vom Pferd, die Wagenräder gingen demselben über den Kopf, worauf sofort der Tod eintrat.

Auf dem Cannstatter Volksfest wurde dem Pächter der Mühle in Feuerbach von sei­nem Eber derart der Unterleib aufgerifsen, daß er Pr. Droschke in seine Heimat verbracht wer­den mußte. Sodann fand auf dem Volks­festplatze das 5 Jahre alte Mädchen einer Krä­mersfrau dadurch seinen Tod, daß es in der Nähe einer Kegelbahn stch aufhielt und in dem Augenblick auf die Bahn fiel, als eine Kugel geschoben wurde, die ihm denn an die Schläfe flog, so daß es kurze Zeit darauf eine Leiche war. Der Betreffende, welcher die Kugel schob, war zwei Stunden verhaftet, mußte aber nach Aufnahme des Thatbestandes wieder entlassen werden, da stch seine Unschuld herausstellte. In Trossingen hat sich der sog. Storchen- maurer an der gleichen Stelle erhängt, an wel­cher stch vor wenigen Jahren sein Sohn eben­falls erhängt hat. Auch in Alpirsbach suchte die in den 50sr Jahren stehende Karo- line Adrion durch Erhängen einen freiwilligen Tod. Ein vom landwirtschaftlichen Fest in Neuenstein heimkehrendes Gefährt, auf wel­chem 6 Personen saßen, wurde eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, infolge Scheuwerdens der Pferde, umgeworfen. Ein Schultheiß brach 2 Rippen und verletzte stch schwer am linken Auge, der Knecht aber mußte bewußtlos vom Platz geschafft werden und ist nun gestorben.

In Ulm wurden zwei gutgekleidete Bürsch­chen im Alter von 14 und 16 Jahren bettelnd aufgegriffen. Bei ihrer Durchsuchung fand stch bei jedem ein prächtiger Revolver u. ein Dolch- mefser vor, außerdem hatten sie noch ca. 1000 Revolverpatronen bei stch. DieGutedel* find gebürtig von Landshut und nachdem sie ihren Eltern 200 Mark entwendet hatten, schon seit 1. September durchgebrannt.

Deutsches Reich.

* (Der Kronprinz und der Bürgermeister.) DasMünch. Fremdenbl.* erzählt von dem Aufenthalte des deutschen Kronprinzen in Dinkels­bühl folgende Anekdote: Bei der Besichtigung der St. Georgskirche in Nördlingen sprach stch der Kronprinz lobend über deren Pracht und Größe aus. Es wurde ihm nun bedeutet, dag die katholische Kirche in Dinkelsbühl eine noch schönere und größere sei, und deshalb beschloß er, selbige auch anzusehen. Von diesem Ent­schlüsse wurde der Magistrat in Dinkelsbühl telegraphisch in Kenntnis gesetzt, und so erwartete der Vorstand den Kronprinzen. Bei Ankunft des letzteren wollte der Bürgermeister eine An­sprache halten, doch der Kronprinz unterbrach ihn mit den Worten:Wissen Sie was, wir zwei schließen mit einander einen Vertrag ab, Sie reden nichts und ich auch nicht*, worauf die Besichtigung der Kirche stattfand. Nach Be­endigung derselben nahm der Kronprinz in den schmeichelhaftesten Worten Abschied und fuhr weiter.

* In Berlin und Wien haben stch die Bäckergenofsenschaften geeinigt, bei Konventional­strafe ihren Bedarf von Mehl nicht mehr von solchen Mühlen zu beziehen, mit welchen zugleich eine Brotfabrik verbunden ist.

* Am 23. September waren es 22 Jahre, daß der dermalige Wirkliche Geheimrat v. Bis- marck-Schönhausen zum Staatsminister ernannt worden ist. Im Laufe der Zeit ist der Mini­ster, welcher noch heute Präsident des Staats- Ministeriums, Minister des Auswärtigen und des Handels ist, Reichskanzler und Fürst geworden, und während v. Bismarck 1866 noch Major war, ist er heute General der Kavallerie und Regimentschef im Heere.

* In Heidelberg spielten einige Kinder an einer Futterschneidmaschine, respektive woll­ten Futter schneiden; der 6jähr. Knabe namens Keil brachte seinen Arm so unglücklich in die Maschine, daß ihm die rechte Hand am Hand­gelenk total abgeschnitten wurde. Das Entsetzen der Eltern war groß, die Mutter lief halb ra­send herum, schrie und weinte, als sie die Hand ihres Kindes vor der Maschine liegen sah. Der Knabe wurde sofort nach dem akadem. Kranken­haus überführt.

