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Ar. 116.

Allmkeig, Donnerstag den 2. HktoSer.

1884.

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D Die Präsidentenwahl in Nordamerika.

Acht Tage nach den diesmaligen Wahlen zum deutschen Reichstage findet in den Ver. Staaten von Nordamerika die Präsidentenwahl statt. Da es nun wobl als Tbatsache betrach­tet werden darf, daß bei den Wahlen weniger die stä> in der Minderheit befindendenpolitisch Gebildeten", als vielmehr diegroße Menge" den Ausschlag gibt, die leicht durch Schlagworte zu kirren und aufzuregen ist, so steht das Sy­stem der Verdächtigungen des politischen Gegners in Nordamerika in vollster Blüte. Auch im deutschen Reiche ist eine Verrohung des Tones eingetreten, der die Wahlkämpfe zu den uner­quicklichsten Angelegenheiten macht; auch bei uns ist es leiderSitte" geworden, neben den po­litischen Ansichten des Gegners auch gleichzeitig dessen Person zu bekämpfen, aber trotzdem und alledem ist bei uns der Wahlkampf noch lange nicht auf jenes Niveau herabgesunken, das die Wahlen in Amerika charakterisiert.

Einen Vorteil haben die Amerikaner vor uns voraus; bei ihnen handelt es sich nur um zwei Parteien; auf deren beide Kandidaten wird nun aber der ganze Schmutz zusammengefegt, de» die Wahlbewegung auswirbelt. Mit der schmutzigen Wäsche haben diesmal die Republi­kaner den Anfang gewacht; von Cleveland, dem Kandidaten der Demokraten, ist irgendwo im Staate New-Aork ein Sohn entdeckt worden, und Cleveland ist unverheiratet. Das war ein Fund, dessen Bedeutung das Gerücht natürlich gleich vergrößerte. Aus dem einen Sohn wur­den ... dreizehn gemacht und daraus gefolgert, daß ein Mann, der unverheiratet ist und so viele Kinder in die Welt gesetzt hat, unmöglich z« dem Posten eines Präsidenten tauge.

Die Demokraten blieben aber die Antwort nicht schuldig. Sie stellten mit Hilfe der stan­desamtlichen Register fest, daß der Senator Blaine (der Kandidat der Republikaner), nach dem Geburtstage seines ältesten Sohnes zu schließen, zu spät geheiratet habe, daß er also bezüglich seiner Sittlichkeit höchstens dem Herrn Cleveland gleichstehe!

In solchem Schlamme, der natürlich noch recht breitgetreten wird, bewegt sich die Wahl­agitation in Nordamerika! Erklärlicherweise ge­deiht in ihm die Wucherpffanze der Beleidigungs­prozesse ganz außerordentlich; gewöhnlich wer­den solche Prozeffe, wenn die Wahl vorüber ist, niedergeschlagen, und alle, Beleidiger wie Be­leidigte, gelten dann wieder als Ehrenmänner.

Neben den rein menschlichen Fehlern der Kandidaten spielen selbstverständlich ihre bürger­lichen und amtlichen Vergehen eine große Rolle. Mit einem Raffinement, wie man es sonst nur bei amerikanischen Zeitungsreklamen findet, wird die Mücke^ zum Elefanten gemacht, Versehen und Unregelmäßigkeiten, wie sie in der Schwäche der Menschlichen Natur allgemein begründet find, zu unerhörten Verbrechen und Ungesetzlichkeiten um­gestempelt.

Die demokratische Partei macht die äußer­sten Anstrengungen, um diesmal den Sitz zu erringen. Die Deutschen in Amerika werden wohl sämtlich für Cleveland stimmen; der be­kannte Senator Karl Schurz wirkt thatkräftig in diesem Sinne; viele andere, die bisher für die republikanische Partei gestimmt haben, wer­den diesmal für Clevelaud votieren, da Blainc,

der republikanische Kandidat, sich selbst bei sei­nen Parteigenossen keiner großen Beliebtheit erfreut.

