zu einem Besuch anläßlich der alsdann statt- stndenden Elenntier - Jagden in Ostpreußen erwartet.
* (Vierzehn Kinder ertrunken.) Ans Esseg kommt folgende traurige Nachricht: Vorgestern spielte eine Schaar kleiner Kinder, zumeist dem ärmeren Stande angehörig, am Ufer der Drau, draußen bei den letzten Häusern der Stadt. Da kam einem Knaben der Gedanke, sich in einen, an einem Uferpfosten angeketteten Kahn zu setzen, um sich von den bewegten Wellen wiegen zu lassen. Dreizehn anderen Kindern gefiel das Schaukelspiel derart, daß sie auch in den Kahn sprangen, welcher sich plötzlich, wahrscheinlich in Folge der starken Bewegung losriß und mit der Kinderschaar den Strom hinabschoß. Ihre Hilferufe wurden nur von den am Ufer zurückgebliebenen Kindern gehört, sie waren jedoch so erschrocken, daß sie erst, als es zu spät war, um Hilfe fort eilten. Der Kahn kippte um, und sämtliche Kinder fanden ihren Tod in den Wellen. Die Leichen dreier Kinder wurden noch an demselben Abende bei ReLfalu aufgefunden ; diese Kleinen, Kinder einer hiesigen armen Wäscherin, hielten sich eng umschlungen.
* In Parpan (Graubündten) erlebte man vorige Woche eine Tragödie. Im dortigen Kur» Haus stieg eine bildschöne, etwa 25jährige Dame ab und wollte einen dort sich aufhaltenden Herrn besuchen. Dieser scheint den Besuch nicht empfangen zu haben und reiste ab. In dem Augenblick seiner Abreise vernahm man aus dem Zimmer der Dame einen Knall: sie hatte sich mit einem Revolver durchs Herz geschossen. „Verfehlter- Lebenszweck" sei die Ursache des Selbstmordes.
* Paris, 7. Okt. In der Kirche St. Ni- colas-des-Champs in der Rue St. Martin ereignete sich gestern Nachmittag ein großer Skandal. Anläßlich eines Versuchs des Ge- meinderats, die nicht in der Baufläche stehende Sakristei räumen zu lassen, wogegen der Pfarrer protestierte, drang eine Menschenmenge in die Kirche ein und verübte großen Unfug, zechte auf dem Altar und bejubelte eine Spottrede, die ein löjähriger Mensch von der Kanzel herabhielt. Eine rauchende Megäre rief vom Altäre herab allerlei Zoten aus. Nach vierstündigem Tumult wurde die Menge, welche rief: „Nieder mit den Pfaffen !" aus der Kirche und von deren Umgebung vertrieben. Bis abends 7 Uhr haben jedoch keine Verhaftungen stattgefunden. (Auch schöne Zustände!)
* Paris, 8. Okt. Vor der Kirche St. Meolas-des-Champs haben sich heute die gestrigen Skandalszenen teilweise wiederholt. Die Behörden sind nicht ohne Schuld, weil sie es an Maßregeln zur Erhaltung der Ordnung fehlen ließen.
* Paris. Ein Telegramm der „Agence Havas" aus Shanghai vom 9 Oktbr. meldet: Das Bombardement von Tamsui (auf Formosa) begann am 2. Okt. und dauerte noch am 6. fort. Sämtliche Forts sind zerstört, auch die
Häuser der europäischen Einwohner find von den Kugeln arg mitgenommen. Die Einwohner selbst haben nicht gelitten. Die Chinesen find stark verschanzt. (Und dabei immer noch keine Kriegserklärung, vielmehr dauern die Verhandlungen fort! Die Einnahme von Formosa hat nach französischer Auffassung mehr nur den Charakter einer Zwangsvollstreckung und Pfändung zur Sicherstellung der Eatschädigungs- forderungen.)
* (Telegrammstil.) Der englische Premierminister Gladstone war vor kurzem zu Mr. Clark in Perth zu Gaste geladen. Da der Premier wie alle Engländer ein starker Fleischesser ist, beauftragte Nr. Clark den englischen Hos-Fleischlieferanten Shaw, wenn er von der Abfahrt des Premiers höre, sofort einen großen Ochsen expreß nach Perth zu schicken. Am bestimmten Tage sandte Mr. Shaw folgendes Telegramm: „Gladstone ist heute abgefahren — der Ochse wird pünktlich etntreffen." — Die loyalen Postbeamten machten sofort die Anzeige und es bedurfte langer Auseinandersetzungen, bis sich die Sache aufklärte.
