benachbarten Ortes eine Gesellschaft dem Kegel­spiele oblag. In wie weit dies alsSpiel" zu betrachten war, möge daraus erhellen, daß auf eine Kugel 1000, auf eine andere 1800 Gulden esetzt wurden! Die Teilnehmer an der Unter­altung wurden dem Bezirksgerichte zur Anzeige gebracht.

Ausland.

* Der ungarische Reichstag wurde gestern mit einer Thronrede eröffnet. Dieselbe konsta­tiert, daß die Beziehungen der Monarchie zu Deutschland die möglichst innigen sind und daß dieselbe auch zu den übrigen Staaten im besten Freundschaftsverhältnisse stehe. Die Thronrede fordert auf, dieses Freundschaftsverhältnis zu benützen, um die inneren Uebelstände zu beheben, die zu Reibungen zwischen den Nationalitäten, Konfessionen und Gesellschaftsklassen führenden Aufreizungen zu beseitigen, damit Alle vereint zur Hebung des Wohles und Ruhmes des Vater­landes Zusammenwirken können. Der Passus über die Beziehungen zu Deutschland wurde mit freudiger Zustimmung begrüßt.

* Neapel, 29. Sept. Von Samstag nach­mittags 4 Uhr bis Sonntag nachmittag sind 123 Erkrankungen und 64 Todesfälle gemeldet. Am Sonntag wurden alle Wirtshäuser militä­risch besetzt zur Verhinderung sonntäglicher Aus­schreitungen.

* Neapel, 29. Sept. Der neueste Bericht über die Cholera besagt: Vom 27. Sept. Mitter­nacht bis 28. Sept. Mitternacht kamen 180 Erkrankungen und 53 Todesfälle vor.

* Die längere Pause, welche in der Aktion der Franzosen gegen China eingetreten war, naht sich dem Ende. In einem am Samstag in Paris stattgehabten Ministerrate teilte der Ministerpräsident Ferry die letzten Depeschen des Admirals Courber mit, in welchen dieser an­zeigt, daß die Vorbereitungen beendet seien, und daß eine weitere Aktion unmittelbar bevorstehe.

* In Brüssel fand am Sonntag eine Generalversammlung des liberalen Vereins statt, um die Mittel des Widerstandes gegen das Schul­gesetz zu beraten. Der liberale Deputierte Jau- son ermahnte die liberale Partei angesichts der nahe bevorstehenden Kommunalwahlen zur Einig­keit. Goblet machte Vorschläge zur Organisation des Widerstandes gegen das Schulgesetz Die großen Besitztümer der religiösen Korporationen müßten für den Unterricht verwendet werden, das Losungswort der Liberalen seiTrennung der Kirche vom Staate!"

* (Abnahme der Reiselust in England.) Nach einer Berechnung, dieDaily News" aus Lon­doner Bankierskreisen haben will, sind in der verflossenen Reisezeit über 4,000,000 Pfund Ster­ling weniger an Reisegeldern durch die Banken ausgezahlt worden als in andern Jahren. So hemmend hat der Ausbruch der Cholera in Süd­frankreich, in Italien und die Besorgnis vor Ausbreitung der Seuche nach der Schweiz aus die Reiselust der Engländer gewirkt. Den schwer­

sten Schaden wird wohl die Schweiz erlitten haben.

* Konstantinopel. Der türkischen Post ist ein neues Unglück passiert. Beim Einschiffen der Geldsäcke im Hafen von Salomchi ist ihr ein Geldsack mit 5000 Goldltra ins Wasser gefallen. Bis jetzt scheint er noch nicht wieder aufgeftscht worden zu sein, da die Taucher so hohe Forderungen stellten, daß von dem Unter­nehmen vorerst abgesehen werden mußte. Ein gewisser Fortschritt ist dies immerhin: früher sielen solche Verluststücke meist in die Taschen der Beamten.

* Philadelphia. In Philadelphia hat sich eine Gesellschafft gebildet, welche beabsichtigt, die auf dem Meeresgründe an der nordwestlichen Küste von Spanien befindlichen Schätze zu Heben. Es sollen an verschiedenen Stellen in der Bat vor vielen Jahren spanische Schiffe gesunken sein, welche zusammen etwa 4000000 Dollar an Bord gehabt haben sollen. Die Gesellschaft hofft, dieses Geld in etwa 3 Monaten aus der Meerestiefe heraufholen zu können.