Im Oktober findet im Staate Ohio, in welchem zuletzt die Mehrheit republikanisch war, eine Staatswahl statt, die allgemein als die Generalprobe zur Präsidentenwahl betrachtet wird. In diesen Staat werfen beide Pari eien jetzt ihre gewaltigsten Agitatoren, ihre belieb­testen Redner, die unerschöpflichen Wahlfonds. Hier wird in Wahrheit die Präsidentenwahl schon zum Teil entschieden werden, denn wie immer dos Resultat auch sein wöge, es wird von maßgebendem Einfluß auf die Stimmen aller derer sein, welche gern auf der Seite des Sieges stehen, und sich demnach auf diese Seite schlagen. In diesem Momente sieht es aus, als ob die Aussichten der Demokraten sehr günstige sind. Ergibt der Staat Ohio im Okt. auch nur eine geringere republikanische Majori- tät als bisher, so darf man bei der Präsiden­tenwahl den Sieg der Demokraten als gewiß betrachten.

LMdessüchrichkll.

Stuttgart, 26. Sept. Seine Majestät der König haben Sich heute nachmittag in Be­gleitung des Generaladjutanten Generals der Infanterie Freiherrn v. Spitzemberg nach Cann­statt begeben und daselbst zunächst die neuen Anlagen auf dem Sulzer Rain in Augenschein genommen. Sodann sind HöchstDieselben auf den Wasen gefahren und haben die anläßlich des landwirtschaftlichen Festes stattfindende Viehaus­stellung in den besonders dazu errichteten Ge­bäulichkeiten besichtigt, woselbst sich auch der Staatsminister des Innern von Hölder, der Präsident der Zentralstelle für die Landwirt­schaft von Werner und die Mitglieder der Prä- miirungskommission zum Empfang und zur Füh­rung Seiner Majestät eingesunden hatten.

* Stuttgarr, 26. Sept. Die Verhandlung gegen den des Raubmords an dem Pfandleiher Reinhardt verdächtigen Schriftsetzer und Kut­scher Detrling findet am 3./4. Oktober vor dem hiesigen Schwurgericht statt. Vom Umfang der Untersuchung dürfte der Umstand zeugen, daß die Ladung von 35 Zeugen erforderlich ward. Als Offizial-Verteidiger wurde R.-A. Becher bestimmt.

* Cannstatt, 27. Sept. Das diesjährige Volksfest war durch die Witterung außeror­dentlich begünstigt und gestaltete sich zu einem der lebhaftesten Feste, die jemals auf demWasen" begangen worden sind. Viel trug dazu, neben dem ausgezeichneten Herbstwetter, der Umstand bei, daß der Landwirt auf ein gesegnetes Jahr zurückblickt, und daß der Weingärtner auf einen nach Quantität wie nach Qualität befriedigen­den Heilst rechnen darf. So waren denn die Hauptteilnehmer an dem landwirtschaftlichen Zen- tralfest in der besten Stimmung, und von früh an ergossen sich Ströme von heiteren Gästen aus den überfüllten Etsenbahnzügen auf den Festplatz und besahen sich die landwirtschaftliche Haupt- trtbüne, welche durch ihre schönen Proportionen, ihre erfindungsreiche und geschmackvolle Deko­ration, mit allen Reizen der Flora und Pomona geschmückt, stets aufs neue zur Bewunderung auf­fordert.

Bei dem Wettrennen (am SamsLag) gingen um den ersten Preis (400 M. Galoppreiten für Württ. Landwirte und von solchen geritten in ländlicher Tracht auf selbstgezüchteten und in der Landwirtschaft verwendeten Pferden) statt der angemeldeten 6 Pferde nicht weniger als zwölf. Die Braunstute des Fr. Schiller von Plochingen blieb Siegerin und brachte ihrem

Herrn 200 M. ein. Den 2. Preis (100 M.) bekam Rentschler von Schöckingen, den 3. (75 M.) Flaig von Sindelfingen. Mit dem 4. Preis (25 M.) mußte sich dieses mal die Fuchsstute des Hirschwirts Strobel von Wangen, die schon seit mehreren Jahren als Siegerin aus dem Bauern Rennen hervorgegangen, begnügen. Bei dem zweiten Rennen (800 M. Flachrennen für Pferde aller Länder im Besitz von Württember- gern) gewann den ersten Pr :is Rittmeister Frhr. v. Röder mit demPoor David"; den zweiten (200 M.) Lieutenant Etzel mitQuodlibet."

