Eßlingen 1000 Mark gestohlen. Dem bis jetzt noch unermttlelten Dieb scheint das Gewissen keine Rnhe gelassen zu haben, denn am Dienstag früh ist die gestohlene Summe im Souterrain des Hauses wieder gefunden worden.
Deutsches Reich.
JmMünchener Hofbräuhaus, das einige Zeit geschloffen war, öffneten sich am Montag die Pforten wieder und bald füllten sich auch sämtliche Räume in gewohnter Weise, um dem neuen Stoff der Sudperiode 1884/85 alle Ehre widerfahren zu lassen. Der Konsum am Montag betrug ca. 100 Hektol.
Augsburg. Wie die „Abend-Ztg." von zuverlässiger Seite erfährt, sind nunmehr im Bezirke des hiesigen Landgerichts allein 42 Bierbrauer wegen „Bierpantscherei" in Untersuchung gezogen worden. Wenn das so fortgeht, wird der gute Ruf des „bayrischen Biers" bald in das Gegenteil umgeschlagen sein.
(Dementi.) Die kürzlich durch die Blätter gegangene Nachricht, es seien zwei Landwehrleute. weil sie sich auf dem Leipziger Bahnhof geweigert, in einem Gütertransportwagen sich nach Torgau befördern zu lassen, und auf telegraphischem Wege sich beschwerdeführend an den Kaiser gewandt hätten, je zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt worden, beruht, wie das „Leipz. Tgbl." mitteilt, auf müßiger Erfindung. Die Untersuchung gegen die betreffenden Wehrleute schwebt noch und ist daher,auch das Urteil noch nicht verkündet.
(Folgende lustige Dorfgeschichte) finden wir in der Dorfzettung: In der Nachbarschaft von Sondershausen erhielt vor einigen Tagen ein Arbeitsmann von einer Dame den Befehl, 200 Verlobungsanzeigen zur Post zu besorgen. Die Couverts waren offen und mit Dreipfennigmarken beklebt. Die Rückkehr des Boten dauerte lange. Darüber zur Rede gestellt, erwiderte der Mann: „Ja. Fräulein, ich habe eine schreckliche Arbeit gehabt. Sie hatten ja nicht einen Brief zugeklebt, und das war keine Kleinigkeit, so viele male zu lecken, mich thut das Maul immer noch weh." Die Post machte ein gutes Geschäft dabei; denn jedes zugeklebie Couvert brachte ihr natürlich 17 Pfennig Strafporto.
Gera. Der Sohn eines Schloffermeisters spielte dieser Tage mit einer kleinen metallenen Kinderkanone, die er nur mit etwas Pulver geladen glaubte. Um das Zündloch zu reinigen, stochert er mit einem Eisendraht an demselben herum. Das kleine Spielzeug entladet sich und der lebensfrische, 13jähr. Knabe sinkt von einem kleinen Geschoß (grobes Schrotkorn) mitten ins Herz getroffen tot nieder. Eine neue Mahnung für Eltern, mit Ueberlieferung solcher Spielzeugwaffen an Kinder vorsichtig zu sein.
Görlitz. Am 18. d. verunglückte der Schaffner Maschinski auf der Strecke zwischen Radeburg und Arnsdorf. Er richtete sich auf seinem Sitze oberhalb des Waggons auf, um die Zugleine in die richtige Laae zu bringen,
und übersah dabei, daß der Zug gerade unter einer Brücke hindurch zu passieren hatte. Maschinski wurde mit dem Kopfe so heftig an die eisernen Brückenträger geschleudert, daß er sofort tot vom Wagen fiel. Der Schädel war gänzlich zerschmettert.
Koswig. Die Tochter eines hiesigen Einwohners wurde in ihrem Zimmer plötzlich von einigen Wespen belästigt; als sie nach diesen schlug, traf sie gegen die niedrige Zimmerdecke, wo sich der Putz ablöste; dadurch wurde ein sehr stark besetztes Wespennest bloßgelegt, zu dem die Wespen sonst den Eingang vom Dache genommen hatten. Jetzt stürmten die gestörten Tiere in Hellen Haufen durch das ganze Haus, so daß alles hinausflüchtete, und das Haus erst durch mehrstündige energische Schwefelräucherung von den lästigen Insekten gesäubert werden mußte.
Ausland.
Am Samstag wurde der Bankier Redlich in Wien wegen Betrugs zu sechs Jahren schweren Kerkers verurteilt. Ec büßt damit ein in Saus und Braus verlebtes Jahr, in welchem er für zehn Millionen Gulden Kreditaktien in den Bereich seines gewissenlosen Börsenspiels zog und mehrere vertrauensselige Personen in die Lage brachte, den Verlust ihres Vermögens betrauern zu müssen. Für diesen Betrüger existiert auch schwerlich ein weniger paffender Name als „Redlich".
