundungen) bringt der .Bauernfreund* folgende Mitteilung eines Lesers: .Wir lesen öfter von Vorfällen in der Zeitung, wo Leute in rostige Nägel getreten oder sich auf andere Weise kleine Wunden beigebracht haben, die anfangs für unbedeutend gehalten und unbeachtet geblieben sind, aber endlich die Mundsperre und den Tod verursachten. Es scheint leider nur wenig bekannt zu sein, daß es ein einfaches Mittel gegen solche Uebel gibt, das, wenn rechtzeitig angewendet, unfehlbar ist. Es besteht darin: Man räuchere die Wunde mit brennender Wolle oder mit einem brennenden wollenen Tuch. 20 Minuten in dem Rauch von Walle wird die Schmerzen der schlimmsten Wunde nehmen und wenn es einigemal wiederholt wird, wird es die schlimmste Art Entzündung ans der wehesten Wunde heransnehmen. Die Leute mögen aber das Alte-Weibermittel spotten, so viel sie wollen, aber, wenn sie in Gefahr sind, laßt sie es nur probieren. Dasselbe hat viele Schmerzen gelindert, manches Leben gerettet und ist wert, in Buchstaben von Gold in jeder Familie aufgehängt zn werden."
* (Die Gerber und die Cholera.) Man will in alter und neuer Zeit beobachtet haben, daß Gerber hieb- und stichfest gegen die Cholera sind. In Städten, in denen die Cholera maffen- weis Opfer forderte, blieben nur die Stadtteile frei oder doch fast gänzlich verschont, rn denen die Gerbereien sich angested.lt haben. Es müßten also Gerbsäure und Gerbextrakc Schutzmittel gegen die Cholera sein.
* (Friedrich der Große) suchte nicht nur die Geistlichkeit, sondern auch Gelehrte durch unerwartete Fragen in Verlegenheit zn bringen. So legte er einst der Akademie die Frage vor: „Warum giebt ein mit Champagner gefülltes Glas einen reineren Klang, als ein mit Burgunder gefülltes?" Professor Sülzer antwortete im Namen der übrigen Mitglieder: Die Mitglieder dec Akademie sind bet ihren geringe« Besoldungen außw stände, so kostbare Versuche anznstellen.
* (Verlorene Liebesmüh.) Der verstorbene Reichhardt, der Komponist des Liedes. .Was ist des Deutschen Vaterland?" übe-nach;eie einmal in Magdeburg in einem Gasthofe, dessen Wirtin am folgenden Morgen tief knixend bet ihm erschien und sich fortwährend für die hohe, ihr wiederfahrene Ehre bedankte. In seiner kurzen, fast barschen Weise lehnte Reichhardt diese Dankesbezmgnngen als nicht zutreffend ab, bis er erfuhr, daß ihm sämtliche Magdeburger Gesangvereine in aller Frühe ein Ständchen gebracht hätten. Es stellte sich nun heraus, daß Reichhardt von dieser Ehrenknndgebung, welche die halbe Stadt in Aufregung versetzte, keine Ahnung hatte. Er erfreute sich eines so gesunden Schlafes, daß er von dxm ganzen Siärdchcn nicht einen Ton gehört hatte.
Für die Redaktion verantwortlich: W. Rieker Altensteig.
stoizes kaltes Wesen sie stets mrt geyeuuen Grauen erfüllte, me oaourcy nrcht verringert wurden, daß ihr die seltsame Geschichte jenes verhängnisvollen Armbandes nicht unbekannt geblieben, in welcher Martin, ih; Retter aus Todesgefahr, so schmerzliche Erfahrungen gesammelt hatte.
Mit dem heutigen Tage ereignete es sich aber, daß Fränz! Herr Steffens mit Abscheu und Entsetzen betrachtete, und sie wußte nicht, ob sie vom Kirchhofe wieder in das vornehme Haus düsteren Schweigens zurückkehren oder entfliehen, und einem rechtschaffenen Menschen ihr Geheimnis anvettrauen sollte.
Durch den Todesfall des alten Kaufherrn hatte Herr Steffens viel Papiere und Briefschaften zu ordnen gehabt, und in dem Privatzimmer des jungen Herrn gab es nun durch solche Beschäftigung erzeugten Staub und Schmutz zu säubern.
Ein Wandschrank, dessen Inhalt meistens aus aufbewayrten Korrespondenzen bestand, war geräumt worden und sollte nunmehr einem anderen Zwecke dienen. Fränzi mußte denselben rein fegen. Auf dem obersten Brett fand sie noch einige liegen gebliebene und zu einem Pack chen zusammengebundene Briefe, in einem bunten, äußerlich leicht kenn baren Umschlag verwahrt. Sie war allein im Zimmer und somit ihrer Neugierde Gelegenheit geboten, diese zu befriedigen. M>t Leichter Müh; entfernte sie den vielversprechenden Umschlag. Als sie sich getauscht fand, und schon im Begriff war, das Päckchen herüber ans den Tisch zu legen, entfiel ihr einer der eingelegten Briefe. Franz! hob das Blatt auf. Kaum hatte sie den, von sehr leserlicher Hand geschriebenen Blies gelesen, so faltete sie mit zitternder Hand das Papier wieder zusammen. Fränzi glaubte ein furchtbares Geheimnis entdeckt zu haben und einen Augenblick stand sie ratlos vor dem Schranke; dann warf sie das Päckchen wieder an seinen vorigen Platz und ging die Thür des Zimmers zu öffnen.
Als sie sicy überzeugt, vatz sie von niemanden, wie sie fürcy:ete, durchs Schlüsselloch beobachtet werde, nahm das Mädchen die liegen gebliebenen Briefe zn sich und verbarg diese in ihre Tasche. Ihr ganzes Sinnen war nun mit dem Gegenstände ihrer Entdeckung beschäftigt, und während sie nun einmal hätte laut ausjubeln mögen, drückte sie den nächsten Augenblick die Last ihres Geheimnisses, die Furcht vor Herrn Steffens und die Besorgn's für ihre Zukunft fast zu Boden.
Sie trug die Briefe noch dei sich, als sie dem Zage des Grabgeleites sich angeschloffen hatte. — Wenn Fränzi noch unentschieden war, was sie mit ihrem Geheimnis beginnen sollte, so brachten die Worte des Geistlichen am offenen Grabe, ihren bereits zur Erwägung gezogenen Entschluß zw Reff--. —
Ans dem Rückwege vom Kirchhofe eilte Franzi zn Meister Spölling. Fast atemlos langte sie in dessen Wohnung an. Hastig zog sie die Briefe aus ihrer Tasche hervor, und übergab ste dem verwundert dareinblickm- een Alten mit den Worten:
.Da Meister Spöllmg lesteinmal, doch halt!" unterbrach sie sich schnell und zog die Hand wieder zurück, .versprecht mir erst, daß Ihr mich schützen wollt, denn ich fürchte die Rache des Herrn Steffens und ich mag keine Stunde mehr in dessen Haus zurück."
.Wunderliches Mädchen," versetzte Meister Spölling, .ich muß doch erst Wissen, um was es sich handelt."
.Ei du mein Gott, um nichts andres, als um das Armband Meister, um die Brillanten, die Euer braver Herr Martin, der mich ans dem Feuer geholt, bei euch gestohlen haben soll; cs steht alles haarklein in den Blitten.
(Fortsetzung folgt.)