* In Bayern hapert es auch mit den Eisenbahn-Einnahmen. Nach demFränk. Kur.* vom heutigen Tage ist die diesjährige Minder­einnahme gegen das Vorjahr auf eine Million Mark gestiegen.

* Leipzig, 26. Sept. Von der hiesigen Polizei wurden gestern 4 umfangreiche, aus Stuttgart für eine hiesige Buchhandlung ange­kommene, angeblich Kalender enthaltende Ballen auf dem Bahnhof beschlagnahmt. In den Ballen befanden sich etwa 50000 Exemplare sozial­demokratischer Wahlaufrufe für Bebel und Viereck. Die Beschlagnahme erfolgte auf Grund des Ge­setzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie. Ein Zigarrenmacher, der die Ballen zum Zwecke der Verteilung des Inhalts in Empfang nehmen wollte, wurde po­lizeilich angehalten.

* Aus Hamburg berichtet dieNordd. Alle,. Ztg.*, daß stch gestern infolge einer Ein­ladung des Fürsten Bismarck die hauptsächlichsten Vertreter derjenigen Hamburger Firmen, welche bei dem Handel in West-Afrika beteiligt sind, nach Friedrichsruh begeben haben. Der Reichs­kanzler soll diese Herren zu sich gebeten haben um ihre Ansichten über die zukünftige Regelung der Verhältnisse der deutschen Niederlassungen in West-Afrika zu hören. Zugleich verlautet, daß mit Frankreich und England über dieGestaltung unserer nachbarlichen Beziehungen an der westafri­kanischen Küste Unterhandlungen schweben, die alle Aussicht auf eine freundschaftliche Verständigung über die etwa möglichen Streitpunkte versprechen.

* (Ein teures Kegelschieben.) Wie arg die Spielwut mitunter grassiert, dafür giebt ein Vor­fall Zeugnis, welcher sich kürzlich bet Teplitz er­eignete. Der dortigen Gensdarmerie wurde die Anzeige erstattet, daß in einem Gasthause eines

lchen 60 und 74 Pfg., der für 2 Kilo Weiß­brot von 48 bis 56 Pfg.

* Neuenbürg, 29. Sept. Heute nacht von 13 Uhr ist das Wirtschaft^ und Oeko- nomiegebäude der Eßig'schen Brauerei abge­brannt. Das rasch ergriffene Brauerei- und Wohngebäude konnte gerettet werden, ist aber stark beschädigt.

* Ulm, 27. Sept. Der 28 Jahre alte led. Mühlschreiner Gottlob Ferdinand Speidel von Oberboihingen, OA. Nürtingen, wurde heute von der hiesigen Strafkammer wegen 9 Ver­brechen des schweren Diebstahls im Rückfall neben dem Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von 10 Jahren zu 9 Jahren Zuchthaus verurteilt, wobei noch seine Stellung unter Polizeiaufsicht nach erstandener Strafe für zulässig erklärt worden ist. Dieser gefährliche Gauner, dessen Festnahme am 26. ds. Js. in Ehingen dem dortigen Polizei-Offizianten Sanier geglückt ist, ist am 5. März ds. Jrs. aus dem Zuchthaus entlassen worden und hat in dem Zeitraum von 6 Wochen 9 Diebstähle, erschwert durch Einschleichen, Einsteigen in Wohn-Gebäude, Erbrechen von Behältnissen, sämtlich mit großer Frechheit ausgeführt, und weiter noch dadurch erschwert, daß er stets einen geladenen Revolver bei stch führte, begangen und zwar zuerst in Bildechingen, O.-A. Horb, dann in Meckesbeim, bad. Amts Heidelberg, Scharnhausen, O.-A. Stuttgart, Uhingen und Bünzwangen, O.-A. Göppingen, in Laupheim und Algershofen O.-A. Ehingen und schließlich in Untermarchthal. In Bildechingen hatte er württemb. Staatsobligatio- nen im Nennwert von 4700 M. und die dazu gehörigen, noch nicht verfallenen Coupons ent­wendet. Die Coupons will er zerrissen haben und die Obligationen getraute er sich nicht zu verwerten, ließ sie vielmehr in Bünzwangen, wo man ihm auf der Spur war, samt seinem Reisekoffer, in welchem stch noch eine große Anzahl gestohlener Sachen befand, zurück. Einen Teil gestohlener Gegenstände hatte er an den Wirt Karl Reuß in Ebersbach verkauft und es war deshalb dieser der Hehlerei angeklagt; wurde aber freigesprochen.