* Madrid, 7. Oktober. Die „Gacsta" veröffentlicht ein königliches Dekret, wonach vom 15. Oktober an der aus den spanischen Antillen auf fremden Schiffen importierte Zucker 8 bis 17 Pesetas Zoll pro 100 Kilo je nach der Qualität zahlen soll. Fremder Zucker soll in Spanien und in den Kolonien 32 Pesetas pro 100 Kilo zahlen, wenn derselbe aus Ländern kommt, die einen Handelsvertrag mit Spanien haben.
* In New-Jork hat die Tochter eines vielfachen Millionärs sich vom Reitknecht ihres Vaters entführen lassen und ihn geheiratet. Viktoria ist ein hübsches, gebildetes und gewecktes Wesen, der Reitknecht ein Schwabe namens Schelling nichts weniger als hübsch.
Handel nnd Berkehr.
* Alten steig. 10. Okt. Auf dem hiesigen Viehmarkt am letzten Mittwoch war der Handel in Nutz- und Jungvieh ziemlich lebhaft und wurde zu den seitherigen Preisen gehandelt dagegen war in angefleischten Ochsen, sowie in Zugvieh der Handel ein sehr flauer bei gedrückten Preisen. — Auf dem Schweinemarkt kosteten Milchschweine 10—15 M. Pr. Paar, Läufer waren ebenfalls billig zu haben.
* Stuttgart, 9. Oktbr. Kartoffel-, Obstund Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 600 Säcke Kartoffeln L 2 M 20 Psg. bis 2 M. 50 Pfg.perZtr.Wilhelmsplatz: 4000 Säcke Mostobst ä 5 M. 20 Pfg. bis 5 M. 70 Pfg. per Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filder- kraut L 10—15 M. per 100 Stück.
* Heilbronn, 10. Oktober. Obst- und Kartoffelmarkt. Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 5 M. 25 Pf. bis 5 M. 50 Pf., Birnen 5 M. — Pf. bis 6 M. - Pf., gem. Obst 5 M. — Pf. bis — M. — Pf., gebrochenes Obst 6 M. 25 Pfg., bis
9 M. — Pf. pr. Ztr. Kartoffeln, gelbe 1 M. 80 Pf. bis 2 M. 30 Pf., Wurstkartoffeln 2 M. 15 Pf. bis 2 M. 40 Pf. per Zentner.
* (Herbstnachrtchten.) Besighetm, 6. Okt. Etwas Frühgewächs verkauft L 150 M., gemischtes Gewächs ein Kauf L 170 M. pr. 3 Hektol. — Lauffen a. N.,Z6. Okt. Weinpreise per Eimer 120, 130 und 150 M. — Ludwigsburg. Asperg, S. Okt. Frühgewächs 140 M. per 3 Hektol. Bei hingen 9. Okt. Schwarzriesling 135 M. per 3 Hektol. Thamm 9. Okr. Frühgewächs 140 M. per 3 Hektol.
* Metzingen, 6. Okt. Heute wurde der Traubenertrag der Bereinsweinberge 2 hies. Weingärtnerges. an Ort und Stelle verkauft und im Durchschnitt für den geschätzten Eimer 118 M. erlöst. Ein anderer Kauf wurde zu 120 M. per 3 Hektol. abgeschlossen.
*Künzelsau, 6. Okt. Der Weinbau- Verein des Bezirks Küuzslsau Hai gestern iu Jngelfingen den Beginn der Weinlese im Kocherthal ans kommenden Freitag bezw. Montag festgesetzt, so daß am Mittwoch überall Weinmost gefaßt werden kann. Das Quantum wurde auf 12,000 Hektol. geschätzt. Was die Qualität betrifft, so ist dieselbe bedeutend besser als die im Vorjahr. In Künzelsau und Jngel- fingen wurden bereits Käufe zu 110 M. per 3 Hektol. abgeschloffen.
* Heilbronn, 7. Okt. (Viehmarkt.) Auftrieb ca. 1060 St. Rindvieh und ca. 690 St. Milch- und Läuferschweme. Verkauf gut und zu Preisen wie letztmals.
* Eberbach, 8. Okt. Der Wasserstau!»
des Neckars ist etwas gestiegen und steht diesen Morgen auf 56 Ceutimeter. Heute wird seil 8 Tagen der erste Schleppzug von Mannheim wieder hier anlangen. 50 geladene Schiffe, welche schon 3 Wochen in Mannheim halten, warten auf Weiterbeförderung. Alle Holzem- ladestellen sind mit Holzvorräten überhäuft, welche meistens noch vor Winter an die betr. Verkaufslagerplätze gebracht werden müssen. Alteusteig. Schrawueu-Zettel vom 8. Okt. Neuer Dinkel... 8 — 7 30 6 80
Kernen.. 9 30 -
Haber ..... 7 — 6 50 6 30 Gerste ..... 9 — 8 50 -
^ Bohnen.. 8 25 -
Waizen.— — 10 --
Roggen . . » . s12 — 10 25 8 70
Welschkorri.... -8 —-
* Der landauf und landab bekannte württ. Dampfschiffs-Kapitän Krals feierte am letzten Montag sein 25jährizes Jubiläum. Im „O.W." widmete- ihm mehrere „Paffagiere" zu seinem Festtag folgende Zeilen:
Wer so lang schon die Dampfer sahn Und noch wie Du ist couragiert,
Der hält trotz Wetter. Ltnrm und Braus Gewiß noch manches Jährchen ans.
