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Vs« der ödere« Nagold.
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1884.
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L Tie Kongo-Konferenz.
Bei dem überaus regen Interesse, welches jetzt alle Well an Wcstafrika nimmt, ist der Zusammentritt einer Konferenz wegen Regelung der Kongo Angelegenheiten von größter Bedeutung. Der Kongo durchströmt in großem Halbkreise Mittelairika und mündet an der Westküste mitten zwischen den deutschen Besitzungen Kamerun und Angra Pequena. Sianley hat das Verdienst, zuerst den Lauf des Stromes erforscht zu haben; er machte zu diesem Zwecke eine jahrelange überaus beschwerliche und gefahrvolle Reise quer durch Afrika. Durch seine Schilde» rungen bewogen, machte sich die europäische Spekulation die reichen und fruchtbaren Gegenden am unteren Kongo zu nutze; Handels- faktoreien und Ansiedelungen entstanden dort in großer Zahl und daraus entsprang ein förmlich geordnetes Staatswesen, das sogar schon ein stehendes Heer unterhält, um das Eigentum zu schützen und die umwohnenden Negerstämme, soweit dieselben sich feindlich zeigen, in Schach zu halten.
Der Lebensnerv des neuen Siaatsgebildes ist natürlich der Kongostrom selbst, dsr die Verbindung mit dem Meere und dadurch mit dem Welthandel ermöglicht. Nun erhoben die Portugiesen, unterstützt von den Engländern Anspruch darauf, Eigentümer des Gebiets am Ausflusse des Kongo zu sein. Wäre dies überaus zweifelhafte und längst verjährte, weil nie ausgeübte Besttzrecht anerkannt, so könnte Portugal sich eine recht ergiebige Einnahmequelle durch Errichtung von Zollschranken schaffen. Dieser Umstand, sowie der andere, daß Frankreich und England lüstern sind, das ganze Gebiet der Kongogesellschaft unter ihre Botmäßigkeit zu bringen, womit natürlich die übrigen Mächte nicht ohne weiteres einverstanden sind, haben den Gedanken nahegelegt, die Rechtsfragen auf einer internationalen Konferenz zu regeln, die demnächst zusammentreten soll.
Ueber die Vorschläge, welche der Konferenz gemacht werden sollen, hat sich Deutschland mit Frankreich bereits geeinigt. In dieser Mel düng liegt ein gewaltiger Umschwung der Verhältnisse gekennzeichnet. So sehr sich auch einzelne französische Zeitungen gegen die Thatsache verschließen wögen, sie läßt sich nicht mehr läugnen: In richtiger Würdigung der thatsäch- lichen ^Verhältnisse hat das Ministerium Ferry die kühle Zurückhaltung früherer französischen Kabinette Deutschland gegenüber aufgegeben und sich mit der Reichsregierung zu gemeinsamem Handeln bei gemeinsamen Interessen verbunden. Ein anderer wesentlicher Fortschritt gegen früher besteht darin, daß man Fragen von allgemeiner Natur jetzt immer erst auf Konferenzen und Kongressen zu erörtern und zu regeln sucht und nicht gleich mit Kanonen vorgeht. Drittens aber zeigt sich die großartige Entfaltung der deutschen Staatskunst darin, daß Deutschland beute eine Konferenz zusammenruft und darin den Vorsitz führt in einer Sache, die vor zwanzig Jahren noch dem deutschen Gesichtskreise gänzlich entrückt war. Was hatte Deutschland vor zwanzig Jahren in fremden Weltteilen zu suchen? Damals waren die Hamburger und Bremer Kaufleute in überseeischen Ländern nur geduldet.