* (Verschiedenes.) In Weidenstetten (Ulm) wurde am 25. v. M. der von dort ge­bürtige, in Leutenbach bei Winnenden erstochene Dragoner Nikol. Häge beerdigt. Der Komman­deur seines Regiments, welches in der Frühe des genannten Tages vom Manöver zurück- kehrend, durch den Ort zog, Hr. Oberst v. Gleich, ließ die Regimentsmustk vor dem Hause, wo der Leichnam des Erstochenen lag, einen Choral blasen und bezeugte selbst der unglück­lichen Mutter sein Beileid. Er ließ sodann eine Abteilung Dragoner absttzen und an der Leichen­feierlichkeit teilnehmen. In Stuttgart setzte letzten Samstag Fuhrmann Schund sein 3 Jahre altes Kind auf ein Pferd und wollte, als er auf dem Güterbahnhof die Straße ab­wärts gefahren, an seinem Wagen die Mücke zutreiben, während dieser Zeit fiel das Kind

Des Weirnvirls Höchlerkein.

Originalerzählung von Rich. Bachmann.

(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)

Man fürchtete Martins sagenhafte Gewalt, mittels welcher er seinen Mitmenschen allerlei Unheil zuzufügen im stände sein sollte, daß der Unglückliche bald inne werden mußte, daß seines Bleibens nicht länger sein durfte in der Gegend, wo man ihn kannte; wollte er stch nicht den Unbilden des abergläubischen Volkes aussetzen oder am Ende gar noch einen gefährlichen Prozeß zuziehen.

Daß Martins baldige Entfernung das Ziel des Herrn Steffens war, ahnte freilich niemand, wenn wir Lent, die trauernde Tochter des Schiffhauswirtes, nicht mit zu den gläubigen Nachbetern des blaffen heimtückischen Kaufherrn zählen.

Letzterer brachte seine Ansichten über Martin schon wiederholt zu Gehör, als sei er gänzlich von dem Ereignis ergriffen. Er that es aber nur um Leni, die seit einiger Zeit Ohrenzeuge dieses Gespräches war, geflissentlich einzuschüchtern und ihre glühende Neigung für den Begünstig­ten zu untergraben.

Leni ging es wie ein Stich ins wunde Herz, als sie die schnöden, auf das Haupt des geliebten Mannes geladenen Verdächtigungen ver­nahm. Gleichviel, welche Bewandnis es mit den häufig angeführten Zaubcrgeschichten haben mochte, Leni wußte, daß Martin kein Geheim­nis bewahrte.

Sie hatte es noch niemals über stch gewinnen können, derartigen Erzählungen Glauben beizumessen und hier in diesem Falle lagen die Absichten des neidischen Steffens so klar und unverhüllt vor ihrem Auge, daß rhre Liebe zu dem hochherzigen Jüngling in gleichem Maße sich

steigerte, wie die Verachtung gegen Steffens. Und als derselbe mit einem beobachtenden Blick auf Leni, die Behauptung gewagt, ein anderer Mensch würde aus dem brennenden Hause gar nicht lebend wieder heraus ge­kommen sein, wie dies dem schwarzäugigen Sachs gelungen sei, der all­abendlich immer so schweigsam dort in jener Fensterecke gehockt habe, da konnte Leni ihre Ruhe nicht länger mehr bewahren.

Eine marmorne Blässe lagerte stch über dis schönen Züge, krampfhaft zuckten die Mundwinkel und obwohl sie den Zorn ihres Vaters, dessen Gesicht sie flüchtig beobachtete, zu erregen fürchtete, folgte Leni doch dem Drange ihres schwer gekränkten Herzens und mit kalter, schneidiger Stimme sagte sie:

Herr Steffens, mich will es dünken, als wenn Ihr wieder Eure bessere Ueberzeugunz sprecht. Meines Wissens und es ist ja vorhin von Euch selbst erzählt worden habt Ihr durch die thatsächliche Aus­setzung einer Belohnung erst dazu aufgefordert, es möchte sich jemand hinaus in das brennende Gebäude wagen, damit die arme Fränzi noch gerettet werde, wie Herr Martin schon deren Großmutter einige Augen­blicke zuvor, dem sicheren Tode entrissen hatte.

Wäret Ihr, Herr Steffens, nun aber der Meinung gewesen, daß kein Mensch die von Euch gewünschte Rettung mehr wagen könnte, ohne selbst das Leben dabei einzubüßen, was sollte Eure Preisverheißung, Eure Börse, da sonst gewesen sein, als ein Lockmittel, noch einen Men­schen in den von Euch als sicher erkannten Tod zu setzen?

Das werdet Ihr freilich in Abrede stellen, und ich mag dies schon auch selbst gar nicht glauben, aber Herr Steffens, was veranlaßt Euch denn, jenen hochherzigen Mann zu verdächtigen?

Jenen Mann, der unter Hunderten allein es wagte, sein Leben daran zu setzen, um das eines andern zu retten! Und als er die rühm-