entspricht, die Herstellung einer dm nördlichen Teil des Schwarzwaldes umfassenden, zweckentsprechenden Touristenkarte im Auge. Der Zweck des Vereins ist vom spezifischen vaterländischen Standpunkt ein so löblicher, daß er sicher auf allseitige Unterstützung rechnen darf, und man hofft, daß sich neben der Haupt- und Residenzstadt Stuttgart, insbesondere aus den Oberamtsbezirken Neuenbürg, Calw, Nagold, Freudenstadt, Oberndorf zahlreiche Mitglieder um den Verein scharen und ihr Scherflein (Jahresbeitrag 2 Mark) auf den Altar des Vaterlands niederlegen werden. Möge die Sache von den beteiligten Stuttgarter Kreisen thatkräftig weiter verfolgt werden und möge bald Näheres von dort verlauten!
* Calw, 8. Okt. Kaufmann Emil Georgii hier hat, wie der „F. Ztg." gemeldet wird, aufgefordert von einer Deputation aus den vier Oberämtern und dem Landeskomite der Volkspartei, die Kandidatur gegen Stälin angenommen.
* Wildbad, 7. Okt. Die Stadt wurde heute durch ein schauderhaftes Familienereignis in Aufregung versetzt. Metzger Jakob M»N' dinger hat heute mittag gegen 1 Uhr im Verlauf eines unwichtigen Zwistes seine Frau mit einem Messer erstochen, so daß der Tod nach wenigen Minuten eintrat. Er stellte sich freiwillig dem Stadtschultheißenamte, von wo er sofort geschlossen an das Amtsgericht Neuenbürg abgeltefert wurde. Untersuchung wurde alsbald eingelettet.
* Stuttgart, 8. Oktober. S. Majestät der König wird, wie man hört, wegen seines noch immer leidenden Gesundheitszustands genötigt sein, während der Winterwonate wieder ein südliches Klima aufzusuchen. Es soll wieder ein Punkt an der französischen Riviera, voraussichtlich Nizza in Aussicht genommen sein.
* Stuttgart, 8. Okt. In der großen Jnfanteriekaserne sind zwei neue Erkrankungsfälle, seit der Rückkehr der Truppen aus den Manövern und Lagern im Ganzen 6 Fälle, eingetreten, die, weil mit etwas Fieber verbunden, als typhusverdächtig behandelt werden. Die Kranken werden nicht nach der Solitude verbracht, sondern eben weil nur verdächtig, im Lazareth behandelt. Auf der Solitude sind noch 55 Kranke in Behandlung. (Schw. M.)
* Ein junger Mann von Stuttgart hat in letzter Zeit per Velociped eine Reise nach Düsseldorf gemacht und dabei in 12 Tageu circa 1000 Kilometer zurückgelegt. Eine schöne Strecke!
* Cannstatt, 8. Okt. Von der Volksfest- Lotterie stehen noch ganz ansehnliche Gewinne hier, für welche sich die Losbesttzer noch nicht gemeldet haben: Ein Paar Ochsen samt Güllenwagen, ein Pferd, eine Kalbtn, ein Farrenkalb, eine Kuh.
* Reutlingen, 7. Okt. Bei der heutigen Wahl eines Landtagsabgeordneten für die Stadt Reutlingen machten von 2853 Wahlbe
rechtigten nur 536 von ihrem Wahlrecht Gebrauch. Rechtsanwalt Baur ist mit 511 Stimmen gewählt.
* Ellwaugen, 7. Okt. Bei der heutigen Wahl eines Landtagsabgeordneten für die Stadt Ellwangen haben von 862 Wahlberechtigten 457 abgestimmt, davon fielen 454 Stimmen auf den Landgerichtsrat Landauer, den seitherigen Abgeordnete».
Heilbronn. Bon der Zivilkammer des hiesigen Landgerichts wurden die drei Bauernsöhne Louis Heritier, Julius Epple und Emil Vincon von Pinache, welche am 28. Oktober v. I. den durch diesen Ort fahrenden Wagen einer Pforzhetmer Gesellschaft mit Steinen bewarfen und hiebet den Juwelier Albert Knoll von Pforzheim so an den Kopf trafen, daß er an den erhaltenen Verletzungen am 5. Nov. starb, infolge einer Klage der Witwe Knoll am 30 Sept. unter solidarischer Haftverbindlichkeit verurteilt, der Witwe vierteljährlich 65 M. vom 5. Nov. 1883 an auf die Dauer von 25 Jahren und für ihren am 6. Januar 1884 geborenen Knaben vierteljährlich 35 M. bis zu dessen zurückgelegtem 17. Lebensjahr zu bezahlen. auch alle Kosten des Prozesses zu tragen.