Neapel, 23. Sept. Die offizielle Statistik zählt nunmehr 5000 Tote, von denen 700 begraben wurden, ohne daß ihre Identität hätte festgestellt werden können. Man har auf dem Kirchhof die Entdeckung gemacht, daß Lebende begraben worden sind.
Eine Versammlung der unbeschäftigten Arbeiter in Lyon, die von 10000 Arbeitern be- fucht wurde, schickte eine Deputation an den Bürgermeister, und da dessen Antwort nicht zufriedenstellend erschien, ein Telegramm an den Conseilsprästdenten Ferry mit der Bitte, die Lyoner Verwaltung aufzufordern, unverzüglich den unbeschäftigten Arbeitern, wie der Bürgermeister versprochen, die Werkstätten zu eröffnen. Die versammelten Arbeiter zogen ruhig auseinander. Ferry antwortete umgehend durch den Telegraphen: er könne sich nicht in die Frage einmischen, deren Entscheidung der Lyoner Gemeindeverwaltung zustehe, und er übergebe daher das Gesuch dem Minister des Innern. Die Not in Lyon hat infolge der Cholera und der Quarantäne in letzter Zeit sehr zugenommen. Die Arbeiter-Kommission beziffert die Zahl der Arbeitslosen auf 25,000, darunter 6,000 Setdenfärbec, 10,000 Seidenweber und 9,000 Metallarbeiter. Mehrere der gefährlichsten Agitatoren haben sich nach Lyon begeben, um die Bewegung zu schüren. Die Regierung soll, wie es heißt, befürchten, daß auch in anderen Städten, wo Tausende von Arbeitern brodlos sind. Manifestationen veranstaltet werden, und
Gebäude 2419 Millionen M., Verkehrsmittel 421 Millionen, bewegliche Güter 2432 Millionen, Forderungen an das Ausland 560 Millionen, zusammen 9007 Millionen. Das gesamte Einkommen beträgt aus Ackerbau und Viehzucht 241 Millionen M., aus der gesamten Landwirtschaft 2435 Millonen M., aus der Forstwirtschaft 29 Millionen M., aus Torf- und Bergbau 79 Millionen M. Das Einkommen, welches durch stoffverarbreitende Gewerbe und Handel erworben wird, beträgt ca. 275 Millionen, die Verkehrsanstalten 23 Millionen, aus persönlichen Dienstleistungen 19 Millionen, aus dem Zivildienst und den freien Berufsarten 39 Millionen. Im Ganzen beträgt die Gesamtsumme des Volkseinkommens 702 Millionen M.
Stuttgart, 24. Sept. Die am Sonntag aus den Manövern heimgekehrte hiesige Gar nison hat vorerst die Barackenlager bei Degerloch und Riedenburg wieder bezogen.
Cannstatt, 24. Sept. Aus sicherer Quelle erhält die E. Z. die Nachricht, daß I. Maj. der König und die Königin heute Mittwoch mittag zwischen 11 und 1 Uhr von Friedrichshofen her mittelst Extrazugs hier durchpassteren werden, um sich nach Stuttgart zu begeben, und am Samstag dem landwirtschaftlichen Hauptfest in Cannstatt anzuwohnen. Es ist diese Nachricht jedenfalls geeignet, alle umlaufenden Gerüchte von ernstlichem Unwohlsein des Königs auf's gründlichste zu widerlegen und mit uns wird jeder gute Württemberger sich freuen, seinen Landesvater an der Seite der Königin auf dem Volksfest begrüßen zu dürfen, da man sich ohne die Teilnahme des Königs das landwirtschaftliche Haupt- Fest nicht denken kann.
Friedrichshafen, 24. Sept. Ihre Majestäten der König uud die Königin haben heute früh 8^ Uhr nebst Gefolge Friedrichs- Hafen mittelst Extrazuges verlassen und werden Mittags 1 Uhr in Stuttgart eintreffen.
Die städtischen Behörden in Biber ach haben beschlossen, daß daselbst der Jugend bis zum zurückgelegten 16. Lebensjahr der Besuch des Wirtshauses und der Tanz-Belustigungen strengstens verboten sei.