Wir wünschen Dir, Du Jubel Kra is,
Auch ferner eine gute Reis'!
Für die Redakrion verantwortlich: W. Rieker, Altensteig.
Gar seltsame Gedanken beichäftigten Martin bei dieser Aroeck und es war ihm dabci doch recht traurig zu Mute, trauriger als er zuvor vermutet. Zeitweilig holte er tief Atem und ein beklommener Seufze: stahl sich herauf.
„Ob Leni diese Spange wohl jemals an ihrem Arme tragen wird? und wann es geschieht, was sind dann meine Hoffnungen anders ge wesen, als die schönen Zaubergestalten eines neckischen Traumgesichts, in welches sich mein ganzes Sein hinein versenkte, weil ich es für Wahrheit hielt?! Ja für Wahrheit hielt, bis mich das Hobngelächter der rauhen Wirklichkeit aus meinen Träumen emporschreckie?" fragte sich Martin mit halblauter Stimme die nächtliche Stille unterbrechend. Nach minutenlanger Panse fuhr er fort:
„Ha, eine bittere Enttäuschung, — die in mir den Glauben an die Treue in der Menschheit ertöten und nur e;n in seinen Qualen zuckendes Herz zurücklassen müßte. — Wenn Leni wankte, wenn sie des Treubrnchs sich schuldig machte, dann ist die ganze Welt eine Lüge und dann ich —-?"
Martin blieb sich die Antwort schuldig.
Trotzdem die Arbeit gar keine anstrengende war, ihm war es heiß geworden, und das dunkle Haar aus der feuchten Stirn streichend, legte er den Grabstichel bei Seite.
Prüfenden Blickes musterte er die vertieften Schriftzüge, dann be- trachtete er die strahlenden Steinchen und ihre kunstgerechte Fassung. Er schüttelte mit dem Kopfe, ein unverständliches Murmeln drang zwischen seinen Zähnen hervor, dann brachte er das Juwel wieder in sichere Verwahrung und suchte gedankenvoll sein Lager auf.
Ob er Leni von dem ihr bevorstehenden Geschenke des Herrn Steffens Kunde geben sollte? Martin konnte mit sich selbst nicht einig werden.
Verhielt er sich schweigsam, um Leni desto ungestörter zu beobachten? Allein wäre das nicht ein ungerechtfertigtes Mißtrauen, dessen erster Gedanke daran ihn schon beschämen mußte? —
Er entschloß sich, am nächsten Abend ins Schiffhaus zu gehen, Leni von dem Vorhaben Steffens zu unterrichten, um dafür die tröstlichen Versicherungen des geliebten Wesens, daß sie auch diesen Annäherungsversuch des Aufdringlichen entschieden zurückweisen werde, ein- rauschen zu können.
Martin empfand eine peinliche Unruhe, daß er nicht schon heute, noch vor einer Stunde, nach Peter ScharffenbergS Behausung gewandert war. Noch lange hielten ihn die Gedanken an Lmi wach.
Langsam schleichend schleppten sich für den Armen die Stunden des nächsten Tages vorüber. Martin konnte den Augenblick kaum erwarten, in welchem die Abendglocke den schaffenden Händen Feierabend kündete und er seine Schritte nach dem grauen Schiffhanse lenken durfte.
Leni stand unter der Thür, als Martin die Gaffe herauf schritt. Sie wartete seiner, ihm den freundlichen Gruß zu erwidern, ohne von dem wachsamen Ohre ihres Vaters und den neugierigen Augen der drinnen versammelten Gäste beobachtet zu werden.
In kurzen Worten hatte Marlin die unangenehme Neuigkeit berichtet; fragend schauie er der guten Leni in das schöne Antlitz, das bei dieser Kunde eine tiefe Röte bedeckte.
„Laß es gut sein", erwiderte L.mi. die Besorgnis des Geliebten zu verscheuchen, und innig drückte sie ihm die Hand. „Martin", fuhr st: mit Wärme fort, „keine Macht der Erde soll mich zum Wanken bringen, und treulich will ich haltm, was ich dir gelobt."
(Fortsetzung folgt.)