* Großbottwar, 7. Okr. Während die Belästigung von armen Reisenden diesen Som mer eine sehr geringe war, worüber sich jedermann nur freuen konnte, schießen dieselbe mit Beginn des Herbstes wie Pilze aus der Erde hervor. Seit Einführung der Naturalver- pflegung in unserer Stadt weist der verflossene September die höchste Ziffer auf und wurde in demselben gerade das doppelte eines Sommermonats verausgabt. Vorigen Sonntag übernachteten über 20 stellenlose Handwerksburschen in ihrer Herberge, was eine schlimme Vorbedeutung für den kommenden Winter giebt.
* Lauterberg a. Harz. Die Unsitte bei Leichenbegängnissen, vor dem Begräbnisse die Leichenträger mit Wein, Bier oder Branntwein zu traktieren, hat in dem Nachbardorfe Barbis bei der Beerdigung eines Kaufmanns zu einer recht häßlichen Katastrophe geführt. Als sich der Leichenzug in Bewegung setzte, zeigte es sich, daß die Träger wie auch der Totengräber total betrunken waren; nur wenige Schritte waren sie wankend gegangen, als Bare und Sarg ins Schwanken kämen und von den Schultern der Träger herab zur Erde stürzten. Zum Glück war der Sarg so fest gearbeitet, daß er zwar stark beschädigt wurde, aber doch zusammen hielt. Den Schrecken und die Entrüstung des Trauergefolges kann man sich denken.
* Ulm, 7. Okt. Herrn Fabrikannt C. D. Magirus dahier ist vom Landesausschuß der sächsischen Feuerwehren für die Beantwortung folgender Preisfrage: „Welchen Wert haben die tn neuester Zeit so vielfach angepriesenen künstlichen Feuerlöschmittel für das öffentliche Feuer löschwesen? unter den verschiedenen eingelaufenen Arbeiten der einzige Preis zuerkannt worden. Die Preisschrift weist nach, daß zu dem er
wähnten Zwecke nur Salze verwendet werden können, und giebt eine Ueberstcht über die in Betracht kommenden Salze und deren Wirkung als Feuerlöschmittel, sowie über den Aufwand der mit dem Verfahren verbunden wäre.
Deutsches Reich.
* Dem Tenoristen Vogel in München find für eine einjährige Kunstreise in Nordamerika 250000 M. nebst freier Station geboten worden. Er erklärte aber, mein Leben ist mir lieber, als die Schwindsucht, die ich mir drüben hole.
*(Zur Ehescheidungs-Angelegenheit deS Großherzogs von Hessen) erzählt die Londoner „Truth": „Der Scheidungsprozeß des Groß- Herzogs wird am 18. ds. aufs neue vor den Gerichten verhandelt werden. Frau v. Kolemiae will in keinerlei Arrangement willigen, so daß die Scheidung nicht ausgesprochen werden dürfte. In diesem Falle wird der Großherzog wahrscheinlich zu gunsten seines Sohnes, des Prinzen Ernst Ludwig, abdanken und das Land verlassen, um in England Aufenthalt zu nehmen. Sollte die Scheidung durchdringen, so wird sich der Großherzog wahrscheinlich in nächster Zeit mit der jungen Witwe des Herzogs v. Albany, einer gebornen Prinzessin v. Waldeck. vermählen." Wir müssen dem genannten Blatte die Verantwortung für die Richtigkeit dieser Meldung überlassen.
* Ueber ein entsetzliches Verbrechen berichtet der „Han. Kur", von Hannover unterm 7. Oktober: Im Hause Ritterstraße 7 wohnt die von ihrem Ehemanne, dem Kohlenhändler Ernst Maßmeyer, getrennt lebende Frau Dorothea Maßmeyer, geb. Lohmann, welche mit dem ebenfalls verwitweten damaligen Arbeiter Ernst Maßmeyer im Januar d. I. in die zweite Ehe trat und in diese drei Stiefkinder hinüberführte. Der eheliche Friede währte nicht lange, denn bereits im Juli cr. trennten sich die Eheleute, und während die Frau im Hause Ritterstr. 7 verblieb, verzog der Gatte nach Klein-Vahrenwald. Heute früh gleich nach 6 Uhr erschien Maßmeyer, bewaffnet mit einem langen Messer, an der Wohnung seiner Ehefrau, sprengte gewaltsam die Thür auf und drang sofort auf die wehrlose Gattin ein, der er einen Stich in den Hals und zwei Stiche in den Unterleib versetzte; als der im selben Hause wohnende Lokomotivheizer August Schinkel, von dem Hilfegeschrei der Frau Maßmeyer herbeigerufen, deren Wohnung betrat und den Rasenden von weiteren Angriffen abhalten wollte, wurde er ebenfalls von Maßmeyer durch zwei Stiche in den Hals schwer verletzt, worauf Maßmeyer sich selbst das Messer nicht nur in das Herz stieß, sondern mit demselben auch nach einen Stich in deu Hals beibrachte, worauf er alsbald verstarb.
