Man abonniert bei allen Poststellen und Landpostboten; in Altensteig bei der Expedition
Inserate find immer vom besten Erfolge be- gleiret und wird die Ein- rückungsgebühr stets auf das Billigste berechnet.
Verwendbare Beiträge «erden dankbar angenommen und angemessen honorier:.
en LMneil.
Intelligenz- L Anzeige-Matt
Von der öderen Nagold.
Dieser Blast e!iö>e,ir wöchemlich dreimal uni- zwar: Dienstag, Donnerstag und Samstag.
Der Monnew emspreis betrag: pro Viertelte'r: in AUensteig 90 Pf.
-m OA.-B-zirk 85 Pf.
austerha^b 1 M.
Inleratenaufgabe späte
stens m-rg. 10 ilbr a» Tage vor dem jeweiligen Erscheinen.
Hlr. 114.
Attmsteig, Samstag dm 27. September.
1884
Beim bevorstehenden Quartalwechsel bitten wir besonders unsere auswärtigen Abonnenten die Erneuerung des Abonnements im eigenen Interesse thun- lichst frühzeitig beim Postamte oder den Postboten anmelden zu wollen, damit der regelmäßige Empfang keine Unterbrechung erleide.
Verehrliche Handels- und Gewerbetreibende bitten wir um gefällige Beachtung unserer Einladung im Inseratenteile.
Altensteig. Die Expedition
des Bl. „Aus den Tannen*.
Ueb ertragen: Die Kollaboratorsstelle an der Realschule in Wildbad dem Kollaborator Offner in Altensteig.
Tagespolitik.
— Der »Reichsanzeiger* meldet aus Benrath : Auf die im Namen von etwa 75 Prozent aller industriellen Arbeiter des Landkreises Düsseldorf von drei Arbeitern respektive Meistern überreichte Adresse mit 3123 Unterschriften, welche für das große Wohlwollen und die ernste landesväterliche Fürsorge dankt, von welcher das durch des Kaisers per'önliches Einschreiten in's Leben gerufene Kraukenkasscn- Gesetz und das Unfallgesetz einen glänzenden Beweis geben, erwiderte der Kaiser, sichtlich freudig bewegt, etwa folgendes: Es sei ihm nicht immer vergönnt, Dank zu ernten für seine Bestrebungen zum Wohle des Volkes, umsomehr freue es ihn, heute solchem Danke zu begegnen, aus einem Staude, dem er in gegenwärtiger Zeit seine ganz besondere Fürsorge widme, für dessen Wohl durch die Gesetzgebung schon Wichtiges geschehen sei. Er freue sich auch, daß man anscheinend mit dem eingefchlagenen Weg zufrieden sei; Allen könne auch er freilich es nicht recht machen.
— Der Wahlaufruf der deutschen Reichspartei (Freikonservativen) ist erschienen. Derselbe spricht sich energisch für die Stärkung und Förderung der Mittelparteien aus. betont die Fortsetzung der Sozialreform, von welcher die Aufhebung des Ausnahmegesetzes gegen die Sozialdemokratie zu erhoffen sei, spricht sich für ungeschwächre Erhaltung unserer Wehrkraft aus, plaidirt für die Erhaltung eines kräftigen Bauern- und Handwerkerstandes, für Festhalten an der Zollpolitik von 1879, für die Kolonialpolitik und Dampfersubventionen sowie für höhere Besteuerung geistiger Getränke und der Börse, unter Berücksichtigung dieser Erwerbszweige.
— Kaiser Wilhelm hat die an ihn ergangene Einladung zur Feier der goldenen Hochzeit des Fürsten und der Fürstin von Hohenzollern, welche am 21. Oktober stattfindet, angenommen und sein Erscheinen aus Schloß Sigmaringen zu diesem Feste zugesagt.