Indem Deutschland den zwischen Portugal und England geschloffenen Vertrag wegen der Kongomündungen nicht anerkannte, hat es Frankreich, gegen welches in erster Linie die
Spitze jenes Vertrages gerichtet war, den größten Dienst geleistet. Die Vorschläge, welche Deutschland in Gemeinschaft mit Frankreich der Konferenz unterbreiten will, bezwecken die Feststellung der Freiheit des Handels für alle Nationen, in den Stromgebieten der großen Flüsse, welche aus dem Innern Afrikas nach der Westküste dieses Erdteils fließen. Damit ist den Erwerbungen, welche Frankreich in diesen Gebieten gemacht Hot oder noch machen will, erst Wert und Bedeutung gesichert. Es ist also in der Tbat ein großes gemeinsames Interesse, durch welches Deutschland und Frankreich zusammengeführt, und zu einem gemeinschaftlichen Auftreten verbunden werden. Das Verdienst der deutschen Staatskunst aber besteht darin, auf die herrenlosen Gebiete eines zukunftsreichen Weltteiles die Hand gelegt zu haben, als es noch Zeit war, und zweitens dann, unbeirrt durch die Abneigung Frankreichs das gemeinsame Interesse zur Erkenntnis gebracht und die Bereitwilligkeit der französischen Regierung bewirkt zu haben, den gemeinsamen Vorteil durch gemeinsames Handeln zur Geltung zu bringen.
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* Altensteig, 15. Okt. Der zu bedauernde stete Abschlag des Getreides und die dadurch herbeigeführte Unlohnbark-it des Anbaus desselben hat doch auch eine gute Seite, indem der Landwirt dadurch angeregt wird, sich nach lohnenderen Verdienst-Quellen umznsehen. Solche werden wirklich vielfach gesucht in der Pflanzung von Kratzen, welche in der Tuchfabrikation Versendung finden; in der Anlage von Weiden- kulturen, von Hopfen- und Obstgärten; iodann legt man fick mit großem Eifer auf vermehrten Futterbau (unter Zuhilfenahme des Kunstdüngers) ; auch dem Anbau von Kartoffeln wird durch Einführung von guten und fruchtbareren Sorten erhöhte Aufmerksamkeit zuteil. Es ist doch recht erfreulich, wenn man hört, dieser hat aus V 2 Viertel-Morg. Kratzen-Vflanzung 70 M. erlöst; jener aus seinem Obstgute 500 bis 600 Mark; ein anderer aus Hopfen (I 0 0 s, Spielberg) 1200 Mark u. s. f. — Mitteilenswert ist es ebenfalls, daß Hr. Traubenwirt Sailer hier von einer versuchsweise be zogenen Kartoffelsorte (Belfortcr), von welcher voriges Jahr 7 Pfund gesetzt wurden, Heuer schon einen Ertrag von 10 Zentnern erzielte. — Angesichts solcher schönen Erfolge werden immer mehr Landwirte aufgemuntert, sich einer rationelleren Bewirtschaftung ihres Gutes in die Arme zu werfen, was mit Genug- thuung zu verzeichnen ist, denn es ist das der anerkennenswerteste Fortschritt. Schließlich glauben wir noch bemerken zu sollen, daß die Steuern und Abgaben sich gleich bleiben, ob aus einem Grundstück ein kleiner oder größerer Ertrag erzielt wird; es ist dies gewiß auch ein Umstand, der von Säumigen beachtet zu werden verdient.
