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2 Der neue Reichstag.

Von den 397 Wahlkreisen, in welche die Wähler des deutschen Reiches verteilt sind, sind nur noch wenige mit der genaueren Bekanntgabe ibrer Resultaie im Rückstände. Die rückstän­digen Kreise gehören, wie vorweg bemerkt wer­den mag, größtenteils dem alten Besitzstände der Zentrumspartei und der Konservativen und dürften auch diesmal eine Majorität in diesem Sinne haben.

Von den 372 Kreisen, aus denen abschließende Meldungen vorliegen, haben nur 276 eine de­finitive Wahl vollzogen. In den übrigen 96 Wahlkreisen müssen noch Stichwahlen statt­finden; nach den Wahlen am 27. Oktober 1881 wurden, wie vergleichsweise bemerkt wer­den mag, 99 Stichwahlen notwendig.

Die stärkste Partei ist bisher die des Zentrums und wird es auch bleiben; bereits im ersten Wahlgange sind ihr 87 Mandate zuge­fallen und in 21 Kreisen hat sie ihre Kandi­daten in die Stichwahl gebracht. Bei letzteren stehen ihr 6 Deutschfreisinnige, 8 Nationalliberale, 2 Konservative, 2 Freikonservative, und 3 So­zialdemokraten gegenüber. Die hannöverisch, welfische Partei, deren Mitglieder fast in allen Fragen mit dem Zentrum Zusammengehen, hat in. ersten Ansturm nur 3 Kreise zu erringen vermocht, in 7 weiteren muß sie mit den Gegen­kandidaten in der Stichwahl rmgen. Auch die Polen gehen mit dem Zentrum meist Hand in Hand; dieselben haben bisher 15 Litze, stehen aber in 2 Kreisen noch mit Deutschfreisinnigen, in 4 mit Konservativen zur engern Wahl.

Die zweitstärkste Partei ist die der Kon­servativen. Im vorigen Reichstage hatten die­selbe 50 Mandate; jetzt haben sie bereits 57 uno stehen zudem noch in 29 Wahlkreisen zur engeren Wahl. Dabei stehen ihnen 21 mal deutschfreisinnige Kandidaten gegenüber, 4 mal Polen, 2 mal die Ultramontanen und 2 mal die Sozialdemokraten.

Die ihnen nahestehende freikonservative (deutsche Reichst) Partei hat Verluste zu ver­zeichnen und darf auch kaum hoffen, dieselben noch in der Stichwahl einzuholen. Im letzten Reichstage verfügte die Partei über 27 Sitze; diesmal hat sie sich nur 21 erobert und steht nur noch in 6 Kreisen zur Stichwahl; ihr stehen dabei 3 deutschfreisinnige und 3 Zen- trums-Kandidaten gegenüber.

Zwar kann die nationalliberale Partei mit ihren Wahlerfolgen zufrieden sein; indessen hat sie nicht den Zuwachs erfahren, den sie sich nach dem Heidelberger Programm versprechen zu dürfen glaubte, noch viel weniger hat sie sich zu ihrer früheren Größe (sie zählte s. Z. über 150 Mitglieder) emporzuschwingen ver­mocht. Im vorigen Reichstage zählte sie 45 Mitglieder. Bei den Wahlen hat sie es einst­weilen nur auf 40 Mandate gebracht, doch kommen nicht weniger als 55 ihrer Kandidaten in die Stichwahl. Ihre Mitbewerber find da­bei 25 Deutschfreisinnige, 9 Sozialdemokraten, 8 Zentrums mänuer, 5 Welfen 4 Konservative und 4 süddeutsche Demokraten.

Die letztgenannte, die sogen. Volkspartei hat vorläufig nur die beiden Kandidaten Payer und Maier durchgesetzt, steht aber noch in 6 Kreisen bei der Stichwahl 4 Nationalliberalen, 1 Deutschfreistnnigen und 1 Sozialdemokraten gegenüber (letzterem in Frankfurt a. M., wo­selbst es Sonnemann nur zur Stichwahl bringen konnte.)