Neben dev preisgekrönten Tieren wurden auch musterhafte Tiere aus Königlichem und staat­lichem Besitz vorgeführt, und zwar Pferde aus dem Königlichen Privatgestüt und aus dem Kgl. Landgestüt, und Rindvieh von der Kgl. Meierei Weil und von den Ställen des Instituts Hohen­heim. Das preisgekrönte Vieh war am Sams- tag für die allgemeine Besichtigung ausgestellt in einem in der Nähe des Festplatzes erbauten praktisch eingerichteten großen Holzbarakenstalle. Die Ausstellung zog zahlreiche Besucher aus den Kreisen der Landwirte an. Es waren nur aus­gezeichnete Tiere zu sehen, und man konnte sich überzeugen, daß die württembergische Viehzucht auf einer hohen Stufe steht. (Bemerkt zu werden verdient, daß von den an der Viehausstellung verliehenen Preisen auch einige in den Bezirk Nagold fielen und zwar erhielt: 1) den 24. Preis mit M. 150 für eine Stute: Gottlob Wid maier von Wildberg; 2) den zweiten Preis mit M. 60 für einen Eber: Keck, Gott­lob, Bierbrauer von Warth). Sehr reichhaltig war auch die Ausstellung von landwirtschaft­lichen Maschinen und Geräten und die Ausstel­lung von Obst und Trauben, wozu namentlich die Weinsberger Weinbauschule, das Institut Hohenheim und die Brüssel'sche Gutsverwaltung in Heutingsheim beigetragen hatten.

Die Einrichtung der Buden beim Volks­fest weist dieses Jahr große Fortschritte auf. Noch nie waren so komfortabel eingerichtete Wirt­schaften da, wie Heuer.

Reutlingen, 27. Septbr. Von einer größeren Anzahl Wähler aus allen Kreisen der Bürgerschaft, welche sich gestern abend zu einer Besprechung im Saale des Gasthofs zum Lamm vereinigt hatten, wurde Herr Gemeinderat Rechts­anwalt Baur einstimmig als Kandidat für die am 7. Oktober stattfindende Abgeordnetenwahl auf­gestellt, derselbe hat die Kandidatur angenommen.

* Scharfrichter Schwach ausOehringen, welcher letzten Dienstag in Metz die Hinrichtung an dem Raubmörder Sonnenschein vollzogen hat, wurde durch diese, wie derFr. Ztg." von Metz gemeldet wird, so angegriffen, daß er dort noch jetzt krank darniederliegt.

* (Mondfinsternis.) Eine totale Mondfinster­nis findet am Samstag den 4. Oktober statt. Der Anfang derselben ist um 8 Uhr 50 Min. abends, der Anfang der gänzlichen Verdunkelung um 9 Uhr 50 Min., die Mitte um 10 Mr 37 Min., das Ende der gänzlichen Verdunkelung um 11 Uhr 23 Min., das Ende überhaupt 23 Min. nach Mitternacht.

* In Heilbronn herrscht dermalen eine Art stillenBroLkrawalls". Es ist im Werke, eine Brotfabrik auf Aktien zu gründen, um die Brotpreise zu drücken. Die Bäcker sagen hin­gegen: das Getreide ist allerdings billig, aber das Mehl ist teuer, also können wir nicht billi­ger backen. In der gestrigenN.Ztg." veröffent­licht das Stadtpolizeiamt die bet sämtlichen Bäckermeistern der Stadt erfragten Brotpreise, welche allerdings starke Differenzen ergaben. Der Preis für 3 Kilo Schwarzbrot variirt zwi-