Handel r»nZ> Verkehr

* Stuttgart, 29. Sept. (Landesproduk­tenbörse.) Wieder eine Woche mit zwar kühlen Nächten aber herbstlich schönen Tagen haben wir zu verzeichnen. So günstig aber dieses andauernd Helle Wetter auf die Reife unserer Weintrauben wirkt, so mißlich ist die dadurch hervorgerufene Trockenheit des Bodens, welche die Bestellung der Herbstsaat in manchen Gegen­den hindert. Ueber den Geschäftsgang auf dem Getreidemarkt läßt sich die erfreuliche Thatsache konstatieren, daß die Preise nirgends weiter zu­rückgegangen sind, sonoern fast allgemein eine kleine Besserung erfahren haben; allein der Han­del schleppt sich ohneWnregung mühsam weiter und die Welt ist gesättigt, denn der Konsum ist ein minimaler, wobei die gute Qualität der Kartoffeln und der ziemlich reiche Obstsegen wesentlich mitspielen. In den Hopfenhandel ist in den letzten Tagen viel Leben gekommen und die Preise haben ca. 10 M. per Zentner gewonnen. Die heutige Börse war schlecht be­sucht und der Umsatz ganz beschränkt.

Wir notieren per 100 Kilogr.:

Waizen daher. . 18 M. bis 18 M. 25

dto. russ. Sax. 17 M. bis M.

Durchschnitts-Mehlpreise pro 100 Kilogr. incl.

Sack pro September 1884.

Mehl Nr. 1 . . 29 M. bis 30 M. Nr. 2 . . 27 M. bis 28 M.

Nr. 3 . . 25 M. bis 26 M. -

Nr. 4 . . 19 M. 50 bis 20 M. 50

Stuttgart, 30. Sept. Kartoffel- Obst­und Krautmarkt.) Leouhardsplatz: 700 Säcke Kartoffeln ä 2 M. 30 Pfg. bis 2 M. 80Pfq.perZtr. Wilh elmsplatz: 3000Säcke Mostobst L 5 M. 40 Pfg. bis 5 M. 80 Pfg. Pr. Ztr. Marktplatz: 2000 Stück Filder- kraut L M. 10 bis 15 M. pr. 100 Stück. Heilbronn, 30. Sept. Obst- und

Kartoffelmarkt. Bei dem heutigen Markte stellten sich die Preise beim Obst: Aepfel 4 M. 80 Pf. bis 6 M. Pf., Birnen 7 M. - Pf. bis - M. Pf., gem. Obst 4 M. 80 Pf. bis 6 M. 50 Pf., gebrochenes Obst 6 M. bis 7 M.. Zwetschgen M. pr. Ztr. Kartoffeln, gelbe

1 M. 80 Pf. bis 2 M. 30 Pf., blaue M. Pf. bis M. Pf., Wurstkartoffeln

2 M. 40 Pf. bis 2 M. 60 Pf. per Zentner.

* Trosstngen (Spatchinzen), 29. Sept. Die Kartoffelernte geht hier bereits ihrem Ende entgegen. Die Erträge der einzelnen Gürerstückr gehen meist über jede Erwartung, denn es lie­gen Fälle vor, wo auf 3 bis 4 Viertel Acker 6070 Säcke geerntet wurden. Es ist nur zu bedauern, daß bei den Kartoffelsorten immer mehr solche angebaut werden, di; sich durch Quantität statt durch Qualität auszeichaen, und wodurch die Käufer oft geschädigt werden.

* Ja Horrheim, OA. Vaihingen, sind einige Weinmastkäufe zu 120 und 130 M. per

3 Hekt. abgeschlossen worden. Man beginnt hier mit der Lese des Frühgewächses schon heute Montag den 29. Sept.

* Ob erj esingen, 27. Sept. Hier sind beinahe 100 Ztr. Hopfen verkauft. Preis 100105 mit Trinkgeld. Größere Produzenten halten noch zurück. Qualität ausgezeichnet. Noch feil 250 bis 280 Ztr.

* (Leder.) Auf der diesjährigen Herbstmesse in Konstanz wurden aufgefühct: Sohlleder 2069 Kilo, Wildleder 6674 Kilo, Schmalleder 1581 Kilo, Zeugleder 418 Kilo. Der Verkauf ging ziemlich raich vor sich, so daß mittags Alles aufgekanft war. Es wurde bezahlt: für Sohl­leder 1 M. 25 Pfg. bis 1 M. 45 Pfg. per Pfund, Kalbleder 2 M. 50 Pfg. bis 3 N. 20 Pfg., Wildleder 1 M. 40 Pfg. bis 2 M. 20 Pfg., Schafleder 2028 M. per 10 Stück, rohe Härte 1721 M- per 10 Stück.

* (Hopfen.) Verkäufe fanden statt in Nie- oernau zu 105 M. pr. Ztr. und 10 M. Leih- kauf, in Seebronn zu 120 M. und 20 M. Leih­kauf, in Wolfenhausen zu 110115 M. und 1530 M. Leihkauf, in Reutlingen zu 105 bis 110 M.

*Nürnberg,27. Sept. (Hopfen.) Wärt, temberger Prima notieren heute zu 115135 Mark, Sekunda zu 105110 M. Die Stim­mung bleibt fortgesetzt sehr fest, die Preistendeng nach aufwärts gerichtet.