Die Sozialdemokraten, welche bei der Wahl vor 3 Jahren im ersten Wahlgange nicht einen einzigen ihrer Kandidaten durchzusetzen ver­

mochten, siegten diesmal zugleich in 9 Kreisen. Dazu kommen sie noch in 24 Wahlkreisen zur Stichwahl, wo ihnen mehrere Siege von vorn­herein gewiß sind (Berlin, Nürnberg, Altona rc.) In 9 Fällen haben sie sich mit den Deutsch- freisinnigen, in 3 mit dem Zentrum, in 2 mit den Konservativen, in 1 mit den Welfen und in 1 (Frankfurt) mit den Demokraten zu messen.

Die Deutschfreistnnigen zählten nach der Verschmelzung des Fortschritts mit der liberalen Vereinigung im letzten Reichstage 98 Sitze. Die Hoffnung dieser Partei war darauf gerichtet, durch den Wahlkampf eine liberale Mehrheits­partei im Reichstag zu errichten. In nicht weniger als 197 Wahlkreisen hatten sie wirk­liche und außerdem noch in 53 Kreisen Zähl­kandidaten aufgestellt. Die Zeitströmung hat sich ihnen nicht als günstig erwiesen. Im ersten Wahlgang haben sie nur 31 Mandate zu er­ringen vermocht, stehen allerdings noch in nicht weniger als 63 Kreisen zur Stichwahl, in der sie gegen die Vertreter aller Parteien zu kämpfen haken: Gegen 21 Konservative, 25 National­liberale, 8 Sozialdemokraten, 2 Polen, 6 Ultra- montanen und 1 süddeutschen Demokraten.

Die eliässischen Wahlen sind in ihrer Tendenz unverändert geblieben. wahrend die Dänen einen ihrer beiden Wahlkreise verloren.

LKirsesmchnLlm.

* Calw, 2. Nov. Nachdem das Ergeb­nis der Neichstagsabgeordnetenwahl als zweifel­los bekannt war, erging vom hiesigen Stälin- schen Wahlkouute an die Komites der anderen 3 Oberämter eine Einladung zu gemeinschaft­licher Feier des Wahlsiegs. Demgemäß haben sich gestern nachm, von 4 Uhr an Komitemit- glieder und Freunde der Stälin'fchen Kandi­datur aus den Oberämtern Nagold und Neuen­bürg um den Erwählten selbst und seine Hie­sigen Freunde im Waldhornsaale hier zu einem Banket vereinigt. Die Herrenbcrger, welche einen weniger günstigen Etsenbahnanschluß haben, waren schriftlich vertreten; es wurde ihrer im Laufe des Abends mit einem Toaste gedacht. Gemeinschaftlicher Gesang von Vaterlandsliedern, Vorträge der Calwer Stadtmusik und eine Reihe Trinksprüche würzten die Unterhaltung, welche in heiterer Geselligkeit der Freude über den errungenen Sieg und gegenseitiger Mit­teilung oft recht humoristischer Wahlerlebnisse gewidmet war. ' Das erste Hoch wurde von dem bisherigen nun wieder gewählten Abg., Komm.R. Julius Stälin, in warm empfundenen patriotischen Worten auf Kaiser Wilhelm aus­gebracht und mit größter Begeisterung ausge­nommen. In buntem Wechsel folgten dann Trinksprüche auf das deutsche Vaterland, auf König Karl, auf Fürst Bismarck, auf den Ge­wählten, Stälin, auf das einige Zusammen­gehen der nationalen Parteien, auf die Stadt Calw, auf die auswärtigen Wahlkomites, auf den Vorstand des Calwer Wahlkomites, Fa­brikant Gustav Wagner, u. a. m. Es war ein schönes Fest, das nur zu bald durch die Abendzüge beendigt wurde. (Schw.M.)

* Freuden st adt, 3. Novbr. Vorgestern wurde in der Wirtschaft zum «Stern" dahier (Handwerksburschen-Herberge) dem Wirte ein Portemonnaie mit über 50 M. Inhalt gestohlen, ohne daß man eine Spur von dem Thäter hätte.

* Stuttgart, 3. Novbr. Die Abreise S. Maj. desKönig 8 zum Winteraufenthalt (Nizza) wird, wie man hört, um die Mitte dieses Monats stattfinden. Auch Ihre Maj. die Königin werde diesesmal gleichzeitig mit dem Könige dahin abreiseu.