— Der »deutsche Kolonialverein* hielt am Sonntag in Eisenach eine Generalversammlung ab. Unter den Anwesenden befanden sich: Lüderitz (Bremen), Wörmann, Dr. Jantzen, Kaufmann Thormählen, Brohm (Faktorei Bageida), Ahlers (Samoa-Gesellschaft), Rohlfs, Paulus (Syrische Templerkolonie), v. Eyl (Südbrasilien) , Oberbürgermeister v. Miquel, v. Bennigsen. Es wurden zwei Resolutionen angenommen, deren eine das Eintreten des Reichs für Westasrika freudig begrüßt, während die
andere die Notwendigkeit der Dampfersubventtonen betont.
— Die dem deutschen Kolonialverein an- gehörenden Herren Dr. Peters, Graf Pfeil, Dr. Jülcke und Otto werden sich mit nächster Schiffs- gelegenheit nach Zanzibar an der ostafrikanischen Küste begeben, «m dort Gebietserwerbungen vorzvnehmen.
— Seitens der Reichspostverwaltung ist das Briefporto nach Angra Pcquena und den deutschen Besitzungen in Westafrika, wohin die Wörmann'chen Dampfer benutzt werden sollen, auf 20 Pfennige festgesetzt und sind dadurch die Niederlassungen in das Gebiet des Weltpost« Vereins gezogen worden.
- Der katholische Adel Westfalens hatte beabsichtigt, dem Kaiser bei seinem Aufenthalte in Münster eine Adresse zu überreichen, in welcher, wie die »Germania* schreibt, »nach biederer Wcstfalenart die Wünsche der Katholiken jener Provinz, in religiös-kirchlicher Hinsicht nicht verschwiegen" waren. Der Kaiser hat die Entgegennahme dieser Adresse abgelehnt.
— Auf Grund des Sozialistengesetzes sind bisher insgesamt 800 Verbote von Druckschriften erfolgt.
— Der von der Westküste von Afrika am 18. ds. in Liverpool angekommene Post- Kämpfer »Malabar" überbringt die Meldung, daß die Deutschen den an die Kolonie der Gold käste grenzenden Hafen Bay Beach annektiert haben. Einer der Könige von Kamerun sei, weil er den Deutschen gestattete, die Stadt zu annektieren, von den Eingeborenen gebunden und gepeitscht worden.
— Im böhmischen Landtage begründete vorgestern Herbst in glänzender Rede seinen Antrag auf nationale Abgrenzung der Bezirke und beantragte die Zuweisung an eine besondere Kommission. Graf Clam beantragte eine Zuweisung an den Gemeinde-Ausschuß, da weitergehende Ziele, die in den Antrag hineingelegt werden sollen, abgelehnt werden müssen. Trojan erklärte, die Czechen werden nie die Zerreißung Böhmens oder eine Verletzung seiner verbrieften Rechte zulassen. Der Antrag Clam's wurde gegen die Stimmen der Deutschen angenommen.
— Die Unruhen in Kroatien, welche gelegentlich der Wahlen ausbrachen, sind nicht ohne Folgen geblieben. In Agram ist der kleine Belagerungszustand erklärt worden, weil Bürger, welche für die Regierungskandidaten gestimmt haben, insultiert wurden. Das Organ Starcevics ,Sloboda' ist unterdrückt worden, der Redakteur desselben verhaftet. Nach Zengg sind wegen Ruhestörungen ein Regierungskommissar und Militärabteilungen entsendet worden.
— Die Generalrats-(Gemeinde-)Wahlen in Spanien sind diesmal nicht so regierungsfreundlich ausgefallen, als man erfahrungsgemäß annehmen konnte. Die liberale Opposition, sowie die republikanische Partei haben trotz der Wahlbeeinflussung seitens der Behörden und der Enthaltung von zwei Dritteln der Wähler eine Menge Sitze behauptet. Die Karlisten, welche in diesem Augenblicke wieder eine lebhafte Agitation im Norden unterhalten, haben in den baskischen Landen und im Katalonischen gesiegt.
Lallvesuachrichten.