Nagold, den 27. September 1884.

Neuer Dinkel . . .

7

20

6

37

5

90

Haber.

6

60

6

40

6

20

Gerste.

8

70

8

57

8

40

Waizen.....

9

30

9

8

70

Roggen.

9

8

49

8

Freuden stadt, 27. u. 29. Septbr. 1884.

Waizen.

9

Kernen.

9

75

9

50

9

25

Gerste .....

7

50

Roggen ....

8

50

Haber.

7

60

7

05

6

50

Für die Redaktion verantwortlich:

W. Rieker, Altensterg.

ltche That glücklich vollbracht, auch noch sich weigerre, die ihm zugedachte Belohnung anzunehmen, sondern die kleine Fränzi in Vorschlag brachte."

Herr Steffens", fuhr Leni fort, und ihre Stimme klang dabei so seltsam scharf,muß es zum mindesten nicht sehr eigentümlich er­scheinen, daß Ihr heute einen Menschen geringschätzig beurteilt und ver­dächtigt, den Ihr gestern vor der Oeffentlichkeit Eurer Anerkennung und Belohnung würdig findet?!"

Leni wollte noch mehr sagen, allein sie fühlte sich bereits so er­griffen und aufgeregt, daß sie fürchtete, nicht Herr ihres gerechten Zor­nes bleiben zu können. Mit einem vielsagenden Blick wendete sie ihr Gesicht ab, zitternd sank sie auf einen Stuhl und die in der Entrüstung leicht aufgeworfenen Lippen preßte sie fest zusammen.

Es war eigentümlich mit anzusehen, wie die ehrbaren Väter ein­ander verdutzt anblinzelren. Ihre Weisheit hatte einen argen Stoß er­litten und noch dazu von einer Seite, daß der Schlag um so beschämen­der wirken mußte.

So entschieden hatten sie Leni noch nicht sprechen hören, und daß des Schiffhauswirts Töchterlein gerade den vermeintlichen Verlobten, Herrn Steffens, mit so kritischer Rede in die Enge getrieben, überraschte umsomehr.

Eine außergewöhnliche Stille war eingetreten als L:ni ihre tief­bewegte Stimme erhoben, und jetzt, nachdem st; geendet, herrschte ihr Peter Scharffenberg in mehr verwundertem als gebiererüchem Tone ein: Na Leni?! zu und schaute verlegen auf Herrn Steffens. Die übrigen Herren richteten ebenfalls erwartungsvoll ihr Augenmerk auf diesen.

Während einige bedenklich mit dem Kops schüttelten, uid sich zu cinem bedächtigenHm" ermannten, sammelte sich Herr Steffens zu

einer gebührenden Verteidigung auf den ihm widerfahrenen Angriff. Mil erzwungenem Lächeln versetzte er:

Schaut doch, Ihr Herren, wie mein herziges Lenchen mir den Text zu lesen versucht, beinahe möcht' ich's schon glauben, daß ihr's der sonderbare Sachs mit seinen geheimen Künsten angethan hätte und wenn mich in Zukunft die Eifersuch: ein wenig plagt, so Hab' ich es nur ihren jetz gen Worten zuzuschreiben. Aber mein holdes Lenchen", und dabei wendet er sich mit seinem Gesicht nach Leni,nun auch eme Antwort auf die an mich gerichteten Fragen. Daß Martin es schon fertig gebracht, Fränzis Großmutter, die alte Steinmännin, aus den Gluten herauszuholen, erregte schon meinen Verdacht und ließ mich an derlei Künste, über die jetzt vier Rede gepflogen worden, glauben. Ich wollte mir Gewißheit verschaffen, und so traf es sich eigentümlich genug, daß ich im selben Augenblick; die kleine Fränzi entdeckte, wie sie hoch oben hilfeflehend ihre Hände zum Fenster herausstreckte.

Nun ist's aber eine ausgemachte Sache, daß Leute, die dergleichen bedenkliche Künste treiben, eine furchtbare Scheu vor geweihten Mün­zen haben. Einen geweihten Marien-Thaler habe ich stets bei mir im Beutel stecken und wie ich diesen dem fremden Burschen entgegenhielt, wich er scheu, ich glaube gar entsetzt zurück.

Er trotzte auf seine Kunst und er hat es uns ja bewiesen, was er damit fertig bringen kann. Als der Hexenmeister, die kleine Fränzi unterm Arme, heraus kam, staunte jedermann, und ich, meine Probe nocheinmal anwendend, mußte es erleben, daß ich mich nicht irrte. Er warf mir einen Blick zu, den ich nimmer vergessen werde und weigerte sich ganz entschieden, meine Börse zu nehmen, nicht einmal mit seiner Hand streifte er daran.

(Fortsetzung folgt.)