* (Die württemb. Stichwahlen) finden statt: im 1. Wahlkreis zwischen *Scholt und von Tritschler am Montag den 10. Novbr.; im 3. Wahlkreis zwischen *Härle und Freiherr v. Ell­richshausen am Samstag den 8. Novbr. und im 4. Wahlkreis zwischen Landtags-Abg. *Schwarz und Oekonomie-Rat Burkardt schon Donnerstag den 6. November.

* Stuttgart, 3. Novbr. Am 2. Novbr. nachmittags 2 Uhr wurde die Leiche des Dr. A. Dulk von Untertürkheim zum Bahnhof ver­bracht, um gemäß dem Wunsch des Verstorbe­nen nach Gotha behufs der Verbrennung über- gesührt zu werden. Die freidenkerischen und die sozialdemokratischen Anhänger des Verstorbe­nen gaben dem Sarg das Geleite.

* Ulm, 3. Nov. Einen schönen Akt der Pietät vollzog lautU. T." gestern der hiesige Veteranen-Verein, indem der Vorstand desselben, Dreher, begleitet von Ausschußmitgliedern, einen Kranz auf das Grabdenkmal der hier be­grabenen 352 französischen Soldaten mit den Worten niederlegte:Heute an Allerseelen lege ich euch, ihr franz. Krieger, die ihr fern von der Heimat schlummert, namens des Veteranen- Vereins Ulm diesen Kranz auf eure Grabesstätte."

* Besigheim, 3. Nov. Am 30. v. Mts. kam ein 6jähriger Knabe, welcher von der Stiftungspflegc Heilbronn in einer Familie in Gemmrigheim untergebracht ist, hinter die Nuß- llqueurslasche und sprach derselben dermaßen zu, daß er Tags darauf an einem Gehirnschlag starb.

* (Verschiedenes.) Dem Gutspächter Stockwayer von Lichtenberg wurde in der Nacht vom 31. Okt. bis 1. Nov. eine Obsthütte bei Ncuwirtshaus angezündet und dadurch ein wert­voller Apfelbaum, unter welchem dieselbe ange­bracht war, sehr stark beschädigt. In der glei­chen Nacht wurden dem Christian Rittberger von Neuwirtshaus aus der Scheuer einige Bund Stroh entwendet, welche zur Entdeckung der Brandstifter führten. Die Spuren des entwen­deten Strohs führten in den Oberstenfelder Ge­meindewald. Dort hatten sich drei Stromer aus demselben ein Nachtlager bereitet, wurden daselbst verhaftet und nach Oberstenfeld ver­bracht. Im Partienzimmer auf dem Rathaus wußte übrigens einer dieser Gutedcl dadurch zu entkommen, daß er einen Feuerspritzenschlauch, der daselbst sich befand, um den Ofen band und sich durchs Fenster an ihm hinunterließ. Die zurückgebliebenen Vagabunden haben Brandstift­ung und Diebstahl sogleich eingestanden, wahr­scheinlich um Winterquartier beziehen zu können. In Eßlingen war der ledige Maurer Georg Veigel von Berkheim an dem Plafond eines Fabriklokals beschäftigt; er fiel herunter, wurde hiebei von einer Transmission erfaßt und ihm die Kleider vom Leibe gerissen; auch sonst trug er noch bedeutende innere Verletzungen da­von. JnUntertürkheim wurde der schon 3 Wochen vermißte Weingärtner D. im Neckar gefunden, in welchem er allem Anscheine nach den Tod gesucht hat. Der Tod seiner Frau scheint ihn zu dem beklagenswerten Schritt ge­trieben zu haben. In Großbottwar ist ein dortiger Küfer und Gemeindewaldschütze in den letzten Tagen mit Hinterlassung von Frau und Kindern nach Amerika verduftet.

Deutsches Reich.

* Berlin, 3. Novbr. Wie verlautet, hätte Professor Schwenninger, der von Bismarck be­günstigte R-ächsdoktor, dem Professor Dubois- Reymond eine Duell-Forderung geschickt, weck der letztere ihn bet seinem Antrittsbesuch nicht empfangen wollte, sondern die Karle zurück-