* Nagold, 11. Oktbr. In der Zeit von 8 Tagen der 3. Brandfall tm Bezirke! In den ersten 2 Fällen blieb die Entstehungsursache (Brandausbruch immer in der Scheuer) bisher unermittelt, im letzten neuesten Fall (Brand eines ansehnlichen Wohnhauses mit Scheuer unter einem Dach in Walddorf), dagegen wurde ermittelt, daß der 6jährige Sohn des Gebäudebesitzers ein Feuerle machen wollte und dabei der mit Stroh angefüllten Futterkammer so nahe kam, daß der etwa 30 Schritte vom Haus mit Mähen beschäftigte Vater nur noch die Aufgabe erfüllen konnte, Feuerlärm zu machen, da er selbst sich h lflos sah, die lichter
loh durch das Garbenloch schlagende Flamme zu dämmen. Die rasch zur Stelle gekommene in jüngster Zeit neu organisierte Feuerwehr hat ihre Feuertaufe richtig bestanden, indem sie das in nächster Nähe gelegene Rathaus so beschirmte, daß demselben nicht einmal eine Brandspur anzusehen war. Bet diesem ^rand sowohl, wie auch bei dem letzten in Effringen (wo 3 Häuser und 4 Scheuern verbrannten), welcher Brand sehr gefahrdrohend tr-, r, kam je bei der betr. Einwohnerschaft sehr zur Würdigung, daß der Bczirksbeamte, Oberamtma n Güntner, stets mit Nachdruck darauf bedacht war, gute Feuerlöschgerätschaften und richtig disziplinirte Feuerwehren zu schaffen. In Effringen z. B. hieß es: „Wenn wir die neue Spritze nicht gehabt hätten, läge ein weiteres Häuserviertel in Asche" und in Walddorf: „Wenn die neue Feuerwehr nicht gewesen, so wäre das Rathaus mitvei- brannt." Bedauerlicher Weise ist derGebäude- besttzer in Walddorf mit seinem Mobiliar gar nicht versichert. Derartige Brandfälle dienen in verschiedenen Hinsichten als warnende Exempel.
Calw, 13. Okt. Am letzten Freitag wurde in der Sitzung des Ausschusses des landwirtsch. Bezirksvereins Herrn Schull. Alber in Liebelsberg der Septemberpreis, der ihm von Sr. Majestät dem König „für sein erfolgreiches, durch eigenes Beispiel unterstütztes Wirken um Hebung der Landwirtschaft" gnädigst Anerkannt worden, nebst der silbernen landwirtschaftlichen Verdienstmedaille und einem künstlerisch ausgeführten Diplom durch den Vereinsvorstand Hrn. Oberamtmann Flaxland mit einer die Verdienste des Hrn. Alber hervorhcbenden Ansprache feierlich überreicht. Der kleinen Feier wohnte auch Hr. Schultheiß Hanselmann von Liebelsberg und der Gemeinderat an, die durch die Ehre, die ihrem Alber zu Teil geworden, auch das ganze Ort Liebelsberg geehrt fühlten. An die Dankesworte des Hrn. Alber knüpfte Hr. Secr. Horlacher, der in langjährigem Verkehr mit Hrn. Alber am besten die hohe Bedeutung seines Wirkens schätzen gelernt hatte, den Wunsch an, daß es ihm noch lange per- gönnt sein möge, sich der Mitwirkung dieses einstchlsvollen Mitarbeiters bei Förderung der Vereinszwecke zu erfreuen. — Sodann wurde vom Ausschuß beschlossen, daß am 8. Novbr. die ordentliche Generalversammlung abgehalten und die im Bezirke vorhandene reine Nachzucht des Allqäuer Stammes vorzeführt werden solle. Für männliche und weibliche Tiere im Alter von Vr—IV 2 Jahren werden dann zur Aufmunterung für die reine Züchtung Preise von 10—20 M. und im Gesamtbeträge von 200 M. vergeben werden. Im nächsten Jahr werden diese Jungviehpreise für die Nachzucht von Simmenthaler und verwandten Schlägen zur Verteilung kommen und hofft der Ausschuß mit diesem Vorgehen den Sinn für rationelle Aufzucht, bei der es sich um so große Werte handelt, zu wecken und zu heben.
* Das Calwer Wochenblatt schreibt: Recht unangenehm überrascht wurde dieser Tage eine Hochzeitsgesellschaft in einem unserer Bezirksorte. Der Wirt hatte zur Erhöhung des Festes Neuen eingethan und hatte bereits alle Hände voll zu thun, jede Minute muß ausgc- nützt werden, während er nun einen riesigen Krug vom Keller brachte, ließ er inzwischen einen zweiten voll laufen. Leider erinnerte er sich dessen erst wieder, nachdem er von allen Seiten begehrt, verschiedene Wünsche erfüllt hatte und kam noch eben recht zu konstatieren, daß der Krag voll, aber das Faß leer sei.
* In dem Weiler Tonbach (Freudenstadt) wurde in den letzten Tagen die Entdeckung ge-