Stuttgart, 23. Sept. Der neue dem Landtage zugehende Gesetzentwurf, betr. die Besteuerung des innerhalb Württembergs erzeugten Branntweins, verdankt, wie wir hören, seine Einbringung sowohl der Erwägung, daß der Branntwein in unserem Lande viel zu gering
besteuert ist, als auch dem Umstande, daß man durch die Besteuerung dem bedenklich überhand nehmenden Branntweingenuß steuern will. Das Gesetz soll also neben der finanziellen auch eine sittliche Wirkung ausüben. Was die finanzielle Seite anbelangt, so wird nach dem Gesetze vom 21. Aug. 1865 nur derjenige im Jnlande bereitete Branntwein von einer Steuer betroffen, bei dem Malz zur Verwendung kommt. Die Kleinverkaufssteuer mitgereünet, bezog der Staat nach dem Ausweise des letzten Jahres nur eine Brutto-Einnahme von 510 860 M. aus dem Branntwein. Das ist gegenüber der Belastung des Branntweins in anderen deutschen Ländern eine sehr geringe Summe. Durch eine höhere Besteuerung hofft man aber auch dem überhand nehmenden Branntweingenuß, dem durch die Billigkeit des Schnapses Vorschub geleistet wird, steuern zu können. Es ist erwiesen, daß in' Baden fabrizierter Branntwein bei uns mit 18 Pfg. per Liter verkauft wird, also billiger ist als Bier, wodurch der überhand nehmende Genuß des Fusels eine Erklärung findet. Das neue Branntwcingesetz wird natürlich auch zur Folge haben, daß in den Uebergängssteuersätzen eine entsprechende Aenderung eintritt, solche billige Fusel also gar nicht mehr zu uns hereinkommen können, was den inländischen Brennereien wieder zu gute kommt. Was nun die Sätze der neuen Steuer anbelangt, so hören wir, daß dieselben sich denjenigen, die im Gebiete der norddeutschen Branntweinsteuergemeinschaft bestehen, voll und ganz anschließen werden, wobei natürlich den kleineren Brennereien entsprechende Erleichterungen gewährt werden, da wir in Württemberg es hauptsächlich mit kleineren Brennereien zu thun haben. Alles in allem wird sich die Notwendigkeit des neuen Gesetzes sowohl vom finanziellen (man hofft durch dasselbe ein Erträgnis von etwa einer Million zu erzielen) als vom sittlichen Standpunkt nicht wegleugnen lassen, wenn man darauf gefaßt sein darf, daß gewisse Kreise der Branntweinfabrikanten eine lebhafte Agitation gegen dasselbe ins Leben rufen werden. (Darüber in welcher Weise die neue Branntweinsteuer erhoben werden und inssondere, wie die mit derselben verbundene Kontrolle beschaffen sein wird, spricht sich der Artikel nicht aus. Bei dem im Aug. 1865 zur Aufhebung gelangten Branntweinsteuer-Gesetz von 1852 war es bekanntlich in erster Linie dessen äußerst kompliezierter und lästiger Kontrolle-Apparat, welcher zu dessen Aushebung führte. Die Red.)
Stuttgart, 23. Sept. In der Angelegenheit des Kanzleirats Firderer hört man: Das nunmehr endgilttg festgestellte Defizit, soweit das Kolb'sche Privatvermögen in Betracht kommt, beträgt 22,000 M., die für den Pflegling rettungslos verloren sind. Allein auch andere Pflegschaften wurden von dem Verstorbenen auf höchst nachlässige Weise geführt, und es ist gewiß nicht zu viel gesagt, wenn der Vermutung Raum gegeben wird, daß Firderer die kurz vor seinem Ende bei einem hiesigen Bankhaus entnommenen Papiere in Höhe von 4000 M., nachdem er sie umgesetzt, dazu benützte, um Unregelmäßigkeiten in seinen Pflegschaften verschwinden zu lassen. Daß auch das genannte Bankhaus sein Vertrauen schwer büßen muß, bedarf wohl kaum der Erwähnung.
Nach einer Berechnung des Finanzrais Dr. Schall über das Volksvermögen und Volkseinkommen Württembergs hat unser Land ein Gesamtaktiv-Vermögen 10646 Millionen M., welchem ein Passtvvermögen von 1640 Millionen M. gegenübersteht. Das reine Volks- Vermögen beträgt also 9 Milliarden M., davon kommen auf Grund und Boden 3174 Millionen,