Ausland.
* Kronprinz Rudolf von Oesterreich und seine Gemahlin werden am 14. Oktober tn Berlin
Des Weinwirls Höchterlein.
Originalerzählung von Rich. Bachmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
Trüben Auges blickte Martin um sich. Er bemerkte, daß er allein sei.
Meister Spätling war lautlos hinausgegangen, als er die Bestürzung seines braven Gehilfen gewahrte. Martin erhob sich und langte mechanisch nach dem Etui, welches der Meister zurückgelassen. Mit einem tiefen Seufzer, der seinen Schmerz verriet, öffnete er dasselbe und nahm den auf dem Armband liegenden Zettel heraus. Er las die von Steffens Hand darauf geschriebenen Worte der Widmung für seine geliebte Lent und Thränen stürzten ihm aus den Augen.
„O," rief Martin in bitterem Tone, „mit welcher Wollust mag er wohl den Gedanken ergriffen haben,'mich, seinen gehaßten Nebenbuhler diese Arbeit vollziehen zu lassen. Nein! — der blinde Zufall ist es nicht, der mich dazu verurteilt, diese Worte erheuchelter Zuneigung ins Gold zu graben, damit sie die Augen meiner teueren Leni darauf finden sollen."
Martin stand einen Moment still und nachdenklich, dann legte er rasch das Papier wieder auf das Armband und ohne dasselbe angesehen zu haben, verschloß er das Etui mit den Worten:
„Kein Wort mehr. — Schweig, armes Herz, erwarten wir, was die Zukunft in ihrem dunklen Schoße birgt"; dann brachte er dasselbe in einer Schublade des Werktisches unter Verschluß.
Was halfen ihm auch alle Betrachtungen seines Mißgeschicks, all die Ergüsse eines unglücklichen liebenden Herzens?
Lenis Treue und Standhaftigkeit waren ja doch noch nicht mit
einem Geschenk von Steffens zu erkaufen, und darum noch nichr alle Hoffnung aufzugeben.-
Martin nahm seine Arbeit wieder auf und dabei ganz seinen Gedanken nachhängend, malte er sich im Geiste die Zukunft bald düster und trübe, bald rosig und erfreulich, um gelegentlich immer wieder darauf zurückzukommen, daß Leni doch unendlich mehr unter den obwaltenden Umständen zu leiden habe, als er.
Es war bei Meister Spölling sonst nie gebräuchlich nach dem Abendbrot, die Arbeit wieder aufzunehmen: durch die Krankheit Martins hatte jedoch eine Anzahl kleinerer Aufträge unerledigt bleiben müssen und Martin benützte neuerdings wiederholte Male die Abendstunden dazu, das Versäumte nachzuholen und die Geduld der Kundschaft nicht länger mehr in Anspruch zu nehmen.
Meister Spölling ließ den regsamen Gehilfen gewähren und so war dies auch heute der Fall. Der Meister vermied absichtlich, bet Tische von dem Armbande und der damit in Zusammenhang stehenden, seitens des Herrn Steffens beabsichtigte Verlobung zu reden, was unter anderen Umständen wahrscheinlich nicht der Fall gewesen wäre. Allein der gefühlvolle Alte wußte, welch wunden Punkt er damit berühren würde, und Martin wußte diese Rücksichtnahme zu würdigen und war froh darüber.
Eine stille Selbstbeherrschung hatte sich seiner bemächtigt und er entschloß sich noch diesen Abend, die bestellte Gravierung des goldenen Armbandes vorzunehmen.
„Was ich heute thae, ist morgen erledigt, und wer weiß, ob es mir morgen nicht saurer ankommen mag," dachte Martin und er begab sich nach der Werkstatt, um einsam beim Scheine der Lampe, die Schriftzüge in die innere Fläche des goldenen Reifes einzugraben.