(Verschiedenes.) Zwei Italiener bekamen Dienstag abend in Berg bet Stuttgart Streit mit einander, wobei der eine, der 18jähr. Musiker Francisco Pelose aus der Provinz Neapel, in den Rücken gestochen wurde, so daß die Messerklinge fingerslang stecken blieb und vom Arzt herausgezogen werden mußte. Der Thäter flüchtete sich in die Anlagen und kletterte, da er von Polizei und Landjägern verfolgt wurde, auf einen Tannenbaum, wurde aber alsbald herabgeholt und verhaftet. —In Unterurbach verunglückte ein junger Knecht des dortigen Mühlebesttzers dadurch, daß er sich auf die Deichsel des schweren Mehlwagens setzte, dort einschlief und herunterfiel. Der Wagen ging über ihn und erdrückte ihn vollständig. — Am letzten Montag wurden einem Arbeiter in
Des Weinwirts Höchterlein.
Originalerzählung von Rich. Bachmann.
(Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.)
„Ich danke, Herr", versetzte Martin und schob SteffenS Hand zurück, „was ich gethan, hielt ich für meine Pflicht und nicht für schnödes Geld schlug ich mein Leben in die Schanze. Wollt Ihr bei diesem Unglück mit Eurem Gelde Hilfe leisten, so laßt diese Aermste Eurer Mild- thätigkeit empfohlen sein." Dabei deutete er auf das Mädchen, dessen lichte Flechte aus der Flucht über die brennende Treppe, fast ganz ver sengt waren und nun, wie zu Pulver gerieben, von ihren Schultern stiebten.
„Dazu erkläre ich mich außerdem gern bereit," erwiderte Steffens eindringlich, „doch was veranlaßt Euch, mich so kurzer Hand abzuweisen? Ihr habt bet Eurer Kühnheit doch ganz beträchtlichen Schaden davon getragen. Eure Kleider sind ja fast buchstäblich am Leibe verbrannt und soll dies — nehmt's nur — eine kleine Beisteuer für den Ersatz sein."
„Nichts mehr davon, Herr Steffens, durch das Gelingen meiner Rettungsversuche bin ich überreich belohnt und was mein versengt Gewand betrifft, so Hab' ich noch gesunde Arme, die werden bald ersetzen, was ich dabet verlor." Ehe Steffens noch einen Laut erwidern konnte, war Martin aus seiner Nähe verschwunden. —
Mit finsteren unheimlichen Blicken verfolgte Steffens die Thätig- keit der Rettungsmannschaften, ohne selbst Lust zu zeigen, sich bei diesen Anstrengungen zu beteiligen.
Die oberen Teile der Hauptfronte des brennenden Hauses drohten herabzustürzen, da die Verbindung des Gebälks von den Flammen zer
stört war. Mit vieler Mühe versuchte man mittels großer Hacken und Stangen die wankende Wand hinein auf den Feuerheerd zu stoßen, da- mit bei einem, sonst leicht möglichen Einsturz auf die enge Straße das gegenüberliegende Schiffhaus nicht in Gefahr kommen sollte.
Martin stand nicht müßig. Mit fabelhafter Gewandheit hatte er bereits einen riesigen Hacken in die Höhe gerichtet und nach einigen furchtbaren Stößen vereinter Kräfte, wankte der größte Teil des Oberbaues, dann begrub er im Sturze die Hellen Flammen mit Schutt und qualmendem Staub. Einen Moment später fielen die übrigen Reste im jähen Bogen herab auf die Straße, glücklicherweise ohne jemand zu verletzen. Allein die hohe Ecksäule bäumte sich quer über die Straße und schlug laut klirrend die Fenster oben in Peter Scharffenbergs Wohnzimmer in Trümmer. Durch den am oberen Ende brennenden Balken wurde das Feuer auf das Schiffhaus übertragen.
Neuer Schrecken und Entsetzen verbreitete sich unter dem Volke. Mit Windeseile jagte Martin die Treppe hinauf. Einige Eimer Wasser zur Hand, trat er in das Zimmer, wo Leni und Frau Kathrine fast leblos vor Schrecken, sich in die nächst der Thür gelegene Ecke geflüchtet hatten.
Den Balken zu löschen, die bereits brennenden Gardinen hinab auf die Straße schleudern und dann unter Anwendung aller Leibeskräfte die Säule, an der unten unzählige Hände rückwärts zogen, zum Fenster wieder hinauszuschieben, war das Werk eines Augenblicks u. die Gefahr war schon vorüber, noch ehe Peter Scharffenberg, der am ganzen Leibe zitternd, Martin in das Zimmer gefolgt war, auf einen Sessel niedersank.
„Ein schrecklicher Tag", stöhnte er und blickte starr auf Weib und Kind, die sprachlos vor ihm saßen.
„Gewiß, Meister Scharffenberg, Ihr habt recht gesprochen, es ist